Ich habe keine Ahnung, ob die Beamten im Bundesfinanzministerium sich tatsächlich von einem Papier der Deutschen Bank mit dem Namen Proposal for Greek liability management exercise – burdensharing without haircuts haben inspirieren lassen, als sie ihren Vorschlag über eine sanfte Umschuldung ausarbeiteten. Aber Fakt ist: Der Bericht in Monitor ist ein Beispiel für Krawalljournalismus aller erste Kategorie.
Behauptet wird in drastischen Formulierungen, dass Josef Ackermann dem Ministerium die Variante einer sanften Umschuldung – über eine Verlängerung der Laufzeiten – aufgeschwatzt hat, weil er bei einer weiter gehenden Lösung Verluste für sein Haus fürchtet. Damit wird suggeriert, dass Ackermann eine harte Umschuldung verhindert hat. Das ist so weit an der politischen Realität vorbei, wie man nur sein kann. Die Deutschen kommen bei der Umschuldung nicht weiter, weil sie damit in Europa völlig isoliert sind, nicht weil die Deutsche Bank dagegen ist (die ihr Exposure ohnehin weit gehend abgesichert oder reduziert hat). Deutschland war von Anfang an der Vorreiter in der Debatte über die Beteiligung des Privatsektors (was ich kritisch begleitet habe, aber mir geht es hier nicht um die Inhalte).
Interessanterweise, liebe Leute von Monitor, die ihr Euch politisch links einordnet, sind nämlich außer in Deutschland fast in ganz Europa vor allem die Linken gegen eine Gläubigerbeteiligung. Warum? Weil sie Ansteckungsgefahr sehen und Schäden für das asset Staatsanleihen befürchten, mit denen nämlich all die schönen Sachen finanziert werden, für die die Linken immer sind. Tendenziell sind es konservative Ökonomen, die die Umschuldung befürworten.
Dass der Boulevardökonom Max Otte sich als Kronzeuge für den Bericht in Monitor hergibt und Frank Schäffler von der FDP, wundert mich nicht. Aber dass auch Carsten Schneider von der SPD dabei ist, den ich sehr schätze, enttäuscht. Ist auch Jean-Claude Trichet eine Marionette der Deutschen Bank? Oder Gustav Horn, der Leiter des von der gewerkschaftsnahen Boeckler-Stiftung finanzierten IMK Instituts?
Mag sein, dass sich Schäubles Leute die Finanztechnik für den Vorschlag bei der Deutschen Bank abgeschaut haben (ich habe dazu keine Inf0rmationen), vielleicht haben sich auch von dem ein oder anderen Gedanken in diesem Blog inspirieren lassen. Ich würde von ihnen erwarten, dass sie auf dem Stand der Diskussion sind. Aber dieses Beispiel als Beleg dafür herzunehmen, dass die Bundesregierung nach der Pfeife von Josef Ackermann tanzt ist absurd.
Und nein: Ich bekomme weder von der Deutschen Bank noch von der Bundesregierung Geld und ich habe es auch nicht vor.
Update 1: Entweder ich drücke mich nicht klar genug aus, oder man will mich nicht verstehen. Keineswegs kritisiere ich linkes Gedankengut, wie es in einigen Kommentaren heißt. Ich mache nur darauf aufmerksam, dass viele Linke und auch die Franzosen – genau wie die Banken – gegen eine Umschuldung/Gläubigerbeteiligung/Reprofilierung sind, während viele Konservative dafür sind. Daraus kann jeder seine eigenen Schlüsse ziehen.
Update 2: Ich habe nicht behauptet, dass es das Papier der Deutschen Bank nicht gibt oder dass es in dem Papier des BMF nicht ähnliche Formulierungen gibt. Ich habe dazu wie gesagt keine Informationen. Ich sage nur, dass es keine Rolle spielt. Es gibt auch Bankenpapiere, in denen ein harter Schuldenschnitt durchgespielt wird. Meine Kritik an Monitor ist, dass suggeriert wird, die Entscheidung der Bundesregierung sei auf Druck der Deutschen Bank zustande gekommen. Das mit Verlaub ist Unsinn. Der Druck kam von Sarkozy und Trichet.