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Gewinnspiel: Die Entscheidung ist gefallen

Liebe Leser, Ihre Kreativität war gefragt. Sie sollten uns originelle Beitrage schreiben zu der Frage: „Was fällt Ihnen zu diesem Bild von Uli Hoeneß ein?“ Es ist uns nicht einfach gefallen, aus einer Vielzahl von lesenswerten Texten, den besten zu wählen. Doch nun hat die Sportredaktion von ZEIT ONLINE entschieden: Der Gewinner unseres kleinen Wettbewerbes heißt Sid Meyer. Er erhält das schöne Karikaturenbuch Der Ball.

(c) Christof Köpsel/Bongarts/Getty Images

Hier ist sein Beitrag:

Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht?

Die Worte des Textes transportieren den Klang von Melancholie. Das passt zum Herbst und vor allem: das passt zum Gesicht von Uli Hoeneß. Sieht er nicht wirklich so aus, als ob ihm gleich mehrere Fragen durch den Kopf gehen? Der FC Bayern hat viele Millionen Euro ausgegeben. Doch die vielen missratenen Spiele stimmen den Manager nachdenklich. Sid Meyer beschreibt in seinem Text den Weg eines Fragenden, den seine negativen Gedanken von der wärmenden Sonne in die kalte Nacht führen. Uli Hoeneß und der FC Bayern beschreiten derzeit diesen Weg.

 

Deutsche Elf quält die Fans

Fazit: Deutschland hätte mit einem Sieg gegen Finnland einen Rekord aufstellen können. Neun Siege in einer WM-Qualifikation – das ist noch keinem DFB-Team gelungen. Am Ende müssen Jogis Mannen froh sein, gegen die gemächlichen Finnen nicht verloren zu haben. So stehen nach zehn Partien acht Siege und zwei Remis.

Okay, es ging um nichts mehr im letzten Qualispiel, doch solch eine schwache Leistung rechtfertigt dies nicht. Den Spielern fehlte es an der inneren Einstellung, sich anständig ihren Fans zu präsentieren. Deutschlands Fußballer zeigen meist nur dann akzeptable Leistungen, wenn sie unter Druck stehen.

Den müssen eigentlich die neu ins Team gerückten Akteure aus der zweiten Reihe verspürt haben.  Sie kämpfen noch um die Chance, nächstes Jahr in Südafrika dabei zu sein. Von ihnen hätte mehr kommen müssen. Rechtsverteidiger Andreas Beck verpasste es,  sich für weitere Einsätze zu empfehlen. Der Hoffenheimer ließ die Flanke zu, die zum 0:1 führte und agierte defensiv wie offensiv schwach. Im Abwehrzentrum präsentierte sich Arne Friedrich unkonzentriert und produzierte viele Abspielfehler in der Spieleröffnung.

Auch Thomas Hitzlsperger ist weiter von seiner Bestform entfernt und gilt als Wackelkandidat. Piotr Trochowski konnte ebenfalls keine Pluspunkte bei Joachim Löw sammeln. Sein Passspiel war schlampig und seine Flanken eine Zumutung. Cacau hätte sich sein Startelfdebüt ebenfalls anders vorgestellt. Vom Bundestrainer vor dem Spiel gelobt, enttäuschte der Stuttgarter. Als Alternative im Sturm drängte er sich nicht auf.

Joachim Löw muss also weiter testen. In diesem Jahr hat er am 14. November in Köln gegen Chile und am 18. November voraussichtlich gegen Ägypten in Gelsenkirchen die Gelegenheit dazu. Die Spieler sollten diese beiden Partien dazu nutzen,  die blamable Leistung von Hamburg wieder gut zu machen.

Abpfiff: Die Partie endet 1:1. Die 90. Minuten von Hamburg zeigen: Deutsche Spiele mit Freundschaftsspielcharakter sollte man sich nicht anschauen, sie geraten zum Langweiler. Der schwache Auftritt hätte eigentlich eine Niederlage verdient gehabt.

90′ Tor für Deutschland durch Podolski Kaum zu glauben, aber der Ausgleich fällt doch noch. Schütze Podolski muss selber über sein Stolpertor lächeln.

84′ Klose, eigentlich ein begnadeter Kopfballspieler, vergibt aus kurzer Distanz  den Ausgleich. Sein Kopfball hat zu wenig Dampf, um Finnlands Torwart Jääskeläinen zu bezwingen.

77′ Jetzt wird es in Hamburger Stadion doch noch laut: Mario Gomez wird ausgewechselt, und die Zuschauer buhen den  armen Kerl aus. Jetzt soll es Miro Klose in der verbleibenden Zeit richten.

75′ Hoppla, Deutschland hat eine Chance. Philipp Lahm, Kolumnist von ZEIT ONLINE, zieht in die Mitte und schießt gar nicht mal ungefährlich auf das Tor der Finnen.

69′ Wenn schon auf dem Feld nichts los ist, bewegen sich wenigstens die Zuschauer auf den Rängen ein wenig und intonieren: „Steht auf, wenn ihr Deutsche seit.“ Ob dieser zarte Versuch der Anfeuerung den Laufmuffeln auf dem Rasen Beine macht, darf bezweifelt werden.

57’/59′ Mario Gomez spielt auch noch mit. Der Bayernstürmer hat zwei Mini-Kopfballchancen, setzt ansonsten seine zaghaften Auftritte in der DFB-Elf fort. Der Kniff mit Cacau als Sturmpartner für den bedauernswerten Ex-VfBler ging bis hierher nicht auf.

54′ Der ARD-Reporter Gerd Gottlob erkennt einen Aufwärtstrend im deutschen Team. Wo ist er? Ich habe noch keinen gesehen.

49′ Fast das zweite Tor für die Finnen. Doch Metusalem Litmanen – der Mann ist schon 38-Jahre alt – steht bei seinem Schuss im Abseits.

46′ Löw bringt Özil und Gentner ins Spiel. Dafür bleiben Ballack und  Hitzlsperger in der Kabine. Hoffentlich bringt der koranfeste Özil mehr Esprit in das dröge deutsche Spiel.

Halbzeit 0:1 Jogi Löw marschiert mit grimmiger Miene in die Stadionkatakomben. Wahrscheinlich legt er sich die Worte für eine deftige Halbzeitansprache zurecht. Die DFB-Elf hat es bislang bestens verstanden,  die Sympathien der Fans zu verspielen. Gegen die gut organisierten Finnen fehlt es am Willen, sich zu quälen und den einen oder anderen Schritt mehr zu tun. Die Spieler haben keine einzige Torchance herausgespielt, sie verlieren viele Bälle und stellen sich beim Gegentor dilettantisch an. In der ersten Hälfte regiert der Krampf.

44′ Die Deutschen gestatten Leverkusens Abwehrkante Sami Hyypiä so etwas ähnliches wie ein Solo, das erst kurz vor dem Strafraum gestoppt wird.

41′ Die Regie der ARD blendet einen alkoholgeschwängerten Fan ein, der eine schicke Deutschland-Mütze trägt und auf den mauen Kick flucht. Vielleicht sollte er noch ein paar mehr Bier kippen, um ein schönes Fußballspiel zu sehen. Denn das wollten die DFB-Kicker ihren Fans zum Abschluss der Quali zeigen.

35′ Michael Ballack spielt endlich mal einen intelligenten Pass auf den gestarteten Podolski – doch der Abseitspiff von Schiedsrichter Martin Atkinson aus England kommt dazwischen.

Was für ein langweiliger Kick. Die Finnen gehen kein hohes Tempo – wie erwartet. Die deutschen Spieler zeigen ebenfalls wenig Lust, den Ball mal schnell in die Spitze zu spielen. Im Stadion ist es so leise, dass man die Kommandos auf dem Platz verstehen kann.

18′ Da kommen schon die ersten Pfiffe von den Fans. Das Spiel der Deutschen ist aber auch unbefriedigend. Kein Tempo, keine Ideen und gut aufgestellte Finnen: das erschwert natürlich die Aufgabe.

11′ Tor für Finnland: Johannson Au weiha, die deutsche Abwehr zeigt sich nicht gerade in WM-Form. Nach einer Linksflanke sind sich Lahm und Westermann nicht einig, und Jonatan Johannson sagt danke.

8′ Von guter Stimmung auf den Rängen ist nichts zu hören. Da hätte ich nach der Euphorie im Vorfeld mehr erwartet.

18.02 Das Spiel läuft.

17.58 Während die Kollegen Fritsch und Reitz auf der kalten Pressetribüne in Hamburg sitzen, wärme ich mich an meinem gemütlichen Wohnzimmersofa.

17.56 Jogi Löw setzt auf ein 4-3-3 mit Mario Gomez als zentralem Stürmer, unterstützt von Poldi auf Linksaußen und Cacau auf rechts. Hierbei führt er zwei alte Freunde zusammen: Gomez traf in der vergangenen Saison an der Seite von Cacau für den VfB Stuttgart wie er wollte. Vielleicht hat sich der Bundestrainer daran erinnert.

Die deutsche Aufstellung:

Adler – Beck, Friedrich, Westermann, Lahm – Ballack, Hitzlsperger, Trochowski, Podolski – Gomez, Cacau

Die  finnische Aufstellung:

Jääskeläinen – Lampi, Hyypiä, Heikkinen, Sparv – R. Eremenko, Moisander – Johansson, Litmanen, Hämäläinen – Porokara

Vorbericht

Die deutsche Nationalelf will sich nach der vollbrachten WM-Qualifikation heute Abend in Hamburg feiern lassen. Bundestrainer Joachim Löw sagt jedoch: „Mit dem Spiel gegen Finnland beginnt die Vorbereitung auf Südafrika“ und verdeutlicht: Der letzte Auftritt in der WM-Qualifikation ist kein Spaßspiel, denn nun beginnt das Gerangel um die acht bis zehn noch freien Plätze im Kader der Nationalelf. Daher schickt Löw gegen die Skandinavier eine neu zusammengesetzte Startelf auf das Feld.

Andreas Beck, Arne Friedrich, Thomas Hitzlsperger, Piotr Trochowski und Cacau wissen bereits, dass sie von Beginn an auflaufen werden. Michael Ballack, der leicht angeschlagen ist, soll nur eine Halbzeit lang spielen und könnte durch Christian Gentner ersetzt werden.

