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Unterstützung für im Iran verhaftete amerikanisch-iranische Professorin

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Es hat sich eine Unterstützergruppe für Haleh Esfandiari gebildet (Klick aufs obere Banner), die im Iran verhaftete Nahostexpertin.

Der American Islamic Congress hat die Kampagne initiiert.
Unter anderem Bill Clinton hat sich bereits mit einer Bitte um Esfandiaris Freilassung an die iranische Regierung gewandt.

Nach einem Bericht der Los Angeles Times wird Esfandiari von regierungsnahen iranischen Medien die Unterstützung des „Zionismus“ und gar eine Konversion zum Judentum unterstellt.

 

Amerikanisch-iranische Professorin in Teheran verhaftet

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Haleh Esfandiari

Eine der bekanntesten Iran-Expertinnen der USA ist in Teheran verhaftet worden. Haleh Esfandiari, die Leiterin der Nahost-Abteilung des renommierten Woodrow Wilson Center, hielt sich im Iran auf, um ihre 93jährige Mutter zu besuchen.
Als sie im Dezember ausreisen wollte, wurden ihr auf dem Weg zum Flughafen von drei Männern der iranische und der amerikanische Pass gestohlen – vermutlich von Geheimdienstagenten.
Denn als sie in Teheran einen neuen Pass beantragen wollte, wurde sie zum Informationsministerium geschickt, wo sie sich mehreren Befragungen über ihre Arbeit am Wilson Center unterziehen lassen musste.
Am vergangenen Donnerstag wurde Frau Esfandiari verhaftet und ins berüchtigte Evin-Gefängnis verbracht, in dem viele politische Gefangene einsitzen.

Der Fall erinnert an die Verhaftung des kanadisch-iranischen Philosophen Ramin Jahanbegloo im letzten Jahr, der erst nach Monaten internationaler Proteste und nach Ablegung eine „Geständnisses“ freigelassen wurde.

Die Achmadinedschad-Regierung verfolgt offenbar die Einschüchterung aller, die für einen Wandel des Regimes eintreten, und sei es selbst auf dem Weg gewaltloser Reform. Ausserdem scheinen Rivalitäten innerhalb des Systeme eine Rolle zu spielen. Frau Esfandiari ist eng mit Faizah Hashemi bekannt, der Tochter Hashemi Rafsandschanis, Achmadinedschads Konkurrenten um die Macht im Iran.

Das Woodrow Wilson Center ist ein überparteilicher und regierungs-unabhängiger Think Tank. Sein Präsident ist der langjährige demokratische Kongressabgeordente Lee Hamilton, Mitautor der „Baker-Hamilton-Reports“ über den Irak.

 

Ein Deal zwischen Teheran und Washington?

Eine brisante Analyse des saudischen Kommentators Daoud Shirian in der liberalen aranischen Tageszeitung Al Hayat. Bei der Irak-Konferenz in Scharm-El-Scheich sollen die Iraner den Amerikanern einen Deal unterbreitet haben:

The Iranians seemed to have an attitude rejecting any US presence and advocating the need to liberate Iraq from the oppressive US occupation.

But the reality is quite different. For the items in the Iranian paper submitted in the Sharm el-Sheikh conference depict a different picture; indicate a possible Iranian-American deal, and reflect an Iranian desire to get a foothold in Iraq with American approval.

The Iranians are giving insinuations to the US administration that they will accept the US occupation and assume the role of a policeman to protect this presence if Washington is willing to reach an agreement with them on the nuclear file and reconsider its position towards the Lebanese crisis and Hizbullah weapons. In return, Tehran is ready to reject any unplanned withdrawal of US troops and support the presence of these forces in bases and camps inside Iraq.
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Ist der iranische Tugendterror eine Ablenkungsaktion?

Der immer kluge iranische Journalist Omid Memarian schreibt auf Rooz Online über den Tugendterror in Teheran. Er hat ein interessantes Zitat des Präsidenten aus dem Wahlkampf 2005 gefunden:

On the eve of the 2005 presidential elections, Mahmoud Ahmadinejad made these remarks in a campaign video aired from the national television network: “Really, is the problem of our people now the youth’s hairstyle? People can style their hair however they want; this is none of your business or mine! You and I have to think about our country’s real problems. The government must set the economy in order, restore peace, create a secure psychological environment, support the public – people have diverse preferences, diverse traditions, diverse ethnicities, diverse groups, diverse styles – the government is at everyone’s service. Why do we belittle people? We really belittle people so much so that now the important problem of our youth is to pick their hairstyle, and the government doesn’t let them?! Is this the worth of government? Is this the worth of our people? Why do we underestimate people? Our country’s problem is that some girl wore some dress? Is this our country’s problem? Is this our people’s problem?”

