Ende einer Dienstfahrt – zum Tod von Horst Tappert

Ich kann es mir nicht verkneifen, zum Tod des Derrick-Darstellers hier ein Stück aus meiner ersten Zeit bei diesem Blatt wieder zu veröffentlichen. Es wurde geschrieben, um das Ende der legendären Serie vor 10 Jahren zu bedenken. Auszüge:

Für unsereinen aus der Generation Golf – im steten Flackern der ersten erschwinglichen Farbfernseher herangewachsen (die so stolze Namen trugen wie Rubens, Goya und Rembrandt) – hat die Welt des Herbert Reinecker den Charakter einer unhintergehbaren Wirklichkeit: „Derrick“ war immer schon da. Als „Der Kommissar“ wiederholt wurde, nahmen wir verdutzt zur Kenntnis, daß Assistent Harry Klein bereits ein Leben vor „Derrick“ geführt hatte. Fritz Wepper hatte nämlich auch schon dem Kommissar Keller als Hilfssheriff gedient, in jenen unvordenklichen Tagen des Schwarzweißfernsehens. Wer mit der deutschen Fernsehunterhaltung aufgewachsen ist, hat nolens volens eine starke Dosis Reinecker aufgesogen. Zum Lebenswerk des ewigen Quotenchampions gehören Meilensteine des kollektiven Gedächtnisses wie die „Winnetou“-Serie und die Edgar-Wallace-Filme („Der Hexer“). Jene Enthüllungsjournalisten, die Reinecker vor Jahren seine alten Propagandaschriften aus dem „Dritten Reich“ („Jugend in Waffen“, „Panzermänner an die Front!“) vorhielten, glaubten damit auch seine späteren Arbeiten für Kino und Fernsehen treffen zu können. Sie sind dem Irrtum erlegen, man könne diesem Autor irgendwelche zweifelhaften Kontinuitäten nachweisen. Es ist aber gerade das eigenartig Chamäleonhafte seiner zweiten Karriere, das ihn so bemerkenswert macht. Sein Werk nach dem Krieg steht – vom schönfärberischen Widerstandsdrama „Canaris“ (1954) über klamme Softpornos wie „Unter den Dächern von St. Pauli“ (1969) bis zur Utopie des kollektiven Freizeitparks auf dem „Traumschiff“ – ganz und gar im Zeichen des Abschieds vom jugendlichen Idealismus der „Pimpfenwelt“ (1940), für die er einst getrommelt hatte. Reineckers Leben ist ein langer Abschied von der Hoffnung auf „Die große Wandlung“ (1938), die er als junger Mann propagiert hatte. Man kann zeigen, daß sich die Erfindung Derricks in diese Absetzbewegung einfügt.

An Reineckers größtem Erfolg hat die Kritik in zweieinhalb Jahrzehnten immer wieder ihre Instrumente erprobt. Schon die erste Sendung, am 20. Oktober 1974, wurde heftig verrissen. Aber wie zum Hohn der Kommentatoren stieg die Serie um so höher in der Gunst des Publikums, je mehr die Fernsehkritik auf der Fadheit der Figuren, der Spannungslosigkeit der Handlung, der Öde des ewig gleichen Münchner Milieus herumritt. Der unaufhaltsame Aufstieg „Derricks“ zu einem weltweiten Fernseherfolg – am Ende in nahezu hundert Ländern – wurde von der ohnmächtigen Presse zunächst wütend, dann ironisch und schließlich resigniert zur Kenntnis genommen. Umberto Eco, sonst nicht um erhellende Analysen populärer Mythen verlegen, erklärte schließlich Derricks Beliebtheit aus seiner Durchschnittlichkeit.

Mit solchen Tautologien können wir uns nicht zufriedengeben. Zu unserer bundesrepublikanischen Welt der siebziger und achtziger Jahre gehört Reineckers Figur, ob es uns paßt oder nicht, wie die Tele-Knabberbar, der autofreie Sonntag, Afri-Cola und die funktionale Differenzierung. Wir haben ihn immer belächelt, wir haben Witze gerissen über sein Haarteil, die ölig glänzende proletarische Entenschwanzpomadenfrisur. Aber wenn er im Herbst vorläufig von uns geht, werden wir ihn vielleicht doch noch vermissen. Zeit für eine Bilanz.

Es ist höchst bezeichnend, wie das Ende für die Serie sich im letzten Herbst ankündigte. Nicht der Autor wollte nämlich die Sache beenden, sondern sein Hauptdarsteller, Horst Tappert. Die Serie sei ihm zu „philosophisch“ geworden, bekannte er in mehreren Interviews. In der Tat hatte Reinecker seit Jahren die ohnehin meist ziemlich spannungsfreien Plots nur mehr als Vorwand benutzt, um seinen Helden Leitartikel über die Entfremdung des Menschen, die allgemeine Verrohung der Gesellschaft und die Eitelkeit allen Strebens aufsagen zu lassen. Der Oberinspektor hatte immer noch oft in den Villen des Münchner Vororts Grünwald zu ermitteln; aber die konkreten Leidenschaften der Legion von Lehrer-Triebtätern, Drogen-Jugendlichen, Unternehmer-Vätern, der ehebrecherischen Frauen, schmierigen Witwenmörder und Huren mit Herz durften ihn am Ende weniger und weniger interessieren. Derricks Fälle waren immer blassere Illustrationen der transzendentalen Obdachlosigkeit des modernen Menschen. In Reineckers eigenen Worten, anläßlich seines Achtzigsten geäußert: „Schöner wohnen außen? Schöner wohnen innen muß man. Innen schön wohnen ist ein Problem dieser Zeit, die es allen zunehmend schwerer macht, sich wohl zu fühlen. Mir geht es um Aufklärung, um Seinsmitteilungen. Heidegger hat in einem Seminar gesagt: ,Die Atombombe ist ja längst explodiert, und zwar ganz lautlos, es ist die Entwurzelung der Menschen und im Zusammenhang damit zunehmende Entfremdung.'“ Weiter„Ende einer Dienstfahrt – zum Tod von Horst Tappert“

