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Nennt mich nicht Ismael!

Was soll ich hören
© Hörcompany 2008

Ein Name kann ein Fluch sein – jedenfalls wenn man mit brutalen Witzbolden in eine Klasse geht, die nichts im Kopf haben und nur darauf aus sind, andere zu quälen. Ismael hasst seinen Namen.
Seine Eltern haben ihn nach der Erzählerfigur in Herman Melvilles berühmtem Roman Moby Dick benannt, und seine unglaublich witzigen Mitschüler machen aus Ismael »Pisswal« und ähnliche Abwandlungen. (In Moby Dick geht es um Kapitän Ahabs Jagd auf einen weißen Wal, darum.) Ismael lebt ein ziemlich unglückliches Leben – bis James Scobie neu in seine Klasse kommt. Der sieht aus, als würde er in jeder Schule der Welt gehänselt und unterdrückt – aber tatsächlich ist er ein Superheld. Er hat vor nichts Angst. Er ist frech. Er ist witzig und ein begnadeter Redner. Ismaels Quälgeister wissen nicht, wo ihnen der Kopf steht, wenn James ihnen seine spitzen Bemerkungen um die Ohren haut. Jens Wawrczeck, bekannt als Sprecher aus den Drei Fragezeichen-Hörspielen, liest den Roman einfühlsam, fies und komisch. Hinterher möchte jeder Ismael heißen!

Michael Gerard Bauer: Nennt mich nicht Ismael! 4 CDs, Hörcompany 2008 19,90 Euro

 

Lindgrens Beste

Astrid-Lindgren-Sommer-Edition
© ufa kids 2008

Die Astrid-Lindgren-Sommer-Edition enthält fünf Filme: Pippi Langstrumpf, Michel in der Suppenschüssel, Ronja Räubertochter, Karlsson vom Dach und Wir Kinder aus Bullerbü. Ich dachte, ich würde alle diese Geschichten auswendig kennen. Aber Pustekuchen! Das allermeiste hatte ich vergessen: wie Michels Vater mit seinem großen Zeh in Michels Rattenfalle gerät, zum Beispiel. Wie Michel ihm dann aus Versehen den Teig für die Blutklöße über den Kopf kippt (igitt!). Und wie schließlich die Magd Lina auch noch den Kartoffelpufferteig über den armen Vater wirft! So etwas ist nett zu lesen, aber auch sehr schön zu SEHEN. Das Gleiche gilt für die schreckliche Szene aus Ronja Räubertochter, wo Ronja und Birk so lange über den »Höllenschlund« springen, bis – ja, bis es schiefgeht, natürlich, bis Birk über dem Abgrund hängt und Ronja ihn retten muss. Da beginnt eine Freundschaft fürs Leben. Gebt euren Eltern auch unbedingt Wir Kinder aus Bullerbü zu sehen. Sie werden weinen vor Rührung – und sind dann bestimmt kurzfristig ansprechbar für den einen oder anderen Tipp, wie sie eure Kindheit verschönern könnten.

Astrid Lindgren Sommer-Edition
5 DVDs, ufa kids 2008
39,95 Euro

 

Tim und das Geheimnis der Knolle Murphy

Eoin Colfer: The Legend of Spud Murphy
© Beltz & Gelberg Verlag

In den Ferien muss man ja nicht unbedingt Englisch lernen. Aber jetzt, wo es schon langsam wieder auf die Schulzeit zugeht, kommt die schreckliche Geschichte der »Knolle Murphy« euch vielleicht ganz recht. Samuel Weiss und Phil Lewis lesen abwechselnd dieselben Textabschnitte auf Deutsch und auf Englisch vor – die englischen Teile sind auf diese Weise ziemlich gut zu verstehen, auch wenn man die Sprache noch nicht so gut kann. Als Zuhörer zittert man mit den Brüdern Tim und Marty: Die erleben nämlich Horrorferien. Jeden Tag setzt ihre Mutter sie in der Stadtbücherei ab, wo sie ZWEI STUNDEN LANG unter der Aufsicht der »Knolle« still sitzen müssen – die Bibliothekarin hat ihren Spitznamen bekommen, weil sie angeblich mit einem Spezialgewehr alte Kartoffelknollen auf Kinder abfeuert, die sie irgendwie stören. Wie sollen Tim und Marty die endlose Zeit der Langeweile unter den Schikanen der Knolle Murphy überstehen? (Und sie hat noch grauenvollere Methoden auf Lager als nur das Kartoffelgewehr!) Den beiden Jungen bleibt nur ein Ausweg: Sie fangen an zu lesen…