In reality, that part of Ahmadinejad’s speech where he says that this is not our people’s worth is right. But apparently, the worth of the government is just what we see. Now one has to ask the same questions from our forgetful president. Is our country’s problem the way women dress? Are the problems of poverty, inflation and mismanagement not of primary priority? Are unemployment, drug addiction and rampant corruption in state institutions not our problems? What about foreign threats?

Our forgetful president must really answer this question: is he confronting a real problem, or is he trying to take people’s focus and attention away from other things that are happening in the country? Is the supreme leader’s decision to give Ali Larijani full authority in initiating negotiations with the United States and solving Iran’s nuclear crisis part of those other things that are happening?

 

Bilder von neuen Tugendterror im Iran

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(Anmerkung: Ich bin leider aus rechtlichen Gründen gezwungen, die Bilder auf diesem Blog auszutauschen. Man kann die von mir hier ursrünglich kommentierten Bilder auf www.iranian.com finden. Siehe den ersten Link im Text.)

Die neue Welle des Sitten-Terrors im Iran trifft nicht nur Frauen. Sie richtet sich auch gegen junge Männer, die sich der islamischen Korrektheit widersetzen. Dieses Foto (mehr unter dem Link) mit den beiden mittelalten Herren, die den Jungen angrabschen, bringt sehr schön auf den Punkt, welche Ressentiments sich dabei austoben dürfen. Das Dorf gegen die Stadt, alt gegen jung, bärtig gegen rasiert, puritanisch gegen libertär, und nicht zu vergessen: Unterschicht gegen Bürgertum (wie es in allen totalitären, kulturrevolutionären Regimen gerne gemacht wird). Sexualneid dürfte auch eine kleine Rolle spielen.

Mit ihrer (im Verständnis des Regimes) nachlässigen Art, den Hidschab zu tragen, zeigen die jungen iranischen Frauen, dass sie sich nur an die islamische Korrektheit halten, weil das Regime sie sonst mit Gewalt und Freiheitsentzug bedroht.

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Nun zeigt ihnen das Regime, dass es auch noch mit dieser Frechheit vorbei ist. Nicht pro forma Anpassung ist gefragt, sondern totale Unterwerfung.

Was sagen unsere islamischen Freunde aus den Kommentarspalten dazu. Was mag wohl Ajatollah Christina davon halten? (Das Regime hilft den Jugendlichen doch bloss, sich der Vereinnahmung durch die westliche Warenwelt und ihre Fetischisierung des Körpers zu entziehen…?)

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Und ich wiederhole meine keineswegs nur sarkastisch gemeinte Aussage, dass dies alles zwar auch sehr frauenfeindlich und patriarchal ist. Aber Frauen sind, siehe diese Bilder, auch sehr eifrig auf der Täterseite mit dabei. Sie haben einen besonderen Spass daran, anderen Frauen, die sie um Freiheiten und Privillegien beneiden, das Leben zu ruinieren. Oder sie sind einfach ehrlich überzeugte Fanatiker der guten Sache.

 

Neuer Tugendterror im Iran

Im Iran sind 117 Frauen wegen unkorrekter islamischer Kleidung verhaftet worden, wie Roozonline berichtet.

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Es läuft offenbar seit Samstag Tagen im ganzen Land eine neue Kampagne zur Verteidigung der „öffentlichen Sicherheit“.

1347 Frauen sind nach Auskunft des Teheraner Polizeichefs verwarnt worden. 20 Läden wurden geschlossen, 79 Autos eingezogen, weil die Fahrer „unangemessen“ gekleidet waren. Dies alles am ersten Tag der Massnahmen.

Es wäre total unfair (und islamophob), diese wohlwollenden staatlichen Massnahmen zur Tugendverbesserung als frauenfeindlich zu geisseln: Denn bald schon sollen auch die neuen Massregeln für Männer verkündet werden.

Colonel Hosseini von den Teheraner Behörden:

Hosseini also claimed, “The drive to confront inappropriately-dressed males will begin very soon, and our guidelines will be announced very soon as well.”

Hosseini also spoke about the goals of this drive in these terms: “Our main goal is to carry out this operation so that people feel safe in their streets and houses, and for the protection of their private spheres.”

Der Schutz der Privatsphäre ist das wahre Ziel, na klar.

 

Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi: Lasst das iranische Volk über das Atomprogramm abstimmen

Die iranische Anwältin Schirin Ebadi, Nobelpreisträgerin 2003, belebt die inneriranische Debatte über das Atomprogramm mit einem überraschenden Vorschlag: Es müsse ein Referendum über das Nuklearprorgramm abgehalten werden.