 

Evangelikaler Pastor: Mehr (ehelicher) Sex, bitte!

Hierzulande stellt man sich die Evangelikalen zu oft als verbissene Fundamentalisten vor, deren Leben sich um die wörtlich verstandene Bibel und die Widerlegung der Evolutionstheorie dreht. Sexualiät ist nur in Form von Gegnerschaft zur Schwulenehe und Abtreibung ein Thema, möchte man meinen. Stimmt nicht.

Ein texanischer Pastor einer evangelikalen „Mega-Church“ hat seine Schäfchen durch eine ungewöhnliche Initiative überrascht. Er hat ihnen im Sonntagsgottesdienst aufgegeben, eine Woche lang jeden Tag Sex mit ihren Ehepartnern zu haben, um die ehelichen Bande zu stärken:

This is not a gimmick or a publicity stunt, Mr. Young says. Just look at the sensuousness of the Song of Solomon, or Genesis: “two shall become one flesh,” or Corinthians: “do not deprive each other of sexual relations.”

“For some reason the church has not talked about it, but we need to,” he said, speaking by telephone Friday night on his way to South Africa for a mission trip. There is no shame in marital sex, he added, “God thought it up, it was his idea.”

Mehr hier.

 

„Sie gehören immer noch nicht dazu“

Ein interessantes Interview findet sicht im Magazin meiner kleinen alten taz an diesem Wochenende. Befragt wird vom Kollegen Martin Reichert die Journalistin und Autorin Güner Balci – über Neukölln, Türken in Deutschland, ihren Aufstieg und die Gründe für scheiternde Vermischung und Integration:

 

Sie sind ja jetzt auch nicht mehr Sozialarbeiterin im Neuköllner Mädchentreff, sondern ZDF-Journalistin und Buchautorin – wie geht Ihr Umfeld damit um? Mit Stolz?

Ja, sehr. Blöd fanden sie allerdings meist meine islamkritischen Beiträge, meine Kritik an der Migrationsgesellschaft. Da haben sie mich immer wieder angesprochen, dass ich sie schlechtmachen würde. Trotzdem war es zwischen denen und mir immer ein vernünftiges Gespräch. Denn ich bin immer noch eine von uns. Das ist ja jetzt nicht so, dass ich sage: „Jetzt habe ich den Absprung geschafft, bin weg von euch und will mit euch nichts mehr zu tun haben.“ (…)

Güner Yasemin Balci  Foto: Fischer Verlag

Sogenannte Abiturtürken finden, dass Frauen wie Necla Kelek oder Seyran Ates „alles kaputtmachen“.

Was machen die denn kaputt? Die machen auf Dinge aufmerksam, auf die man eben zeigen muss. Den sogenannten Abiturtürken geht es offenbar nur darum, dass niemand nestbeschmutzt. Die schicke Fassade soll aufrechterhalten werden. Ich nenne die auch Hollywoodtürken.

(…) 

Geht es insgeheim womöglich darum, dass es bestimmte Dinge gibt, die bitte in der Familie bleiben sollen – über die man „draußen“ in der Mehrheitsgesellschaft nichts erfahren soll?

Ein Image soll aufrechterhalten werden. Wir sind die ordentlichen, fleißigen Gastarbeitertürken. Da gibt es vielleicht mal einen Ehrenmord oder eine Zwangsehe, aber eigentlich sind wir doch vernünftige Menschen, durch die Bank. Und jetzt kommen da zwei Hexen und machen alles kaputt. In der Türkei ist das mittlerweile ein viel größeres Thema als hier, auch Prominente äußern sich, das Thema wird in Vormittagstalkshows behandelt.

Warum ist das so ein Problem für „Abiturtürken“?

Die, die es geschafft haben, haben meist ein Identitätsproblem. Es kommt eben immer darauf an, aus welchem Milieu sie kommen, was sie für Eltern hatten, als sie herkamen oder hier geboren wurden. Manche erfolgreiche türkischstämmige Geschäftsleute verleugnen diese Wurzeln dann – das ist auch verlogen.

Und woher die krasse Abneigung gegen Seyran Ates und Necla Kelek?

Die Probleme, über die beide sprechen, sind für viele Probleme einer „bäuerlichen“ Gesellschaft. Sie brüsten sich und sagen: „Wir, die gebildeten Kemalisten aus Istanbul, bei uns gibt’s das nicht!“

Könnte doch sein, oder?

