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Krude Meinungen und krumme Geschäfte

Im NSU-Prozess beantwortet der mutmaßliche Waffenbeschaffer Ralf Wohlleben Fragen des Richters – und enthüllt dabei seine ewiggestrige Weltsicht. Die Schuld schiebt er auf einen anderen.

Es gibt Dinge, an die erinnert sich Ralf Wohlleben noch ganz genau. Etwa an die Zeit, in der er mit seinem Kumpel Holger das Lehrlingsgehalt in eine Spielhalle in Jena trug, wie er an zehn Automaten gleichzeitig spielte und das Geld in ein bis zwei Tagen alle war. Ein pathologischer Spieler war er nach eigener Schilderung, aber davon kam er schnell wieder runter. So genau muss man es gar nicht erfahren.

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254. Prozesstag – Ralf Wohlleben beantwortet Fragen

Der Mitangeklagte Ralf Wohlleben soll sich erklären: Die Aussage des mutmaßlichen Mordhelfers vom Dezember hatte etliche Fragen offen gelassen – weil er, wie Beate Zschäpe, mit mit möglichst unkonkreten Angaben jegliche Schuld von sich wies.

Für den heutigen Prozesstag hat sich Wohlleben im Gegensatz zu Zschäpe bereit erklärt, Fragen aller Prozessbeteiligter zu beantworten, also auch von Bundesanwaltschaft, Nebenklägern und anderen Angeklagten. Auch will er die Antworten selbst und spontan geben, während Zschäpe sich die Fragen von Richter Manfred Götzl hatte vorlegen lassen und die Antworten durch ihren Anwalt verlesen lassen will.

Wenn sich aus Wohllebens Angaben neue Hinweise ergeben, könnte auch der Fragenkatalog an Zschäpe anwachsen. Schließlich soll der Mitangeklagte nach dem Untertauchen des NSU-Trios im Jahr 1998 zumindest mittelbar Kontakt mit den dreien gehalten und ihnen die Pistole verschafft haben, mit der neun Menschen erschossen wurden.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Der ungehörte Zeuge

Mit Informationen des V-Manns „Tarif“ hätte sich womöglich die NSU-Serie verhindern lassen. Seine Akte wurde geschreddert. Nun verzichtet das Gericht auf die Möglichkeit, den Mann selbst zu befragen.

Er hat Deutschland hinter sich gelassen, endgültig, wie er sagt. In Schweden, da hatte Michael von Dolsperg alles gefunden, was man für ein Leben als Selbstversorger aus Überzeugung braucht: Natur. Ruhe. Ein kleines Gehöft im Nirgendwo. Doch das stellte er zum Verkauf – weil ihn die deutsche Vergangenheit doch noch eingeholt hatte.

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253. Prozesstag – Beate Zschäpe legt nach

Update: Die Antworten der Angeklagten werden verschoben. An diesem Tag verliest das Gericht Beweisdokumente.

Nach gut drei Wochen Winterpause nimmt der NSU-Prozess am Dienstag wieder die Arbeit auf. In der ersten Woche geht es ausschließlich um die Aussagen der Angeklagten Aussage der Hauptangeklagten Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben vom Dezember, zu denen das Gericht und die anderen Prozessbeteiligten zahlreiche Nachfragen haben.

Den Anfang macht an diesem Tag Zschäpe. Nach der durch ihren Anwalt verlesenen 53-seitigen Einlassung legte Richter Manfred Götzl Zschäpe einen Katalog von über 50 Nachfragen vor. Darin geht es unter anderem um die Kommunikation innerhalb des NSU-Trios, um Kontakte zu Unterstützern und um persönliche Verhältnisse.

Verteidiger Mathias Grasel soll nun Antworten auf diese Fragen verlesen. Wie informativ die Angaben ausfallen, ist allerdings sehr unklar: Nachdem schon die ursprüngliche Einlassung vage und teils der Realität entfremdet wirkte, könnte dies auch für die Antworten gelten. Zschäpe und ihre beiden neuen Anwälte hatten sich offensichtlich bemüht, die Angeklagte in jeder Hinsicht als unbeteiligt und schuldlos darzustellen.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Überraschende Aussagen, fein abgestimmt

Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben haben doch noch im NSU-Prozess ausgesagt. Das könnte Folgen haben: Kurz vor dem Urteil könnten weitere der fünf Angeklagten plötzlich reden wollen.

