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Späte Zeugenaussage behinderte NSU-Ermittlungen – Das Medienlog vom Donnerstag, 18. September 2014

 

Wie am Vortag beschäftigte sich das Gericht am Mittwoch mit den Aussagen der Schweizer Zeugen Peter Anton G. und Hans Ulrich M., die in der Schweiz die NSU-Waffe Ceska 83 besorgt haben sollen. Dazu sagte erneut ein Schweizer Polizist aus, der beide mehrmals vernommen hatte. Dass G. seinen Freund M. in den bereits 2007 begonnenen Befragungen nicht verriet, hatte möglicherweise weitreichende Folgen: Hätte er damals „die Wahrheit gesagt, wären die Ermittler dem NSU möglicherweise schon früher auf die Spur des Trios gekommen“, schreibt Tanjev Schultz von der Süddeutschen Zeitung. Erst 2012, nach dem Auffliegen der Gruppe, machte G. reinen Tisch.

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Schultz berichtet zudem von einer weiteren möglichen Verbindung in das Alpenland: So habe 1998 ein Unterstützer des NSU-Trios einen Anruf aus der Schweiz erhalten, den die Behörden belauschten. Der Anrufer könnte demnach Uwe Mundlos oder Uwe Böhnhardt gewesen sein.

Fraglich ist, ob der Kauf der Pistole im Jahr 1996 – zwei Jahre vor dem Untertauchen des Trios – bereits als Dienstleistung für Beate Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt geplant war, wie Gisela Friedrichsen auf Spiegel Online spekuliert: „Die Waffenbeschaffung des NSU hätte sich dann vielleicht als eine frühzeitig und geradezu generalstabsmäßig geplante Aktion dargestellt.“ M. leugnete indes, die Ceska jemals in Händen gehalten zu haben. „Aber wie kam die Ceska dann nach Thüringen?“

Trotz mäßiger Erinnerungen eines der Schweizer Beamten „ist doch ein trübes Milieu zu ahnen“, bilanziert Frank Jansen die Befragungen vor Gericht im Tagesspiegel. In den Befragungen habe sich herausgestellt, dass M. seinen Freund G. als offiziellen Käufer vorschickte, um in Deutschland „Interessenten aus dubiosen Kreisen“ mit Waffen zu versorgen.

Auch, weil sich die beiden Zeugen in Deutschland nicht äußern wollten, beschäftigt sich der Strafsenat sehr sorgfältig mit ihnen: „Ihre Krankheiten, Gewohnheiten, persönliche Vorlieben oder Hobbys kennt inzwischen jeder Prozessbeteiligte und Zuschauer“, merkt Kai Mudra von der Thüringer Allgemeinen an. Nur, wenn die gesamte Lieferkette der Pistole ausgeleuchtet werde, ließe sich feststellen, ob die letztlich vom Mitangeklagten Carsten S. an das Trio gelieferte Ceska die Tatwaffe sei.

Das nächste Medienlog erscheint am Freitag, 19. September 2014.