Das ist aber eine Lüge, alle von Kelek und Ates benannten Probleme findet man in allen Gesellschaftsschichten der Türkei. Es stimmt eben auch nicht, dass die Frauenrechte seit Atatürk immer hochgehalten wurden. Wenn man da mal dran kratzt, sieht man schnell, dass es da noch Nachholbedürfnisse gibt, sowohl was die Frauen- als auch was die Menschenrechte angeht. Letztlich ist die Türkei eine männerbestimmte Gesellschaft, in der Frauen auch mal Führungsaufgaben übernehmen dürfen.

Wenn man Ihr Buch liest, hat man das Gefühl, dass es gar keine Möglichkeiten gibt, der Traum von erfolgreicher Einwanderung könne wahr werden. Wie kann man den Menschen helfen?

Bei den Älteren geht es jetzt, glaube ich, nur noch darum, dass sie einigermaßen gut versorgt sind im Alter. Aber ansonsten ist diese Generation eher der Meinung, dass sie nun ihre Pflicht getan hat. Zum Teil leben sie auch schon halb in der Türkei – die sieht man ja auch kaum im öffentlichen Leben Deutschlands. Häufig sind sie auch krank, weil sie immer viel gearbeitet haben und wenig Geld hatten. Es ist wichtig, dass man die Menschen erreicht, die hier in Deutschland zur Welt gekommen sind.

 

Und wie geht das?

Ebendiese Menschen gehören noch immer nicht zur deutschen Gesellschaft. Sie betrachten sich auch selbst nicht so. Man muss deutlicher machen, dass all diese Aishes und Tareks – und wie sie alle heißen – Teil dieser deutschen Gesellschaft sind. Was sollen sie denn auch sonst sein: Sie sind hier geboren und aufgewachsen! Statt immer nur ihre besonderen kulturellen Eigenheiten zu betonen, sollte man sie genauso in die Verantwortung nehmen wie alle anderen auch. Weiter„„Sie gehören immer noch nicht dazu““

 

Palin gegen Biden – die Debatte

Cambridge, Mass. – Biden gibt den Charmeur: „It’s a pleasure to meet you, Governor, and to be with you…“ Dann kommt er gleich auf Obama und dessen Haltung zum Bailout zu sprechen. „Wir werden uns auf die Mittelschicht konzentrieren“, und das unterscheidet uns von unseren Konkurrenten, so Biden.

Palin spricht sofort die Ängste in der Bevölkerung an. Sie wendet sich direkt ans Volk und erwähnt die Konkurrenz überhaupt nicht. Sie schaut Biden nicht an. Sie wirkt sehr selbstsicher. (21:07h)

Biden erinnert an McCains Satz, die Grundlage der Wirtschaft sei stark . Die Frage war allerdings, wie die beiden Kandidaten die Polarisierung Washingtons überwinden wollen. Beide machen keine Anstalten zu Versöhnlichkeit. (21:11h)

Palin kritisiert die Mentalität derjenigen, die sich mit dem Hauskauf übernommen haben. Sie appeliert an die konservative Vernunft, nicht über die eigenen Verhältnisse zu leben. Klarer Punkt für Palin. Biden antwortet mit einer Attacke auf McCain, dessen witschaftspolitische Kompetenz er immer wieder in Abrede stellt. Das zieht nicht so gut, weil er keine eigene Position formuliert. (21:15h)

Biden ist wieder – und viel zu lange – damit beschäftigt, seinen Herrn und Meister zu verteidigen. Palin hingegen spricht, als wäre sie selbst die Spitzenkandidatin. Und das ist sie ja auch. Biden wirkt dagegen, als hätte man ihn geschickt, eines anderen Sache zu vertreten. Wieder Punkt Palin, die völlig ruhig wirkt. (21:17h)

Biden macht endlich Punkte, als er über die Mittelschicht und ihre Sorgen spricht. Die Mittelschicht muss endlich entlastet werden. Die Reichen, sagt er, zahlen nicht mehr Steuern als unter Ronald Reagan. Endlich hat er sein Thema gefunden und spricht selbst direkt zum Wähler. (21:19h)

Palin leiert die alte Lehre der Republikaner herunter, dass  der Staat nur aus dem Weg gehen muss, damit die Wirtschaft endlich Arbeitsplätze schaffen kann. Damit ist heute kein Blumentopf mehr zu gewinnen. (21:21h)

Biden kontert, er wolle nicht Umverteilung, sondern Fairness für die Mittelschicht. Dann verliert er sich in den Einzelheiten der Gesundheitspolitik. Am Ende schließt er mit seiner vorbereiteten Pointe ab: „Das nenne ich die ultimative ‚Brücke ins Nichts‘.“ Sein Refrain ist: keine weiteren Steuererleichterungen für Reiche! (21:24h)

Palin hat ein professionelles, gleichmäßiges Lächeln auf, allerdings von der stählernen Sorte. Dennoch: Sie scheint sich wohlzufühlen. Sie legt eine kleine Selbstlob-Orgie ein, was sie alles für die „Menschen in Alaska“ getan habe. Das tut man eigentlich nicht, bringt auch keine Punkte. Und dann wieder die populistischen Sprüche gegendie „Gier an der Wall Street“. Chuzpe von der Partei, die lange die schützende Hand über Wall Street gehalten hat! (21:26h)

Biden hat keinen Stoff mehr: Jetzt erwähnt er zum dritten Mal den angeblich von McCain beabsichtigten 4 Milliarden-Steuervorteil für Exxon. Langsam muss  er eine andere Platte auflegen. Palin ernennt McCain zum einsamen Warner vor der Finanzkrise. Glaubt ihr aber niemand, dass McCain davon umgetrieben gewesen sei. (21:29h)

Palin kommt wieder auf ihre eigene Verdienste in Alaska zurück. Sie stolpert minutenlang herum – dann findet sie den Faden. Sie sagt den Leuten im wesentlichen: Energieunabhängigkeit kriegen wir auch mit Öl hin. In Alaska haben wir noch viel davon. (21:3h)

Palin wieselt herum, als es um den menschlichen Anteil an globaler Erwärmung geht: Sie wolle jetzt nicht in die Ursachenforschung gehen.