Interessant ist der Einsatz von Cacau, der eigentlich Brasilianer ist und erst seit Jahresbeginn die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Der Stuttgarter Stürmer ist kein typischer Torjäger wie Miro Klose oder Mario Gomez (der den Beweis in der Nationalelf indes noch schuldig ist).  Er spielt mehr um die Keilstürmer herum und könnte deshalb für das neuerdings bei Löw beliebte 4-3-3 eine Option sein. Der Bundestrainer schätzt an Cacau dessen „Schnelligkeit, Wendigkeit und den Ideenreichtum am Ball“.

Die deutsche Mannschaft zeigte sich in Russland taktisch reif und stabil. Sie hat in der Qualifikation noch kein Spiel verloren und strebt den neunten Sieg an. Doch es muss sich noch einiges verbessern – vor allem in der Abwehr. Die Position rechts in der Viererkette ist nicht zur Zufriedenheit besetzt. Jerome Boateng wirkte in Russland überfordert. Gegen Finnland soll nun der Hoffenheimer Beck seine WM-Tauglichkeit beweisen. In der Innenverteidigung erhält der Herthaner Friedrich eine Chance neben dem gesetzten Per Mertesacker.

Löw erwartet von seinen WM-Kandidaten volles Engagement. Auch um sich nicht noch einmal so zu blamieren wie nach der bestandenen EM-Qualifikation 2007.  Die DFB-Elf verlor damals in München ihr letztes Gruppenspiel mit 0:3 gegen Tschechien. „Das wird uns nicht noch einmal passieren“, verspricht der Bundestrainer.

 

Ballack verlässt als Sieger und mit Granulat auf der Stirn das Feld

Fazit „Blüh im Glanze dieses Glückes“, tickern die 11 Freunde (die heute nur zu zweit sind). Das war knapp und hat Löw sicher ein paar graue Haare beschert. Zwischenzeitlich deutliche Überlegenheit der Russen mit schnellen Vorstößen in die Box und einigen Schüssen in Richtung René Adler. Der müsste nach dieser Leistung schon einiges falsch machen, sollte er nicht die Nummer 1 von Südafrika sein. Glück vor allem, dass „der Schweizer“, wie Guus Hiddink sagt, und es klingt verschwörungstheoretisch, in der 88. Minute den Russen den Mittelfinger zeigte – und nicht wie es den Regeln entsprochen hätte, auf den Elfmeterpunkt.

Boateng hätte Löw früher auswechseln können, er hatte oft Probleme, den Gegnern zu folgen. Andererseits, Friedrich hat ja auch gefoult. In der spielentscheidenden Szene sah man einen sehr leichtfüßigen und wendigen Özil. Gut war auch das Mittelfeld Schweinsteiger, Ballack, Rolfes.

Allen Naseweisen ist diese heute gedreht worden, denn es war durchaus zu erkennen, dass der Boden das Spiel sehr beeinflusst hat: Der Ball wurde schnell, Klose etwa konnte vor dem Tor gar nicht zum Schuss ausholen, sondern er lief schlicht in Özils Pass. Viele, teils einfache Pässe gerieten zu lange. Bälle sprangen höher als vermutet. Und Mertesacker wird sich zu Weihnachten sicher keinen Bettvorleger aus Polyethylen wünschen. Diese Vorzeichen erhöhen freilich den Sieg des DFB-Teams, wenn man auch bedenken muss, dass die meisten russischen Spieler auch nicht täglich auf Kunstrasen trainieren und spielen.

Am Ende siegte Deutschlands „Durchschlagskraft“, sagt der Holländer Hiddink, und es klingt nach einer militärischen Anspielung. Am Ende sah man Kapitän Ballack mit Granulat auf der Stirn – der Insignie des modernen Fußballarbeiters.

Lesen Sie heute Abend die Analyse unseres Reporters in Moskau Moritz Müller-Wirth.

Endstand 0:1 Glücklicher Deutschland-Sieg.

88′ Nur weil Béla Réthy etwas sagt, heißt es ja nicht, dass es automatisch falsch ist. Das hätte Elfmeter für Russland geben müssen. Glück gehabt, Arne! Gomez für Klose.

85′ Noch fünf Minuten, Trochowski rein, Podolski raus. Es scheint, als ob das Ärgste überstanden ist. Die Russen scheinen nicht mehr an den Sieg zu glauben, nachdem sie zwischenzeitlich mächtig drückten.

73′ Da müssen wir uns aber bei Adler bedanken. Wieder. Hält einen Schuss Semschows in die lange Ecke – und hat ein wenig Glück, dass der Ball am kurzen Pfosten ins Aus geht.

Große Spannung, noch eine Viertelstunde im wichtigsten Fußballspiel des Jahres – und das ZDF macht einen Programmhinweis auf Frauenboxen. Wohin mit meiner Wut Beschwerde?

72′ Der nicht-intrigante Arne Friedrich wird für Özil eingewechselt, den wir gerne noch länger gesehen hätten.

69′ Gelb-Rot für Boateng, Deutschland wird die letzten gut 20 Minuten in Unterzahl sein. Richtige Entscheidung des Schiedsrichters. Die falsche des Bundestrainers, der den fahrigen Boateng vorher hätte auswechseln können.

65′ Luftholen angesagt beim deutschen Anhang. Und auf der deutschen Bank. Die Russen schicken einige Pfeile in den deutschen Strafraum, die aber bislang noch nicht treffen. Und Polyethylen ist nicht die Sache von Per Storch Mertesacker.

58′ Özil sendet den Ball auf einen langen Segelflug … und an die Latte.

55′ Jetzt ist Adler-Zeit. Zwei Mal pariert er Schüsse mit den Fäusten, dann landet ein Seitfallzieher Arschawins auf dem Tordach. Jetzt gehts los! Jetzt ist der Spaß vorbei!

53′ Mertesacker hat heute große Probleme, Bälle in die Tiefe zu verteidigen. Einige Male musste Boateng für ihn einspringen. Jetzt brachte Kerschakow den Ball nicht unter Kontrolle, sonst wäre er alleine vor Adler erschienen. Wechsel Russland: Pawljutschenko für Kerschakow.

Halbzeit 0:1 Beide Mannschaften mit einer sehr guten und einigen halben Chancen. Die Russen hätten in Führung gehen können, aber Adler war das Ende für Bystrow. Das Tor verdanken die Deutschen in erster Linie Özil, der sich zunächst gut löst, sich dann freiläuft und Klose, der eigentlich gedeckt ist, auflegt. In den ersten zwanzig Minuten hatten beide Teams, würd ich mal sagen, durchaus Probleme mit dem Polyethylen unter ihren Füßen.

Im Viertelfinale der U20-WM führt Deutschland durch den Twitterer Lewis Holtby mit 1:0 gegen Brasilien. Noch eine Viertelstunde zu überstehen.

42′ Ab jetzt werden keine Wetten mehr angenommen, dass Friedrich nach der Pause für Boateng kommen wird. Gelb für den Hamburger nachdem ihn Bystrow stehenließ.

35′ Tor für Deutschland Miroslav Klose 0:1 Salto Klosale! Oh, war das gut gemacht von Özil! Mit einem herrlichen Move schickt er erst seinen Gegenspieler in den Ural und nach einem Zungeschnalzdoppelpass mit Podolski zieht er zur Grundlinie und hat das Auge für Klose. Der in München ja genug Selbstvertrauen getankt hat, um den Angriff zu vollenden.

29′ Eben noch gelobt, nun hätte Boateng fast einen Gegentreffer verschuldet. Im Mittelfeld den Ball versäumt, fehlt er bei einem schnellen Angriff über Arschawin, der Bystrow in den 16er schickt. Aber Adler gewinnt das Eins gegen Eins. Die Russen drängen jetzt die Deutschen in deren Hälfte.

25′ Boateng, der Rechtsverteidiger, stiehlt Kerschakow in der Gefahrenzone Mitte den Ball. Lässig, sehr lässig.

23′ Podolski mit ner Chance im Strafraum. Normalerweise macht er die Dinger, wenn sie ihm so auf seinen Linken serviert werden.

20′ Es hat sich noch nichts getan. Beide Mannschaften ohne Präzision im Passspiel. Liegt wohl auch am Kunstrasen (keine Ironie). Man könnte aber auch sagen: Die Anfangsphase haben die Deutschen überstanden.

10′ Ui, sind die alle nervös. Beide Mannschaften. Das merkt man an den schüchternen Torschüsschen und zögerlichen Dribblings.

7′ Richtig, Mischa! Den ersten Freistoß immer Vollspann in die Mauer. Alter Kreisklassentrick.  Beim nächsten Mal ducken sich alle.

6′ Ich glaube, der Ton ist ne Sekunde vor dem Bild da. Erster Russenschuss von Kerschakow.

17:01 Die Hymnen.

Sorry, Magister Haydn. Musikalisch steht es 1:0 für Russland.

16:59 Das Spiel steht unter Leitung von Massimo „Effenberg“ Busacca (hier, auf einem älteren Bild, übt er noch).

16:57 Deutschland also mit seinen besten Kräften. Béla Réthy nicht zu vergessen, der Reporter gewordenen Wikipedia des ZDF.

Bloggt noch wer live? Ah, die 11 Freunde. Nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt.

Aufstellung Deutschland

Adler – Lahm, Westermann, Mertesacker, Boateng – Rolfes, Ballack – Schweinsteiger, Özil, Podolski – Klose.

Mutig, weil Löw einen Debütanten, Boateng, ins Rennen schickt. Folgerichtig, weil er ohne Hitzlsperger und andere formschwache Stuttgarter spielt – zu denen auch irgendwie Gomez noch zu zählen ist.

Aufstellung Russland

Akinfejew – Anjukow, Beresuzkij, Ignaschewitsch, Schirkow – Bystrow, Denissow, Semak, Syrjanow – Arschawin, Kerschakow.

Vorbericht

Nach vielen qualitäts- und ereignisarmen Spielen innerhalb der vergangenen zwölf Monate wird es heute ernst für die deutsche Nationalmannschaft: Das womöglich entscheidende Spiel der WM-Qualifikation gegen Russland steht an. Die Ausgangslage: Gewinnen die Deutschen, sind sie für Südafrika 2010 qualifiziert. Verlieren sie, müssen sie höchstwahrscheinlich in die Relegation im November. Hier wären Teufel und Lattek los, wenn erstmals eine deutsche Elf die Qualifikation zu einer WM verpassen würde. Kaum vorzustellen, dass Joachim Löw das überstehen würde – trotz aller Beteuerungen seitens des Präsidenten Theo Zwanziger. Ach ja, ein Unentschieden würde dem DFB-Team in die Karten spielen. Und die Spannung auf Mittwoch vertagen, wenn es in Hamburg im letzten Spiel gegen Finnland geht.

