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Zakaria: Wie weiter mit Iran

Zum Glück gibt es nicht nur Stimmen wie John Bolton in der amerikanischen Debatte über unser weiteres Vorgehen gegenüber dem Iran – sondern auch noch Commonsense, wie abermals Fareed Zakaria demonstriert. Er antwortet implizit auf Boltons Forderung, Iran jetzt zu bombardieren:

CNN: What is the likely outcome of events in Iran?

Fareed Zakaria: The situation is fluid. The challenger, Mir Hossein Moussavi, and the former president, Khatami, are still criticizing the government for stealing the election.

That is an extraordinary level of dissent at the highest levels of the establishment. But the most likely outcome remains that for now, the regime will be able to reassert order.

But it has become a naked dictatorship, losing the facade of the Islamic and democratic political ideals that are important to it.

CNN: But the nuclear program continues?

Zakaria: Exactly. We still have a problem with Iran, and we have to have a strategy in dealing with it. The nuclear program continues to grow, and refusing to negotiate will not do anything to stop it.

On the other hand, it seems wrong to pretend that nothing has happened in Iran. And it also disregards the reality of a divided leadership.

CNN: So, what to do?

Zakaria: I would say do nothing. Inaction can be a strategy. The five major powers on the U.N. Security Council (plus Germany) have given Iran a very generous offer to restart the nuclear negotiations. It has not responded. So, the ball is in its court.

Until it does, the West should build support for tougher sanctions and more isolation. Until we hear from Tehran, there is no reason for the United States or the others to get engaged.

CNN: Is this from a position of weakness, because the West has so few options?

Zakaria: Not really, because while it might seem like the West has few options, in reality, Iran has fewer. Its economy is doing badly, the regime is facing its greatest challenge since its founding, and its proxies in Lebanon, Iraq and elsewhere are all faring worse than it had expected. Let the supreme leader and President Ahmadinejad figure out what they should do first. Time might not be on their side.

CNN: What about a military strike?

Zakaria: It would be bizarre to bomb Iran– which means bombing Iranians — now that we have seen the inside of that country. Moussavi and his supporters want a less confrontational approach to the world. So do many members of the establishment.

Moussavi attacked Ahmadinejad repeatedly for his aggressive foreign policy. So we now know the answer to the question, „Are there moderates in Iran?“ Yes, millions of them.

 

Eine super Gelegenheit, Iran zu bombardieren

Hat John R. Bolton entdeckt, ehemals eine hohe Figur im republikanischen Siherheitsestablishment und schließlich UN-Botschafter George W. Bushs.

Seit Jahren ist Bolton – ein Erz-Falke – unterwegs, um für einen Krieg gegen Iran zu werben, wie ich persönlich bezeugen kann.

Anders als manche Kommentatoren, die das neue Gesicht Irans – durch die lebendige Zivilgesellschaft, die dem Wahlbetrug tapfer entgegenhielt – für einen Grund halten, eine militärische Option auszuschliessen, will Bolton jetzt erst recht Bomben fallen sehen.

Und zwar sollen die Israelis es machen (da auf Obama offenbar nicht zu setzen ist):

Time is too short, and sanctions failed long ago.

Only those most theologically committed to negotiation still believe Iran will fully renounce its nuclear program. Unfortunately, the Obama administration has a „Plan B,“ which would allow Iran to have a „peaceful“ civil nuclear power program while publicly „renouncing“ the objective of nuclear weapons. Obama would define such an outcome as „success,“ even though in reality it would hardly be different from what Iran is doing and saying now. A „peaceful“ uranium enrichment program, „peaceful“ reactors such as Bushehr and „peaceful“ heavy-water projects like that under construction at Arak leave Iran with an enormous breakout capability to produce nuclear weapons in very short order. And anyone who believes the Revolutionary Guard Corps will abandon its weaponization and ballistic missile programs probably believes that there was no fraud in Iran’s June 12 election. See „huge credibility gap,“ supra.