Biden kontert, der Klimawandel sei menschengemacht, und es sei wichtig, die Ursache zu kennen, damit man mit vernünftigen Lösungen kommen könne. Er will neue Jobs schaffen durch die erneuerbaren Energien.

Palin verweist wieder auf die Milliarden Barrel Öl in Alaska. Die Demokraten verhindern durch ihre Ablehnung des Bohrens vor der Küste die Lösung der amerikanischen Energieprobleme. (21:38h)

Jetzt gehts zu den kulturkämpferischen Themen: Biden setzt sich für die Rechte von Homosexuellen ein.

Palin erwähnt die traditionelle Familie, betont dann aber, sie sei „tolerant“ und habe nichts gegen Besuchsrechte im Krankenhaus und Gleichbehandlung bei Versicherungspolicen.

Biden will auch keine neue Definition der Ehe. Sie soll nicht für Homosexuelle geöffnet werden. Allerdings soll es eine zivilrechtliche Gleichstellung geben.

Und das ist doch schon mal eine Meldung: Der Kulturkampf ist vorbei. Es gibt zwischen Links und Rechts keinen Streit mehr um die Rechte von Lesben und Schwulen. (21:41h)

Palin verteidigt den „Surge“ und behauptet, Amerika sei auf dem Weg zum Sieg im Irak. Wenn nur die bösen Demokraten nicht gegen die Unterstützung der Truppen gestimmt hätten. Gähn!

Biden greift endlich an und sagt den Satz: Wir werden den Krieg im Irak beenden. „Das ist der fundamentale Unterschied zwischen uns.“ Palin versucht zurückzuschießen: „Ihr Plan ist eine weiße Fahne!“ Sie wirkt nicht sicher dabei. Es ist auch lächerlich, wenn die Alaska-Gouverneurin sich hier gegen Biden erhebt, der sich seit Jahren mit dem Krieg beschäftigt (und selber ursprünglich dafür war). Kein Punkt. Schwach. (21:46h)

Biden hat eine sehr starke Strecke, als er auf den wahren Kampfplatz im Krieg gegen den Terrorismus  verweist: Afghanistan und die pakistanische Grenze zu dem Land. Das ist die schwache Seite McCains und Palins: Sie müssen behaupten, der Irak sei die zentrale Front. Und sie wissen, dass das nicht stimmt. Klarer Punkt Biden. (21:51h)

Palin plappert McCains Kritik an Obamas vermeintlicher Iran-Position nach: er wolle sich mit Ahmadinedschad an einen Tisch setzen. Sie wirkt auf diesem Feld nicht zuhause und sehr unfrei. Auch zu Israel leiert sie brav die Positionen herunter: Zweistaatenlösung, kein neuer Holocaust etc. Aber da gibt es keinen Kontrast zur Gegenseite.

Biden greift an: Die Nahostpolitik der Bush-Regierung ist ein einziges Versagen. Hamas und Hisbollah als Gewinnler der „Demokratisierung des Nahen Ostens“.

Palin kann nur antworten, sie sei so froh, „daß wir beide Israel lieben“. Sie sagt ganz generell und unspezifisch, es habe unter Bush „massive Fehler gegeben“, und nun werde der „Wandel“ kommen. Biden kontert sehr gut, er habe noch nicht gehört, wie sich McCains Positionen von Bush unterscheiden. Er läßt sich das „Change“-Logo nich stehlen. (21:57h)

In Afghanistan will Palin die Politik des Surge anwenden. Biden hat die New York Times gelesen, in der heute der leitende General  gesagt hat, die Übertragung aus dem Irak sei nicht möglich. Palin fällt zunehmend in sich zusammen. Sie hat hier einfach nichts entgegenzusetzen.

Jetzt versucht sie es doch und behauptet, der General habe das nicht gesagt. Und es werde eben doch gehen. Wie ein trotziges Kind. (22:00h)

Biden wird damit konfrontiert, dass er für die Interventionen in Bosnien war. Er steht dazu, die Intervention sei ein Erfolg gewesen und habe Leben gerettet.

Palin schaltet um auf niedlich: „Es ist so offensichtlich, daß ich ein Washington-Außenseiter bin.“ Süß. Während du, Biden, suggeriert sie, immer wieder hin und her geschwankt bist zwischen Falke und Taube. Funktioniert nicht: „Außenseiter“ übersetzt sich hier einfach als ahnungsloses Greenhorn. (22:07h)

Palin möchte, man sieht es, dass es endlich vorbei ist (ausser wenn man vielleicht noch ein bißchen über Wasilla und den großen Staat Alaska reden könnte).