Wenn Sie mich fragen (aber mich fragt ja keiner) – Russland ist leichter Favorit. In der Summe haben die Russen mindestens gleichwertige Spieler, etwa das Juwel Andrej Arschawin von Arsenal, einen Typen wie Quecksilber: einfach nicht zu fassen. Sie haben den Heimvorteil. Und auf der Bank sitzt Guus Hiddink, der holländische Trainertugend, nämlich Fachwissen, pflegt und dem holländische Traineruntugend, nämlich Besserwisserei (morbus van gaalis), abgeht. Eine talentierte, aber verschüchterte Sbornaja hat er in einen selbstbewussten EM-Halbfinalisten verwandelt. Über ihn sagt ein Spieler: „Hiddink hat uns das gegeben, was wir vorher von keinem russischen Trainer bekommen haben: Freiheit.“ Im Fußball ist die Perestroika mit anderthalb Jahrzehnten Verspätung vollzogen worden. Und das von einem Holländer, der Bücher über Stalin und dessen Geheimdienstchef Berija liest.

Die deutsche Mannschaft wirft dagegen einen Mann auf dem Platz in die Waagschale: Kapitän Michael Ballack, der in Deutschland seltsamerweise in einem uneindeutigen Ruf steht. Manche sehen in ihm den einzigen Spieler von internationalem Format, andere halte ihn für einen überschätzten Schleicher. Ich halte ihn (im Gegensatz zu meinem Vater) für den dominanten Spieler … ja! Einen Führungsspieler. Auf die Gefahr hin, dass ich der Personalisierung verdächtigt werde: Es ist also ein Duell Hiddink gegen Ballack. Die sich aus Chelsea kennen und schätzen.

Einen Hinweis noch auf den Kunstrasen: Es ist ein Thema, bei dem manche sich abwenden, weil ihnen darüber zu viel berichtet worden ist. Aber er könnte in der Tat zum Nachteil für die Deutschen werden, denn, das weiß ich aus Erfahrung, er erfordert eine andere Spielweise. Und vielleicht auch anderes Schuhwerk. Hoffentlich haben die Jungs die Tausendfüßler dabei. Andererseits, auch für die meisten Russen ist das ungewohnter Boden.

 

Deutschland trifft zwei Mal öfter als Aserbajdschan

Endstand 0:2 Ein Spiel mit Niveau. Man weiß nicht, welche Notlüge man sich morgen ausdenken soll, wenn man gefragt wird, was man heute zwischen 18 und 20 Uhr gemacht hat. Analyse folgt. Widerwillig.

87′ Ich schaue mir seit 15 Minuten auf YouTube zweite philippinische Liga an.

84′ Gomez raus, Özil rein. Den jetzt Löw für immer an sich gebunden hat. Also zumindest an den DFB.

75′ Klose verlässt uns jetzt und verabschiedet sich mit einer vergebenen Kopfballchance. Cacau nun drauf. Ne Minute später Jansen (HSV) für Trochowski (HSV).

60′ Wenn ich mich an den Spannungsgehalt der Partie anpassen wollte, müsste ich nur den Wikipedia-Eintrag Aserbajdschan verlinken.

54′ Tor für Deutschland Miroslav Klose Bei der Vorbereitung war der Gegner so freundlich und assistierte. Ball kam irgendwie zu Gomez, sein Schuss lenkte der Keeper dann noch an die Latte, aber Klose steht dann vor dem leeren Tor. Ohne Salto. Bartels: „Ein Tor des Willens.“

52′ Hat Uli Stein seinem Zögling im aserbajdschanischen Tor wenigstens den Faustschlag beigebracht?

47′ Den größten Leistungsunterschied, den ich zwischen beiden Teams erkenne: Die Deutschen erkennen frühzeitig, wenn der Pass eines Mitspielers zu lang gespielt ist. Die Aserbajdschaner rennen bis ins Aus hinterher. Sowas kann spielentscheidend sein.

Die ARD setzt heute wieder mal voll auf investigativen Sportjournalismus – und versendet Hajo Seppelts Doping-Dokumentation zur Leichathletik-WM um 0 Uhr.

Halbzeit 0:1 Ne zähe Nummer. Deutschland zunächst mit Abwehrproblemen, so dass man den 96er Enke sagen hörte: „Ja, bin ich denn zuhause hier?“ Nach Schweinsteigers Führung mehr Sicherheit, aber das Offensivspiel ist dröge wie Feldweg.

45′ Eigentlich ein Pflichttor für „Schmiro“ (Werder-Slang) Klose, der nach Vorbereitung von Trochowski und Gomez aus vier Metern zum Kopfball kommt. Doch Klose macht den Gomez.

34′ Deutschland ideenlos. Stimmt nicht. Eine haben sie: Schießen aus der Distanz.

25′ Da haben wir es schon. Aserbajdschan musste eben drei Minuten mit zehn Spielern klar kommen, weil an der Hose des Elften Blut klebte. Und eine neue Hose nicht schneller aufzutreiben war. Ich glaubte, von Bertis Lippen ablesen zu können: „Ich glaube, die Fifa will nicht, dass sich Aserbajdschan für die WM qualifiziert.“

22′ Soeben erreicht mich, über Rob Alef die Übersetzung der aserbajdschanischen Hmyne: „Aserbajdschan! Aserbajdschan! O großes Land, Deine Kinder sind Helden. Wir sind bereit, für Dich gemartert zu werden.“ Sind wohl Niederlagen gewohnt.

15′ Die ersten zehn Minuten sah die deutsche Abwehr eher danach aus, als wollte sie den Meckerern in die Hände spielen wollen, wie etwa Heinz K. (70) aus Würzburg, der per Mail gerne wissen lässt, was er vom „Bundescremer“ Joachim Löw hält.

12′ Tor für Deutschland Bastian Schweinsteiger Läuft quer zur Spielrichtung, wird nicht angegriffen, schießt mit dem schwachen (pädagogisch richtig muss es heißen: ungewohnten) linken Fuß aus 18 Metern, leicht abgefälscht, Tormann noch dran.

9′ Um Himmels Willen, Enke! Komm doch raus ausm Tor!

8′ Tom Bartels, Moderator: „Die Trainer der Liga lassen nur eine Stunde am Tag trainieren. Und schenken den Spielern viel Zeit zur Regeneration.“ Das wissen wir doch. Ach so, er redet vom Gegner.

4′ Äh? Da spielt ja der Lahm! Der hat doch eben noch mit uns geredet. Ah, Fußball spielt er auch gerne. Gut zu wissen.

Aufstellung Deutschland

Enke – Schäfer, Mertesacker, Tasci, Lahm – Hitzlsperger, Ballack – Trochowski, Schweinsteiger – Klose, Gomez

Die Spieler Aserbajdschans reiche ich bei Gelegenheit nach. Bis dahin genügt zur Vorbereitung auf den Gegner dies (via René Martens), das und vor allem jenes.

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Vorbemerkung

Issa nixa Fringse! Diesen Satz hörten wir zuletzt von Marcello Lippi, nachdem die Italiener vor dem WM-Halbfinale 2006 Torsten Frings gesperrt hatten erfahren hatten, dass die Deutschen ohne ihren Besten auskommen mussten. Dieses mal wird freiwillig auf ihn verzichtet, Joachim Löw hat sich erdreistet, Frings nicht zu nominieren. Thomas Hitzlsperger sei im Moment der Bessere. Und wie reagiert Frings‘ Verbündeter, der Leader Michael Ballack? Mit Protest? Mit Meuterei? Ruft er die Wortmächtigen der alten Fußballwelt zur Verschwörung zusammen? Legt er sein Amt nieder? Nö, er findet’s ok.

Das sind mal neue Töne im in jüngster Zeit so konfliktbelasteten deutschen Nationalteam. Was es sonst noch Neues gibt, erfahren Sie ab 17.45 Uhr hier, im Live-Blog von ZEIT ONLINE. Wenn es um Punkte in der WM-Qualifikation geht. Dazu ist Löws Elf fast bis in den Orient gereist, nach Baku. Das ist Aserbajdschan und wird von Berti Vogts trainiert, ihm zur Seite stehen Uli Stein und Olaf Janßen. Mit sportlichen Niederlagen gegen dieses Land ist eigentlich nur im Eurovision Song Contest zu rechnen.

 

Werder Bremen-Schachtjor Donezk 1:2

20:20 Moin. (Moin moin darf man abends nicht sagen, hab ich mir sagen lassen.)

Live Blog auch auf Meine Saison. Wer noch?

Rinat Achmetov, der Schachtjor-Besitzer, dessen Namen Franz Beckenbauer gerade nicht eingefallen ist, hat das Charisma eines Steuerprüfers. Andererseits sieht er aus wie der junge Bruder von Peer Augustinski. Ein Mann mit viel Geld – und mit vielen Talenten, so hört man. Kleiner Tipp an Werder: Wie man ihn entwaffnen kann, sieht man hier.

Aufstellungen

Bremen: Wiese – Boenisch, Naldo, Prödl, Fritz – Niemeyer, Baumann, Frings, Özil – Roseberg, Pizarro

Donezk: Pyatov – Srna, Kucher, Chygrynskyy, Rat – Jadson, Lewandowski, Fernandinho, Willian, Ilsinho – Luiz Adriano

Heißt es eigentlich Schachtjor, Schachtjar oder Schachtar? Die FAZ liefert wichtige Erkenntnisse.

15 Kilogramm soll der Pott schwer sein, mir gefällt er ja ganz gut. Aber es gibt welche, die das anders sehen und Kurt Tucholsky in Anspruch nehmen, der „den Sportpreisen klassische Scheußlichkeit“ attestiert. Den Uefa-Pokal speziell dürfte er jedoch nicht gemeint haben.

5′ An die Werder-Abwehr! Modus umstellen! Heute ist nicht Bundesliga, heute hat es Konsequenzen, wenn Ihr verliert. Erste Großchance für Schachtjor durch Luiz Adriano, nachdem Prödl aus der Abwehr herausrückte und die anderen drei der Kette rumstehen.

12′ Kommentator Laaser: „Ich glaube, Boenisch ist nervös.“ Fritsch: „Ich glaube, Boenisch kanns nicht besser.“ Zweiter Ballverlust schon am eigenen Strafraum.

20′ Ist der Ball zu fest aufgepumpt? Ist er nicht rund? Technisch sind wir gerade auf Kreisliganiveau: schlampige Ballannahmen, Pässe zum Gegner. Besonders die Bremer, aber Schachtjor hält sich derzeit auch höflich zurück.