Eoin Colfer: The Legend of Spud Murphy/ Tim und das Geheimnis der Knolle Murphy 2 CDs, Beltz & Gelberg Verlag 2008 12,90 Euro

 

Was soll ich lesen?

Sehen wir uns morgen?
© Fischer Schatzinsel

Alice Kuipers Geschichte Sehen wir uns morgen? ist geschrieben auf – einer Sammlung von Klebezetteln. Claire und ihre Mutter machen sie am Kühlschrank fest, wenn sie einander wieder einmal verpasst haben, weil Claires Mutter früh ins Krankenhaus muss, wo sie als Ärztin arbeitet. Oder wenn Claire abends nicht zu Hause ist, weil sie bei ihrer Freundin Emma Schularbeiten macht. Das ist alles ganz lustig, ein etwas hektisches Familienleben eben – bis Claires Mutter Krebs bekommt. Danach geht es in den Kühlschrankbotschaften um Leben und Tod: Um Claires Angst davor, dass ihre Mutter sterben könnte. Um die Wut, die sie manchmal spürt, weil das Leben mit einer Kranken so anders ist als alles, was sie gewohnt war. Und um Claires schlechtes Gewissen, wenn sie sich trotz allem über etwas freut.

Diese Geschichte ist sehr traurig. Wer beim Lesen leicht weint, wird weinen. Aber zugleich zeigt Sehen wir uns morgen?, dass das Leben weitergehen kann, auch wenn wir verzweifelt sind. Und das ist am Ende ein Trost: den Kranken wie den Gesunden, denen, die bleiben, und denen, die gehen müssen.

Alice Kuipers
Sehen wir uns morgen?

Fischer Schatzinsel 2007, 233 S.
9,95 Euro

 

Von Drachen und Mäusen

Von Drachen und Mäusen
© Beltz & Gelberg Verlag

Es gibt Tage, da möchte man etwas vorgelesen bekommen, obwohl man eigentlich schon zu alt dafür ist: Die Geschichte von Rafik Schami beispielsweise über den Papagei, der nicht sprechen will, weil er – oder besser sie – eigentlich ein Mamagei mit ganz eigenen Ansichten ist und nichts nachplappern mag. Weiter„Von Drachen und Mäusen“

 

Die besten Beerdigungen der Welt

Die besten Beerdigungen der Welt
© Hörcompany

Der Tod ist nichts Schönes. Die meisten Menschen, jedenfalls die meisten erwachsenen Menschen, haben Angst davor – auch weil es nicht mehr so unendlich lange dauert, bis sie sterben. Aber man kann die Sache anders sehen. Das tut Ester, die mit ihrer Freundin und ihrem kleinen Bruder Putte »Die besten Beerdigungen der Welt« organisiert. Weiter„Die besten Beerdigungen der Welt“

 

Was soll ich lesen? Ein Hund namens Grk

Ein Hund namens Grk
© Betz & Gelberg

Grk ist ein entzückender kleiner Hund – und Tim möchte ihn unbedingt behalten. Doch Tims Eltern stellen sich stur: Kein Hund im Haus! Tim ist so unglücklich über diese Entscheidung seiner Eltern, dass er beschließt, Grk dann wenigstens zu seiner richtigen Besitzerin zurückzubringen, koste es, was es wolle. Tims Nachforschungen ergeben, dass Grk (auf dessen Halsband sich eine seltsame, fremdländische Inschrift befindet) einmal Natascha gehört hat, der Tochter des stanislavischen Botschafters in London.

