Trübt sich der Himmel über dem Aufschwung in Deutschland jetzt ein? Wie schon am Dienstag beim Konjunkturindikator des ZEW zeigen nun auch beim Ifo Index die Erwartungen nach unten. Nachdem die 7000 vom Münchner Ifo Institut befragten Unternehmen ihre Geschäftserwartungen für die folgenden sechs Monate seit März immer besser eingeschätzt hatten, ist der Index im Juni deutlich um zwei Punkte gesunken. Auch die Beurteilung der aktuellen Lage hat sich verschlechtert. Hier ist der Wert um 1,1 Punkte gefallen. Um hieraus aber auf eine deutliche Abschwächung der Konjunktur oder gar auf einen Wendepunkte zu schließen, muss man schon eine ordentliche Portion Pessimismus mitbringen.
Denn der Ifo Index ist im Juni exakt auf seinen vergleichsweise hohen Wert vom Februar zurückgefallen. Im Quartalsdurchschnitt liegen die Erwartungen der Unternehmen immer noch über denen des ersten Quartals. Gleichwohl ist dies kein Grund um sich beruhigt zurückzulehnen, denn die Wirtschaftsdaten, die bislang bis zum April vorliegen, sind eher ernüchternd.
Die Industrieproduktion ohne Bau ist um 2,3 Prozent gegenüber dem März eingebrochen und auch beim Auftragseingang der Industrie gab es im April einen Rückgang um 1,2 Prozent im Vormonatsvergleich (jeweils real und saisonbereinigt).
Die realen Einzelhandelsumsätze ohne Kfz Handel haben sich nach dem Einbruch im ersten Quartal im April gerade einmal auf den Vorjahreswert stabilisiert. Schließt man den Kfz Handel mit ein, liegen die Umsätze saisonbereinigt aber immer noch um 2 Prozent unter dem Wert vom April 2006.
Für eine Prognose, wie sich das reale Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal entwickelt hat, ist es auf der Grundlage dieser Daten noch viel zu früh. Wenn sich der Rückgang der Konjunkturerwartungen der Unternehmen aber verfestigt, wird dies die Dynamik des Aufschwungs schwächen, denn dann dürfte der Beschäftigungszuwachs nicht so hoch ausfallen, wie bisher allgemein angenommen. Das wiederum würde die Aussicht auf eine deutliche Erholung des privaten Verbrauchs stark beeinträchtigen. Bei aller Unsicherheit, die zur Zeit über den weiteren Konjunkturverlauf herrscht, sendet der Ifo Index von heute daher ein klares Signal aus, und zwar an die Europäische Zentralbank: Die Zinserhöhungen beginnen zu beißen. Genau vor 18 Monaten hat die EZB mit dem Erhöhungsreigen begonnen. Und als Daumenregel gelten 18 Monaten als die Zeit, bis sich Zinserhöhungen in der Realwirtschaft bemerkbar machen. Der Wachstumsoptimismus der Notenbanker, der in Wirklichkeit eine Heiden-Inflationsangst ist, ist übertrieben. Weitere Zinserhöhungen zum Abbremsen der Konjunkturerholung sind kaum nötig. Auf jeden Fall muss sich die Zentralbank nun Zeit lassen, bevor sie noch einmal die Zinsen erhöht. Der von den Finanzmärkten im September erwartete nächste Zinsschritt auf 4,25 Prozent darf getrost nach hinten verschoben werden.