Biden wird gefragt, was er tun würde, wenn der Präsident stürbe: Er nutzt das sehr geschickt, um Obamas Programm noch einmal aufzusagen – Mittelschicht fördern, Afghanistan gewinnen, Amerika wieder mit der Welt versöhnen. Souverän.

Palin weiss nicht so recht, was sie sagen sagen soll. Sie wird McCains Weg fortsetzen, dann baut sie irgendwie Wasilla ein. Die Regierung soll den Leuten einfach aus dem Weg gehen, sagt sie. Ob das funktioniert, wenn die Menschen sich Schutz und Regulierung wünschen? Habe da meine Zweifel. (22:12h)

Palin flüchtet in die Familiengeschichte. Gleich wird sie ihre alte Tante zuhause  am Bildschirm grüßen. Sie spricht über die Wichtigkeit von Erziehung, aber das bleibt – wie alles in der zweiten Hälfte – sehr kursorisch. McCain, enthüllt sie, habe ihr Energie-Unabhängigkeit als Feld in der Regierung versprochen.

Biden wird kein spezifisches Feld haben, sondern er sieht sich eher als Berater. Und dann zischt er plötzlich einen scharfen Angriff gegen Cheney als „gefährlichsten Vizepräsidenten unserer Geschichte“ hervor. Er will den Vizepräsidenten wieder auf seine bescheidenen verfassungsmässigen Funktionen zurückführen.

Palin kommt zum vierten Mal mit ihrer Alaska-Efahrung, die sie qualifiziere, in der Energiepolitik  eine führende Rolle zu spielen. Und dann sagt sie, sie verstehe die vielen Menschen, die sich keine Gesundheitvorsorge leisten können. (Will sie ihnen etwa eine Versicherung geben?)

Biden punktet abermals mit einem Plädoyer für einen Wechsel. Die Leute haben genug, sie wollen „Change“. Palin wirft Phrasen um sich vom „Maverick“ McCain, der den wahren Wechsel verkörpere.

Biden greift nun frontal an und sagt, McCain sei eben kein Querkopf gewesen, er habe im wesentlichen immer mit Bush abgestimmt. (22:26h)

Palin bringt zum xten Mal ihre Erfahrung in Alaska im Spiel. Bisschen zu oft.

Biden hat sich für den Schluß eine Geschichte zurechtgelegt, in der er sich bescheiden gegenüber Jesse Helms verneigt, eine der kontroversen rechten Figuren. ein

Palin bezieht sich auf Ronald Reagans Freiheitsideale und leiert etwas herunter über die Mittelschicht, Verteidigung, und die Freude, ein Amerikaner zu sein. Alles sehr kursorisch.

Biden malt ein schwarzes Bild der letzten acht Jahre, bevor er dann die gleichen amerikanischen Werte und Tugenden beschwört wie seine Kontrahentin.  Sie müßten allerdings, suggeriert er, erst wieder ins Recht gesetzt werden von Obama und seiner Wenigkeit.

Sarah Palin wirkt sehr erleichtert, geradezu aufgekratzt, als sie Biden für die Debatte dankt. (21:33h)

Sie ist nicht zusammengebrochen unter dem unwahrsacheinlichen Druck, der sich – vor allem durch ihre grauenhaften Interviews – aufgebaut hatte. Sie hat mit Anstand überlebt. Und mit ihr wird noch zu rechnen sein. Niemand hat erwartet, dass sie bei der Aussenpolitik gewinnt. Es war genug, dass sie Biden die ersten zwanzig Minuten lang scheuchen konnte – in der Innenpolitik. Biden hat insgesamt gewonnen, kein Zweifel. Aber Diese Debatte wurde darum überall mit Spannung erwartet, weil man sehen wollte, ob Sarah Palin untergeht. Sie wußte das und hat erfolgreich dagegen angekämpft. Insofern war das ein Erfolg, obwohl Senator Biden gewonnen hat. Sarah Palins Geschichte ist noch nicht zuende. (23:21h)

 

Ein Kuss als Denkmal

Noch etwas Kleines aus der ZEIT von morgen:

