Am Montag hat der Chef der Weltbank, Robert Zoellick, in der Financial Times (gestern in der FTD) einige Grundprinzipien eines neuen Weltwährungssystems vorgeschlagen. Das soll sich – irgendwie – an Gold ausrichten. Bloß scheinen Zoellicks Ausführungen wenig durchdacht.
Der Weltbankchef schlägt verschiedene Dinge vor, die gar nicht richtig zusammenpassen. Einerseits sollten Länder flexible Wechselkurse haben und nicht auf den Devisenmärkten intervenieren, aber sich dennoch in ihrer Wechselkurspolitik irgendwie koordinieren. Was das für eine Koordinierung mit möglichst geringen politischen Interventionen sein soll, wird allerdings nicht so richtig klar. Das System soll irgendwie anders laufen als es jetzt läuft, der Weltbankchef verrät aber nicht wie.
Dazu schreibt Zoellick noch von einem ominösen Nachfolger des Bretton-Woods-System, nämlich Bretton Woods II, das angeblich 1971 eingeführt wurde. Das Merkwürdige dabei ist, dass es ein solches System nie gab. Hie und da haben manche Ökonomen mal argumentiert, die Konstellation zwischen den asiatischen Volkswirtschaften, den USA und Europa ab den 1990er Jahren wäre dem ursprünglichen Bretton Woods-System ähnlich, das von 1945 bis 1973 bestand. Diese These ist aber durchaus umstritten. Es ist schon merkwürdig, dass der Chef einer der beiden Bretton-Woods-Institutionen ad hoc Währungssysteme erfindet, die es gar nicht gab. Man liest und wundert sich.
Die Krönung aber ist der Vorschlag, dass Gold verwendet werden solle, um es als „einen internationalen Bezugspunkt für Markterwartungen zu Inflation, Deflation und künftigem Währungswert zu nutzen“. Auch hier spricht der Weltbank-Chef in Rätseln. Was soll das genau bedeuten? Normalerweise analysieren Ökonomen die Zinsentwicklung risikoloser Staatsanleihen, um die Inflationserwartungen auf den Märkten zu bestimmen. Warum sollte man dann auf Gold zurückgreifen?
Der Rückgriff auf Gold birgt nämlich viele praktische Probleme: Der Goldmarkt ist längst nicht so liquide wie der Markt für Dollaranleihen. Am Goldmarkt sind viel weniger Akteure aktiv – dementsprechend leicht ist es, den Kurs zu manipulieren, etwa indem eine Gruppe von Käufern einfach Gold hortet und damit den Preis hochtreibt. Was ist in einem solchen Fall über Inflations- oder Deflationserwartungen gesagt? Nichts – es zeigt nur, dass der Goldmarkt von Spekulation getrieben ist.
Diese Frage ist gerade sehr aktuell: Ist der hohe Goldpreis ein Zeichen dafür, dass die Inflation steigt, es gar zur Hyperinflation kommt? Oder einfach nur ein Zeichen dafür, dass gerade eine Goldblase aufgepustet wird? Auf dem Anleihenmarkt sind die Zinsen niedrig, es wird also keine Inflation erwartet, eher sogar eine Deflation – heißt das dann, Akteure im Goldmarkt erwarten Inflation, Akteure im Anleihenmarkt aber Deflation? Wem sollte man dann im neuen Währungssystem glauben?
Robert Zoellick sollte sich besser noch mal den James-Bond-Film „Goldfinger“ anschauen. Der Superschurke Goldfinger wollte mit chinesischer Hilfe die US-Goldvorräte in Fort Knox atomar verstrahlen und damit unbrauchbar machen – auf dass nebenbei sein selbst gehortetes Gold im Preis stark steige und sich sein Vermögen vermehre. Glücklicherweise konnte James Bond diese Riesenspekulation verhindern. Zoellicks Vorschlag ist in etwa so absurd wie der Film, zu dem das internationale Filmelexikon schrieb: Der Film sei „ein betont jenseits aller Glaubwürdigkeit angesiedeltes Kino-Abenteuer“. Würde Gold in den Mittelpunkt eines zukünftigen Währungssystems gerückt, bräuchten wir eine ganze Menge James Bonds, um uns vor fiesen Goldspekulanten zu schützen.