25′ Tor für Schachtjor Donezk 0:1 Luiz Adriano Zwei Steilpässe, der Ball findet eher zufällig den Weg zu Adriano, Prödl steht aufm Schlauch, Wiese duckt sich beim Heber.

Die Bremer Abwehr scheint dem nicht gewachsen. HSV-Fans reiben sich schon die Händchen.

35′ Tor für Werder Bremen 1:1 Naldo Entschuldigung, was sehen wir hier? Ein europäisches Finale? Pyatov patscht einen unplatzierten 30-Meter-Freistoß Naldos ins Tor. Entweder die Jungs in der Kneipe nebenan sind drei Sekunden hinter meinem TV-Signal. Oder sie haben so lange mit dem Torjubel gebraucht, weil sie es nicht glauben konnten, dass der Ball drin ist.

Halbzeit 1:1 Ein Spiel mit Niveau – man weiß nicht, wohin man kucken soll vor Scham. Werder spielt, Verzeihung, sauschlecht. Die Abwehr, außer Naldo, kommt nicht klar. Wiese hat einen Fernschuss gut pariert, aber eine Mitverantwotung am Gegentor lasse ich mir auch nicht ausreden. Einfach wegducken – wer macht denn sowas? Und das Spiel nach vorne? Özil ist unsichtbar, die Spielzüge fallen heute aus. Es scheint, dass die Spieler erkannt haben, dass die beste Strategie ist: den Fehlpass so spielen, dass der Ball zwischen zwei oder drei Gegenspieler runter fällt. Sodass die uneinig sind, wer den Ball nehmen soll. Diesen Moment der Unsicherheit dann nutzen und drauf gehen! Sowas nenn ich Realismus.

Aber wenn man mit einer solchen Leistung mit 1:1 in die Pause geht, kann man eigentlich nur gewinnen.

47′ Boenisch und Niemeyer kombinieren – sorry, da muss ich die Augen schließen.

Die 11 Freunde bloggen auch live.

62′ Werder hat jetzt meist den Ball, aber sie spielen in etwa so präzise ab, als hätten sie 2 Dioptrien zu viel. Oder zu wenig. Trotzdem wird es sich für Schachtjor wohl rächen, dass sie die Schwächephase des Gegners nicht genutzt haben. Jedenfalls lassen sich die Bremer Fans die Laune nicht verderben.

74′ Werder wäre fast zu seiner ersten Torchance gekommen, doch der Pass auf Özil gerät einen Tick zu lange.

78′ Fast die Führung für Werder: Pizarro berührt einen Freistoß mit dem Kopf, aber Keeper Pyatov ist doch kein Stümper. Ist schnell unten in der Ecke. Mit Flanken sollten es die Bremer weiterhin versuchen.

Hunt ist für Rosenberg eingewechselt worden, harmloser kann er den Job auch nicht verrichten. Inzwischen sind acht Deutsche auf dem Feld. Wie viele wären es, wenn es der HSV statt Werder geschafft hätte?

88′ Naldo schießt aus 45 (!) Metern. Übermut? Nein, ein Signal an die Stürmer: Bewegt Euch!

Zwischenstand nach 90 Minuten 1:1 Ab in die Verlängerung! Die zweite Halbzeit war ausgeglichener, die Bremer haben den Gegner nun besser im Griff. Gerade im defensiven Mittelfeld. Und Naldo köpft alles raus. Aber es ist nach wie vor ein schwaches Finale. Vielleicht knüpft Hunt an eine Aktion kurz vor Abpfiff an, dem besten Spielzug Bremens, die zum Tor führte. Leider Abseits.

97′ Tor für Schachtjor Donezk 1:2 Jadson Eine halbe Minute, bevor ich weggenickt wäre oder umgeschaltet hätte, fällt der erneute Führungstreffer. Auf der rechten Seite ist Srna blank, seinen Pass verwertet Jadson. Wiese ist mit der Hand noch am Ball, doch der überlegt nur kurz – und kullert ins Netz.

Im Gegenzug macht Pizarro fast den Ausgleich, doch die Abwehr wehrt auf der Linie irgendwie ab.

108′ Jetzt hat Boenisch mal viel Raum auf links, und was macht Boenisch? Er schießt ohne Gegnerdruck aus 30 Metern. Schießt einen Gegenspieler an. Falsche Entscheidung, würd ich mal sagen.

Endstand Werder Bremen-Schachtjor Donezk 1:2 nach Verlängerung Ein schwacher Auftritt der Bremer im Finale, sie konnten Diego und Mertesacker nicht ersetzen. Almeida hätte sicher auch besser gespielt als Rosenberg. Nach vorne klappte lange überhaupt nichts, große technische Schwächen machten sich im Passspiel und in der Ballannahme bemerkbar. Null Spielfluss, keine herauskombinierte Torchance. Und Torwart Wiese hatte auch schon bessere Tage. Kurz vor Abpfiff fiel zwar der vermeintliche Ausgleich, doch der Schiedsrichter sah ein Foul Pizarros.

Donezk war die bessere Elf, vor allem in der ersten Halbzeit. Angesichts des Spielverlaufs schon kurios, dass Werder überhaupt so lange ein Unentschieden hielt. Damit bleibt die Bundesliga seit acht Jahren, seit dem Champions-League-Sieg der Bayern, ohne internationalen Titel. Und muss mit der Diagnose leben, von Europas Spitze abgehängt zu sein. Dennoch ist es eine gute Uefa-Pokal-Saison für Werder: den AC Milan geschlagen, eine weitere italienische Mannschaft (Udinese) ausgeschaltet, das Highlight in Hamburg. Immerhin mal wieder eine Finalteilnahme. Bloß für den letzten Schritt haben Qualität und vielleicht auch Kraft nicht genügt.

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Vorbericht

Erstmals seit 2002 steht eine deutsche Mannschaft im Finale des Uefa-Pokals, erstmals seit 1997 könnte es einen deutschen Titelgewinn geben. Vor zwölf Jahren gewannen die „Eurofighter“ aus Schalke dank der Die-Null-muss-stehen-Strategie ihres holländischen Trainers Huub Stevens im Elfmeterschießen gegen Inter Mailand; damals wurden die Finals noch in zwei Runden ausgetragen. Vor sieben Jahren scheiterte Borussia Dortmund gegen Feyenoord Rotterdam mit 2:3. Dass es bis heute die letzte Endspielteilnahme eines deutschen Klubs im Europapokal blieb, damit konnte man damals nicht rechnen, zumal Bayer Leverkusen eine Woche später erst im Glasgower Finale der Champions League an Real Madrid scheiterte. Dabei war der Uefa-Pokal, der in der nächsten Saison umbenannt und reformiert wird, mal ein deutscher Wettbewerb.

Insofern hat Bremen heute einen nationalen Auftrag. Bei einem Sieg bliebe man vermutlich für einige Zeit von den dämlichen Ausreden deutscher Fußballvertreter verschont, von wegen das Kartellamt sei an der Misere schuld. Oder das Bosman-Urteil. Oder die SPD.Werder muss jedoch ohne Diego, Per Mertesacker und Hugo Almeida auskommen. Mertesacker hat sich im Hamburger Halbfinale verletzt, Diego und Almeida sind gelbgesperrt. Bei der Gelegenheit sollten die Verbände mal über den Zweck von Gelbsperren nachdenken. Fußballer zu sperren wegen Gelben Karten, also wegen Verwarnungen, ist in Pokalwettbewerben äußerst fraglich. Nun fehlen im Finale wichtige Spieler, das ist doch in niemandem Sinne. Michael Ballack hat 2002 das WM-Finale, also seinen Karrierehöhepunkt verpasst, auch weil er im Achtelfinale gegen Paraguay in der Nachspielzeit ungerechterweise Gelb gesehen hatte. In der Liga ist das Prinzip in Ordnung. Aber in K.o-Wettbewerben, also mit Finals, schadet sich der Fußball nur selbst. Eine solche Regel ist mir aus einer anderen Sportart nicht bekannt. Entspringt sie dem Willen zur Maßregelung von ungezogenen Fußballprofis?

Aber zurück zum Sportlichen: Gegner ist Schachtjor Donezk, das Spielzeug des reichen Ukrainers Rinat Achmetov. Bestückt mit starken Brasilianern in der Offensive, mit europäischen Haudegen in der Abwehr und erprobt in der Champions League – die Mannschaft ist stärker als ihr Name. Im Halbfinale schaltete sie ihre Landsleute aus Kiew aus, vorher wurde Olympique Marseille rasiert. Und im Dezember gewann Schachtjor 3:2 in Barcelona, wenn auch gegen ein B-Team. Torsten Frings soll gewarnt haben, man solle den Gegner nicht unterschätzen. Öhm, Herr Frings. Wie soll ich es Ihnen beibringen? Bremen ist heute keinesfalls Favorit.

Werders Trumpf soll heute Mesut Özil sein. Er ist einer der wenigen Gewinner der Saison: vom Ersatzmann und Diego-Backup zum Nationalspieler. Zum Vorteil soll ihm gereichen, dass das Spiel in Istanbul stattfindet, also dort, wo er Freunde und Verwandte hat.

 

HSV revanchiert sich an und in Bremen

0:29 Moin. Hier, in den Straßen von Pauli, lassen sie gerade schon wieder Tim Wiese hochleben (sofern sie noch singen können, stehen können muss man dazu ja nicht). Moin dogfood, ich schreib bei Dir mal die Aufstellungen ab.

Werder

Wiese – Fritz, Mertesacker, Naldo, Bönisch – Tziolis, Frings, Diego, Özil – Pizarro, Almeida

HSV

Rost – Demel, Gravgaard, Mathijsen, Aogo – Jarolim, Silva, Trochowski, Pitroipa  – Guerrero, Olic

20:42 Gerade vorhin auf dem Fußweg nach Hause über darüber aufgeregt, dass Waldemar Hartmann Fernsehwerbung macht (Bier). Ohne Anlass, einfach so. Aber nicht ohne Grund, nicht ohne Gründe, zwei, um genau zu sein: Erstens macht ein Journalist keine Werbung. Zweites nicht mit jemandem (Hoeneß), über den er berichtet. Und drittens schon gar nicht, wenn er von der ARD bezahlt wird. Das muss ein Ende haben! Auch wenn es müßig scheint und man es schon hundert Mal gesagt hat – das darf man nicht hinnehmen.

Ich schaue übrigens Sat.1, Moderator ist Erich Laaser. Laaser ist Präsident des Verbandes Deutscher Sportjournalisten. Was sagt er eigentlich zu dem Thema Journalisten und Werbung?

