Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Nachtrag: Gold ist langfristig eine schlechte Anlage

 

In der vergangenen Woche hatte ich über die Ergebnisse einer Langzeitstudie (Jordà, Ò. et al. 2017: The Rate of Return on Everything, 1870-2015, NBER Working Paper No. 24112) berichtet. Danach betrugen die realen ungewichteten Durchschnittsrenditen in 16 OECD-Ländern während des Zeitraums 1870 bis 2015 bei Geldmarktanlagen 2,18 Prozent, bei Anleihen 3,83 Prozent, bei Aktien 7,45 Prozent und bei Wohnimmobilien 7,87 Prozent. Für Leser mit einem Faible für Gold hat der Herdentrieb mal untersucht, wie Goldanlagen im Vergleich abschneiden.

Für den kürzeren Zeitraum von 1950 bis 2015 haben wir die reale Goldrendite aus deutscher Sicht berechnet. Dabei wurde der Goldpreis in Euro mit den deutschen Verbraucherpreisen deflationiert und die jährlichen Veränderungsraten gebildet: Heraus kam eine durchschnittliche reale Goldrendite von rund 1,6 Prozent p.a.. In dem Arbeitspapier von Jordà et al. gibt es nicht nur Tabellen mit den Realrenditen der einzelnen Länder für 1870-2015, sondern auch für 1950-2015. Aus diesen lassen sich für Deutschland die folgenden Werte ablesen: Geldmarkt 1,86 Prozent, Anleihen 3,69 Prozent, Aktien 7,52 Prozent und Wohnimmobilien 5,29 Prozent. Nach unseren eigenen Berechnungen mit den 3-Monatssätzen für Interbankgeschäfte kommen wir für die durchschnittliche reale Geldmarktrendite auf einen etwas höheren Wert als 1,86 Prozent, nämlich auf rund 2,2 Prozent. Das dürfte an methodischen Differenzen liegen.

Demnach war die reale Goldrendite in den Jahren seit dem zweiten Weltkrieg also noch niedriger als die reale Geldmarktrendite, also der Rendite der mit Abstand „schlechtesten“ Anlagekategorie.

Grafik: realer Goldpreis (auf Eurobasis) und der kumulierte reale Geldmarktzins

Nicht nur das: Wie die folgende Grafik zeigt, schwankte die Goldrendite außerdem deutlich stärker als die Geldmarktrendite und müsste von daher nach den Erkenntnissen von Modern Finance signifikant höher sein als diese. Ist sie aber nicht.

Gold ist für sich genommen daher in Friedenszeiten keine empfehlenswerte Anlageklasse, zumal bei Goldbarren noch Kosten für die Aufbewahrung anfallen. Dass sie dennoch in vielen Portfolios vertreten ist, hat mit ihrer geringen oder sogar negativen Korrelation mit den übrigen Anlageklassen zu tun. Gold vermindert die Volatilität eines Gesamtportfolios und damit das Risiko von Kursverlusten.

Grafik: realer Goldpreis und reale Geldmarktzinsen

Ein Vorteil von Gold mag sein, dass seine Rendite ausschließlich aus Kursgewinnen besteht, was unter steuerlichen Aspekten ein Vorteil sein kann. Soweit es in privaten Tresoren lagert, kommt es zudem zu keinen Bewegungen auf irgendwelchen Bankkonten.

Wegen der starken Preisschwankungen und der niedrigen Rendite eignet sich Gold weniger für langfristige Anlagen als vielmehr für kurzfristige Strategien, also für spekulative Käufe und Verkäufe. Die wichtigsten Variablen, die den Preis bestimmen, sind Änderungen in den Inflationserwartungen, Leitzinsen und Wechselkurse wichtiger Länder, die Goldpolitik von Notenbanken sowie politische Krisen und Kapitalverkehrskontrollen.

Wenn die Inflation stark anzieht oder anzuziehen droht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Zentralbanken auf die Bremse treten und die Leitzinsen in die Höhe treiben. Am Rentenmarkt kommt es zu Kursverlusten. War der vorangegangene Wirtschaftsaufschwung zudem sehr lang und kräftig, kann es zu einer Rezession kommen, was wiederum zu einem Kurseinbruch am Aktienmarkt und einem Verfall der Immobilienpreise führt. Dann steigen die Anleger um und es schlägt die Stunde des Goldes. Das war besonders eindrucksvoll zu Beginn und dann wieder gegen Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre zu sehen.

Grafik: Goldpreis und nominale Geldmarktzinsen

Seit Mitte der „Nullerjahre“ hatte es zunächst eine Hochkonjunktur gegeben, verbunden mit immer dickeren Vermögensblasen, dann einen der größten Crashs der Geschichte und eine der tiefsten Rezessionen, Bankenzusammenbrüche und die Eurokrise. Das kapitalistische System selbst schien zeitweise auf der Kippe zu stehen. Am 5. September 2011 erreichte der Goldpreis seinen bisherigen Spitzenwert von 1.900 Dollar. In Euro markierte der 1. Oktober 2012 den oberen Wendepunkt (1.382 Euro).

Sobald es Anzeichen dafür gibt, dass das Krisenmanagement funktioniert und die Suppe dann doch nicht so heiß gegessen wird wie sie gekocht wurde, verfällt der Goldpreis und bewegt sich in der Folge mehr oder weniger seitwärts, ohne auf sein Vorkrisenniveau zurückzufallen. In einer solchen Phase dürften wir uns gegenwärtig wieder befinden.

Gold ist zurzeit für Spekulanten nicht besonders interessant – es fehlt eine gute Story.