Der Fall ist eine Bedrohung für die Glaubwürdigkeit der Nebenklage im NSU-Prozess – aber auch für die Richter: Ein Opfer des Anschlags in der Kölner Keupstraße hatte eine erfundene Person als Nebenklägerin in das Verfahren eingeschleust und dafür eine Provision und möglicherweise auch Opferentschädigung kassiert. Die Richter genehmigten die Nebenklage der fiktiven Frau namens Meral Keskin trotz dünner Datenlage. Jetzt wollen sie öffentlich klären, wie das Zeugen-Phantom entstehen konnte.
Geladen ist der BKA-Ermittler Frank L., der den mutmaßlichen Betrüger Attila Ö. aus Köln vernommen hatte, laut eigenem Geständnis der „Erfinder“ von Meral Keskin. Unklar ist noch, ob der Kommissar auch andere Zeugen für den Fall befragte, etwa Keskins Anwalt Ralph Willms aus Eschweiler.
Mithilfe eines Berliner Polizisten untersuchen die Richter zudem weitere Stadtpläne, die aus der Wohnung des NSU in Zwickau geborgen worden waren. Mithilfe der Pläne hatte das Trio offenbar Anschläge und Raubüberfälle geplant.
ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.