Doch in Stanislavien hat es einen Militärputsch gegeben, ein schurkischer General hat die Macht übernommen, die Familie des Botschafters zurück nach Hause beordert und sie dort eingekerkert. Da mit seinen Eltern ohnehin schwer zu reden ist, bucht Tim online einen Flug und reist mit Grk nach Stanislavien. Dort gerät er in die Fänge des bösen Generals, wird (fast) gerettet, befreit Natascha und ihren Bruder Max aus dem Staatsgefängnis. Dabei zeigt sich, dass das stundenlange Spielen am Hubschrauber-Flugsimulator, das seine Eltern ihm immer verbieten wollten, doch sein Gutes hatte…

Joshua Doder: Ein Hund namens Grk
Beltz & Gelberg 2008; 282 S., 12,90 €

 

Unter wilden Menschenaffen

Mädchen? Allein? Im Dschungel? Das konnte sich vor 50 Jahren noch niemand vorstellen. Und doch trauten sich in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gleich zwei junge Frauen, ein ganz und gar ungewöhnliches Leben als Forscherinnen in Afrika zu führen: Die Britin Jane Goodall begab sich 1960 auf die Spur wilder Schimpansen in Tansania, die Amerikanerin Dian Fossey brach wenige Jahre später nach Ruanda auf, um dort die vom Aussterben bedrohten Berggorillas zu beobachten. Unter wilden Menschenaffen erzählt von Janes und Dians Freundschaft mit den Tieren und ihrem lebensgefährlichen Kampf gegen Wilderer. Jane Goodall machte eine besonders wichtige Entdeckung: Früher hatte man gedacht, nur der Mensch benutze Werkzeuge – zum Bauen oder Jagen. Nun sah Jane, wie einer »ihrer« Schimpansen, David Greybeard, einen Grashalm in einen Termitenhügel steckte. Die Termiten verbissen sich in den Halm – und David konnte eine Art Termiten-Schaschlik herausziehen! Affen, das wissen wir seither, sind uns ähnlicher, als wir glaubten. Ein Wissenschafts-Hörspiel von Maja Nielsen.

Jane Goodall und Dian Fossey
Unter wilden Menschenaffen
headroom sound production 2008
12,90 Euro

 

Die Grashüpferinsel

Die Grashüpferinsel
© Pidax

Den drei Londoner Jungen Toughy, Smarty und Mouse geht es nicht wahnsinnig schlecht. Aber auch nicht gut: »Sie wurden von allen möglichen Leuten erzogen, manche waren ganz nett, aber nicht alle«, lässt uns der Erzähler der Grashüpferinsel wissen. Die Grashüpferinsel ist eine britische Fernsehserie, die 1973 zum ersten Mal in Deutschland gezeigt wurde. Also ist sie 35 Jahre alt, aber das merkt man beim Zuschauen kaum. Denn Toughy, Smarty und Mouse tun das, was sich alle Menschen zu allen Zeiten wünschen, wenn sie sich in einer unbefriedigenden Lage befinden: Sie steigen aus. Sie stechen in See. Sie finden eine unbewohnte Insel (auf der es ein hübsches Häuschen gibt, in dem sie wohnen können). Die Jungen fischen. Sie machen Lagerfeuer. Sie vermissen die Erwachsenen nicht eine Sekunde lang. Aber, klar: Am Ende taucht doch ein Erwachsener auf, der Grashüpferforscher Cornelius Button. Der ist freilich so seltsam und, man kann es kaum anders ausdrücken: durchgeknallt, dass er nicht stört. Der Mini-Verlag Pidax (www.pidax.de) hat diese wunderschöne Serie vor dem Vergessen gerettet.

Die Grashüpferinsel. 12 Episoden von Joy Whitby. DVD 2008 pidax Film, 16,95 Euro