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Schirin Ebadi Foto: UN

Ebadi schreibt in einem Text für Rooz Online:

It seems that now, both within and outside the Iranian government, all those who hold a position with respect to Iran’s nuclear program are in complete and unanimous agreement over one thing: that the nuclear program has direct and serious effects on the fate of Iranians. If this is the case, then citizens of Iran have the right to express their position in a legally defensible and transparent environment, and furthermore, to expect that their views are taken into account in choosing the direction of Iran’s nuclear policies. (…)

Clearly, no nation will be ready to pay the price of policies that a majority of its citizens oppose. Hence, this will bring about a dangerous and uncertain situation for the Iranian government in its confrontation with the international community, forcing it to “retreat” under pressure from below. This presents the Iranian government with a face-saving opportunity to retreat from its current position in an “honorable” way, rather than be labeled to be scared of international pressures.

Das ist frech: Ebadi bietet der Regierung, den „ehrenwerten Ausweg“ an, unter „Druck von unten“ das Programm zu beenden und somit ihr Gesicht zu wahren, statt den Eindruck zu erwecken, man habe „Angst vor internationalen Druck“.

Bemerkenswert ist daran nicht nur die ungeheuerliche Chuzpe von Frau Ebadi gegenüber dem klerikalen Establishment. Ebenso bemerkenswert ist die Klarheit, mit der sie den Konflikt als einen zwischen Iran und der „internationalen Gemeinschaft“ erkennt – und nicht etwa nur Irans mit „dem Westen“ oder den USA, wie es die Regierungspropaganda gerne darstellt.

Schirin Ebadi sagt dem iranischen Establishment ziemlich unverblümt, dass es nicht im Interesse des iranischen Volkes handelt.

Es wäre wünschenswert, dass solche Debatten – die auch durch die Sanktionspolitik mit angeschoben werden – im Westen zur Kenntnis genommen werden. Es tut sich etwas.

 

Iranische Feministinnen wieder auf freiem Fuss

Die beiden letzten Inhaftierten, die bei der jüngsten Verhaftungswelle im Iran ins Gefängnis geworfen wurden, sind vorgestern – kurz vor dem iranischen Neujahrs-Fest – frei gelassen worden. Shadi Sadr und Mahboubeh Abasgholizadeh wurden nach 10 Tagen Einzelhaft im berüchtigten Staatssicherheitsflügel des Teheraner Evin-Gefängnis als letzte der ursprünglich 33 Inhaftierten entlassen.

Sie kündigten an, ihre Kampgane gegen Steinigungen fortzusetzen.

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Shadi Sadr

Hintergrund zu Shadi Sadrs Initiative hier bei Martin Ebbing.
Ausführlicher Bericht hier.

 

Was die iranischen Frauen wollen

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Die führende iranische Feministin Mehrangiz Kar schreibt in Rooz, was die iranischen Frauenrechtlerinnen erreichen wollen, sei „nicht sehr komplex“:

– Sie wollen die diskriminierenden Regeln zur rechtlichen Verantwortlichkeit von Männern und Frauen beseitigen (Mädchen sind ab 9 strafmündig, Jungen ab 15)
– Sie wollen, dass Männer für Eifersuchtsmorde zur Rechenschaft gezogen werden (bislang nicht der Fall)
– Sie finden es unerträglich, dass ein Frauenleben vor dem Gesetz halb so viel wert ist wie das eines Mannes (so beträgt die Entschädigungszahlung für einen Mord im Fall eines männlichen Opfers doppelt so viel wie bei einer Frau)
– ermordet ein Vater sein Kind, wird er nicht hingerichtet. Eine Mutter, die ihr Kind tötet, wird aber hingerichtet. Das bringt zum Ausdruck, dass der Vater nach islamischem Recht als Besitzer des Kindes angesehen wird. Auch dies ist für die Feministinnen unerträglich
– Männer können sich ohne Probleme und ohne Angabe von Gründen scheiden lassen. Frauen müssen Beweise liefern und überzeugende Gründe für eine Scheidung angeben. Die Scheidung kommt meist nur durch den Abtritt aller finanzieller Ansprüche durch die Frauen zustande
– Männer können ab 15 ohne Zustimmung des Vaters heiraten. Frauen müssen in jedem Alter die Zustimmung einholen
– Die Steinigung, die Männer und Frauen bei Ehebruch droht, wird fast nur gegen Frauen angewandt. Sie gehört abgeschafft
– Die Verfassung der Islamischen Republik erlaubt Frauen die Kandidatur für das Parlament, nicht aber für höhere politische Ämter wie etwa die Präsidentschaft