Rinder, die heilig sind. Affen, die angebetet werden. Und eine Katze als Göttin. Das mag sich seltsam anhören – aber in vielen Kulturen werden Tiere verehrt
Autos hupen, Fahrradfahrer und Fußgänger drängeln, und mittendrin versucht ein Polizist, das Chaos zu bändigen. Vergebens! Denn mitten auf der Straße in der Altstadt von Delhi in Indien stehen zwei Kühe – und die haben hier Vorfahrt! Kühe sind nämlich in Indien heilige Tiere. Einer Kuh Gewalt anzutun oder sie zu essen ist undenkbar für einen gläubigen Hindu. So heißen die Anhänger der Religion Hinduismus. Etwa 900 Millionen Menschen gehören ihr an, viele leben in Indien. Hindus haben verschiedene Götter, und die Kuh ist in ihrem Glauben der Ursprung des Lebens. In einer alten Geschichte heißt es nämlich, dass Kühe dem Gott Krishna das Leben retteten. Seitdem werden sie verehrt. Weiter„Ach du heilige Kuh“
Warum, oh warum muss der Homsa immer seinen dummen kleinen Bruder hüten? Und warum verstehen seine Eltern so überhaupt gar nichts von Geschichten?
Von Tove Jansson
Der zweitkleinste Homsa kroch am Zaun entlang. Manchmal blieb er regungslos liegen und beobachtete den Feind zwischen den Zaunlatten hindurch. Sein kleiner Bruder kroch hinterher. Als der Homsa beim Gemüsebeet angelangt war, legte er sich auf den Bauch und schlängelte sich durch den Salat. Der Feind hatte Kundschafter ausgesandt, die waren überall. »Ich werd ganz schwarz«, sagte der kleine Bruder. »Sei still«, flüsterte der Homsa, »wenn dir dein Leben lieb ist. Was glaubst du wohl, was man in einem Mangrovensumpf wird? Blau?« – »Das hier ist Salat«, sagte der kleine Bruder.
»Wenn du so weitermachst, wirst du bestimmt bald erwachsen«, sagte der Homsa. »Dann wirst du genau wie Mama und Papa, und das geschieht dir gerade recht. Dann siehst und hörst du ganz normal, und damit meine ich, dass du weder siehst noch hörst, und dann ist es aus mit dir.« – »Oho«, sagte der kleine Bruder und fing an, Erde zu essen. »Die ist vergiftet«, bemerkte der Homsa. »Und jetzt haben sie uns erblickt, das haben wir dir zu verdanken.« Weiter„Ein schrecklicher Tag“
Ein kniffliges Rätsel: Klicke auf den Link und drucke das Rätsel aus. Findest du die Antworten und – in den getönten Feldern – das Lösungswort der Woche?
Schicke es bis Dienstag, dem 28. Oktober, auf einer Postkarte an die ZEIT, KinderZEIT, 20079 Hamburg, und mit etwas Losglück kannst du mit der richtigen Lösung einen Preis gewinnen, ein kuscheliges ZEIT-Badetuch.
Lösung aus der Nr. 41:
1. Laugenstange, 2. Safran, 3. Backblech, 4. Schwarzbrot, 5. aufbacken, 6. Strudel, 7. Sesam, 8. Marzipan, 9. Wecken, 10. Mehlsack. – SALZBREZEL
1894 schrieb Rudyard Kipling die Dschungelbücher. Sie erzählen nicht nur von Mogli, der bei den Wölfen aufwächst und gegen den grausamen Tiger Shir-Khan kämpfen muss, sondern auch von Rikki-Tikki-Tavi, dem tapferen Mungo, der eine ganze Menschenfamilie vor den Kobras in ihrem Garten rettet. Und von Tumai, dem kleinen Jungen, der zum Liebling der großen Urwaldelefanten wird. Wer sich in die Ferne entführen lassen will; wer mit den wilden Affen von Ast zu Ast schwingen möchte; wer bereit ist, ein fremdes Land aus der Sicht eines Autors kennenzulernen, dessen Worte die Blätter rascheln und die heiße Luft flimmern lassen, der sollte sich mit Rudyard Kipling auf die Reise nach Indien machen. Martin Baltscheit liest die Geschichten, wie sie gelesen werden müssen.
