Die analogen, schwarz-weißen Fotografien von Christian Roth „ergänzt“ der Illustrator Dave the Chimp durch Comicwesen. In der Galerie Affenfaust stellen sie gemeinsam aus.
Blass, mit dunklen Augenhöhlen und leicht geöffnetem Mund starrt der Vampirjunge in die Kamera. Vor ihm liegt ein illustrierter Vogel, dick, tot – ein Kreuz symbolisiert das rechte Auge, ein Kreuz das A-Loch. Zusammen wirken die Gestalten düster und comichaft-unterhaltsam zugleich. In den Werken von Fotograf Christian Roth sowie Maler und Zeichner Dave the Chimp werden analoge Medien kombiniert: Fotografie und Illustration. Nichts wird digital angefasst. Die schwarz-weißen Fotos bemalt Dave the Chimp nach der Entwicklung per Hand. Der Charme liegt in den kleinen Fehlern, die man sonst via Bildbearbeitungsprogramm ausbügeln würde. Make Mistakes, fordern die beiden Künstler deshalb in ihrer Schau, deren Vernissage am 14. Juni um 20 Uhr in der Galerie Affenfaust auf St. Pauli beginnt. Wen’s interessiert: Dave the Chimp und Christian Roth lernten sich vor über 20 Jahren beim Skaten kennen.
Je später die Stunde, desto kreativer die Menschen: Das können die Teilnehmer der ersten DIY-Nacht Hamburgs beweisen.
Ein schwarzes Loch im Kleiderschrank, das alle ungeliebten, kaputten und ausgeleierten Klamotten verschlingt – das wäre echt mal eine grandiose Erfindung. Gibt’s aber noch nicht. Deshalb stopft man die zu kleinen T-Shirts und zerscheuerten Hosen in die dunkelste Ecke der Kommode. Und wartet, bis sie in Vergessenheit geraten. Eine andere Möglichkeit wäre es, die alten Textilien in selbst gemachte Unikate zu verwandeln. Ideen dazu liefert die erste Do-it-yourself-Nacht, veranstaltet von der Mottenschutz-Marke Raid: In fünf Hamburger Ateliers und Nähschulen in Bahrenfeld, Altona und Eimsbüttel können sich die Teilnehmer nach vorheriger Anmeldung an verschiedenen DIY-Projekten ausprobieren. Diplom-Designerinnen und textile Künstlerinnen wie Imke Klattenhoff, Christiane Krüger und Jessica Hogrebe helfen beim Basteln von Schmuck, Bucheinbänden und Girlanden aus Stoffen, beim Nähen von Kissenbezügen und kleinen Täschchen oder beim Stricken, Häkeln und Origami-Falten. Genug Anregungen, um alten Klamotten neues Leben einzuhauchen. Dann braucht es vielleicht auch gar kein Mottenmittel.
Weiche Schale, harter Kern? Oder doch anders herum? Mit Havoc und Prodigy gibt sich ein herausragendes Duo des Ostküsten-Gangster-Rap die Ehre.
Mobb Deep zählten in den ausgehenden 1990er Jahren zum Frischesten, was normaler Hip-Hop (also jenseits von Underground-, Avantgarde- und Bizarro-Vögeln vom Schlage Company Flow, Anti-Pop Consortium und Sensational) noch zu bieten hatte. Noch heute schwärmen Fans vom unvergleichlichen Einsatz der Piano-Samples auf den Alben The Infamous und Hell on Earth und – obwohl man es hier, trotz allem Moll, mit Gangster-Hip-Hop zu tun hatte – einer bis dahin noch nicht gehörten Melancholie, die auf diesen Platten versprüht wurde. Wegen einer Haftstrafe und dem folgenden, Crew-internen Streit trennten sich im Jahr 2012 für kurze Zeit die Wege von Havoc und Prodigy. Doch das Duo riss sich zusammen, produzierte nach diversen Kollaborationen und Solo-Projekten wieder ein gemeinsames Album, das dem Titel nach an Mobb Deeps beste Zeit anknüpft (The Infamous Mobb Deep enthält aber auch damals unveröffentlichtes Material), und begibt sich nun damit sogar auf Europa-Tournee.
Text: Michele Avantario
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Ein ungewöhnlicher Stadtteilrundgang führt auf 13 verschiedenen Routen durch Altona und Ottensen – präsentiert vom Stadtmagazin SZENE HAMBURG.
