Am Wochenende war der NSU-Prozess unter anderem Thema in der taz („Da entsteht eine permanente Krise“) und im Magazin Cicero („Zschäpe ist nicht Satan“). Für Aufregung sorgte ein Bericht über eine neue Panne bei der Vergabe der Presseplätze.
Die Berichte über den 22. Verhandlungstag drehten sich vor allem um die Aussagen von Pinar Kiliç, der Witwe des 2001 in München ermordeten Habil Kiliç und dessen Schwiegermutter. Alle Autoren berichteten von einem emotionalen Tag im Gerichtssaal. Ebenfalls Thema war die Aussage von Josef Wilfing, ehemaliger Leiter der Münchner Mordkommission.
Der 22. Verhandlungstag drehte sich um den Mord an Habil Kiliç: Der Gemüsehändler wurde 2001 in seinem Münchner Geschäft erschossen, ein rechtsextremer Hintergrund wurde damals nicht erkannt. Vor Gericht kam es zu einem Streit zwischen dem Münchner Mordermittler Josef Wilfling und Opferanwalt Adnan Erdal. Erdal warf der Polizei vor, nicht genügend in Richtung Rechtsextremismus ermittelt zu haben. Sehr emotional verlief auch die Aussage der Witwe Pinar Kilic. Sie war die erste Vertreterin der Opfer, die ausführlich vor Gericht aussagte. Sie zeigte sich irritiert ob der sehr technischen Fragen des Vorsitzenden Richters.
Den ausführlichen Bericht von Tom Sundermann zum Prozesstag auf ZEIT ONLINE lesen. Weitere Berichte zum Tag fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.
Die Medien haben sich unter anderem mit den Aussagen des Zeugen Günter B. und seines Sohnes beschäftigt, die offenbar in dem Moment am Transporter des Blumenhändlers Enver Şimşek vorbeifuhren, als dieser ermordet wurde. Weiteres Thema war die Witwe des Ermordeten, Adile Şimşek, die sich bei Andreas H. bedankte. H. hatte Enver Şimşek entdeckt und erste Hilfe geleistet – das Opfer war später im Krankenhaus gestorben.
Die Medienberichte drehten sich vor allem um den Mord an Enver Şimşek vor 13 Jahren, um den es am 20. Verhandlungstag ging, sowie um den Mitangeklagten Holger G.
Thies Marsen vom Bayerischen Rundfunk etwa hat mit zwei Anwälten der Familie Şimşek gesprochen. Verteidigerin Seydan Keldi-Elwan sagte dem BR, es sei zu viel Zeit vergangen, viele Zeugen könnten sich nicht mehr gut erinnern. Ein Beamter, der am Tatort war, sei inzwischen verstorben.
Am 21. Verhandlungstag ging es mit der Beweisaufnahme zum Mord an Enver Şimşek weiter. Zunächst sagte ein Nürnberger Polizist aus, der am Tatort die Spuren sicherte. Anschließend wurde ein Augenzeuge befragt, der angab, zwei sportliche Männer am Transporter Şimşeks gesehen, sowie Schüsse gehört zu haben. An eine Vernehmung aus dem Jahr 2007 erinnerte sich der Zeuge jedoch nicht. Der Sohn, der damals Beifahrer war, wurde ebenfalls vernommen, auch er hatte zwei Männer vor dem Lieferwagen gesehen.
Hier der Prozessbericht unseres Autoren Tom Sundermann. Die Berichte über den 21. Prozesstag fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.
Ina Krauß vom Bayerischen Rundfunk beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit Semiya Şimşek, der Tochter des in Nürnberg ermordeten Blumenhändlers. Denn heute beginnt die Beweisaufnahme in seinem Fall. Semiya Şimşek ist eine von 80 Nebenklägern. Sie hat ein Buch über die Geschichte ihrer Familie veröffentlicht. Darin beschreibt sie die Vermutungen der Ermittler, ihre Mutter und Brüder hätten Verbindungen zur Mafia.
Zunächst wurde ein Staatsanwalt als Zeuge verhört, der den Mitangeklagten Holger G. vernommen hat. G. hatte Geld gespendet, er transportierte einmal eine Waffe ins sächsische Zwickau und traf sich mehrfach mit der NSU-Gruppe. Er überließ dem Angeklagten Uwe Böhnhardt einen Ersatzführerschein sowie 2001 und 2011 seinen Pass.
Außerdem ging es noch einmal um das Haus in der Zwickauer Frühlingstraße, dass Beate Zschäpe vermutlich anzündete. Dazu wurde ein Handwerker befragt.
Wie geplant begann die Beweisaufnahme zum Mord an Enver Şimşek. Der Blumenhändler wurde im Alter von 38 Jahren beim Arbeiten an einer Nürnberger Ausfallstraße erschossen. Er hinterließ eine Frau und zwei Kinder. Zwei Polizeibeamte schilderten die Ermittlungen am Tatort.
Auch am Wochenende war der NSU-Prozess Thema in den Medien. Dabei beschäftigten sich zwei Berichte mit der Hauptangeklagten Beate Zschäpe. Sowohl die taz („Die Versteinerte“) als auch der Tagesspiegel („Beate Zschäpe scheint auf eine bürgerliche Zukunft zu hoffen“) gehen noch einmal genauer auf das Verhalten der Angeklagten vor Gericht ein.
Die Medienberichte über den 19. Verhandlungstag beschäftigen sich unter anderem mit der Methode, mit der das BKA versuchte, die Tatwaffe zu identifizieren. Darum geht es etwa im Artikel Waffenauswahl des BKA erstaunt Gericht von Annette Rammelsberger in der Süddeutschen Zeitung. Thema war auch die Aussage des Beamten, der den Angeklagten Holger G. vernommen hatte.