In Berlin, am Rand des Tiergartens, erinnert jetzt ein Denkmal an die Verfolgung der Homosexuellen im Nationalsozialismus. Es ist ein eher dezentes Monument, das sich die äußere Form einer Stele vom gegenüberliegenden Holocaust-Mahnmal borgt. Die Skulptur der beiden Künstler Elmgreen und Dragset hat jedoch ein Innenleben: Wer durch das Loch an der Stirnseite schaut, sieht zwei sich küssende Männer.
Wie das Ensemble so zurückgenommen unter Bäumen daliegt, spricht es beredt von der lange verweigerten Empathie mit den verfolgten Schwulen und Lesben. Noch im Moment der Anerkennung steht man abseits des Weges und abgesondert vom viel besuchten Hauptgedenk-Ort.
Als der Kulturstaatsminister Neumann diese Woche das Mahnmal einweihte, waren keine Überlebenden der Verfolgung dabei. Sie sind alle gestorben, bevor die überfällige Kenntnisnahme ihres Martyriums geschah. Sie kam so spät, weil mit dem NS-Staat zwar das Morden aufhörte, die Verfolgung aber weiterging. Völlig zu Recht nannte darum ein Redner die Schwulenverfolgung der Nachkriegszeit unter dem bis 1969 gültigen Paragrafen 175 einen »monströsen Schandfleck unserer Demokratie« und eine »schlimme Menschenrechtsverletzung«. Ihre Aufarbeitung steht aus, wie die bis heute grassierende Homophobie beweist. Auch dafür steht das Denkmal.
Wer den CDU-Staatsminister einfühlsam klagen hörte über das sinnlos zerstörte Lebensglück und die »zerschlagenen Lebenswelten« von Lesben und Schwulen, der konnte kaum fassen, dass die Bundesrepublik­ sich so lange schwergetan hat mit dem Homo-Mahnmal. Was wurden nicht alles für Bedenken geltend gemacht, um es zu verhindern! Vor der Zersplitterung des Gedenkens, vor einer fatalen Konkurrenz und Hierarchisierung der Opfergruppen wurde gewarnt. Nichts davon trat ein.
Die abstrakte Toleranz gegenüber Schwulen, die vielerorts heute zum guten Ton gehört, ist mit echter Empathie nicht zu verwechseln. Aber etwas ändert sich: An einem Sommerdienstag in Berlin konnte man Generäle in Uniform, Abgeordnete und ein buntes Gemisch von A- und B-Promis erleben, die sich zu dem traurigen und doch lebenslustigen Denkmal mit dem küssenden Paar im Zentrum bekannten.

 

Wie man eine iranische Prostituierte erkennt

Der ehemalige Teheraner Polizeichef Reza Zarei hat im Gefängnis einen Selbstmordversuch unternommen. (So wird es jedenfalls gemeldet.) Zarei war vor einem Monat mit 6 (!) nackten Frauen zusammen erwischt worden. Besonders pikant daran: Der Mann, der hier die Dienste von Prostituierten in Anspruch nahm, war verantwortlich für die Tugendterror-Kampagne unter dem Präsidenten Machmud Achmadinedschad im letzten Jahr, über die ich verschiedentlich berichtet habe.
Diese unglaubliche Geschichte – sie erinnert ein wenig an die republikanischen Politiker in Amerika, die als schwul geoutet wurden oder außereheliche Affären einräumen mußten – wirft eine kniffelige Frage auf, die spezifisch iranisch ist: Wie erkennt man eigentlich in einem Land mit Zwangsverschleierung eine Prostituierte?
Die Antwort liefert freundlicherweise ein Artikel in Slate: Die meisten Prostituierten finden sich in Ghom, der theologischen Hauptstadt Irans mit ihren vielen Seminaren und Moscheen. Das Publikum besteht in starkem Maß aus Pilgern und den Theologie-Studenten der dortigen Seminare. Man erkennt die Frauen daran, daß sie sich an bestimmten Orten aufhalten. Zuhälter ermöglichen es, trotz Schleiergebot einen Blick auf die Frau werfen zu können. Zwar sind die Strafen für Prostitution hoch – von Peitschenhieben bis zur Exekution. Doch es gibt auch ein theologisches Konstrukt – die Ehe auf Zeit, genannt Sigheh (kann auch für eine halbe Stunde eingegangen werden) – , das die Prostitution (schiitisch-)islamisch korrekt absegnet. Viele der jungen Frauen sind Junkies und Ausreißerinnen, die am Ende eines verzweifelten Weges in der Prostituion landen.

 

Geert Wilders und das Ende der Islamkritik für Dumme

Der Film „Fitna“ ist bislang ein Non-Event. Das ist gut so, und es zeigt, dass die Islamkritik an einem Scheidepunkt angekommen ist.
Wilders‘ Film beruht auf lauter altem Material, das weidlich bekannt ist.
Ohne das monatelange Vorab-Marketing hätte sich kaum jemand für dieses dürftige Werk interessiert.
Die dokumentierten Hasstiraden und die bekannten anstössigen Koran-Verse sind seit Jahren Thema, unter anderem auf Blogs wie diesem hier.

Und sie werden es auch sehr zu Recht so lange bleiben, bis die Muslime selbst sie widerlegt, kontextualisiert oder historisiert und damit entschärft haben. Das ist der einzige – allerdings gewichtige – valide Punkt in Wilders‘ Argumentation. (Wird hier freilich seit Jahren auch schon genau so gesagt.)

Es geht nicht an, dass dieser anstößige Punkt gleich mit erledigt wird, indem man auf Wilders bekannte „rechtsgerichtete“ (tolles Wort!) oder „islamfeindliche“ Haltung verweist. Der UN-Generalsekretär, die niederländische Regierung oder die EU sollten sich hüten, in ihrer ängstlichen Kritik diese Baustelle zu schließen. Die anständigen Muslime müssen da heran, und sie müssen es sehr viel offensiver tun als bisher.

Bis hierher habe ich absolut kein Problem mit „Fitna“ – ausser dass der Film total schlecht gemacht und langweilig ist. Ich finde es nicht unangemessen, wenn Koranverse über die „Ungläubigen“ zitiert werden und dann die Flugzeuge gezeigt werden, die in die Towers fliegen. (Der Kollege Peter Körte in der FAS kritisiert dieses Montage-Verfahren.) Es ist aber nun einmal so, dass die Islamisten sich auf diese Weise ermächtigt sehen. Und es bleibt die Aufgabe der vernünftigen und friedliebenden Muslime, jenen die heilige Schrift aus der Hand zu schlagen.

