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Drop the Beatz

Diese Nacht im Stellwerk wird eine Drum’n’Bass-Intensivkur mit Besuch aus Bremen und Österreich. Das Kollektiv feiert ja auch Einjähriges.

So ein Geburtstag soll was Besonderes sein. Größer, aufwendiger und noch schöner als andere Feiern. Und so gönnen sich die Organisatoren von Drop the Beatz zum Einjährigen ein Drum’n’Bass-Line-up der besonderen Art. Allen voran haben sie den Bremer Diaz Soto eingeladen. Der Künstler aus dem Hause Let it Roll hatte seinen ersten Auftritt bereits im Jahr 2002. Mittlerweile kann er mehr als 300 Gigs mit anderen Größen der Szene wie Andy C, Hype oder Marky vorweisen. Außerdem sind zwei Gäste aus dem warmen Süden eingeplant: BNR & Dub Flavour mit ihrem lyrischen Matador Jayruff, dem RC Germany Academy Winner 2013, kommen aus Österreich. Und wer darf im Stellwerk im Harburger Bahnhof natürlich auch nicht fehlen? Die Drop-the-Beatz-Crew selbst. Bass on und happy Birthday!

Text: Ole Masch

 

Bernie Madoff

Der zu 150 Jahren Knast verurteilte Börsenmakler in „Madoffs Traum“ erzählt reuelos über Fehlspekulation an der Wall Street –Theater auf der Waldbühne des Altonaer Volksparks.

„Ich bin kein Verbrecher. Ich bin einer der Gründerväter der neuen Ökonomie“, rechtfertigt sich der zu 150 Jahren Knast verurteilte Börsenmakler in der Novelle Madoffs Traum. Darin lässt die Krimiautorin und Wirtschaftshistorikerin Dominique Manotti den Wall-Street-Betrüger sein Leben resümieren, in dem er vor allem die Superreichen um ihr Geld gebracht hat. Der Schauspieler Bruno Bachem (Foto) von der Gastspieltruppe unser Theater wirft in seinem Monolog einen kritischen Blick auf den Turbokapitalismus und lässt Madoffs Denkweise lebendig werden. Ganz gegen das Prinzip einer Gewinnoptimierung ist diese Open-Air-Aufführung kostenfrei. Ein erhellendes Lehrstück über Profitmaximierung. Sitzkissen, Decke oder Stuhl bitte selbst mitbringen! Die Waldbühne des Altonaer Volksparks ist über den Parkplatz beim Bauernhaus und der Minigolfanlage zu erreichen.

 

„Wackelkontakt“

Das idyllische und doch so zentrale Fleckchen SternChance lädt zum 4/4 Takttanzschwungfest. Elektronische Musik zum „selber tanzen“.

Das Kulturhaus SternChance widmet sich allerhand fremdländischen Rhythmen, vor allem aus Afrika – Tanzkurse für die Traditionen aus Senegal, Mali, Guinea und Angola stehen auf der Angebotsliste für Erwachsene. Weniger Ambition wird an diesem Sonntag vonnöten sein, der simple Viervierteltakt steht im Mittelpunkt: elektronische Musik zum „selber tanzen“. Da dieser Takt gerade ist und am weitesten verbreitet, sollte dieses Angebot auch den letzten Tanzmuffel motivieren. So lässt der Name hoffen, entstehen beim Shaken, Wippen und Wackeln auch neue Kontakte. DJs und ein Live Act heizen sonntags ab 15 Uhr ein. Wer genau hier den Takt vorgibt, findet man aber erst vor Ort heraus. Das Event ist umsonst und draußen im Garten und auf der Außenbühne. Anständig sein und keine Fremdflaschen mitbringen, bittet der Veranstalter.

 

FaltyDL

Sonntags raven, als gäbe es keinen Montagmorgen mehr. Im Pudel hat das Tradition, hier tanzen eher zeitreiche Freigeister und weniger die braven Lohnsklaven.