2′ Geht ja gut los: Olic taucht vor Wiese auf, weil Pitroipa ihn per Hacke freigespielt hat. Aber Wiese hält. Im Gegenzug (die Ecke hat die Weltregie nicht gezeigt, stattdessen Zeitlupen), muss Rost bei einem Diego-Schuss nachfassen.

12′ Der HSV geht mutig ran, ist die aktivere Mannschaft. Bislang nichts von Verunsicherung zu spüren. Sieht ganz anders aus als vor einer Woche im Pokalhalbfinale.

17′ Gravgaard, das anatomische Wunder, hat nur ein Gelenk, irgendwo um die Hüftgegend. Hat sich auch das Copyright auf den Titel „Mein Feind, der Ball“ für seine Autobiographie gesichert. Aber er steht meist richtig. Außer bei langen, hohen Bällen. Remember Dortmund: Sahin auf Kehl – 1:0.

22′ HSV bekommt mehrere Schuss-Chancen während eines Angriffs. Den von Guerrero wehrt Wiese spektakulär zur Ecke. Wieder Wiese! Immerhin, liebe Hamburger, Elfmeterschießen bleibt Euch heute erspart.

28′ Tor für Hamburg 0:1 Trochowski Gute, wenn auch gemächliche Kombination des HSV. Die Flanke Demels vom rechten Flügel zielt auf den langen Pfosten, wo Trochwoski sich im Rücken von Fritz gelöst hat. Kopfball gegen die Laufrichtung des Torwarts. Viele Kopfballtore wird der kleine Trochowski nicht mehr machen und gemacht haben. Aber wie fahrlässig die Bremer linke Seite (Özil und Bönisch) beim Gegentor verteidigt hat! Unterzahl auf dem Flügel bei einem eher langsamen HSV-Angriff.

34′ Dass Bönisch Bundesliga spielt, finde ich erstaunlich. Null Ballgefühl.

Halbzeit 0:1 HSV legt im Vergleich zu voriger Woche klar zu und die gefährlicheren Szenen, daher ist das Ergebnis gerecht. Bremen fast ohne Torchance, Diego hat nur weit entfernt vom Tor gute Szenen, Özil hingegen ist sehr beweglich, doch die Spitzen sind isoliert. Beim HSV hat Guerrero offensichtlich nicht verwunden, dass Olic ihn bei der ersten Aktion des Spiels übersehen hat. Seitdem spielt er den Ball zu spät oder gar nicht ab. Insgesamt auf jeden Fall ein anderes Seherlebnis, zwei Bundesligisten zuzuschauen als (gestern) zwei Premier-League-Klubs.

48′ Die Hamburger beginnen die zweite Halbzeit mit einer ihrer kurzen Ecken, die sie immer wieder einstreuen. Aogo schießt ans Außennetz, ans Außennetz. Die Hamburger Spieler, wohlgemerkt. Die Hamburger Fans beginnen die zweite Halbzeit mit einer Rauchbombe.

51′ Rost mit einer geradezu hilflosen Flankenabwehr. Den abtropfenden und tickenden Ball kann Almeida mit dem Kopf nicht mehr genug beschleunigen, Rost kann fangen.

55′ Bremen im Glück! Naldo fällt im Zweikampf mit Olic im eigenen Strafraum und bekommt den Freistoß. Wäre ein sicheres Tor geworden. Ich hab da nichts gesehen, im Gegensatz zu Laaser.

Dafür hat der HSV in der ersten Halbzeit von einer falschen Abseitsentscheidung profitiert. Wäre auch ein sicheres Tor geworden.

60′ Jetzt hat sich Bönisch gerade mit dem Ausgleich per Fernschuss versucht. Da hätt ich mich aber entschuldigen müssen. Man sieht übrigens aber nicht, ob er Links- oder Rechtsfuß ist.

64′ Der HSV hat schon einige ordentliche Fouls gesammelt. Jetzt sieht Guerrero Gelb und wird im Rückspiel gesperrt fehlen. Hab ich schon mal gesagt, dass ich Gelbsperren schlecht finde? In der Liga lasse ich es mir noch gefallen, aber in K.o.-Systemen ist es überflüssig. Man stelle sich vor, man verpasst ein WM-Finale wegen einer Gelbsperre. #Überregulierung

65′ Wieder siegt Wiese gegen Olic, der alleine schräg auf ihn zuläuft. Olic versuchts mit einem Heber. Kurz später macht Pitroipa fast das 0:2.

71′ Größte Chance für Werder im ganzen Spiel. Der eingewechselte Rosenberg kommt im 16er frei zum Schuss. Doch statt zu schieben , schickt er den Ball knapp drüber. Keeper Rost zeigt seinen Mitspielern Zähne.

78′ Es wird langsam brenzliger für den HSV. Nur noch Werder greift an und kommt zu Schüssen um die Strafraumgrenze und Ecken. Eben zwei Aktionen im Hamburger 16er, die Schiedsrichter außerhalb schon mal ahnden.

90′ 4 Minuten Nachspielzeit. HSV hängt in den Seilen, Werder drängt und packt die Brechstange aus.

Endstand 0:1 Der HSV überrascht mit einer klaren Steigerung gegenüber der Vorwoche. Mit einem Sieg in Bremen haben die Experten nicht gerechnet. Die erste Halbzeit ging an die Gäste, Mitte der zweiten Halbzeit war der HSV zwei drei Mal dem 0:2 nahe. In der Schlussphase musste er wieder mal in den roten Bereich. Da hat nicht viel zum Ausgleich gefehlt, auch ging er am Rande eines Elfmeters spazieren. Aber davon bekam der HSV in jüngster Zeit ja genug.

Bremen verteidigte nachlässig, besonders beim Tor. „Begleitschutz“ nennt das Thomas Schaaf. Offenbar hatte sich der Schlendrian wieder in die Mannschaft geschlichen. Der Sturmlauf kam zu spät und war zu ungenau. Zur Not rettete Frank Rost.

Der HSV mag nächsten Donnerstag Favorit sein, aber allenfalls leicht. Zumal Martin Jol auf Guerrero verzichten müssen wird, der gelbgesperrt ist. Weil Petric wohl noch verletzt ist, bleibt nur noch Olic als einzige Spitze. Aber vielleicht zaubert er ja noch eine aus seinem holländischen Hut.

Gute Nacht, einen schönen 1. Mai, nachher gibts noch die schönsten Bilder, und nächsten Donnerstag werde ich im Stadion sein.

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Vorbericht

Nordderby Teil 2/4: Werder Bremen gegen den Hamburger SV, Uefa-Cup-Hinspiel. Die Hamburger haben in diesen entscheidenden Saisonwochen doppeltes zu fürchten: Erstens könnten sie am Ende trotz dreier Chancen wie immer in den vergangenen rund zwanzig Jahren ohne Titel dastehen, zweitens die Bremer die Hauptverantwortung dafür tragen. Ausgerechnet die Bremer also, die ja „alle stinken, weil sie aus der Weser trinken“, wie der Hamburger Fußballvolksmund behauptet. Vor einer Woche versperrte Werder dem HSV den Weg ins Pokalfinale. Dass es der Solar-Tim im Werder-Tor war, der im Volkspark seine drei Paraden im Elfmeterschießen wie vor wilden Pferden flüchtend feiern durfte, schmerzt die Hamburger sehr. David Jarolim, der die Rote Karte sah, aber dennoch heute spielen und fallen darf, gibt zu: „Wenn ich daran denke, tut es immer noch weh. So etwas erlebt keiner gerne.“ Mit Wut aber auch der Last von zwei Niederlagen reist das HSV-Ensemble um Trainer Martin Jol, Sportchef Dietmar Beiersdorfer, Kapitän Jarolim und Fan-Vorsänger Jojo Liebnau rund 120 Kilometer westlich. Um Revanche zu nehmen.

Hinter der Bremer Mittelmäßigkeit in der Bundesliga könnte man fast eine List vermuten: Lange ließen sie einen glauben, ihre Saison wäre verpfuscht, selbst Trainer Thomas Schaaf stand (zumindest außerhalb des Klubs) in Frage. Lange glaubte man in Hamburg, die Bremer endlich mal wieder sportlich überholt zu haben. Kommt jetzt der große Pustekuchen? In der Bundesliga jedenfalls schlampen die Bremer, wie zuletzt gegen Bochum, und schonen ihre Kräfte. Der HSV hingegen, für den in der Liga zwischen Meisterschaft und Platz 7 noch alles drin ist, fährt auf Reserve. Doch unken gilt nicht im Fußball, um 20.45 Uhr geht es bei Null wieder los. Und hier wird live gebloggt.

 

Auftakt der Nordderby-Wochen

20.00h Herzlich Willkommen zum Live-Blog vom DFB-Pokal-Halbfinale, zur ersten von vier Partien zwischen Werder und dem HSV. Wem das ganze Vorgeplapper schon zu den Ohren herauskommt, der ist gleich erlöst, noch 30 Minuten bis zum Anstoss.

Lotto King Karl und Arnd Zeigler, die Stadionsprecher der beiden Klubs waren vor Minuten noch fröhlich vereint. Das muss eine Fälschung sein.

Ganz, zumindest halb Fußballdeutschland, der Norden nämlich, wartet auf diese Partie. Ausverkauftes Haus, alle Mann an Bord sowie alle übrigen Floskeln.

20.14h Die Aufstellungen der beiden Teams:

Hamburger SV

Rost – Demel, Gravgaard, Mathijsen, Jansen – Jarolim, Aogo – Pitroipa, Trochowski, Guerrero, Olic

Trainer: Jol

Werder Bremen

Wiese – Fritz, Mertesacker, Naldo, Boenisch – Frings – Tziolis, Özil – Diego – Pizarro, Almeida

Trainer: Schaaf

Der HSV also mit einem Drittel Hermann-Gerland-Gedenktruppe.

Das ZDF mit Kerner – Kahn.

20.15h Die Twitterer sind merkwürdig ruhig. Dass sie andächtig Kahn’schen Platitüden lauschen, kann kaum sein. „Derbies definieren sich dadurch, dass die Städte nicht weit voneinander entfernt liegen.“

20.18h Um die aktuellsten Beiträge zu sehen, die immer oben an den Beitrag angefügt werden, im Browser auf „Aktualisieren“ klicken oder die Taste mit dem Namen F5 betätigen. Dies gilt allerdings nicht nur um 20.18h.

20.21h Weil Johannes B. Kerner die Meisterschaft der Bayern von vor zig Jahren wichtiger ist als das heutige Spiel, gibt es hier die Musik, die jetzt oder vorhin im Stadion ertönt.

