Wolfgang Münchau hat heute in seiner Kolumne bei Spiegel Online schon das Wichtigste zu dem Buch von Michael Sauga und meiner früheren Kollegin Ursula Weidenfeld gesagt (alles Gute heute für die Präsentation in Berlin!). Ihre These: Zu viel Geld und zu hohe Schulden haben uns in die Bredouille gebracht – und zu viel Geld und zu hohe Schulden werden uns nicht wieder herausbringen.
Das klingt gut, aber das heißt noch lange nicht, dass es stimmt.
1. Es gibt im Moment – wie Wolfgang auch schreibt – nicht zu viel Geld. Alle breiten Geldmengenaggregate stagnieren, weil die Zentralbanken zwar die Märkte fluten, die Banken aber die Geldproduktion eingestellt haben. Ich frage mich immer wieder, warum die selbst ernannten deutschen Monetaristen diesen Sachverhalt nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Wenn man wie Sauga und Weidenfeld fordern die Geldmenge in der Geldpolitik stärker berücksichtigen würde, müsste man derzeit mehr Geld drucken, nicht weniger.
2. Daraus folgt: Die Zentralbanken sind nicht die einzige Geldquellen und wahrscheinlich sind sie auch nicht die wichtigste. Deshalb greift man zu kurz, wenn man das Problem der Geldschwemme mit hohen Zinsen lösen will. Nötig ist Regulierung, um die Geldschöpfung der Banken zu beschränken.
3. Es ist sogar noch komplizierter. Das niedrige langfristige Zinsniveau in den USA hatte mindestens genau so viel mit der überschüssigen Ersparnissen aus Asien zu tun, die in die USA strömten. Wenn man böse sein wollte, könnte man hier argumentieren, dass die These von Sauga und Weidenfeld vom Kopf auf die Füße gestellt werden müsste: Die Immobilienblase blähte sich auf, weil die Chinesen zu wenig Schulden machten, nicht weil sie zu viele machten.
4. Die Autoren argumentieren, dass viel Geld Spekulationsblasen erzeugt. Man kann wohl einen gewissen Zusammenhang zwischen einem exzessiven Anstieg der Kreditvergabe – und damit einem Aufblähen der breiten Geldmengenaggregate – und Preisanstiegen an den Vermögensmärkten feststellen. Aber wie die engen Aggregate alleine eine Blase auslösen soll, hat mir noch niemand überzeugend kausal nachweisen können. Irgendwann muss die Kreditmaschine angeworfen werden, sonst gibt es keine Blase.
5. Wenn die Anleihepreise in der Euro-Zone infolge der Hilfsmaßnahmen der EZB steigen, dann ist das keine Blase, sondern beabsichtigt, weil die Geldpolitik davon ausging, dass die Preise vorher durch Marktpanik verzerrt wurden.
6. Und was die Inflation angeht: Davor warnt der SPIEGEL nun schon seit ich vor zwölf Jahren mit dem Journalismus angefangen habe und sie ist immer noch nicht zu sehen. Die These von den bösen Angelsachsen, die unser Geldsystem ruinieren ist schön steil, aber deshalb noch lange nicht korrekt.
Deshalb, liebe Kollegen: I am not convinced.