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Prognostiker des Jahres: Lüder Gerken?

 

Aus der Welt:

Angesichts der europäischen Schuldenkrise hat der Ökonom Lüder Gerken vor einer Inflationsrate von knapp unter zehn Prozent in der Euro-Zone gewarnt. Er rechne damit, dass die meisten Regierungen in der Euro-Zone und die Europäische Zentralbank (EZB) politisch eine Inflationsrate von knapp unter zehn Prozent in Kauf nähmen, „in der Hoffnung, dass die Deutschen dabei nicht allzu sehr aufmucken“, sagte der Vorsitzende des Freiburger Centrums für Europäische Politik der „Neuen Osnarbrücker Zeitung“. Inflationsgefahr drohe insbesondere, wenn die EZB den bereits begonnenen Aufkauf von Staatsanleihen hilfsbedürftiger Euro-Länder stark ausweite.

Lüder Gerken ist Ordnungsökonom. Das ist eine interessante und durchaus wichtige Disziplin, deren Aussagen sich aber in der Regel zumindest in der kurzen Frist nicht empirisch überprüfen lassen. Deshalb kann man von grundsätzlichen Erwägungen einmal abgesehen auch nicht viel dazu sagen. In der Makroökonomie ist das anders. Ihre Aussagen sind falsifizierbar.

Aus Freiburg kommt also nun wenn ich die Welt richtig verstehe die Prognose einer Inflationsrate von zehn Prozent. Ich halte dagegen – mit folgenden Argument: Die EZB wird ihr Inflationsziel nicht dramatisch anheben und realwirtschaftlich ist für die kommenden Jahre eher Deflation angelegt. Denn auch die Staatsanleihekäufe treiben die Teuerung nur, wenn die Banken das zusätzliche Geld im System weiter verleihen. Danach sieht es derzeit nicht aus. Das Wachstum der breiten Geldmengenaggregate  geht sogar zurück. Und wenn es wieder anziehen sollte, ist es technisch kein Problem, das Geld wieder einzusammeln.

Wir werden sehen. Ich erinnere aber daran, dass bislang alle, die im Zuge der großen Krise die große Inflation ausriefen schwer daneben lagen. Thomas Straubhaar etwa, der sich 2009 mit der Aussage zitieren ließ,  die Inflation werde im kommenden Jahr „rasch in den Bereich zwischen fünf und zehn Prozent steigen“. Vor Inflation ist schnell gewarnt, das heißt aber noch lange nicht, dass sie auch kommt.

Die Wette gilt.