Gute Nachrichten für die Umwelt: Die International Energy Agency (IEA) hat gerade mitgeteilt, dass der Ausstoß von CO2 bei der Energieerzeugung 2015 zum zweiten Mal in Folge stagnierte – und sich seit 2013 kaum mehr verändert hat –, während das reale Bruttoinlandsprodukt der Welt kräftig zugenommen hat. CO2 ist das wichtigste Treibhausgas, und der wichtigste Verursacher ist die Produktion von Elektrizität. Wachstum und Zerstörung der Umwelt gehen demnach nicht mehr Hand in Hand. Den bis vor Kurzem engen Zusammenhang gibt es offenbar nicht mehr. Nach den ehrgeizigen Klimazielen, die im Dezember in Paris bei der COP21 vereinbart worden waren, ist das innerhalb kurzer Zeit ein weiterer Erfolg im Kampf gegen die globale Erwärmung. Wachstum ist möglich ohne das Verbrennen zusätzlicher Kohlenwasserstoffe.
Im Jahr 2014 war das reale BIP um 3,4 Prozent, im vergangenen Jahr um 3,1 Prozent gestiegen, die Emission von CO2 bei der Energieerzeugung aber hat sich bei 32,1 Mrd Tonnen eingependelt. Ein Stagnieren der Emissionen hatte es in der Vergangenheit zwar schon gelegentlich gegeben, niemals jedoch in Zeiten einer so robusten Konjunktur wie heute.
Was waren die Gründe? Die Erneuerbaren spielen bei der Expansion des Elektrizitätsangebots inzwischen die entscheidende Rolle. Laut IEA entfielen auf sie im vergangenen Jahr 90 Prozent der zusätzlichen Stromerzeugung, wobei Windkraft rund die Hälfte ausmachte. Zudem hatte sich Gas relativ zur Kohle stark verbilligt, so dass es sich lohnte, Kohle durch das sauberere Gas zu ersetzen. Das war vor allem in China und in den Vereinigten Staaten zu beobachten, den nach wie vor größten Umweltzerstörern – ihr CO2-Ausstoß ging 2015 vor allem dadurch gegenüber dem Vorjahr um 1,5 beziehungsweise 2,0 Prozent zurück. In Europa kam es zu einem leichten Anstieg. Im Übrigen nimmt die Energieeffizienz durch technischen Fortschritt ständig zu.
Bei aller Euphorie über die Abkoppelung der CO2-Emissionen vom Wirtschaftswachstum sollte nicht vergessen werden, dass sich die Qualität der Umwelt auch 2015 deutlich verschlechtert hat und der Kampf noch lange nicht gewonnen ist. Es ist keineswegs klar, ob die CO2-Emissionen insgesamt ebenfalls stagnieren, also einschließlich der Umweltzerstörungen durch den Verkehr.
Das Hauptproblem besteht allerdings darin, dass 2015 erneut eine gewaltige Menge an Treibhausgas freigesetzt wurde und sich ihr Anteil an der Atmosphäre weiter erhöht hat. Wenn die Emissionen erst einmal in der Luft sind, dauert es viele Jahre, bis sie wieder abgebaut sind. Noch steigt offenbar die globale Durchschnittstemperatur und das Ziel, den Anstieg auf unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, ist nach wie vor in weiter Ferne.
Immerhin: ein Etappenerfolg. Freuen wir uns darüber.