In short, the stolen election and its tumultuous aftermath have dramatically highlighted the strategic and tactical flaws in Obama’s game plan. With regime change off the table for the coming critical period in Iran’s nuclear program, Israel’s decision on using force is both easier and more urgent. Since there is no likelihood that diplomacy will start or finish in time, or even progress far enough to make any real difference, there is no point waiting for negotiations to play out. In fact, given the near certainty of Obama changing his definition of „success,“ negotiations represent an even more dangerous trap for Israel.

Bolton hat schon zwei Kriege bekommen in seiner aktiven Laufbahn unter George W.

Aber genug ist nicht genug.

Warum glaubt Bolton, jetzt könne man dem iranischen Volk besser klarmachen, dass ein Schlag gegen das Atomprogramm nicht gegen die Bevölkerung, sondern gegen das Regime gerichtet sei?

Significantly, the uprising in Iran also makes it more likely that an effective public diplomacy campaign could be waged in the country to explain to Iranians that such an attack is directed against the regime, not against the Iranian people. This was always true, but it has become even more important to make this case emphatically, when the gulf between the Islamic revolution of 1979 and the citizens of Iran has never been clearer or wider.

Das ist eine absurde Fehleinschätzung der Folgen eines Militärschlages: Der Graben zwischen Regime und Volk würde sich sofort wieder schliessen, wenn ein Angriff stattfände. Denn selbst die Kritiker des Regimes unterstützen den ursprünglichen Impuls der Revolution: Unabhängigkeit und Souveränität des iranischen Volkes. Auch die Gegner des Atomprogramms sind gegen einen Krieg um seinetwillen.

 

Joschka Fischers langes Rohr

Ein Kommentar aus der ZEIT von morgen:

Joschka Fischer kümmert sich jetzt auch um eine Pipeline. Und sie ist sogar bedeutend länger als die seines früheren Chefs: Das »Nabucco«-Rohr soll Gas vom Kaspischen Meer bis nach Österreich führen – über 3300 Kilometer. Gerhard Schröders »Nord Stream«, die russisches Gas über die Ostsee nach Greifswald bringen wird, ist nur 1200 Kilometer lang. Der alte rotgrüne Knatsch darum, wer von beiden »Koch und Kellner« sei, geht in die nächste Runde – und zwar volles Rohr.
Schon erstaunlich, wie viele Wege aus dem rotgrünen Kabinett in die Energiewirtschaft führen: Schon die Minister Müller und Clement machten in Kohle und Atom, und Kanzler Schröder in Gas. Und nun eben Joschka Fischer: Anders als Gerhard Schröder, der übergangslos vom deutschen Regierungschef zum Interessenvertreter Gasproms mutierte, hat er drei Jahre Schamfrist verstreichen lassen. Und er wird immerhin nicht unter Verdacht stehen, als Einflussagent einer fremden Regierung arbeiten.
Der Ex-Außenminister wird Berater für das große Zukunftsprojekt der europäischen Energieversorgung: »Nabucco« soll zentralasiatisches Gas über die Türkei, Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Europa bringen. Die Kanzlerin, wird gemunkelt, hat Fischers neuen Job abgesegnet, im Zeichen schwarz-grüner Harmonie. Das Nabucco-Projekt soll Europa aus der russischen Energie-Umklammerung befreien. (Und die Russen arbeiten, wo immer sie können, dagegen an.) Die Assoziation an den Gefangenenchor aus Verdis Oper, der über die babylonische Gefangenschaft klagt, ist Absicht. Während der Ex-Bundeskanzler mit der Unterwasser-Röhre den westeuropäischen Markt immer fester an Russland bindet, wird sein Ex-Vizekanzler nun daran arbeiten, Russlands Marktdominanz im wahrsten Wortsinn zu untergraben.
Fischers Mission hat geopolitische Tücken. Das wichtigste Transitland für Nabucco ist die Türkei. Und dort betrachtet man die Pipeline als Mittel, den EU-Beitritt zu beschleunigen. Joschka Fischer war als Aussenminister schon Befürworter dieses Beitritts. Nun aber hat er einen guten Grund mehr, dafür zu trommeln. Dass er es sich ansehnlich (»sechsstellig«) bezahlen läßt, hat einen faden Beigeschmack.

