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Samy Deluxe + Gäste

Das Konzert im Stadtpark ist ausverkauft, aber auch draußen kann man einen der besten Live-Rapper Deutschlands und seine Freunde genießen.

Wer im Interview von sich behauptet, besser als 99 Prozent seiner Rapperkollegen zu sein, der muss entweder wirklich gut sein oder sich seit Jahrzehnten im Game halten. Auf Samy Deluxe trifft beides zu und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sein Konzert zum 20. Bühnenjubiläum im Stadtpark am Samstag schon lange ausverkauft ist. Aber wer die Freilichtbühne kennt, der weiß, wie gut die Akustik auch außerhalb des Bezahlgeländes ist. Freunde schnappen, Bierchen besorgen und auf den Grünstreifen vor dem Zaun fläzen ist deshalb fast genauso gut wie drin sein. Musik ist schließlich zum Hören da! Wer die angekündigten Gäste genau sind, ist übrigens nicht bekannt. Wobei, man kennt ja die lange Liste von musikalischen Weggefährten, die sich bei den vielen Kollabos und Features das Mic in die Hand gegeben haben. Und wer trotzdem einen Blick auf die Künstler erhaschen will, dem sei die Aftershow-Party im Knust ans Herz gelegt. Das wird ein Hip-Hop-Fest!

Text: Andra Wöllert

 

Eröffnung Unterm Strich

Unter der Reeperbahn wird ein Club eröffnet, dessen Einnahmen als Spenden gegen soziale Probleme in Hamburg eingesetzt werden sollen.

Unterm Strich soll für alle offen sein, alle Mitarbeiter werden fair bezahlt, das Booking übernimmt der stadtbekannte DJ Davidé. Unterm Strich will ein kultureller Ort sein, in dem noch Wahnsinn erlaubt ist. Und das Beste: der Gewinn der Partynacht geht als Spende an Hamburger Projekte, die soziale Probleme in der Stadt bekämpfen. Unter Strich wird der erste Spendenclub Hamburgs. Wie das geht?

Unter den Beteiligten sind viele freiwillige Helfer. Hinter der Bar und an der Tür stehen Freunde und Unterstützer, die gleichzeitig jahrelang schon im Nachtleben tätig sind. Auch für Miete und Co. müssen die Clubkinder, ein gemeinnütziger Verein von Jannes Vahl und Joko Weykopf, die auch das Clubkonzept entwickelt haben, nicht aufkommen.

Dem Feiern und Trinken mit bestem Gewissen steht also nichts mehr im Wege, wenn sich am Freitag in den Kellerräumen der Reeperbahn 136 zum ersten Mal die Türen öffnen. Erwarten kann uns an den Wochenenden übrigens alles: Electro, Hip-Hop, Indie, Konzerte oder was der Kopf der beiden an Events sonst so ausbrütet. Unterm Strich ist der Laden also eine astreine Sache.

Text: Andra Wöllert

 

Goldenen Pavillon

Im neuen Ponton-Café Entenwerder1 in Rothenburgsort gibt’s nicht mehr länger „nur“ Kulinarik, sondern auch Kunst und Kultur.

Bereits von Weitem weisen die pinkfarbenen, im Wind flatternden Flaggen den Weg zum Entenwerder1, dem gastronomischen Part des Konzepts, seit Juli auf dem Ponton. Hier verköstigt man saisonale Speisen, am Wochenende gibt es Frühstück; Craft Beer und Kaffeespezialitäten immer. Fürs Koffein sorgen die Public Coffee Roasters, die seit jeher ihre Bohnen in Rothenburgsort rösten.

Ab September hält mit dem Goldenen Pavillon auch Kunst und Kultur Einzug auf dem Ponton. Ein mit Kupfer verkleidetes Bauwerk über drei Ebenen; 2007 war er Teil der Skulpturenausstellung in Münster, nun wird er dauerhaft hier installiert – und wird dem gemeinnützigen Verein Entenwerder Elbpiraten ein Zuhause bieten, der den Segelsport für Kinder fördert. Also, rauf aufs Rad, rein ins Boot und ab nach Entenwerder.

