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Trump setzt auf fossile Brennstoffe – und damit auf das falsche Pferd

 

Der künftige amerikanische Präsident scheint sich wenig um die Umwelt zu scheren. Er sieht da keinen Handlungsbedarf. Im Wahlkampf hatte er angekündigt, die Auflagen für die Förderung von Öl und Gas zu lockern und damit die inländische Produktion zu stimulieren. Wenn er es ernst damit meinen sollte, wird er auf extreme Weise volkswirtschaftliche Ressourcen fehlleiten und verschwenden. Investitionen in fossile Brennstoffe lohnen sich angesichts der niedrigen – und tendenziell fallenden – Weltmarktpreise nicht, tragen allerdings zum Preisverfall von Erdöl und Gas bei. Die Luftverschmutzung bliebe erst mal hoch.

Wie die folgenden Grafiken zeigen, befinden sich die Preise für Elektrizität, die aus Sonne und Wind gewonnen wird, auf stabilen Abwärtstrends. Bei der Photovoltaik sind die Kosten für Panele seit Mitte der achtziger Jahre im Durchschnitt um 10 Prozent jährlich gesunken, bei an Land installierten Windturbinen waren es 6,5 Prozent. In letzter Zeit hat sich der Preisverfall deutlich beschleunigt, sodass wir es seit der Jahrhundertwende mit Trendwerten von etwa minus 20 und minus 10 Prozent zu tun haben.

Trump setzt auf fossile Brennstoffe – und damit auf das falsche Pferd

Trump setzt auf fossile Brennstoffe – und damit auf das falsche Pferd

Die simple ökonomische Regel lautet: Je mehr an zusätzlichen Kapazitäten installiert wird, desto niedriger sind die Grenzkosten und damit die Preise für Elektrizität aus alternativen Quellen. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass der Preisrückgang demnächst aufhören könnte. Auch der technische Fortschritt trägt dazu bei – je größer der alternative Stromsektor wird, desto mehr wird für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Beim Fracking, bei Öl und Gas aus Schiefer ist es umgekehrt: Erst werden die einfach zu erschließenden Vorkommen ausgebeutet, danach wird es immer schwieriger und teurer.

Mit anderen Worten, bei den Alternativen haben wir es auf absehbare Zeit mit sinkenden Grenzkosten zu tun, bei den Fossilen mit steigenden. Das Ergebnis ist absehbar. Gleichzeitig hat sich die Zunahme der Nachfrage nach Energie in letzter Zeit deutlich verlangsamt, zum einen wegen der offenbar nachhaltig niedrigeren Wachstumsrate des globalen BIP, zum anderen wegen der ständig verbesserten Effizienz von Verbrennungsmotoren. Simon Henry, Finanzchef des Ölmultis Shell, hat kürzlich ein Tabu gebrochen und vorhergesagt, dass die Nachfrage (nicht das Angebot!!) von Erdöl in fünf bis 15 Jahren absolut zurückgehen wird, also trotz des rapiden und zunächst noch energieintensiven Wirtschaftswachstums in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Der Analyst Kingsmill Bond von Trusted Sources erwartet sogar, dass „die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen bereits im Jahr 2020 ihren Höhepunkt und damit ihren Wendepunkt erreichen wird, als Ergebnis einer abgeschwächten Nachfrage und eines raschen Kapazitätswachstums alternativer Energien und der Produktion von Elektroautos.“

Einige Beispiele: Laut Finanzinformationsdienst Bloomberg hat der schwedische Versorger Vattenfall vergangene Woche einen neuen Rekord gemeldet – die Kosten für Strom aus der künftigen 600 Megawatt-Offshore-Windanlage Kriegers Flak in der dänischen Ostsee werden nur noch 4,99 Eurocent pro Kilowattstunde betragen. Trotzdem rechnet der Konzern mit einer respektablen Verzinsung des (relativ risikolosen) Projekts (von 4,8 Prozent). Bei jeder der letzten vier Ausschreibungen in Europa lagen die versprochenen Strompreise unterhalb der vorangegangenen. Strom aus neuen Onshore-Windanlagen kostet im übrigen zurzeit laut Bloomberg rund 45 Prozent weniger als Strom aus Offshore-Anlagen. Noch weniger, nämlich rund 3 US-Cent pro Kilowattstunde, kostet die Stromproduktion moderner Solarprojekte in Chile und den Arabischen Emiraten. Und, wie gesagt, die Kosten fallen ständig weiter.

Es ist angesichts dieser Trends wahrscheinlich, dass sich die Struktur des Energiemarkts rapide verändern wird, rascher als sich das viele Produzenten fossiler Brennstoffe vorstellen. Deren Preise werden langfristig sinken, egal wie sehr versucht wird, den Prozess durch Kartellabsprachen und protektionistische Maßnahmen zu behindern. Russland ist ein Land, das besonders betroffen sein wird. Die Freude Putins über den Wahlsieg Trumps dürfte zumindest in dieser Hinsicht verfrüht gewesen sein.