20.24h Alternatives Live-Bloggen gibt es bei Medien, Sport, Politik. Dort via PREMIERE, wo angeblich Uwe Seeler aufgelaufen ist. Man kommt also in den letzten paar Minuten vor dem Anstoß am Übel nicht vorbei.

20.26h Eine weitere Alternative zum Live-Blog gibt es aus dem Austragungsort des heutigen Spiels bei allesaussersport. Kommentator im ZDF ist Béla Réthy.

20.28h 1987, als der Hamburger SV zum letzten Mal einen Titel gewann, gab es die DDR noch. Die Sowjetunion demgemäß auch. Twix hieß noch Raider. Mesut Özil zum Beispiel gab es damals noch nicht.

1′ Anpfiff durch Schiedsrichter Knut Kircher.

5′ Erste gute Gelegenheit für Bremen, das in schwarz-orange spielt. Eine Hereingabe von rechts in den Fünfmeterraum fliegt an allen relevanten Spielern vorbei.

Korrektur bei der Aufstellung: Beim HSV spielt nicht Trochowski, sondern Petric.

11′ Tor 0:1, Mertesacker. Bremen mit einem Freistoß aus 20m. Diego tritt an, der Ball klatscht an den Pfosten und Mertesacker prallt am Ball ab, der zur Führung im Tor einschlägt.

12′ Ein Tor würde dem Spiel jetzt gut tun.

Zumindest aus Hamburger Sicht.

13′ Korrektur: Der Pfosten bei Diegos Freistoß war Rosts Hand. Dem Klang des Balles nach zu urteilen, trägt Rost ein Bügeleisen in seinen Handschuhen. Réthy spekuliert, ob Rost nicht besser eine Faust benutzt hätte. Die Bremer Fans im Stadion übernehmen jetzt nach Selbstauskunft den Hamburger Senat.

18′ Guerrero mit dem ersten guten Torschuss für den HSV. Eine Fahrkarte, allerdings eine für nur wenige Zentimeter.

21′ Gelbe Karte gegen Guerrero nach Foul in der Nähe des Mittelkreises. Wieder Freistoßsituation für Bremen, Naldo schießt aus enormer Entfernung, Rost nutzt diesmal beide Bügeleisen und klatscht zur Seite ab. Sah so gefährlich aus, wie es war.

23′ Boenisch mit einer Christian-Ziege-Gedächtnis-Flanke hinters Tor.

24′ Wieder Freistoß für Bremen vom linken Strafraumrand. Diegos Versuch wird zum Eckball abgefälscht. Diego erhält bei der Ausführung unfreiwillige Geschenke vom Hamburger Publikum. Schweinsköpfe oder Motorroller konnten noch nicht gesichtet werden.

29′ Passen beherrscht Boenisch besser als flanken, spielt auf Özil, der wiederum auf links völlig frei aufs Tor schießen kann. Rost legt sich quer in die Luft und lenkt den Ball übers Tor. Der nachfolgende Eckball verpufft, weil Rost wieder seinem Spitznamen „Fäustel“ alle Ehre macht. Die Tendenz, die sich von Anfang an zeigte, bleibt erhalten: Bremen ist häufiger gefährlich, Hamburg bislang gar nicht. Rost wird jetzt wegen Nasenbluten behandelt, spielt aber nach kurzer Pause weiter.

32′ Zwei Freistöße für Hamburg aus dem Halbfeld, wenig effektiv. Die Partie nähert sich trotz der stimmungsvollen Atmosphäre bedrohlich jenem Niveau, auf dem Réthy Gebrauch von seinen Karteikarten macht.

37′ Der HSV findet kein Mittel, sich in dieser Partie zu positionieren. Zwar ist den Hamburger Fans nach 37 Minuten wieder eingefallen, dass es sich hier um ein Pokal- und ein Heimspiel handelt. Dennoch scheint Bremen heute tatsächlich den aus dieser Saison bekannten Pokal-Anzug zu tragen. Das lässt bekanntermaßen immer noch auf späte, dann aber nicht mehr relevante Gegentore hoffen.

42′ Kurz vor der Pause einer Partie, die für Hamburg noch gar nicht begonnen hat, mal eine Szene im Bremer Fünfmeterraum. Diese und der anschließende Eckball bleiben jedoch wirkungslos.

45′ Zwei Minuten Nachspielzeit wegen des Nasenblutens von Frank Rost. Die Zeit für Boenischs Flanke wird nicht nachgespielt.

Ende 1. Halbzeit

Ein seltsam mattes Hamburg weckt Erinnerungen an argentinische Vorwürfe in Richtung Brasilien, man denke an diverse Betäubungsmittel in Getränkeflaschen. Man muss kein Prophet, aber auch kein Fußballkommentator sein, um festzustellen, dass Hamburg ganz anders auftreten muss: in einem Heimspiel, in einem Pokalspiel. Verlassen sollte man sich auf Bremer Nachlässigkeiten nicht. Davon gab es bislang keine und wenn Bremen so konzentriert weitermacht – was heute angesichts der Bedeutung der Partie für Bremen nicht gänzlich unwahrscheinlich ist – wird das Spiel vorbei sein, ehe Tim Wiese auch nur einmal seine Frisur richten musste.

Bremen muss nicht mal sonderlich verbissen oder engagiert agieren, um Souveränität zu verbreiten. Häufig machen es die Hamburger ihnen mit Fouls an heiklen Positionen einfach, Gefahr heraufzubeschwören. Noch einfacher wird es den Bremern gemacht, Gefahr vom eigenen Tor wegzuhalten. Wüsste man nicht, dass nur Elben und Trolle an Doping Spielabsprachen im Fußball glauben, könnte man fast annehmen, das ist abgekatert: Der DFB-Pokal an Bremen, dafür der Uefa-Pokal an Hamburg. Bliebe die Frage, womit man Leverkusen in dem Falle geködert hat.

46′ Pitroipa kommt für Guerrero.

46′ Pitroipa führt sich mit einer halben Chance nach Fehler von Wiese ein. Fehler vom Autoren war es, Pitroipa nicht ebenfalls aus der Startaufstellung genommen zu haben.

48′ Die Anfangsphase lässt vermuten, dass Martin Jols medizinischer Stab ein Gegenmittel gegen die Betäubungstrunk-Attacke gefunden hat. Mit gänzlich anderer Verve gehen die Hamburger das Spiel an. Alle Menschen mit Hamburger Wohnsitz müssen jetzt aufstehen.

50′ Bremen kann diesen anfänglichen Druck entschärfen, lässt den Ball lange in den eigenen Reihen Paroli laufen.

53′ Baumann bis jetzt nicht korrigiert. Danke. Baumann statt Tziolis. Traue nie einer …

61′ Martin Jol, Taktikfuchs, wechselt Trochowski für Aogo ein. Bremen bislang weiter nicht in Gefahr.

67′ 1:1, Olic Olic spitzelt einen hart geschossenen Ball von Demel aus knapp 7m ins Tor. Zuvor war Pitroipa aus vollem Lauf an Wiese gescheitert. Demel von der rechten Strafraumecke.

69′ Der Taktikfuchs wechselt Boateng für Petric ein.

72′ Vor dem Hamburger Tor von Olic glänzte Gravgaard noch mit einer Reminiszenz an seinen ersten Auftritt im Hamburger Trikot, als er aus nächster Nähe einen Hacken-Scherenschlag als Aufsetzer übers eigene Tor setzte. Die Partie gewinnt deutlich an Fahrt, die Beruhigungstränke dienten vielleicht doch eher der Vorbereitung auf die Verlängerung. Zwei Mal kritische Situationen im Hamburger Strafraum, zwei Mal kein Strafstoß. Danke an den Aufziehvogel, aber die Aufstellung unten ist nicht die aktuelle.

74′ Petric ist schwerer verletzt, muss ins Krankenhaus. Réthy leider nicht.

79′ Es schmeckt immer mehr nach Pokalpartie. Da schadet so ein unentschiedener Spielstand in der Suppe ja nicht.

85′ Almeida bekommt von Schiedsrichter Kircher nach quälend lang dauerndem Nachfragen bei seinem Assistenten die Gelbe Karte. Ist aber irrelevant, weil er gegen Rosenberg ausgetauscht wird. Mit Almeida erhält auch Mathijsen die Gelbe Karte. Nachtrag: Gelbe Karte für Alex Silva in der 71. Minute.

88′ Der neue Bremer im Spiel, Rosenberg, schießt im Sechzehner einen Hamburger an. Eckball Diego, Rosenberg mit der Hacke, aber ohne zwei-eins. Frings macht das, wofür er bezahlt wird, verhindert einen Hamburger Durchbruch.

90′ 2 Minuten Nachspielzeit. Eckball für Hamburg nach Parade von Wiese. Wiese klärt mit der Faust, der Bremer Konter läuft, aber:

90+1′ Rote Karte, Jarolim nach Foul, um diesen Konter zu verhindern. Direkt an der Seitenlinie, direkt vor den Trainerbänken, so hat man Schaaf noch nie hüpfen sehen. Zumindest nicht in Zeitlupe.

Ende reguläre Spielzeit

91′ Erste Verlängerung läuft. Gelb auch noch für Demel im Zuge der aufgebrachten Reaktionen um den Platzverweis für Jarolim. Bremen jetzt mit einen Mann mehr und noch Wechselmöglichkeiten.

Typisch ZDF, die ganze Diskussion auf zwei Punkte zu verlegen: War das eine Notbremse? Und hätte Thomas Schaaf eine Karte für Jarolim fordern dürfen? Allofs mit der klaren Äußerung, dass niemand eine Karte gefordert habe, Beiersdorfer mit Verständnis für die aufgebrachten, aber noch im Rahmen befindlichen Reaktionen der Bremer Bank. Kahn votiert dafür, dass es keine Notbremse war. Es gibt auch noch andere Vergehen, für die man Rot erhält, das erwähnt Réthy allerdings erst nach Minuten des aufgeheizten Stimmungsfangs.

96′ Nachdem zunächst Bremen die ersten Minuten der Verlängerung im Griff hatte und auch zu Torraumszenen kam, schließt jetzt Hamburg zwei Mal aus guter Position ab. Einmal verlassen Trochowski die Kräfte oder die Technik und der Ball rutscht ihm über den Fuß, einmal pariert Wiese gut.

104′ Tziolis jetzt bei Bremen im Spiel, er kommt für Baumann. Hamburg ohne weitere Szenen nach vorne, meist rollt der Ball in Richtung Frank Rost.