Der eigentliche Haken aber liegt hier: Iran hat nach Rußland die zweitgrößten Gasreserven. So richtig rentabel kann Nabucco auf Dauer nur sein, wenn dereinst nicht nur turkmenisches und aserbaidschanisches, sondern iranisches Gas durch sie fließt. Iran als Lösung unserer Energieprobleme? Nach den brutalen Szenen der letzten Wochen ist das ein schwer erträglicher Gedanke. Herr Fischer, übernehmen Sie.

 

Wie Obama säkularistischen Muslimen in den Rücken fällt

Hier meine Übersetzung des sehr bedenkenswerten Einwurfs von Marieme Hélie-Lucas:

„Zunächst einmal wendet sich Obama an den Islam, als ob eine Idee, ein Begriff, ein Glaube ihn erhören könne. Als ob dies nicht vermittelt werden müßte durch Menschen, die Ideen, Begriffen, einem Glauben anhängen. Wie Soheib Bencheikh, der frühere Mufti von Marseille einmal gesagt hat: ‚Ich habe noch nie einen Koran auf der Straße marschieren sehen.‘

Kann man sich für eine Minute vorstellen, dass Obama sich ans Christentum wenden würde ? An den Buddhismus? Unmöglich, er würde zu den Christen, zu den Buddhisten sprechen, … kurz zu Menschen, zu Individuen, die sich voneinander unterscheiden.

Obama essentialisiert den Islam, er ignoriert die enormen Differenzen zwischen den muslimischen Gläubigen bestehen, – Unterschiede in der religiösen Interpretation und ziwschen Denkschulen, aber auch kulturelle Unterschiede und politische Divergenzen. Es ist unmöglich, angesichts einer solchen Vielheit vom Islam in einer totalisierenden Weise zu sprechen, wie er es tut. Er würde nie wagen, das Gleiche beim Christentum zu tun – und etwa das Opus Dei und die Befreiungstheologie zusammenzuwerfen…

Unglücklicherweise bedeutet die Essentialisierung des Islam, dass man das Spiel der Fundamentalisten spielt, die dauernd bemüht sind die Idee zu verbreiten, es gebe nur einen einzigen Islam – den wahren, in anderen Worten: ihren -, eine homogene islamische Welt, und als Folge daraus ein einziges islamisches Recht, das von allen respektiert werden müsse im Namen des religiösen Gesetzes. Das geringste Studium der Gesetze in den islamischen Ländern zeigt aber schon, dass diese variieren, manchmal sogar dramatisch von einem Land zum nächsten – inspiriert nicht nur von unterschiedlichen religiösen Auslegungen, sondern auch von verschiedenen kulturellen Parktiken auf jenen Kontinenten, auf denen der Islam sich ausgebreitet hat, und auch von historischen und politischen Besonderheiten, darunter koloniale. Alles Quellen, die ausdrücklich nicht göttlicher Art sind.

Dies ist die verhängnisvolle Konsequenz der Manier, in der Obama den Islam vergegenständlicht und die Muslime homogenisiert: Wie auch immer seine Kritik der Fundamentalisten ausfällt – er nennt sie eine „Minderheit von Extremisten“ -, er benutzt ihre Sprache und ihre Konzepte. Das kann nur schwerlich den Kampf der Antifundamentalsiten in den islamischen Ländern unterstützen.

Schießßlich spricht Obama zu den Religionen statt zu Bürgern, Nationen oder Ländern. Für ihn muß jeder eine Religion haben. Die Tatsache stört ihn wenig, dass Menschen oft eine religiöse  Identität erdulden, die ihnen gewaltsam aufgezwängt wird. Es passiert immer öfter, dass in den islamischen Ländern die Bürger gezwungen werden, eine religiöse Praxis zu befolgen, und dass sie jeden Widerstand dagegen mit ihrer Freiheit und manchmal mit ihrem Leben bezahlen. Darum versetzt der amerikanische Präsident ihren Menschenrechten, ihrer Gedankenfreiheit, ihrer Meinungsfreiheit einen Stich, wenn er öffentlich die Idee unterstützt, dass jeder Bürger eines Landes, in dem der Islam die Mehrheitsreligion ist, automatisch ein gläubiger Muslim sei (ausser wenn er einer anderen Minderheitsreligion angehört).

