Vor einige Zeit habe ich hier bekanntlich an der offiziellen Rechtfertigung der EZB für das Anleiheprogramm bezweifelt. Die Notenbank argumentiert bekanntlich, dieses diene dazu, die Transmission der Geldpolitik zu gewährleisten. Dabei gehe es doch in Wahrheit ganz offensichtlich darum, die Anleihemärkte zu stabilisieren, um damit die Staatsfinanzierung zu erleichtern, was zumindest nicht unmittelbar mit dem Mandat der EZB zu tun hat (was nicht bedeutet, dass es deshalb keine Argumente dafür gibt, doch darum geht es mir hier nicht).
Aber vielleicht ist das doch nicht so einfach. Dieses Bild zeigt die Entwicklung der Zinssätze auf Unternehmenskredite der Geschäftsbanken mit einer Laufzeit zwischen 5 und 10 Jahren. Für die Fachleute: Loans other than revolving loans and overdrafts, convenience and extended credit card debt [A20-A2Z] aus der EZB-Zinsstatistik.
Was sehen wir? Während die deutschen Firmen immer niedrigere Zinsen bezahlen müssen, steigen die Refinanzierungskosten für die italienischen Unternehmen deutlich. Offensichtlich funktioniert also doch etwas nicht so richtig mit der Übertragung der geldpolitischen Impulse, zumindest wenn man unterstellt, dass es Aufgabe der Notenbank ist für ähnliche nominale Finanzierungsbedingungen der Privatwirtschaft – nicht der Staaten – im Währungsraum zu sorgen (man kann der Meinung sein, dass das nicht Aufgabe der EZB ist und sogar schadet, aber das ist ein anderes Thema).
Nun ist man damit noch nicht zwingend bei den Anleihemärkten. Da die Banken sich ja so viel Geld von der Zentralbank holen können, wie sie nur wollen, und das Eigenkapital kein limitierender Faktor zu sein scheint, muss es Probleme mit der längerfristigen Refinanzierung geben. Und diese orientiert sich wie man mir sagt an den Zinsen auf Staatsanleihen.
Das bedeutet nicht, dass die EZB kaufen muss. Sie könnte, um das Problem zu beheben, theoretisch auch extrem langfristigen Refinanzierungsgeschäfte auflegen. Aber weil die Banken mit sagen wir zehnjährigem Zentralbankgeld auch gleich zehnjährige Staatsanleihen kaufen könnten, würde das die Kritiker des Anleiheprogramms sicher nicht beruhigen.
Ich habe noch keine endgültige Schlussfolgerung, aber mir scheint, so ganz von der Hand zu weisen ist die Argumentation der EZB nicht. Einwände willkommen!