Beginn 2. Verlängerung

108′ Bevor man mit den Gedanken schon beim Aufrechnen der Elfmeterschützen und deren Qualitäten ist, sollte man noch das aktuelle Spiel verfolgen: Naldo zeigt wieder seine Werkzeugfähigkeiten beim Freistoß und zwingt Rost zum Abklatschen. Kurz darauf Olic im Bremer Fünfmeterraum mit schwachem Abschluss.

111′ Wer sich an einer aktuellen Umfrage zur Berechtigung der Roten Karte für Jarolim beteiligen möchte, kann das hier tun und sieht, wie gespalten die Meinungen sind. Auf dem Platz Trochowski mit einem satten Schuss nur ganz knapp an Wieses Tor vorbei. Dessen Frisur war übrigens schon mehrfach gefordert.

115′ Ein paar Kommentare kamen nicht durch, sind jetzt unten nachgefügt.

117′ Die Partie ist seit knappen fünf Minuten im Elfmeterschießen-Erwartungszustand, was sich auch an den jetzt wieder lebendigeren Hamburger Fans zeigt. Bremer Ecke wird abgewehrt, der Hamburger Konterversuch verliert sich irgendwo im tiefen Geläuf des Stadions.

119′ Dicke Chance für Hamburg, Wiese kommt raus, klärt mit einer fulminanten Grätsche in einer Eins-zu-Eins-Situation.

Ende der Verlängerung

Jede Frage an Oliver Kahn muss per Gesetz immer mit einem Hinweis daran verbunden werden, wann und wie er vor wie langer Zeit mal etwas Vergleichbares erlebt hat. Allerdings ohne das Augenzwinkern, mit dem Delling solche Dinge Netzer fragt. Es geht aber hier um den Hamburger SV und Werder Bremen.

Elfmeterschießen beginnt. Findet vor der Hamburger Kurve statt, Wiese wird mit standesgemäßen Pfiffen empfangen. Mathijsen tritt für Hamburg an.

1:0 Mathijsen für Hamburg.

1:1 Pizarro für Bremen.

Boateng verschießt für Hamburg, Wiese hält.

1:2 für Bremen. Özil trifft.

Olic verschießt ebenfalls für Hamburg, Wiese hält.

1:3 Frings trifft gegen Rost mit viel Glück und doppelter Unterkante der Latte.

Jansen verschießt ebenfalls für Hamburg, unklar, ob Wiese oder der Pfosten rettet.

Werder Bremen gewinnt mit 4:2 n. E. und steht im Pokalfinale 2009.

Das ZDF zeigt Werbung, während Wiese wahrscheinlich gerade das Stadiondach hochklettert. Oder zumindest versucht, es abzureißen. Menschen im Affekt haben immer so etwas Animalisches.

Das Triple ist für den HSV dahin. Über die gesamte Spielzeit gesehen ein verdienter Bremer Sieg, mit einer besseren Phase der Hamburger in der zweiten Halbzeit. Bremen überlegend und kontrollierend, aber auch ohne den sonst üblichen Torrausch, wenn es einmal läuft.

Wiese rettet in der letzten Minute der Verlängerung stark und hält dann drei Strafstöße – Löw respektive Köpke werden dies und die auch ansonsten gute Leistung gesehen haben.

… und lässt ebenfalls den Reporter, angesprochen auf seine vermeintlichen Provokationen vor dem Spiel ein wenig auflaufen. „Ihr gehört doch auch dazu, ihr lebt doch davon! Das gehört doch zum Fußball dazu! Ihr fragt doch, weil ihr genau sowas hören wollt. Und wenn man es dann sagt, dann ist man der, der provoziert.“ – Könnte es sein, dass Wiese tatsächlich dieses Spielchen jetzt verstanden hat?

Fußballerisch durch das Elfmeterschießen und ausreichend Torszenen ein am Ende doch noch unterhaltsamer Abend, medial hingegen wieder eher enttäuschend. Die Jagd auf Thomas Schaaf bzw. dessen Reaktion hinterlassen gepaart mit Regeldiskussionen ohne vernünftige Aufklärung einen unschönen Beigeschmack. Für Bremen kann die Saison noch erfolgreich enden, Wiese sammelt Pluspunkte für die Nationalelf, Hamburg muss erstmal sein Lazarett wieder aufräumen, um die verbleibenden zwei Chancen zu nutzen. Vielen Dank an alle Mitleser, beim nächsten Mal klappt es auch mit der Aufstellung.

Guten Abend!

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Vorbericht

Im Eishockey eine Selbstverständlichkeit, bringt ein Thema zur Zeit alle Fußballinteressierten in Wallung: vier Mal in 19 Tagen duellieren sich Werder Bremen und der Hamburger SV – allerdings in drei verschiedenen Wettbewerben. Den Auftakt bildet vor den Partien in Uefa-Pokal und Bundesliga das Halbfinale im DFB-Pokal, das am Abend um 20.30 Uhr angepfiffen wird. Hanseatisches Heimrecht ist bei einer solchen Konstellation obligatorisch, man trifft sich heute in Hamburg.

Während der Hamburger SV seine Energien auf alle drei genannten Wettbewerbe aufteilen muss, heißt es für Werder Bremen, volles Augenmerk auf die beiden Pokalwettbewerbe zu richten: In der Liga ohne Chance, noch einen europäischen Wettbewerb zu erreichen, würde nur ein Titelgewinn die erneute Teilnahme am internationalen Fußball ermöglichen. Grundvoraussetzung, um den viel umworbenen Diego zu halten. Selbiges gilt im Falle von Claudio Pizarro, der mit Diego Garant dafür war, dass Bremen überhaupt in beiden Halbfinals steht.

Bremen muss sich die internationale Konkurrenzfähigkeit fürs nächste Jahr erst noch erkämpfen, dagegen ist der HSV auf dem Weg zu mindestens einem ersten Titel seit 22 Jahren. Seit eben diesem DFB-Pokal-Sieg im Jahre 1987 wurde kein Titel mehr gewonnen. In der Bundesliga allerdings schon so gut wie für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert, gilt es nun, die dreifache Gelegenheit nicht verstreichen zu lassen, sich die Saison zu versüßen. HSV-Trainer Martin Jol wird nicht müde, abzuwiegeln, wenn vom möglichen „Triple“ die Rede ist, doch die Chancen auf zumindest einen Titel stehen nicht schlecht. „Die Konstanz in allen drei Wettbewerben haben uns die Hamburger in dieser Saison voraus“, gibt Klaus Allofs zu. Auch personelle Rückschläge wusste der HSV im bisherigen Saisonverlauf stets auszugleichen. Nicht zuletzt haben die Hamburger in dieser Partie den Heimvorteil auf ihrer Seite.

Eine heiße Derby-Atmosphäre auf dem Platz und im Publikum wird unvermeidlich sein. Die beiden Klubs pflegen eine langjährige und intensive Rivalität. Dass die Auswirkungen dieser Rivalität die Maße des Erträglichen nicht überschreiten, liegt unter Anderem an einem Ereignis, das den Tiefpunkt im Verhältnis der beiden Fangruppen darstellt: Dem Tod eines 16-jährigen Bremers im Jahre 1982, der an den Folgen eines Steinwurfs durch Hamburger Fans starb. Auf beiden Seiten – das gilt für Fans als auch Vereine – erkannte man die Notwendigkeit einer Schlichtung der nach diesem Vorfall extrem angespannten Situation. Beim deshalb anberaumten „Frieden von Scheeßel“ kam es schließlich zu einer Art Waffenstillstand. Dieser ist bis heute nur selten brüchig geworden und stellt mit seinem Erfolg die Keimzelle verschiedener Fanprojekte auch anderer Klubs dar. Unter den Anwesenden in Scheeßel neben Willi Lemke übrigens auch: Günter Netzer, in jenen Tagen Manager des HSV.

Im Vergleich zu den damaligen Ausmaßen ist die aktuelle Rivalität eher in Anführungszeichen zu sehen, trotz Anzeichen für eine neue Verhärtung der Fronten. Die Pfiffe gegen Tim Wiese nach dessen Kung-Fu-Tritt in einer Partie gegen den HSV und Wieses anschließende Rolle als Buhmann sind vielmehr übliche Derby-Folklore denn Anknüpfung an die Ausschreitungen der 1980er Jahre.

Ebenfalls Teil der Folklore im Vorfeld eines Derbies sind Interviews mit ehemaligen Spielern beider Vereine, wie Marco Bode und Sergej Barbarez oder solche mit zwei – in diesen Fällen nicht besonders – rivalisierenden Fans.

Die personellen Ausfälle auf beiden Seiten sind gering: Auf Bremer Seite fehlen Jensen und Hunt, beim HSV nur die ohnehin längerfristig Verletzten Atouba, Castelen und Reinhardt.

Wie immer im DFB-Pokal wird heute eine Entscheidung fallen. Der Abend könnte also zumindest so lang werden wie beim gestrigen Finaleinzug von Bayer Leverkusen. Wer Gegner der Leverkusener im Pokalfinale 2009 sein wird und wie dieses zweite Halbfinale verläuft, davon wird hier live ab 20h berichtet.

 

Ein Spiel wie ein Album der Dire Straits

20:17 Moin, herzlich willkommen zum Live-Blog von ZEIT ONLINE. Heute erstes Halbfinale im DFB-Pokal, dem Lieblingswettbewerb vieler Fußballfreunde. Wollen wir hoffen, dass es ein spannendes Match wird, vielleicht mit Verlängerung. Was natürlich keine Selbstverständlichkeit ist, wenn ein Erstligist zuhause gegen einen Zweitligisten spielt.

ARD bringt New Order im Trailer. Hat DJ Mehmet seine Finger im Spiel? #Blauer Montag

Für die Hardcore-Fans die Aufstellungen:

Lerverkusen

Adler – Kadlec, Haggui, Friedrich, Henrique – Rolfes, Kroos, Vidal, Renato Augusto – Kießling, Helmes

Mainz

Wache – Löw, Noveski, Svensson, Hoogland – Pekovic, Amri, Feulner, Neustädter, Karhan – Bancé.

catenaccio bloggt auch live.

12′ Die Mainzer beginnen ganz brav, verteidigen mit elf Spielern – und wenn sie den Ball erobern, schlagen sie einen langen Ball auf ihren Stürmer, den es manchmal gar nicht gibt. Sieht manchmal aus wie das Trainingsspiel Abwehr gegen Angriff, bei dem Abwehr keine andere Aufgabe hat als an den Ball zu kommen. Bevor Angriff den Ball zurückerhält. Bislang geht es gut.