Ob sie nun gläubig sind oder nicht, praktizierend oder nicht, Menschen entscheiden manchmal, dass die Religion nicht ihr bestimmendes Identitätsmerkmal sein soll. Zum Beispiel können sie ihrer Identität als Bürger die Priorität einräumen. Eine gute Zahl von Bürgern in den ‚islamischen‘ Ländern möchte die Religion auf ihren Platz verweisen und von der Politik trennen. Sie unterstützen den Laizismus und wollen weltliche Gesetze, das heißt demokratisch legitimierte Gesetze, veränderbar gemäß der Wahl und der Stimmabgabe der Menschen; sie stellen sich im Namen der demokratischen Regeln gegen die Einführung unveränderlicher Gesetze, die übergeschichtlich und angeblich göttlichen Ursprungs sind. Sie kämpfen gegen die Macht der Religiösen.“

 

Warum Obama nicht zum „Islam“ hätte sprechen sollen

Sehr bedenkenswerte Einwände fand ich auf einer französischen Website von Marieme Hélie-Lucas (vom feministischen Netzwerk „Femmes sous lois musulmanes„).

(Sollte es gewünscht werden, übersetze ich das folgende auch gerne.)

Tout d’abord, Obama s’adresse à ’l’islam’, comme si une idée, un concept, une croyance pouvait l’entendre. Comme si ceux-ci ne devaient pas nécessairement être médiatisés par des gens – ceux qui adhèrent à ces idées, ces concepts, ces croyances. Comme le disait Soheib Bencheikh, autrefois Grand Mufti de Marseille, actuellement directeur de l’Institut des Hautes Etudes Islamiques à Marseille : „Je n’ai jamais vu un Coran marcher dans la rue“…

Peut-on imaginer une seule minute qu’Obama parle au christianisme ? ou au bouddhisme ? Impossible, il parlerait aux chrétiens, aux bouddhistes, … bref, à des gens, des individus différents les uns des autres.

Obama essentialise l’islam, il ignore les vastes différences qui existent entre les croyants musulmans, – différences d’interprétations religieuses et d’écoles de pensée certes, mais aussi différences culturelles et divergences politiques. Il est impossible, devant une telle diversité, de parler d’’Islam’ de façon aussi totalisante qu’il le fait. Il n’oserait pas faire de même s’il s’agissait du christianisme, en amalgamant, par exemple, l’Opus Dei et la théologie de la libération…

Malheureusement, essentialiser l’Islam fait le jeu des intégristes musulmans dont l’effort permanent est de promouvoir l’idée qu’il existe un seul islam – le vrai, c’est-à-dire le leur – , un monde musulman homogène, et par voie de conséquence, une loi islamique unique qui devrait être respectée par tous, au nom des droits religieux. La moindre étude des lois dans les pays ’musulmans’ montre que celles-ci varient, et parfois dramatiquement, d’un pays à l’autre, s’inspirant non seulement de différentes interprétations religieuses, mais aussi de pratiques culturelles diverses selon les continents où l’islam s’est répandu, et de circonstances historiques et politiques spécifiques, y compris coloniales (1), toutes sources qui ne sont manifestement pas divines.

C’est là la première conséquence néfaste de la façon qu’a Obama d’essentialiser l’islam et d’homogénéiser les ’musulmans’ : quelle que soit sa critique des intégristes – qu’il appelle une ’minorité d’extrémistes’ – , il utilise leur langage et leurs concepts. Voilà qui peut difficilement soutenir la cause des anti-intégristes dans les pays musulmans.

Ensuite, Obama parle aux religions, pas aux citoyens, pas aux nations ni aux pays. Pour lui, il va de soi que chacun doit avoir une religion ; le fait le trouble peu que, bien souvent, les gens subissent une identité religieuse qui leur est imposée par la force. Il est de plus en plus fréquent que, dans les pays ’musulmans’, les citoyens soient forcés à observer une pratique religieuse (2), et qu’ils payent toute dissidence de leur liberté et parfois de leur vie. C’est donc un grand coup que leur porte le président des États-Unis, à eux, à leurs droits humains, à leur liberté de pensée, à leur liberté d’expression, quand il soutient publiquement l’idée que tout citoyen d’un pays où l’islam est la religion majoritaire est automatiquement un croyant musulman (sauf à être d’une religion autre minoritaire).