Elf Millionen Klicks in nur zehn Tagen erhielt der Video-Clip Look Up des Briten Gary Turk auf YouTube. Darin erklärte er uns, dass wir unser Leben verpassen würden, wenn wir immer nur auf unser Handy- und andere Bildschirme stieren („Look up from your phone, shut down that display„). Das Junge Schauspielhaus dreht zusammen mit Stockholm Syndrom, einem Stadtteilrundgang der besonderen Art, den Spieß um: In Signs & Wunder werden die Besucher auf 13 verschiedenen Routen durch Altona und Ottensen geführt und treffen dort auf geheimnisvolle Menschen mit besonderen Fähigkeiten, die helfen, neue Dinge zu entdecken. Denn waren Handys nicht mal eigentlich dazu gedacht, dass man einander näherkommt, sich miteinander verbindet? Ausgangspunkt für den Stadtrundgang ist das Foyer der Baustelle des Jungen Schauspielhauses.
Text: Hanna Klimpe
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Mit einem Nachbarschaftsfestival zeigen Wilhelmsburg und Veddel, was sie musikalisch zu bieten haben. Das Programm ist so vielfältig wie der Stadtteil selbst.
An Straßenecken, auf Hinterhöfen, in Ateliers, in der mobilen Sauna, am Imbiss, im Energiebunker, vor Cafés und Restaurants, in der Buchhandlung, in Kirchen, auf Parkdecks, in privaten Wohnzimmern und in Schrebergärten: Vom 13. bis 15. Juni findet in Wilhelmsburg und auf der Veddel zum fünften Mal das Festival 48h Wilhelmsburg statt. Zur Bühne wird hier der Stadtteil selbst: Musikerinnen und Musiker jeder Kultur, aller Genres, Professionalisierungs- und Altersstufen, die auf den Hamburger Elbinseln wohnen oder arbeiten, bespielen hier die Orte ihres Alltags. In diesem Jahr sind über 160 Bands, Künstler, DJs und Ensembles an mehr als 80 Plätzen auf der Elbinsel zu sehen. Los geht’s am 13.6. um 18 Uhr in der Mengestraße mit einer feierlichen Eröffnung und einer musikalischen Vorschau auf die kommenden 48 Stunden. Das Programm ist dabei so vielfältig wie die Akteure selbst, die das Festival in den öffentlichen Planungsrunden gemeinschaftlich gestaltet haben. Gemeinsam ist dabei allen – neben ihrer Begeisterung für die Musik – auch die Freude an einer lebendigen und vielfältigen Nachbarschaftskultur. Dafür gab es in diesem Jahr eine besondere Anerkennung: den Hamburger Stadtteilkulturpreis 2014.
Text: Alissa Schrumpf
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Das Metropolis zeigt ein Werk des US-Underground-Filmers Jack Smith mit musikalischer Begleitung von Andy Giorbino und Katrin Achinger.
1962 dreht Jack Smith auf dem Dach eines Kinos an der Lower Eastside den Film Flaming Creatures. „Was auf den ersten Blick aussieht wie ein opulenter Revuefilm aus der Stummfilm-Ära, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als eine einzige Bilderorgie tanzender und schwankender Körper. Und mittendrin in diesem verbotenen Meisterwerk ist Mario Montez, noch nennt er sich Dolores Flores.“ (Frankfurter Rundschau, 02/2013). Im Rahmen der Themenreihe Flora@Labora – Pflanzen vor der Kamera zeigt das Metropolis-Kino nun Smiths Nachfolgewerk Normal Love in einer restaurierten Fassung. „Diesmal“, so die Ankündigung, „führt die Kamera in hedonistische Gartenparadiese, in der üppig blühende Landschaften die exotisch-phantastisch gekleideten Protagonisten zu rauschhaften Exzessen einladen.“ Musikalisch untermalt wird der Filmabend von zwei altgedienten Veteranen des Hamburger Punk- und New-Wave-Undergrounds, Andy Giorbino (Ex-Geisterfahrer u.a.) und Katrin Achinger (Ex-Kastrierte-Philosophen).
Bei wem Stichworte wie „Rudelgucken“ und „4.000 Stehplätze“ keine Übelkeit auslösen, der darf sich auf das WM-Quartier im Stadtpark freuen.
Über der Fußball-WM in Brasilien liegt ein Schatten. Die erneuten Korruptionsvorwürfe gegen die Fifa sind schuld. Und die Tatsache, dass so viele Brasilianer aus berechtigten Gründen gegen das Giga-Event im eigenen Land auf die Straße gehen. Viele Fußball-Fans fiebern dennoch dem Turnier entgegen, dem sportlichen Wettkampf, und das sei erlaubt. Rudelgucken ist da so ein Stichwort, bei dem die einen Brechreiz und die anderen vorfreudige Gänsehaut bekommen. Vielleicht sollte man auf ein Qualitätssiegel wie 11 Freunde vertrauen, wenn es um die Planung der WM-Abende vor der Leinwand geht. Seit 2004 begleitet das Magazin große Fußball-Events mit eigenen Veranstaltungen. Zur WM errichtet das 11 Freunde-Team im Hamburger Stadtpark auf den 8.500 Quadratmetern des Landhauses Walter und des Downtown Bluesclub ein WM-Quartierinklusive Beach-Areal und Biergarten. Auf Video-Leinwänden und TV-Bildschirmen werden alle Spiele drinnen und draußen übertragen, sonntags gibt es Open-Air-Frühschoppen und Tischkicker-Turniere sind auch geplant. Der Eintritt ist frei.