Mein Problem mit Wilders beginnt da, wo er die muslimische Einwanderung nach Europa in dramtischen Balkendiagrammen ins Spiel bringt. Von ein paar Dutzend Muslimen am Anfang des letzten Jahrhunderts in Holland bis zu den angeblichen 54 Millionen, die heute in Europa leben, wachsen die Balken bedrohlich an. Und dann werden dazu die Horrorbilder über die Ermordung von Schwulen und die Mädchenbeschneidung montiert – mit der Frage, ob dies Europas Zukunft sein solle.
Das ist genau die Logik der Islamisten, die jeden Einwanderer – egal ob aus Marokko, der Türkei, aus Bosnien oder Iran – als einen Soldaten in ihrem Kampf sehen möchten. Für die radikalen Islamisten gibt es keine säkularen Muslime, keine lauen Gläubigen, keine Freitagsbeter, keine Kulturmuslime, keine Biertrinker und Speckesser unter den Ihrigen. Für sie – Wilders zeigt ja einige ihrer Prediger – sind Muslime in Europa entweder Vorhut der Islamisierung oder Verräter. Genauso denkt Wilders, denn anders käme er nicht auf seine bedrohlichen Zahlen.

Und hier ist übrigens die ästhetische Gestalt dieses Films äußerst verräterisch: Er bedient sich der gleichen Technik und der gleichen Bildsprache wie die islamistischen Propagandavideos: Die Pflicht der Muslime zur Tötung von Ungläubigen und Juden wird direkt aus dem Koran abgeleitet. Dem Vers folgt dann das Snuff-Video von der Hinrichtung. Wilders‘ Film sieht über weite Strecken aus wie von der Propagandaabteilung von Al-Qaida gemacht – ein ästhetisches Stockholm-Syndrom.
Daraus muss die Islamkritik sich befreien.

Wir müssen das Wahnbild der Islamisten entzaubern, statt es von „islamkritischer“ Seite zu bestätigen.

 

Was ist Christianismus?

Angesichts der regen Beteiligung an der Debatte über Christentum und Christianismus im vorangegangenen Post scheint es mir angebracht, offenzulegen, woher ich den Begriff habe und wie ich ihn verstehe. Ich habe ihn von dem sehr geschätzten Blogger und Essayisten Andrew Sullivan geborgt (ein katholischer, konservativer, schwuler Dissident der Republikaner, anfangs ein Befürworter des Irakkriegs, heute einer der schärfsten Kritiker der Bushies).
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Sullivan schreibt in Time Magazine (Mai 2007):

„Are you a Christian who doesn’t feel represented by the religious right? I know the feeling. When the discourse about faith is dominated by political fundamentalists and social conservatives, many others begin to feel as if their religion has been taken away from them….

… There are those who simply believe that, by definition, God is unknowable to our limited, fallible human minds and souls. If God is ultimately unknowable, then how can we be so certain of what God’s real position is on, say, the fate of Terri Schiavo? Or the morality of contraception? Or the role of women? Or the love of a gay couple? Also, faith for many of us is interwoven with doubt, a doubt that can strengthen faith and give it perspective and shadow. That doubt means having great humility in the face of God and an enormous reluctance to impose one’s beliefs, through civil law, on anyone else.

I would say a clear majority of Christians in the U.S. fall into one or many of those camps. Yet the term „people of faith“ has been co-opted almost entirely in our discourse by those who see Christianity as compatible with only one political party, the Republicans, and believe that their religious doctrines should determine public policy for everyone. “ … So Christ is a conservative Republican?

What to do about it? The worst response, I think, would be to construct something called the religious left. Many of us who are Christians and not supportive of the religious right are not on the left either. In fact, we are opposed to any politicization of the Gospels by any party, Democratic or Republican, by partisan black churches or partisan white ones. „My kingdom is not of this world,“ Jesus insisted. What part of that do we not understand?

So let me suggest that we take back the word Christian while giving the religious right a new adjective: Christianist. Christianity, in this view, is simply a faith. Christianism is an ideology, politics, an ism. The distinction between Christian and Christianist echoes the distinction we make between Muslim and Islamist. Muslims are those who follow Islam. Islamists are those who want to wield Islam as a political force and conflate state and mosque. Not all Islamists are violent. Only a tiny few are terrorists. And I should underline that the term Christianist is in no way designed to label people on the religious right as favoring any violence at all. I mean merely by the term Christianist the view that religious faith is so important that it must also have a precise political agenda. It is the belief that religion dictates politics and that politics should dictate the laws for everyone, Christian and non-Christian alike.

That’s what I dissent from, and I dissent from it as a Christian. I dissent from the political pollution of sincere, personal faith. I dissent most strongly from the attempt to argue that one party represents God and that the other doesn’t. I dissent from having my faith co-opted and wielded by people whose politics I do not share and whose intolerance I abhor. The word Christian belongs to no political party.“

 

Christianismus auf dem Vormarsch

Pat Robertson, einer der mächtigsten Tele-Evangelisten Amerikas, unterstützt die Kandidatur Rudy Giulianis, ehemals Bürgermeister von New York und nach heutigem Stand Favorit der Republikaner auf die Präsidentschaftskandidatur.

