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Der mediterrane Lebensstil in der Krise

 

Olaf Storbeck macht mich auf einen interessanten Artikel von Fabian Bornhorst und Ashoka Mody – zwei Ökonomen des Internationalen Währungsfonds – aufmerksam. Es geht in dem Artikel um die interessante Entwicklung der deutschen Kapitalbilanz beziehungsweise die Tatsache, dass Deutschland, obwohl es ein Land mit einem Leistungsbilanzüberschuss ist, zugleich per Saldo privates Kapital aus dem Ausland importiert.

Ich möchte hier aber einen anderen Punkt herausgreifen: Die Entwicklung der deutschen Leistungsbilanz. Die Bereitstellung externen Mittel durch die Notenbank und die Rettungsfonds der EU hilft den Krisenstaaten bei der Finanzierung ihrer Importe, weshalb es oft heißt, dadurch werde eine Anpassung der makroökonomischen Ungleichgewichte verhindert – und „die“ leben weiter auf „unsere“ Kosten. Oder in den Worten von Hans-Werner Sinn:

Der mediterrane Lebensstandard wird so weiterfinanziert (…) Mit der Notenpresse ließ sich das Leben in der Peripherie weiter finanzieren, als sei nichts gewesen, und die notwendigen Anpassungsmaßnahmen wurden auf Jahre verzögert.

Einmal abgesehen davon, was fast 50 Prozent Jugendarbeitslosigkeit in Spanien und fünf Jahre Rezession in Griechenland mit mediterranem Lebensstil zu tun haben: Die Daten des IWF wecken erhebliche Zweifel an der These, wonach die Anpassung verhindert wird. Demnach hat sich der deutsche Leistungsbilanzüberschuss mit den Krisenstaaten seit dem Höchststand 2008 um fast die Hälfte reduziert.

Eine spiegelbildliche Reduktion gab es – der Chart kommt von der Bundesbank – in den Leistungsbilanzdefiziten der Krisenländer (zum Teil durch eine bessere Exportperformance, vor allem aber durch einen Einbruch der Binnennachfrage).

Die Anpassung schreitet voran – und sie ist für die Defizitländer alles andere als lustig.