Es ist eine Abhandlung in aller Kürze. Ralf Wohlleben hatte am Mittwoch noch sehr ausschweifend seine Aussage verlesen, warum er ein Unschuldiger unter lauter Neonazis sei, die mit dem NSU-Komplex in Verbindung stehen. Als am Donnerstag Richter Manfred Götzl ihn dann zu den sogenannten persönlichen Verhältnissen befragt, dauert es gerade eine Viertelstunde: strenge Erziehung (wer nach 18.30 Uhr noch draußen war, bekam Hausarrest), das Ausreißen von zu Hause (er stahl mit Uwe Böhnhardt ein Auto und fuhr nach Österreich) und die Krankheitsgeschichte (nichts Ernsthaftes – „mal hier, mal dort, mal nen Kieferbruch“).

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252. Prozesstag – Ralf Wohlleben lässt sich vom Gericht befragen

Am letzten NSU-Prozesstag in diesem Jahr wird es noch einmal spannend: Nachdem am Vortag der Mitangeklagte Ralf Wohlleben überraschend ausgesagt hatte, wird ihn heute Richter Manfred Götzl einer Vernehmung unterziehen. Dabei geht es allerdings nicht um die Tatvorwürfe, sondern um Wohllebens Lebenslauf. Nach dem Gericht haben auch die anderen Prozessbeteiligten Gelegenheit, dem Angeklagten Fragen zu stellen. Sie werden vermutlich an zahlreichen Stellen nachhaken wollen.
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Aussage nach Zschäpes Vorbild

Im NSU-Prozess hat überraschend der Mitangeklagte Ralf Wohlleben ausgesagt. Seine Aussage ist aber weniger überraschend: Wohlleben gibt sich als Opfer von Lügen und Gutgläubigkeit.

Selbst Richter Manfred Götzl ist verblüfft, als sich die Anwältin Nicole Schneiders aus der zweiten Reihe der Anklagebank meldet. Sie wolle eine Erklärung abgeben – es gehe um die vor einigen Wochen angekündigte Aussage ihres Mandanten Ralf Wohlleben: Die solle auf der Stelle stattfinden, noch am selben Tag. Keine Überraschungsreaktion zeigen lediglich Wohllebens Frau Jacqueline, die heute an seiner Seite sitzt – und ein mitgereister Tross von Skinheads, der sich auf der Besuchertribüne breitgemacht hat.

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251. Prozesstag – Mysteriöse Spur an der Zigarettenkippe

Im Keller des ausgebrannten Zwickauer Hauses, in dem der NSU zuletzt gelebt hatte, machten Ermittler eine mysteriöse Entdeckung: An einer Zigarettenkippe im zur Wohnung gehörigen Keller fand sich die DNA-Spur einer unbekannten Frau. Ein Zufall? Ein Hinweis auf eine bislang unbekannte Helferin? Zu der Causa sagt heute der Brandermittler Frank Lenk aus.

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Zschäpe empfängt ihre Fragen

In ihrer Aussage im NSU-Prozess hat sich Zschäpe bedeckt gehalten – wird sich das ändern, wenn sie Fragen des Richters beantwortet? Das Gericht hat nun offenbart, welche Details es für die wichtigsten hält.

Wie entlockt man jemandem etwas, der vielleicht nur so tut, als wolle er etwas sagen? Die Hauptangeklagte im Münchner NSU-Prozess, Beate Zschäpe, hat ihren Anwalt vergangene Woche eine 53 Seiten starke Aussage verlesen lassen. Schlauer war danach niemand: In dem Schriftstück schiebt Zschäpe alle Schuld an der rechtsextremen Mordserie auf ihre verstorbenen Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt – etwas, was der 40-Jährigen und ihrem Anwalt kein Prozessbeobachter abkaufte.

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