„Das Tagebuch muss raus aus der Schublade und rein ins Rampenlicht“, heißt es bei der Best-Of-Tagebuchlesung im Uebel & Gefährlich.
„Himmel, der Zug fährt langsam ab, Deine schöne Teeny-Zeit vergeht, ohne dass Du die Erfüllung und Zufriedenheit erfahren hast. Wenn Du erstmal 20 bist, ist es zu spät, da bist Du ja schon aus dem ganzen tollen Leben draußen!“
Mary, 17 Jahre, 10. März 1989
Was haben wir als pubertierende Heranwachsende für einen verdrehten Murks in unsere Tagebücher geschrieben? Was haben bloß die Hormone mit unseren Gehirnen gemacht? Oder ist das die wahre und unverdorbene Lyrik, die da mit krakeliger Handschrift und mit Herzchen verziert auf den rosafarbenen Seiten steht? Jeden letzten Donnerstag im Monat lesen mittlerweile erwachsene Menschen im Hamburger Aalhaus beim Diary Slam aus ihren Heiligtümern der Jugend. Der Zuschauer schwankt zwischen Fremdschämen, Rührung und Lachkrämpfen. Das Format wird drei Jahre alt – das ist Anlass für den zweiten Best of Diary Slam im Uebel & Gefährlich, bei dem sechs gefeierte Diary-Slammer aus Hamburg, Berlin und Stuttgart antreten, um den Titel des Champion 2014 einzuheimsen.
Drei Dokumentarfilme des DokArt-Programms behandeln die Stadt Detroit vom 12. bis 25. Juni im Metropolis. Thema ist unter anderem die „grüne“ Zukunft der Metropole.
Zuletzt lieferten die heruntergekommenen Fassaden Detroits einen pittoresken Hintergrund für die Vampir-Romanze Only Lovers Left Alive von Jim Jarmusch. Dass aber auch die krisengeschüttelte Autobauer-Metropole von einst durchaus noch am Leben ist, zeigen gleich drei Dokumentarfilme des DokArt-Programms. Dem beliebten „Ruin-Porn“ der fotogenen Endzeitkulisse setzen die Detroiter Filmemacherinnen Heidi Ewing und Rachel Grady in ihrer sehr persönlichen Sightseeing-Tour Detropia (12.6., Foto) eine dynamische Nischenkultur entgegen. Bilder eines individuellen Aufbruchs zeigt auch der Franzose Florent Tillon in Detroit Wild City (18.6.), während der Film Grown in Detroit (25.6.), in dem eine Landwirtschaftsschule für schwangere und alleinerziehende Teenager porträtiert wird, eine „grüne“ Zukunft der Stadt entwirft.
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Kulturschock? Ein moderner Heimatfilm aus Österreich mit Nora von Waldstätten in der Hauptrolle offenbart alte Familiengeheimnisse.
Beinahe erklärt schon der halbe Schuhschrank die ganze Frau: Sonja (Nora von Waldstätten) arbeitet als Schauspielerin in Berlin. Sie ist ambitioniert, wirkt zielstrebig und kontrolliert. Eines verheirateten Verehrers, mit dem sie eine für sie ganz unbedeutende Affäre hatte, weiß sie sich souverän zu entledigen. Sachlich und selbstbeherrscht nimmt sie es sogar hin, von seiner Ehefrau beschimpft und geohrfeigt zu werden. In Sonjas Schuhschrank steht neben den Stilettos auch ein Paar alter derber Wanderstiefel. Der österreichische Regisseur Götz Spielmann (Revanche) variiert in Oktober Novemberein altbekanntes, schon oft im Kino verhandeltes Thema: die Rückkehr einer erfolgreichen, weltläufigen Frau in die Enge ihrer dörflichen oder ländlichen Heimat. Denn nachdem ihr Vater (Peter Simonischek) einen schweren Herzanfall erlitten hat, reist auch Sonja zurück in das Alpental, aus dem sie stammt und wo ihre Schwester (Ursula Strauss) den väterlichen Gasthof am Leben erhält. In diesem Schwebezustand zwischen Leben und Tod sieht sich Sonja mit Fragen nach ihrer Herkunft und Identität konfrontiert.
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