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Die Zinsen werden steigen

 

Wenn die Pressekonferenz von Ben Bernanke der Versuch gewesen sein soll, die Märkte zu beruhigen, dann ist er kläglich gescheitert. Der amerikanische Notenbankchef erklärte, die Anleihemärkte hätten auf seine Aussage, wonach die Anleihekäufe zurückgefahren werden könnten überreagiert. Daraufhin fallen die Renditen aber nicht etwa, sie steigen weiter. Dafür gibt es zwei Erklärungen:

1. Bernanke will tatsächlich in naher Zukunft die Politik des billigen Geldes beenden. Schließlich beurteilt die Fed die wirtschaftlichen Aussichten positiver und hat der niedrigen Inflationsrate kaum Beachtung geschenkt. Die Märkte haben sozusagen die wahren Absichten der Fed erkannt und bepreisen sie korrekt.

2. Bernanke will sich tatsächlich mehr Zeit lassen, aber es nimmt ihm niemand mehr ab. In Folge seiner Äußerungen vor dem Kongress als er  eine Rückführung der Volumina des Anleiheprogramms in Aussicht stellte, haben sich die Markteilnehmer fundamental neu positioniert, sie sehen die Welt jetzt anders. Bernanke müsste schon zu weit härteren Mitteln greifen – etwas das Programm ausweiten oder die Deflationsrisiken betonen – um diese Erwartungen zu brechen. Dazu ist er aber nicht bereit. Die Fed hat die Kontrolle über die Finanzmärkte verloren.

Wie auch immer: Die Zinsen werden steigen. Keine guten Nachrichten für Europa.

Update: Wolfgang Münchau weist bei Eurointelligence zurecht darauf hin, dass ein Zinsanstieg in den USA auch positiv für Europa sein kann. Denn natürlich wertet dadurch der Dollar tendenziell gegenüber dem Euro auf, was den Export in Europa stützen sollte. Die Frage ist nur, ob diese positiven Effekte nicht durch die negativen Folgen der höheren Refinanzierungskosten wettgemacht werden. Nun könnte die EZB  – das war ja einer der Gründe für die Einführung des Euro – zwar sich gegen diese aus den USA kommenden höheren  Finanzierungskosten stemmen.  Danach sieht es allerdings nicht aus.

Und zur Frage des Kontrollverlusts: Natürlich kann die Fed die Zinsen wieder herunterprügeln, wenn sie ihren Mitteleinsatz erhöht. Mein Punkt ist nur, dass wir durch die Äußerungen vor dem Kongress in ein neues Regime eingetreten sind. Das mögliche Ende der lockeren Geldpolitik ist ein Thema und damit wird es vorweggenommen.  Die Anleger haben eine neue Brille aufgesetzt, mit der sie die Wirtschaftsdaten analysieren und ihre Schlüsse ziehen. Aber wie gesagt: Vielleicht ist es genau das, was Bernanke, der alte Fuchs, will.