Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Gabor Steingart und das Retten

 

Das Handelsblatt bringt heute auf seiner Aufschlagseite eine große Abrechnung von Gabor Steingart mit der Krisenpolitik der Notenbanken. Titel: Retten wir uns zu Tode? Tenor: Zu viel Geld ist in der Welt und richtet nur Schaden an. Die Butter wird teurer, das Brot und das Benzin, weil die Spekulanten nichts Besseres zu tun haben, als das schöne Geld der Zentralbanken in die Rohstoffmärkte zu leiten.

Vielleicht überblicke ich die Literatur nicht ganz, aber obwohl es viele versucht haben, ist mir bislang – außer denen, auf die Nicolas Sarkozy Einfluss genommen hat – noch keine einzige Studie vor die Augen gekommen, die empirisch oder theoretisch nachgewiesen hätte, dass Finanzinvestoren tatsächlich die Rohstoffpreise beeinflussen. Dass also, technisch gesprochen, die Preise auf den Terminmärkten die Preise auf den Spotmärkten steuern.

Spekulation kann nur dann die Preise bewegen, wenn physische Angebot oder Nachfrage beeinflusst werden. Goldman Sachs müsste also Öl kaufen, einlagern und dem Markt entziehen, um den Preis zu manipulieren. Einfach nur in ein paar Kontrakte investieren reicht da nicht aus. Es beeinflusst den Ölpreis genau so wenig wie eine Fussballwette den tatsächlichen Spielverlauf: Wenn alle auf Bayern setzen, heißt das noch lange nicht, dass Bayern gewinnt. Benzin, Butter und Brot sind teuer, weil immer mehr Menschen immer mehr essen und der Chinese nicht mehr Radfahren will.

Oder wie es Sanders und Irwin (über Paul Krugman) ausdrücken:

Index fund buying is no more “new demand” than the corresponding selling is “new supply.”

Um den Artikel zu illustrieren, haben die Kollegen vom Handelsblatt eine Grafik herausgesucht, die den Anstieg der Zentralbankgeldmenge in den letzten Monaten zeigt. Beängstigend. Aber noch viel interessanter ist, was mit den breiten Geldmengenaggregaten, insbesondere M3, passiert, auf die es – wenn überhaupt – ankommt. Nämlich das:

Grafik: Entwicklung von M3 und Kredite in Euroland

Das Geldmengenwachstum schwächt sich ab. Ist ja auch logisch, weil die Geldschöpfung der Banken zurückgeht. Die Zentralbanken können davon nur einen Teil wettmachen. Wo ist es also, das viele Geld?

Merke: Inflation is never and nowhere a monetary phenomenon!