Da rüttelt sich eine Mannschaft zusammen, die einen wirklich das Fürchten lehren kann. Giuliani hat den Erz-Neocon Norman Podhoretz, den schärfsten Apologeten eines kommenden Krieges gegen Iran, zu seinem aussenpolitischen Berater gemacht.

Und nun nimmt er auch noch den Christianisten Robertson an Bord. Einen schlimmen Quacksalber und Scharlatan, der sich als „Faith Healer“ betätigt hat, der behauptet hat, er habe Hurricans durch Beten davon abgehalten, amerikanische Küsten zu verwüsten. Ein schlimmer Homophober, ein Ultrareaktionär mit eigenem Medienkonzern. Die amerikanischen Kommentatoren werten dies als einen Coup Giulianis, der wegen seiner Befürwortung des Rechtes auf Abtreibung und schwuler Lebensgemeinschaften Probleme hat, die „social conservatives“ im evangelikalen Lager auf seine Seite zu ziehen. (Giuliani selbst ist mehrmals geschieden, auch das zieht nicht richtig gut in diesem Lager.)

Mich frappiert an diesem verrückten Paar vor allem eines: Robertson war einer der fiesesten Hassprediger nach 9/11. Er scheute nicht davor zurück, in dem Massenmord der Dschihadisten eine Strafe Gottes für Amerikas Dekadenz (Abtreibung, Homosexualität) zu sehen – ganz ähnlich wie die Hassprediger auf der anderen Seite. Christianisten und Islamisten – Brüder im Geiste. Währenddessen stapfte Giuliani als Bürgermeister der attackierten Stadt durch die Trümmer und tröstete die Hinterbliebenen der Opfer, die Robertson verhöhnte.

Und nun finden sich die beiden, weil Robertson in Giuliani den besten Mann sieht, was „the defense of our population from the blood lust of Islamic terrorists“ angeht? Giuliani, der bereits gesagt hat, er würde im Zweifelsfall auch Nuklearwaffen gegen Iran einsetzen, um Iran an dem Erwerb einer Atombombe zu hindern, tut sich mit Ayatollah Robertson zusammen: zum Gruseln.

Dies ist Robertsons 9/1-Theodizee: „We have allowed rampant secularism and occult, et cetera, to be broadcast on television. We have permitted somewhere in the neighborhood of 35 to 40 million unborn babies to be slaughtered in our society. We have a Court that has essentially stuck its finger in God’s eye and said, ‚We’re going to legislate you out of the schools, we’re going to take your Commandments from off the courthouse steps in various states, we’re not going to let little children read the Commandments of God, we’re not going to let the Bible be read — no prayer in our schools.‘ We have insulted God at the highest levels of our government. And, then we say ‚why does this happen?‘ Well, why its happening is that God Almighty is lifting His protection from us.“

Und so redet er über Schwule:

 

Die christliche Rechte in USA bröckelt: Reue für den Irakkrieg

Ein aufsehenerregender Bericht der New York Times zeigt, dass die evangelikale christliche Rechte sich zersetzt: Viele evangelikale Christen zeigen Reue dafür, dass man sich so sehr an die Republikanische Partei gehängt hat und dass man den Irakkrieg so gedankenlos unterstützt hat. Manche streben vom rechten Rand des politischen Lebens her wieder in die moderate Mitte. Abtreibung, Schwulenehe und andere Symbolthemen sind angesichts der Krise Amerikas – vor allem verursacht durch das Irakdesaster – nicht mehr so wichtig. Bush verliert seine treuesten Wähler.

Zitat:

Some claim the falloff in support for Bush reflects the unrealistic expectations pumped up by conservative Christian leaders. But no one denies the war is a factor. Christianity Today, the evangelical journal, has even posed the question of whether evangelicals should “repent” for their swift support of invading Iraq.

“Even in evangelical circles, we are tired of the war, tired of the body bags,” the Rev. David Welsh, who took over late last year as senior pastor of Wichita’s large Central Christian Church, told me. “I think it is to the point where they are saying: ‘O.K., we have done as much good as we can. Now let’s just get out of there.’ ”

Welsh, who favors pressed khaki pants and buttoned-up polo shirts, is a staunch conservative, a committed Republican and, personally, a politics junkie. But he told me he was wary of talking too much about politics or public affairs around the church because his congregation was so divided over the war in Iraq.

Welsh said he considered himself among those who still support the president. “I think he is a good man,” Welsh said, slowly. “He has a heart, a spiritual heart.”

But like most of the people I met at Wichita’s evangelical churches, his support for Bush sounded more than a little agonized — closer to sympathy than admiration. “Bush may not have the best people around him,” he added, delicately. “He may not have made the best decisions. He is in a quagmire right now and maybe doesn’t know how to get out. Because to pull out now would say, ‘I was wrong from the very beginning.’ ”

Some were less ambivalent. “We know we want to get rid of Bush,” Linda J. Hogle, a product demonstrator at Sam’s Club, told me when I asked her about the 2008 election at her evangelical church’s Fourth of July picnic.

“I am glad he can’t run again,” agreed her friend, Floyd Willson. Hogle and Willson both voted for President Bush in 2004. Both are furious at the war and are looking to vote for a Democrat next year. “Upwards of a thousand boys that have been needlessly killed, it is all just politics,” Willson said.

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