Kompromisslos und düster, so gibt sich FaltyDL auf seiner Internetpräsenz. Schwarze Mäntel, schwarze Brillen, schwarze Scheiben vor schwarzem Hintergrund. Zu hören ist ein sauber gezimmertes drum and bass Brett, das mit Sicherheit auch den Goldenen Pudel Club verzieren wird. Der Typ ist ein detailfreudiger Tüftler aus Connecticut, der bereits vier Alben – unter anderem bei Ninja Tune – veröffentlicht hat, sein fünftes ist in der Mache. Vielleicht wird ja eines Tages auch seine Homepage upgedated. Hörtipp: das eingangs fast süßliche Do Me, mit der angesagten Mischung aus Humor und Apokalypse. Im Rahmen des Pudel-Sonntags mit: Musik Fetischisten Ohren Charakter (MFOC), an dem sonst auch gerne die Haus DJs Raf & Superdefekt kryptische Zimmereiarbeiten abliefern. Kryptisch ist auch, wie der Pudel Club informiert: Wahrscheinlich geht’s um 22 Uhr los und ja, wahrscheinlich kostet’s Eintritt.

Text: Georg Kühn

 

≈ [ungefähr gleich]

Der Kapitalismus stinkt! Im Thalia in der Gaußstraße stellt Jonas Hassen Khemiri fünf Lebensperspektiven aus den Rändern der Gesellschaft gegenüber.

Für sich annähernde Werte hat die Mathematik das Zeichen ≈ erfunden. Es bedeutet „ungefähr gleich“. Der Schwede Jonas Hassen Khemiri überträgt das Symbol auf gesellschaftliche Werte und stellt in seinem jüngsten Stück fünf Lebensperspektiven aus den Rändern der Gesellschaft gegeneinander: Peter ist obdachlos und braucht Geld. Andrej fürchtet, den Einstieg ins Berufsleben nie zu schaffen. Freja wurde aus der ökonomischen Gemeinschaft ausgestoßen. Martina sucht einen Ausweg aus dem Wirtschaftssystem und will als Selbstversorgerin leben. Ihr Lebensgefährte Mani will das System von Innen aushebeln. Gemeinsamer Nenner der Fünf ist das Hadern mit dem aktuellen Wirtschaftssystem. Eine Suche nach dem Weg zwischen Ablehnung, Auflehnung und Anpassung in der Gesellschaft nimmt ihren Lauf.

Die Regisseurin Anne Lenk bringt „≈ [ungefähr gleich]“ als deutsche Erstaufführung auf die Bühne des Thalia in der Gaußstraße.

 

Stadtrundfahrt mit Koffein

Cold dripped, sortenrein und heiß gefiltert – Kaffee ist „neues“ Trendgetränk. Diese Tour führt zu zwei Hamburger Stationen der Wertschöpfungskette.

Mit Sonia Vasquez und Rodolfo Peñalba von der kleinbäuerlichen Kaffeeorganisation Café Orgánico Marcala (COMSA) aus Honduras besuchen wir zwei Hamburger Stationen der Wertschöpfungskette im Kaffeehandel: die Direktimport-Rösterei Quijote Kaffee und das Kaffeehaus less political in der Sternschanze. Bei beiden Stationen gibt es Kaffee von COMSA! Ziel dieser mittelamerikanischen Kooperative ist nicht nur eine das Ökosystem schonende Produktionsweise, sondern auch ein besonderes Produkt herzustellen, das den Kaffeebauern und ihren Familien ein faires Auskommen ermöglicht. Von dieser Bohne wird gesagt, sie schmecke nach Pfirsich und wilden Brombeeren. Die Zeiten, als wir vor lauter Solidarität mit Guatemala Sodbrennen vom Dritteweltladen-Kaffee hatten, sind jedenfalls Geschichte.

 

Karl May

Vintage-Kino ohne Retro-Filter: In „Durchs wilde Kurdistan“ schießen sich Lex Barker, Ralf Wolter und Chris Howland heiter durch die Geschichte.

Wer kennt nicht Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar – zwei Helden, so glitzernd wie ein Dschingis-Khan-Titel. In Durchs wilde Kurdistan (1965) gelingt es den Jesiden – gerade wieder von trauriger Berühmtheit – dank der Genannten die Türken zu besiegen.

So einen Karl-May-Schinken im Kino zu schauen, hat etwas Entschleunigendes. Da schaut man den putzig kostümierten Darstellern dabei zu, wie sie durch die Wüste reiten. Vintage-Kino ohne Retro-Filter! Und man denkt daran, wie die eigenen Eltern mit Wollstrumpfhose im Baumhaus sitzend die literarischen Vorlagen verschlungen haben.