Qu’ils soient croyants ou pas, pratiquants ou pas, les citoyens et citoyennes décident parfois que la religion ne sera pas leur marqueur identitaire. Par exemple, ils peuvent donner priorité à leur identité en tant que citoyen-nes. Bien des citoyen-nes de pays ’musulmans’ entendent cantonner la religion à sa place et l’écarter de la politique. Ils soutiennent la laïcité et veulent des lois laïques, c’est-à-dire des lois démocratiquement votées par le peuple, modifiables selon le choix et le vote du peuple ; ils s’opposent, au nom de la règle démocratique, à l’introduction de lois immuables, a-historiques et supposées divines. Ils combattent le pouvoir des religieux.

 

Paul Berman über Obama und Israel

Paul Berman, ein „linker Falke“, der das Kunststück versucht hat, die Irak-Invasion zu verteidigen und Bush zu kritisieren, über Obama und Israel (in einem auch sonst lesenswerten Interview aus dem März über den Gaza-Krieg und die Folgen):

What does the election of Barack Obama mean for America? Do you think that American support for Israel will continue under his Administration?

I’m enthused by Obama. And, in my enthusiasm, I find myself thinking: this election has been the most inspiring event in American history. The American Revolution was inspiring, and the Civil War and Lincoln likewise, and Franklin Roosevelt and the victory over fascism, and all that – inspiring events because they signaled big forward steps for democracy. But there has always been something wrong with America, and the claim to be democratic has always contained an extra clause. And so, each of those big successes in the American past has been accompanied by a small, unobtrusive asterisk, which leads your eye to the bottom of the page, where you find the extra clause, which says: „Democracy is fine and good for most people, and yet, for various unfortunate reasons, one part of the American population is hereby excluded.“ The asterisk has meant that America is living a lie. Even at America’s grandest moments. But no longer! Not on this one point, anyway. The election just now is the first large event in American history that can be recorded without an asterisk.

The old-fashioned antisemitic right-wing is completely on the outs, for now. As for the anti-Zionist left in America: The Nation magazine, the Answer movement, the professors who want to boycott Israel (now, that’s an interesting phenomenon!) – these kinds of tendencies are pretty marginal, in America. The views of The Nation magazine on the Middle East are represented in the degree of about five percent in the Obama administration. We have every reason to believe that President Obama will be totally sympathetic to Israel’s principle policy, namely, the policy of continuing to exist. I don’t know everything that Obama will do – but he won’t adopt his measures on the basis of an unstated antipathy to Israel.

Now, if the new administration were capable of taking a wider view of the problem in the Middle East than the Israelis themselves are sometimes capable of taking – would that be bad? It’s good that Obama has expressed a compassion for the Israelis who have lately suffered – but also for the Palestinians.

There is every reason to weep for Gaza, even if we can understand why the government of Israel is not awash right now in those particular tears. And there is every reason for the United States to do whatever can be done to help the Palestinians to a better life, liberated from these pathological ideologies whose adherents keep condemning their fellow Palestinians to ever lower rungs of suffering and sorrow. I don’t know how much the United States can do to help the Palestinians throw off Hamas and a number of other groups, but, however much it is, I hope that Obama does it. To be pro-Israel is good – but the United States should show herself to be pro-Palestinian, too, in the simple belief that, in the long run, a pro-Israel position has to be pro-Palestinian, too, and vice versa.

 

Eine idealistische Fassade?

