Etwas unbemerkt von der Öffentlichkeit spielen sich gerade dramatische Szenen an den internationalen Bondmärkten ab: Am Donnerstag vor Ostern schoss die Zehnjahresrendite amerikanischer Staatsanleihen erstmals seit knapp vier Jahren wieder über FÜNF Prozent. Die zehnjährigen T-Bonds sind der wichtigste Maßstab am internationalen Kapitalmarkt. Hieran orientiert sich alles! Gleichzeitig erreichten japanische Staatsanleihen mit 2 Prozent Rendite am frühen Dienstag Morgen nahezu ein Siebenjahreshoch! Und auch die zehnjährige Bundesanleihe, die Messlatte des alten Kontinents, steht kurz vor VIER Prozent. Das ist zwar nur ein 18-Monatshoch, aber die Geschwindigkeit des Zinsanstiegs ist beeindruckend. Noch vor sechs Monaten rentierten zehnjährige Bunds bei drei Prozent.
Warum das dramatisch ist? Na, es bedeutet erstens einen erhebliche Kursverluste für das Gros der Investoren. Nach wie vor ist deutlich mehr Geld in Rentenpapieren angelegt als in Aktien. Zweitens, bedeuten höhere Zinsen für die sichersten aller sicheren Anlagen, Staatsanleihen von Amerika, Deutschland oder Japan, dass alle risikoreicheren Papiere schweren Zeiten entgegen gehen. Warum in hochriskante russische Rubelanleihen, ungarische Forintanleihen oder argentinische Pesoanleihen Geld stecken, wenn es auf sichere T-Bonds fünf Prozent gibt, oder bald sechs? Die verzweifelte Jagd nach Rendite, die die vergangenen drei Jahre geprägt hat, wird überflüssig.
Die spannende Frage lautet nur, geht der Prozess hin zu höheren Risikoaufschlägen abrupt und unter erheblichen Turbulenzen von statten, oder gemächlich? Keine Finanzaufsicht weltweit weiß, wie viele Milliarden Hedgefonds und andere aggressive Anleger zigfach gehebelt in den riskanten Assets besitzen. Niemand weiß, wie stark Japan nach dem Ende der ultralockeren Geldpolitik die globalen Finanzströme umleiten wird.
Ich hatte in meiner Wette von Anfang November die Zinswende ausgerufen und einen Anstieg der Bund-Rendite auf VIER Prozent das Wort geredet. Dann, so orakelte ich, sollte es sich um Kaufkurse handeln. Ich bin heute etwas vorsichtiger. Zum einen hatte ich damals Japan weniger Beachtung geschenkt, zum anderen ging mit der Renditeanstieg etwas zu rasch. Getreu der alten Börsenweisheit „Never catch a falling knife“ warte ich ab. Die Herde ist bearisch und das globale Wachstumsszenario voll intakt. Amerika, Japan und Euroland (Deutschland) wachsen ansehnlich. Zum ersten Mal seit den 80er Jahren befinden sich alle drei großen Notenbanken auf Zinserhöhungskurs. Zum ersten Mal seit über 20 Jahren!
Ich verharre an der Seitenlinie. Noch ist es zu früh zum Wiedereinstieg.