Rudyard Kipling Die Dschungelbücher
8 CDs, Hörcompany 2008
29,90 Euro
Unsere Vorlesegeschichten von Rudyard Kipling könnt ihr hier herunterladen oder anhören
Pfadfinder haben ziemlich viel Spaß. Sie erleben Abenteuer beim Zelten, beim Kochen über dem offenen Feuer und beim Toben durch den Wald. Lovis, 11, macht seit zwei Jahren mit
Lovis ist am liebsten nachts im Wald. Nicht alleine, sondern zusammen mit den anderen Windjägern. So nennt sich seine Pfadfindergruppe. »Manchmal ist das schon unheimlich«, sagt der Elfjährige. Aber für Angst oder Heimweh bleibt kaum Zeit. Dazu sind Pfadfinder meist zu beschäftigt: Die Kinder und Jugendlichen reisen gemeinsam durch ganz Europa. Auf Fahrt gehen sagen sie dazu. Unterwegs wird Lovis’ Stamm Geisterburg aus Bargteheide in Schleswig-Holstein zur Ersatzfamilie. Die Älteren passen auf die Wölflinge auf – so heißen die Sechs- bis Elfjährigen. Pfadfinder sind die Jugendlichen bis 15 Jahre. Noch ältere Jungen tragen den Titel Rover, die Mädchen heißen Ranger. Pfadfinder wie Lovis gibt es fast überall auf der Welt, nur in Diktaturen wie Birma und Nordkorea sind sie verboten. Mehr als 260.000 Mitglieder zählen allein die rund 140 Pfadfinderbünde in Deutschland. Lovis gehört dem Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder an, dem größten Verband hierzulande. Er wird nicht, wie andere Pfadfinderbünde, einer der großen Kirchen zugeordnet. Eines von Lovis’ spannendsten Erlebnissen war der Übergang vom Wölfling zum Pfadfinder. Lovis folgte einer Kerzenspur durch den Wald. Bei jedem Licht lag ein Zettel mit einem Spruch. »Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren«, stand da zum Beispiel. Am Ende wartete der Stamm im Zeltlager mit Fackeln in den Händen und feierte die neuen Pfadfinder. Weiter„Der Windjäger“
Der Mumintroll hat einen kleinen, wundervollen Drachen gefunden. Aber das undankbare Tierchen liebt nicht ihn, sondern den Mumrik
Von Tove Jansson
Der Mumrik saß vor seinem Zelt und bemalte einen Schwimmer aus Kork. Mumin sah ihn an und freute sich sofort wieder über seinen Drachen. »Ächz«, sagte er. »So eine Familie ist manchmal ganz schön lästig.« Der Mumrik grunzte zustimmend, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen. Eine Weile saßen sie schweigend in freundschaftlichem Einvernehmen nebeneinander. »Apropos gar nichts«, sagte Mumin plötzlich, »bist du auf deinen Reisen mal auf einen Drachen gestoßen?« – »Du meinst also weder Salamander noch Eidechsen oder Krokodile«, sagte der Mumrik nach langem Schweigen. »Du meinst natürlich einen Drachen. Nein. Die gibt’s nicht mehr.« – »Vielleicht«, sagte Mumin langsam, »vielleicht ist noch einer übrig, einer, den jemand in einem Marmeladenglas gefangen hat.« Der Mumrik hob den Kopf, musterte Mumin scharf und sah, dass der vor Begeisterung und Spannung fast platzte. Daher bemerkte er nur ablehnend: »Das glaub ich nicht.« Weiter„Von Trollen und Drachen“
Prinzessin Knöpfchen hat ein sterbenslangweiliges Leben. Ihre Eltern sitzen am liebsten von früh bis spät an einem kleinen Tischchen und schlürfen Brombeertee, und obwohl Knöpfchen jeden Morgen ein dickes Leberwurstbrot in den Schlossgraben tunkt, lässt sich weit und breit kein Ungeheuer blicken. Gerade als es der Prinzessin wirklich reicht, bebt die Erde; das ganze Schloss wackelt, und Knöpfchen wird auf einem roten Sofakissen hinauskatapultiert in einen höchst verdächtigen Urwald aus dicken grünen Flechten. Nachdem sie einem verzweifelten Drachen die Zunge entknotet hat, und sich ein sentimentaler Werwolf ihrer kleinen Reisegruppe angeschlossen hat, fühlt sich Knöpfchen gerüstet für alle weiteren Abenteuer: auch für den Streit mit einer Hexe, die ein Geheimnis zu haben scheint. Die Prinzessin, der Drache und der Werwolf müssen feststellen, dass sie sich völlig falsche Vorstellungen davon gemacht haben, wo sie eigentlich leben. Im hinteren Teil des Buches gibt es 13 wunderbare Hexen-, Räuber-, Riesen-, Drachen-, Werwolf- und Prinzessinnen-Lieder auf CD.