Text: Julia Braune

 

Etsy – zu Hause in Hamburg

Damit Kunden des DIY-Portals mal analog mit Produkt und Verkäufer in Kontakt kommen, gibt’s den Onlinemarktplatz im Betahaus zum Anfassen.

Etsy ist eine internationale Onlineplattform für Selbstgemachtes, DIY und Raritäten. Nirgendwo sonst im Netz findet man so originelle Kleinode, Möbel- oder Kleidungsstücke, angeboten von Etsy-Shop-Besitzern, die ihre Kleinserien oft in Handarbeit anfertigen. Und das schon seit 2005, als der Onlinemarktplatz in New York gegründet wurde. Beim Gemeinschaftsprojekt Etsy – Zuhause in deiner Stadt sprießen an diesem Samstag landesweit Pop-up-Märkte aus dem Boden, damit Händler und Käufer aus Deutschland und Österreich auch offline in Kontakt treten können. In Hamburg eröffnet im Betahaus auf 250 Quadratmetern der Etsy-Flagshipstore. Dort werden neben lokalen Verkäufern in einem Showroom auch die neuesten Herbst-Winter-Trends zu sehen sein. Eine aufregende Inspirationsfläche.

 

Len Faki

Explosives Technoset: Kaum ein DJ steht heute so sehr für euphorisches Raven wie dieser. Seine Beats lassen im Uebel & Gefährlich kein Tanzbein ruhen.

Als einer der ersten Residents im Berliner Berghain, sorgte Len Faki mit seinen typischen Long-Sets für ungezählte Glücksmomente. Die ballernden Beats gehen direkt in die Beine und schieben, von der Tanzfläche wiederhallend, die Mundwinkel nach oben. Spätestens seit seiner Post-Rave-Nummer Rainbow Delta ist er jedem geneigten Technojünger ein Begriff. Neben dem Auflegen produziert er auf seinen Labels Figure und Podium eigene Tracks, supportet Künstler wie A.Mochi und Mikael Jonasson, arbeitete mit Größen wie Adam Beyer zusammen und ist so bald 20 Jahre im Geschäft. In Bunkers Ballsaal wird Len Faki von PunktPunkt und Clark Davis unterstützt.

Text: Ole Masch

 

Food Truck Festival

Zuschlagen beim Straßenmampf: Rollende Gourmetküchen aus der ganzen Republik parken auf dem Spielbudenplatz und brutzeln im Rudel.

Jeden Donnerstag steigt Rauch vom Spielbudenplatz aus in die Höhe. Drum liest es sich irgendwie komisch, dass dieses Food Truck Festival erst zum zweiten Mal auf der Reeperbahn steigt. Doch tatsächlich – am Wochenende kam es bisher nur im Mai zur Rudelbildung der Futterkutschen. Einheimische seien gewarnt – es wird voll werden. Parallel finden die Hamburg Cruise Days statt – bedeutet, das besonders viele Hamburg-Besucher unterwegs sind. Mitorganisator des großen Fressens ist übrigens die Lunchkarawane. Auf deren Onlineportal kann man checken, wo Foodtrucks auch wochentags in der Stadt unterwegs sind. Dann steht man wahrscheinlich weniger lange an, um in seinen Burger und Burrito zu beißen.

 

Ink & Ride

Nicht wundern, wenn Skater, BMXer und Tätowierte zum Museum der Arbeit pilgern. Da dreht sich drei Tage lang alles um Streetart, Tinte und urbane Sportarten.

Lässig, bunt und akrobatisch: 45 Tätowierer, 20 Aussteller und über 30 Urban-Art-Künstler treffen auf 5.000 Gäste, die sich ein Bild fürs Leben unter die Haut stechen lassen. Ober sie gestalten die Wände mit urbaner Kunst. Oder sie nehmen an diversen Bike- und Board-Workshops teil. Oder sie feuern Skater und BMX-Fahrer bei Wettkämpfen an. Ganz schön was los, beim Ink & Ride in Barmbek-Nord.

Am Samstagabend macht das Festival einen kurzen Abstecher ins Molotow auf die Reeperbahn. Wobei es im gechillten Duktus eigentlich side trip heißen muss. Letztes Jahr war es schon totally crowded, dieses Mal wird es surely noch crazier. Und während die Wandgemälde bald ein paar Eimern Dispersionsfarbe zum Opfer fallen, werden die Hautverzierungen halten, halten und halten.