Schlusswort zur Kairoer Rede von David Brooks (NYT):

This speech builds an idealistic facade on a realist structure. And this gets to the core Obama foreign-policy perplexity. The president wants to be an inspiring leader who rallies the masses. He also wants be a top-down realist who cuts deals in the palaces. There is a tension between these two impulses…

 

Von Kairo nach Buchenwald und Dresden

Bei seiner großen Rede in Kairo hat Obama deutlich gemacht, warum er das KZ Buchenwald besuchen wird. Er wird in dem Lager bekräftigen, dass der Holocaust eine unleugbare Tatsache ist.
Es war atemberaubend, wie entschieden und deutlich der amerikanische Präsident sich dem Antisemitismus und der Leugnung der Shoah entgegenstellte – im Herzen der arabischen Welt, in der Judenhass – oft im Gewand der Israelkritik – leider längst Teil der offiziell geduldeten Populärkultur geworden ist.
Natürlich ist der Buchenwald-Besuch auch eine Geste gegenüber dem Iran, dessen Präsident nur einen Tag zuvor wieder einmal vom Holocaust als einem „Betrug“ gesprochen hatte.
Die fast 3000 Studenten und Würdenträger in der Kairoer Universität haben sich wohl noch nie in so klaren Worten anhören müssen, dass die Judenvernichtung durch das NS-Regime eine legitime Quelle des israelischen Wunsches nach einem jüdischen Staat darstellt. Mehr als 6 Millionen Juden wurden ermordet, führte Obama in Kairo aus – mehr Menschen als heute in Israel leben.

Obama sparte nicht mit Kritik an der israelischen Siedlungspolitik, die die Möglichkeit eines palästinensischen Staates – das Ziel des Roadmap-Prozesses – untergräbt. Und er nannte die Situation der palästinensischen Flüchtlinge „unterträglich“. Er bot sich durch die Klarheit seiner Worte zu beiden Seiten als ehrlicher Makler an, der die Parteien in ihren legitimen Ansprüchen akzeptiert.
Bei manchen Israelis löst die neue Balance der amerikanischen Nahostpolitik Ängste aus: Denn nun wird nicht nur mit den „moderaten“ Kräften in der Region verhandelt, sondern früher oder später auch mit denen, die Israels Existenzrecht bestreiten oder dem Staat seine Anerkennung verweigern wie  Hamas, Hisbollah und ihre Paten Syrien und Iran. Heißt das nicht jenen nachgeben, die Israel von der Landkarte tilgen wollen?
Nein. Obama macht in Kairo und Buchenwald klar, dass dem keineswegs so ist: Voraussetzung für solche Verhandlungen ist, dass jüdisches Leiden unter den Nazis und die Legtimität des israelischen Staates anerkannt werden. Erst dann kann man sinnvoller Weise Zugeständnisse erwarten. (Natürlich gilt die gleiche Logik auch für palästinensisches Leiden und den Wunsch nach einem palästinensischen Staat.)

In Deutschland waren im Vorfeld dieses Besuchs kleinliche Stimmen zu vernehmen, die sich darüber beklagten, dass Obama Deutschland durch diesen Besuch selektiv wahrnehme und auf die  Vergangenheit reduziere. Auch war zu hören, er komme hauptsächlich aus taktischen Überlegungen hierher. Obama besucht nämlich bei diesem Nahost-Trip Israel nicht. Und da kann es nicht schaden, so wurde insinuiert, in Buchenwald Zeugnis abzulegen, um die jüdische Öffentlichkeit zu beruhigen. Wenn schon nicht Israel, so wenigstens ein KZ – das war die zynische Logik dieser Unterstellung.
Das ist alles viel zu kurz gedacht: Denn der Präsident bezeugt in Buchenwald zwar zuerst den Opfern seinen Respekt – aber damit eben auch der deutschen Vergangenheitsbewältigung, der Basis für das wiedergewonnene Vertrauen der Welt nach dem Kriege. Dass Obama in Buchenwald – zusammen mit dem Überlebenden Elie Wiesel und der deutschen Kanzlerin – ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen will, gereicht Deutschland zur Ehre.
Und zweitens ist es mehr als bloss PR-Taktik Obamas, das KZ aufzusuchen, an dessen Befreiung sein Großonkel Charlie Payne beteiligt war. Obama zieht in Buchenwald einen geschichstpolitischen Strich und stellt seine neue Nahostpolitik auf ein festes Podest. Er sendet die Botschaft in den Nahen Osten: Dass wir jetzt mit (fast allen) reden, bedeutet nicht, dass wir uns mit Relativierern und Leugnern gemein machen werden.
Dass er – nebenher – auch noch ein wenig von Dresden zu sehen bekommen wird, passt übrigens auch in die Logik seiner Argumente, die er in Kairo ausführte. Dort riet er den Palästinensern, sich vom „gewalttätigen Extremismus“ zu distanzieren. Gewalt führe immer in die Sackgasse.
Und dann kam ein sehr geschickter und kluger Schachzug: Obama empfahl den Palästinensern den Kampf der Schwarzen in Amerika als Vorbild, den friedlichen Aufstand gegen die Apartheid, die  friedliche Revolution in Osteuropa gegen den Kommunismus. Allesamt erfolgreiche Kämpfe aus aus mindestens ebenso schwieriger Lage wie heute im Westjordanland und in Gaza.
Guter Punkt. Daran wird Obama in Dresden anknüpfen können, wenn er der Ereignisse in Ostdeutschland vor 20 Jahren gedenkt.

