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Wo Dirk Kurbjuweit irrt

 

Dirk Kurbjuweit attackiert in einem Essay im neuen Spiegel, die vermeintliche Sprachlosigkeit der Kanzlerin unter anderem in der Euro-Krise.

Es ist hohe Zeit für Reden an die Bevölkerung, es ist die Zeit für große Reden, jedenfalls klärende. Merkel verweigert das. (…) Es muss geredet werden. Das Reden gehört nicht nur zur Demokratie, es ist das Wesen der Demokratie. Ohne Worte wird sie zum Skelett. Reden Sie, Kanzlerin, reden Sie endlich.

Bitte nicht! Es wird nicht zu wenig, sondern zu viel geredet – gerade von Angela Merkel. Ständig erklärt sie sich den Bürgern, lobt den Euro, müht sich ab. Wie ein fleißiges Bienchen den Honig sammelt sie die Legitimität, auch weil das die Leitartikler von ihr erwarten – und je mehr sie sammelt, desto mehr wenden sich die Bürger ab (weil sie mit Europa nun einmal noch nie etwas anfangen konnten) und desto nervöser werden die Märkte (weil sie genau das wissen).

Eine saubere Lösung dieser Krise hätte so ausgesehen: Die EU garantiert erst einmal für die Schulden der Problemstaaten, dann trifft sich Merkel mit Papandreou in einem Hinterzimmer und macht ihm klar, dass sein Land alle Stimmrechte in Brüssel verliert, wenn nicht harte Reformen umgesetzt werden. Dann geht sie in die Tagesschau und erklärt mit festem Blick, dass alles in Ordnung sei. Die Märkte wären ruhig geblieben und die Reformen wären trotzdem auf den Weg gebracht worden. Der große strategische Fehler der Retterei war es, Konditionalität über die Märkte erzwingen zu wollen, statt diese Konditionalität politisch durchzusetzen. Denn wer mit dem Märkten spielt, der spielt mit dem Feuer. Wenn sie erst einmal brennen, dann brennen sie alles nieder. Nicht lange rumreden, sondern handeln – so wird Geschichte gemacht.

Stattdessen: Geschnatter und Chaos.