Das Plädoyer für die Hauptangeklagte Beate Zschäpe ist in die letzte Runde gegangen: Am Dienstag hat der Verteidiger Wolfgang Stahl seinen Schlussvortrag gehalten. Darin behauptete er, seine Mandantin sei nicht der Mittäterschaft an den Verbrechen des NSU schuldig. Der Bundesanwaltschaft warf Stahl vor, die Indizien gegen seine Mandantin unfair interpretiert zu haben.
„Die Anwälte sind gedemütigt, dennoch zeigen sie vollen Einsatz für ihre Mandantin“, kommentiert Frank Jansen vom Tagesspiegel. Zschäpe hatte ihren Verteidigern das Misstrauen ausgesprochen und zwei neue Anwälte engagiert. Stahl habe gezeigt, „was er vom Plädoyer der neuen Verteidiger Zschäpes hält“, indem er bestritt, dass sich die Angeklagte der darin eingeräumten Straftaten schuldig gemacht habe.
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„Stahls Schlussvortrag soll in den Grundfesten erschüttern, was für viele Beteiligte nach fünf Jahren Prozess wie Gewissheit erscheint“, schreiben wir auf ZEIT ONLINE – nämlich, dass Zschäpe Mittäterin bei den zehn Morden, zwei Sprengstoffanschlägen und 15 Raubüberfällen des NSU war. „Doch gewiss, macht Stahl deutlich, ist hier gar nichts.“ Hinzu kam eine „implizite Drohung“, dass die Verteidigung das Urteil beim Bundesgerichtshof anfechten werde. Zschäpe würdigte den Anwalt kaum eines Blickes.
Andersherum galt dasselbe: „An diesem 431. Verhandlungstag hat Stahl keinen Blick für Zschäpe, die ihn und seine Kollegen Wolfgang Heer und Anja Sturm mehr als zweieinhalb Jahre lang ignoriert hat“, notiert Julia Jüttner von Spiegel Online. Über den Prozesstag berichtet auch der Bayerische Rundfunk.
Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 14. Juni 2018.