Die Zukunft des Aufschwungs in Deutschland hängt am inländischen Konsum. Im ersten Quartal war der private Verbrauch ordentlich eingebrochen. Die Mehrwertsteuererhöhung und Vorzieheffekte im vergangenem Jahr haben ihre Wirkung gezeigt. Aber jetzt spricht alles dafür, dass sich die größte Komponente der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu einer soliden Basis des Aufschwungs entwickelt. Die unverändert gute Stimmung bei den Unternehmen, die der am heutigen Donnerstag veröffentlichte Ifo Geschäftsklimaindex anzeigt, spiegelt diese Erwartung wieder. Mit 108,6 Punkten liegt er wie im April auf dem zweithöchsten Niveau seit der Wiedervereinigung. Die Beurteilung der aktuelle Lage war im Mai zwar leicht rückläufig, aber die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate haben sich im Mai noch einmal verbessert. Der Optimismus, dass die deutsche Wirtschaft im weiteren Verlauf das Jahres kräftig wachsen wird, zeigt sich in den Investitionsausgaben der Unternehmen. Sie bauen ihre Produktionskapazitäten aus und setzen auf einen verstärkten Anstieg der Nachfrage.
Wie bereits letzte Woche gemeldet, war das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal real und saisonbereinigt um 0,5 Prozent gegenüber dem vierten Quartal gestiegen. Das ist mehr, als die Mehrzahl der Analysten und Volkswirte erwartet hatten und es ist ein Ausweis für die große Dynamik und die über den Tage hinaus angelegt Orientierung der Unternehmen. Denn wie die am heutigen Donnerstag vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zeigen, war der Rückgang des privaten Konsums gewaltig. Um nicht weniger als 1,4 Prozent war er gegenüber dem Vorquartal gesunken und er lag sogar 0,5 Prozent unter dem Wert des ersten Quartals 2006. Ein solcher Rückgang sollte unter anderen Umständen Grund genug sein über eine veritable Rezession nach zu denken. Aber die Sache sieht anders aus..
Der fiskalische Dämpfer durch die Mehrwertsteuererhöhung war einkalkuliert. Das hatte schon das ungewöhnliche Auseinanderlaufen von Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätzen gezeigt. Die Unternehmen haben weiter kräftig investiert. Die Ausrüstungsinvestitionen im ersten Quartal sind real und saisonbereinigt um 5,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Im Vorjahresvergleich waren es 9,5 Prozent. Und die Unternehmen haben ihre Läger gefüllt. Die sogenannten Vorratsinvestitionen haben mit 2,2 Prozent zum Wachstum im ersten Quartal beigetragen. Dafür, dass dies nicht der Ausdruck einer unerwartete Absatzkrise ist, gibt es zwei Gründe, zum einen gab es im vierten Quartal einen ungewöhnlich großen Abbau bei den Vorratsinvestitionen, zum anderen wird man möglichen Lieferengpässen vorbeugen wollen, mit denen zurechnen ist, wenn die Nachfrage durch den sich erholenden privaten Konsum im Laufe des Jahres einen weiteren Schub bekommt.
Auch der Staat hat mit seinen Ausgaben das Wachstum gestützt. Bei einer zunehmend günstigen Haushaltslage hat er der Expansion einen zusätzlichen Impuls gegeben. Die gute Nachricht dabei ist: Es gibt einen kräftigen Anstieg der öffentlichen Investitionen. Sie lagen real um 16,7 Prozent über dem Vorquartal. Endlich wird wieder in die Infrastruktur investiert. Die Konsumausgaben des Staates sind im Quartalsvergleich um 2,1 Prozent gestiegen und haben ebenfalls den negativen Effekt des privaten Konsums abgefedert. Der wachstumsbedingte Rückgang der Defizitquote wird der öffentlichen Hand auch weiterhin den Spielraum geben gesamtwirtschaftlich stabilisierend zu wirken und die notwendigen Zukunftsinvestitionen zu tätigen.
Die Exporte lagen im ersten Quartal leicht unter denen im vierten Quartal 2006. Im Jahresvergleich sind sie aber dennoch mit 10 Prozent expandiert. Es gibt keinen Grund, dass von den Exporten auch in den nächsten Quartalen noch einmal ein Wachstumsdämpfer kommt. Im Gegenteil die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen ist hervorragend. Die Lohnstückkosten in der Industrie sind weiter im Sinkflug. Im ersten Quartal lagen sie um 15 Prozent unter dem Niveau von Anfang 2002. Auch ein zunehmend fester Euro sollte also kein Hindernis sein, dass die deutsche Wirtschaft weiter vom wachsenden Weltmarkt profitiert.
Die Unternehmen machen immer noch gute Gewinn, erweitern ihre Kapazitäten und das Wichtigste: sie steigern die Zahl ihrer Beschäftigten. Neben der Anpassung an den Mehrwertsteuerschock ist die Zunahme fester Beschäftigungsverhältnisse und der zu erwartende Anstieg der realen Einkommen der wichtigste Grund, dass sich der private Konsum wohl schon in diesem Quartal wieder stabilisiert und sich im weiteren Verlauf des Jahres zur festen Basis der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage mausert. Die Breite des Aufschwungs, die sich auf der Angebotsseite im Beschäftigungsanstieg in allen Unternehmensbereichen zeigt, wäre dann auch auf der Nachfrageseite gegeben.
Nachtrag: Auch die OECD hat die Wachstumsprognose für Deutschland heraufgesetzt. In ihrem heute veröffentlichten Economic Outlook erwartet sie jetzt 2,9 Prozent für dieses Jahr.