Der Autor Dr. Karl May (1842-1912) ist übrigens zu Lebzeiten weder gereist noch hat er tatsächlich promoviert. Das spielt für die abenteuerlichen Romane keine Rolle – im Gegenteil, man kann nur Respekt haben vor soviel innerem Reichtum und eleganter Chuzpe!

Text: Georg Kühn / Lena Frommeyer

 

Unknown Mortal Orchestra

Endlich wieder kredibler Pop mit Einflüssen vom psychedelischen Harrison bis zum funkigen Wonder, ein Tanzkonzert mit Kultpotenzial im Uebel & Gefährlich

Die 2010 gegründete Band Unknown Mortal Orchestra des Neuseeländers Ruban Nielson nahm den bereits klassischen Umweg übers Netz und war schon früh ein echter Kritikerliebling. Oft ist das Gift für die Verkaufszahlen, aber das aktuelle Album Multi-Love schaffte es spielend in die Top Ten der amerikanischen Indie-Charts und begeistert, wie seine Vorgänger mit einer eigensinnigem Mischung aus poppigen Hooklines, psychedelischem Soundkleid und zartmelancholischem Gesang. Nicht minder betörend, aber noch etwas elektronischer, klingt das Projekt des Finnen Jaakko Eino Kalevi, vom Deutschlandfunk als „Softpopper mit Hardrock-Hintergrund“ gelabelt. Er tourt mit den unbekannten Sterblichen.

Text: Georg Kühn

 

1.000 Zeichen

Jeden Tag 1.000 Zeichen Lesestoff in Form von Kurzgeschichten aus dem Leben. Die Macher des gleichnamigen Blogs lesen im Gruenspan.

Jeden Tag erscheint auf www.1000zeichen.de kurzweilige Lektüre für Bushaltestellen. Die Journalisten Lena Steeg und Sebastian Dalkowski wollten einen Ort schaffen, wo sie schreiben können, was sie wollen, sagt Steeg. „1.000 Zeichen, einmal am Tag, das ist bis heute die einzige Regel. Alles andere ist völlig frei“, erklärt die Gründerin, die auch für Neon und Galore schreibt, darin weiter.

Die Texte handeln also schlicht von allem, meistens aber von Beziehungen, Affären, Ehen, Müttern und Vätern. Sie sind Generationenromane oder Ich-Geschichten. Und obwohl es die Gründerin manchmal zur Weißglut getrieben habe, irgendwie klappt es am Ende immer mit der exakten Zeichenzahl.

Das Team bringt die täglichen Kurzgeschichten nun auf die Bühne des Gruenspan. Bei der Lesung kann man die Werke hören und muss nicht mehr selbst zu Smartphone und Tablet greifen. Der Eintritt wird den Clubkindern gespendet. Es lohnt sich also doppelt hinzugehen. Ach was, tausendfach!

Text: Andra Wöllert

 

Re.You

Fast wär er Profisportler geworden, aber Marius Maier beglückt heute lieber das Feiervolk mit synthetischem Techno – am Samstag in der Villa Nova.

DJ Premiers Skills waren es, die Marius Maier damals als Teenager fürs DJing begeisterten. Dabei wäre er unter anderen Umständen heute Profibasketballer und Tausende Nachtschwärmer auf der ganzen Welt wären nie in der Genuss seiner Sets gekommen. Eine schwere Knieverletzung beendete schon im Teenageralter seine bis dahin erfolgreiche Sportlerkarriere – und er konnte sich ganz dem Turntableism widmen. 2009 holt ihn sein Partner in Crime, Rampa, ins keinemusik-Kollektiv und der Live-Künstler wird zu Re.You und damit offiziell zum DJ.

Heute ist der Terminkalender voll, aber Gigs in Hamburg stehen drin. Da der sympathische Künstler bereits Anfang des Jahres mit seinem elektronischen Sound in der Villa Nova für exzessive Stimmung gesorgt hat, schreit das nach Wiederholung. Alle, die sein Set aus synthetischem Techno und melodischem House verpasst haben, können sich freuen.

Text: Andra Wöllert