Olaf Storbeck hat das wesentliche zur heutigen Bilanzpressekonferenz der Bundesbank schon gesagt. Nur ein paar Anmerkungen von meiner Seite. Im Grunde geht es in der Target-Debatte nicht um rechts oder links oder um Falken und Tauben, sondern um die richtige Methode zur Messung der Risiken in der Bilanz einer Notenbank und der Kapitalströme in der Währungsunion.
Wer die Relevanz der Target-Salden infrage stellt, der ist deshalb keineswegs automatisch für mehr billiges Geld. Das hat Jens Weidmann heute deutlich gemacht. Der vermeintliche Positionswechsel der Bundesbank in dem Brief von Weidmann an Draghi ist in Wahrheit keiner: Die Bundesbank hält die Target-Salden nach wie vor für nicht zentral für die geldpolitische Analyse. In Weidmanns Worten:
Die Kritik an den Salden per se ist insofern – und dies hat die Bundesbank immer wieder betont – nicht sachgerecht. Für mich stellen die Target2-Forderungen der Bundesbank auch kein eigenständiges Risiko dar, weil ich ein Auseinanderbrechen der Währungsunion schlichtweg für absurd halte.
Und selbst wenn die Währungsunion zerbräche, bräuchte man Target nicht:
Ob und wie stark Verluste aus der Liquiditätsbereitstellung auf die Bundesbankbilanz durchschlagen, hängt nicht von der Höhe der Target2-Forderungen der Bundesbank ab. Dies gilt auch für den hypothetischen und in der Öffentlichkeit breit diskutierten potentiellen Austritt eines Landes mit negativen Target2-Salden. Auch in einem solchen Fall, von dem ich nicht ausgehe, ist das Risiko ursächlich in der Art und dem Umfang der Liquiditätsbereitstellung begründet.
Trotzdem kritisiert Weidmann natürlich die großzügige Liquiditätsbereitstellung der EZB.
Die Risiken, die das Eurosystem übernimmt, sind zu einem gewissen Grad unvermeidlich, aber wir setzen uns mit Nachdruck dafür ein, dass sie in vertretbaren Grenzen bleiben.
Ich glaube, die Ideologisierung der eigentlich methodischen Debatte rührt daher, dass sie ihren Ursprung in dem Versuch hat, durch den Nachweis eines vermeintlichen geheimen Geldkreislaufs, einer heimlichen Umverteilungsmaschine irgendwo tief unten in der Bilanz der EZB versteckt die Politik der Notenbank zu diskreditieren und einen Skandal aufzudecken.
Dieser Versuch ist gescheitert. Er führte nur zu einer Mystifizierung einfachster geldpolitischer Sachverhalte. Es gibt keine zusätzlichen Risiken und keine zusätzliche Umverteilung durch Target 2. Es gibt nur die ganz normalen Risiken und die ganz normale Umverteilung durch die Geldpolitik. Über die kann und muss man streiten. Das sollten wir tun, und uns nicht in Nebenkriegsschauplätzen abgeben. Das gilt natürlich auch für mich.