Ein kniffliges Rätsel: Findest du die Antworten und – in den getönten Feldern – das Lösungswort der Woche?
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Lösung aus der Nr. 40:
1. Drachen, 2. September, 3. Baumkrone, 4. Nebel, 5. Aster, 6. Laterne, 7. Schwalben, 8. Wirbel, 9. Kastanie, 10. Wolldecke – HERBSTWIND
Licht bestimmt unser Leben: Bei Licht kann man lesen, lernen und arbeiten. Wir aber begleiten unseren Autor Ulrich Baron bei einem Ausflug in die Finsternis
Im Winter vor einigen Jahren hatte ich eine alte Villa an der Nordsee gemietet. Dass ich sie für mich allein haben würde, hatte ich erwartet. Nicht aber, dass ich erst in finsterster Nacht ankommen würde. Zum Eingang des Hauses führten mich Lichter, wie von Geisterhand geschaltet und ebenso schnell wieder erloschen, wie sie aufgeflammt waren. Vielleicht kennt ihr das auch von zu Hause: Das Gartenlicht geht automatisch an, wenn jemand den Weg betritt.
Drinnen im Haus war es dunkel. Das wenige Licht von draußen verlor sich schon nach der ersten Biegung der Wendeltreppe, die ins obere Stockwerk führte. Und nun erinnerte ich mich auch wieder daran, dass die Schalter im Treppenhaus schon bei meinem letzten Besuch alt gewesen waren und das Licht nach wenigen Sekunden wieder ausgehen ließen. Die Hälfte des Weges musste ich also mit der schweren Tasche im Dunkeln zurücklegen. Ich sah nicht, was hinter der nächsten Biegung auf mich lauerte. Gerade als das Licht verlosch, nahm ich diese Biegung ein wenig zu schwungvoll und stieß gegen etwas Weiches. Dann legten sich kalte Arme um meinen Hals, und ein leichter Körper sank auf meine Schultern. Weiter„Wenn es dunkel wird“
An einem Donnerstag gegen Ende der Hundstage fing Mumin einen kleinen Drachen in der großen Mulde mit dem braunen Wasser, rechts vom Hängemattenbaum des Muminvaters. Natürlich hatte er nicht vorgehabt, einen Drachen zu fangen. Er hatte bloß versucht, ein paar von diesen Kleinkrebslern zu erwischen, die im Bodenschlamm umherwuselten, weil er untersuchen wollte, wie sie ihre Beine beim Schwimmen bewegten und ob sie tatsächlich rückwärts schwammen. Aber als er sein Marmeladenglas schnell aus dem Wasser zog, befand sich etwas ganz anderes darin. »Bei meinem ewigen Schwanz«, flüsterte Mumin andächtig. Er hielt das Glas mit beiden Pfoten und starrte es an. Der Drache war nicht größer als eine Streichholzschachtel und schwamm mit anmutigen Flügelbewegungen im Wasser hin und her. Seine durchsichtigen Flügel waren ähnlich schön geformt wie die Flossen eines Goldfisches. Aber so üppig vergoldet wie dieser Miniaturdrache war kein Goldfisch der Welt. Er funkelte vor Gold, seine Schuppen glänzten golden in der Sonne, sein Köpfchen war leuchtend grün, und seine Augen glitzerten gelb wie Zitronen. Die sechs vergoldeten Beine endeten in je einer kleinen grünen Pfote, und auch die Schwanzspitze schimmerte goldgrün. Er war wundervoll. Mumin schraubte den Deckel zu (in dem Luftlöcher waren) und stellte das Glas vorsichtig ins Moos. Dann legte er sich auf den Bauch und betrachtete den Drachen aus der Nähe. Der Drache schwamm nah an die Glaswand und öffnete seinen kleinen Rachen, der voller winzig kleiner weißer Zähnchen war. Er ärgert sich, dachte Mumin. Er ärgert sich, obwohl er so winzig ist. Was soll ich bloß tun, damit er mich gern hat… Und was frisst er wohl? Was frisst so ein Drache… Bekümmert und aufgeregt hob er das Glas wieder auf und machte sich auf den Heimweg. Er ging sehr vorsichtig, damit der Drache nicht an die Glaswände stieß. Der Drache war ja so unglaublich klein und zerbrechlich. »Ich werde für dich sorgen und dich lieb haben«, flüsterte Mumin. »Nachts darfst du auf meinem Kopfkissen schlafen. Und wenn du größer geworden bist und gelernt hast, mich gern zu haben, darfst du mit mir im Meer schwimmen…« Weiter„Der letzte Drache der Welt“