Text: Georg Kühn

 

Faire Woche

Gibt es das, ehrbare Kaufleute mit einem fairen Geschäftsmodell? Vier Unternehmen berichten von ihrem Weg „Mit Fairantwortung zum Erfolg“.

Warum fairer Handel? Wie reagiert der Kunde? Welche Hindernisse müssen überwunden werden? Hamburger Läden erzählen zum Auftakt der Fairen Woche von ihren Erfahrungen, anschließend ist Zeit für Fragen und Diskussion.

Fairer Handel umfasst viele Aspekte – unter anderem, Menschen in der dritten Welt eine Lebensgrundlage zu schaffen, damit sie überleben können und nicht vor Armut fliehen müssen. So reift langsam die Erkenntnis, dass korrekte Handelsbeziehungen zum „Globalen Süden“ auch gut zum wirtschaftlichen Erfolg Europas passen – wenn das kein Argument ist.

Hamburg, die Umwelt-, Olympia- und Hansestadt ist auch Fairtradestadt. Wenn es zu besseren Arbeitsbedingungen anderswo und wachsendem Bewusstsein hier beiträgt, dann doch gerne. Gastgeber der Diskussion sind die Initiatoren des Hamburger Modelabels recolution. Sie diskutieren unter anderem mit dem Goldschmied Jan Spille und Vertretern des WeltladenCityHamburg eG.

Text: Georg Kühn

 

Bingo Ingo & die Bingo Band

Die sechsköpfige Truppe mischt Punk, Pop und Psychedelic in herrlich furchtloser Manier. Das neue Album „Las Vegas“ im Rücken, wird sich fröhlich dem Glücksspiel gewidmet.

Geht ab: die Gitarre zerrt, das Becken scheppert, „Hullahulla-Taliban“ singt der Backround. Sogar ein Posaunist ziert Bühne sowie Sound und wir lernen: „Auch das Tote Meer hat Gefühle.“ Die Frontfrau erinnert mit ihrem Schneid an beste Humpe-Ideal-Zeiten und auch der Spaß kommt nicht zu kurz: „Darling, mach dich hübsch! Wir essen Hack!“ Das Femmes-Cover Add It Up kommt da nicht von ungefähr.

Ein Boot ist genau der richtige Ort für dieses urgewaltige Ereignis, „kein Entrinnen, wie von Sinnen“, es schaukelt das Schiff und die Suppe läuft das Bullauge runter. „Bingo Star, Bingo Star, you think, you are a Bingo Star!“ Auf der MS Claudia frönt man gemeinsam dem verwegnen aller Glücksspiele. Denn der Mann mit dem Glitzerzylinder ruft tatsächlich die Zahlen in die Runde und die Meute kreuzt fleißig an. Es gibt sogar Gewinne, die man angeblich nicht mehr vergessen wird.

 

Boy

Sonja Glass und Valeska Steiner gehen mit ihrem Album „We Were Here“ den nächsten Schritt, vom Tagtraum in die Dämmerung – des Mojo Club.

Boy haben eine musterhafte Erfolgsgeschichte: Erst tapferes Tingeln durch die Clubs, dann das große Los in Form eines Plattenvertrags bei Herbert Grönemeyers Grönland-Label, schließlich das niedliche Album Mutual Friends, auf das sich unfassbar viele Menschen einigen konnten. Vier Jahre später melden sich Sonja Glass und Valeska Steiner nun mit einem neuen Album zurück. We Were Here. Viele der Songs darauf drehen sich um Bewegungen und Begegnungen. Rund anderthalb Jahre haben die beiden daran gearbeitet, probierten vieles, verwarfen einige Ideen wieder – und entdeckten so mehr oder weniger zufällig einen Sound, der den sorglosen Tagtraum des Debüts in die Dämmerung entführt. Glass: „Es gab kein Konzept. Wir wollten einfach den nächsten Schritt gehen.“ In der Tat: Bei Instrumentierung und Songwriting bleiben Boy zwar vertrauten Wegen weitestgehend treu, gestalten ihre Songs aber doch weiträumiger, ruhiger. Eine spannende zweite Etappe.

Text: Friedrich Reip