 

Der Wendepunkt im arabischen Denken

Abdul Rahman Al Rashed schreibt in der saudisch finanzierten Tageszeitung Asharq Alawsat über Obamas Chance:

Usually, pleasing the Arabs is an unachievable aim, because they blame Washington nearly for everything, whether it interferes or stays away. Washington is blamed for the dictatorships if it deals with them, and if it topples them, it will be accused of wanting to impose its political culture. It is blamed for all the contradictions: poverty, ignorance, occupation, terrorism, oppression, the support for the extremists, the hunt down of the Islamists, and even for the divorce of wives. Practically, Washington is the devil who is blamed for everything evil.

Obama should not get fed up with the huge amount he will hear in the region of urging him to settle the Arab-Israeli conflict, because this is praise for him. It is a new phenomenon that the Arabs, however different their political stances might be, consider that he is the trusted man who is capable of resolving the issue. This is a huge turning in the Arab thinking, which has been rejecting in principle the US mediator, and in the past had insisted on European and Russian participation as it believed that any US president would be biased in favor of Israel from the start.

 

Al-Kaida: Obama go (stay) home!

Das Celebritiy Deathmatch Obama vs Osama hat begonnen.
Gar nicht erfreut sind die Herren der Kaida über die Absicht Obamas, in Kairo eine Rede an die Muslime zu halten. Nun hat sich die Nummer 2 des Terrornetzwerks, der Ägypter Ayman Al Zawahiri zu Wort gemeldet und Obama einen „Kriminellen“ genannt, der in seinem früheren Heimatland nicht willkommen sei.
Der neue Präsident ist nicht der Mann von Al-Kaidas Gnaden. Man hätte sicher lieber Bush behalten. Der war deutlich besser fürs Geschäft: Denn das Geschäft des globalen Dschihad ist vornehmlich eine raffinierte Kommunikationsstrategie (der auch die Anschläge dienen). Nun macht einem der amerikanische Präsident die Herrschaft über die islamischen Stammtische (Teehäuser) streitig:

The al-Qaeda number two said Mr Obama would not be welcome in Egypt, and referred to US campaigns in Iraq and Afghanistan.

Mr Obama’s „bloody messages have been received and are still being received and they will not be covered by public relations campaigns or theatrical visits or polished words“, he said.

He called Mr Obama „that criminal who came seeking, with deception, to obtain what he failed to achieve on the ground after the mujahideen ruined the project of the Crusader America in Iraq, Afghanistan, and Somalia“.

He also said the Egyptian officials who will welcome the American leader are „slaves“ who have turned Egypt into an „international station of torture in America’s war on Islam“.

Interessantes Faktum am Rande: BBC berichtet, dass auch 10 wichtige Figuren der Muslimbruderschaft bei Obamas Rede anwesend sein werden – ungewöhnlich genug bei der Gegnerschaft des Mubarak-Regimes gegen diese Gruppe.
Ich finde das richtig, gerade im Licht der schäumenden Verwünschungen Al Zawahiris: Einen Keil (zwei, drei, viele Keile) in den Islamismus treiben ist die richtige Strategie.