20′ Erste gute Chance im Spiel. Dimo Wache kann einen zweifach abgefälschten Schuss abwehren, was schwer genug gewesen ist, Patrick Helmes schaltet schnell, aber der Winkel ist ungünstig, sodass sein Nachschuss fast an der Eckfahne endet – und es dennoch nur knapp vorbei ist. Gute, weil schnelle Reaktion Helmes‘.

27′ Bo Svensson gewinnt den Zorro-aus-der-Lindenstraße-look-alike-Award. In der letzten Folge, die ich gesehen habe, war Zorro noch dabei. Inzwischen, erfahre ich beim googeln, soll er sein Comeback gegeben haben. Weiß jemand mehr?

35′ Wie ich höre, soll T-Mobile wieder da sein. Aber so wie es aussieht scheint die ARD die Fußballübertragung nicht für diese Nachricht zu unterbrechen. War ihr ja immerhin drei Minuten in der Tagesschau wert. Von 40 Millionen Kunden in Deutschland war die Rede.

Halbzeit 0:0 Das Spiel ist wie eine Scheibe der Dire Straits: technisch anspruchsvoll, aber sterbenslangweilig. Die Mainzer verteidigen schulmäßig: gutes Verschieben in die Breite, richtige Abstände in der Tiefe, wach bei langen Bälle, reaktionsschnell auf kurze Bälle – alles sehr solide. Den Leverkusenern fällt nichts ein, spielen querquerquer, Flanke und Standard zählen wohl nicht zu ihren Mitteln. Immerhin bewahrt das Ergebnis die Spannung. Vielleicht sollte ich mir die nächsten 75 Minuten sparen und mich beim Elfmeterschießen wieder einklinken.

DJ Mehmet legt Justin Timberlake als Pausenmusik im Stadion auf.

55′ Mit AC/DC ist Leverkusen in die zweite Halbzeit geschickt worden, doch wie lange reicht dieser Push? Das Bemühen um Tempo ist Bayer anzusehen, aber Mainz gelingt es geschickt, Leverkusen nicht in die Gefahrzone vordringen zu lassen. #Autobahn zur Hölle

66′ In den verkürzten Tagesthemen in der Pause war übrigens erneut der Netzausfall von T-Mobile eine der Top-Meldungen. Gibts denn nichts anderes zu berichten? Ist das gut getarnte, weil unauffällig wirkende, Schleichwerbung?

75′ Wenigstens auf den Rängen ist was los. Die Mainzer Ultras machen mehr Krach als die Heimfans, denen man aber zugutehalten sollte, dass sie nicht pfeifen. Und sogar die Mainzer Mannschaft hat eben zwei Minuten lang versucht anzugreifen.

81′ Schusschance Vidal, Wache pariert, Nachschuss Rolfes an den Pfosten, Abseitstor Kießling – in drei Sekunden mehr Action als im Rest des Spiels.

82′ Tor für Leverkusen 1:0 Angelos Charisteas Der eingewechselte Joker staubt einen Abpraller Waches ab, der einen harten, unplatzierten Schuss Renato Augustos nicht unter Kontrolle bringt.

88′ Tor für Mainz 1:1 Aristide Bancé Das wird ordentlich Zoff geben! Mainz macht den überraschenden Ausgleich, während Charisteas verletzt im eigenen Strafraum liegt. Mainz spielt einfach weiter, Schiedsrichter Weiner pfeift nicht ab. Leverkusen verteidigt nicht ernsthaft, Adler protestiert mehr, als dass er sich aufs Torhüten konzentriert. Fair Play geht anders. Oder hat Charisteas simuliert?

Zwischenstand nach 90 Minuten 1:1 Die letzten 15 Minuten haben es in sich, weil die Mainzer Kraft nachgelassen hat. Bis dahin ein Spiel ohne Höhepunkte. Bin gespannt, ob die Charisteas-Situation Adrenalin reinbringt.

92′ Tor für Leverkusen 2:1 Arturo Vidal Das ging schnell. Wieder ein Abpraller, nach Kießlings Schuss aus sieben Metern. Vidal fliegt in den hohen Ball. Ob sich Mainz noch was einfallen lässt?

97′ Leverkusen jetzt mit dem Willen, das Spiel zu entscheiden. Kießling vergibt die Chance zum 3:1.

104′ Tor für Leverkusen 3:1 Simon Rolfes Im Anschluss an eine Ecke köpft Friedrich aufs Tor, und aus kurzer Distanz hält Rolfes den Fuß hin. Zuvor lenkte Wache einen Kopfball Friedrichs über die Latte.

117′ Tor für Leverkusen Michael Kadlec 4:1 Mainz gibt den Widerstand nun seit Minuten auf. Kadlec darf sich den Ball einfach durchs Abwehrzentrum legen und Wache ausspielen.

Endstand 4:1 nach Verlängerung 75 Minuten lang verteidigt Mainz schulmäßig und fair, Leverkusen fällt nichts ein, bleibt aber geduldig und konzentriert. Das Motto: steter Tropfen höhlt den Mainzer Stein. Gegen Ende wird der Druck höher, und Charisteas‘ Tor scheint die Entscheidung. Doch Mainz kommt mit seiner einzig guten Chance zum Ausgleich. Die Verlängerung verläuft extrem einseitig. Leverkusen fährt nach Berlin, Berlin, wie sie gerade von ihren Fans erfahren. DJ Mehmet beweist derweil mit „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ postmoderne Ironie.

Morgen dann das Nord-Derby HSV gegen Werder. Ich werde im Volkspark sein, hier wird wohl ein anderer live bloggen.

Wenn man den Twitterern glaubt, haben wir allerdings ein historisches Spiel verpasst: Liverpool und Arsenal trennen sich 4:4. 4 Tore Arshavin.

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Vorbericht

In der Hinrunde bediente Bayer Leverkusen die Fußballliebhaber mit feinem, riskantem Spiel und galt bis zur 0:2-Heimniederlage gegen Bayern München Ende November als Mitfavorit auf den Titel. Noch immer spielt Bayer an guten Tagen, wie jüngst gegen Bremen und in Wolfsburg, schön, ist aber auf Rang 9 der Bundesliga abgerutscht. Die internationalen Plätze sind nur mit dem Fernglas zu erspähen, daher ist der DFB-Pokal der „Cup der letzten Hoffnung“ (in der SZ haben wir schon bessere Wortspiele gelesen).

Der Weg scheint frei, denn Bayer hat im ersten Halbfinale ein Heimspiel gegen einen Zweitligisten. Sollte der HSV morgen gegen Bremen gewinnen und sich im Mai für die Champions League qualifizieren, dürfte Leverkusen sogar das Finale verlieren. Und wäre dennoch für die Europa League qualifiziert, so heißt der Uefa-Pokal, der früher Messe-Pokal hieß, im nächsten Jahr. Im Exil Düsseldorf, wo Bayern seit der Rückrunde wegen Umbauarbeiten seine Heimspiele austrägt, gelang noch kein Bundesliga-Sieg. Aber vom Pokal-Viertelfinale, dem überaus ansehnlichen 4:2 gegen die Bayern, zehren die Fans noch heute. Die Vorzeichen stehen gut.

„Die glücklichen Umstände“, schreibt Philipp Selldorf (SZ), „machen aus Leverkusen aber keinen glücklichen Fußballklub.“ Denn der Abwärtstrend ernüchtert die Vereinsführung um Sportdirektor Rudi Völler und Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser zunehmend. Auch Trainer Bruno Labbadia, im Herbst noch als Tabellenführer gefeiert, kann sich internen Rügen nicht mehr entziehen. Man gewinnt den Eindruck, dass Holzhäuser seit Wochen von nichts anderem mehr spricht als vom „besten Kader, den Bayer je hatte“. Ein Wink mit dem Laternenpfahl. Extern hält sich die Kritik jedoch in Grenzen, „Labbadia hat das Glück“, fügt Selldorf an, „im ruhigen Leverkusen auf eine verhaltene öffentliche Meinung zu treffen und auf ein Publikum, das seinen Gefühlen weniger drastisch Ausdruck verleiht als etwa das in Köln, Schalke oder Stuttgart.“

Dem Gegner FSV Mainz 05 ergeht es ähnlich: gut spielen und verlieren. Am Anfang der Saison sah es so aus, als könnte Jörn Andersen den unersetzlich scheinenden Kulttrainer Jürgen Klopp ersetzen. In jüngster Zeit hingegen ist der Herbstmeister FSV auf Platz 3, den Relegationsrang, gefallen. Die letzten vier Heimspiele verliefen sieglos. Zudem wird Mainz seinen Spielmacher Markus Feulner in der kommenden Saison zu Klopps neuen Klub Borussia Dortmund ziehen lassen müssen. „Er ist seit langem eine der Stützen des Teams“, schreibt Uwe Marx in der FAZ. „Seine Eckbälle und Freistöße gelten als fußballerische Waffen.“ Außerdem erfahren wir, dass er sich von einer Dame in den Achtzigern Yoga beibringen lässt, um sich auf den Fußball einzustimmen. Den ganzheitlichen Ansatz verfolgt auch sein Klub, der heute mit einer Überraschung ins Pokalfinale einziehen will, um Mut für den Aufstiegskampf in die Bundesliga zu tanken.

 

Europa ein Stück näher kommen

Der VfB Stuttgart ist Experte dafür, gegen Saisonende richtig anzugreifen. Bei den Schwaben werden Erinnerungen an das Meisterjahr 2007 aufgefrischt, als der VfB mit acht Siegen in Folge auf Platz eins stürmte. So eine Serie wird den Stuttgartern nun von Expertenseite wieder zugetraut. Zumal das Restprogramm im Vergleich zur Konkurrenz einfacher erscheint. Damit die Aufholjagd nicht unschön gestoppt wird, sollte das Team von Markus Babbel die Dienstreise nach Köln endlich wieder erfolgreich gestalten. Den letzten Sieg gab es 1997. Der fiel mit 5:1 üppig aus. Damals wirbelte noch das magische Dreieck Balakov, Elber und Bobic.

Das aktuelle Zauber-Trio glänzt für den VfL Wolfsburg. Edin Dzeko, Grafite und „Zwetschge“ Misimovic heißen die Protagonisten, die daran schuld sind, dass der VfL als heißester Anwärter auf den Titel geführt wird. Felix Magath will davon natürlich nichts wissen, er tippt immer noch stur auf den FC Bayern. Der Fitness-Fetischist hat bei seinen Spielern gefährliche Nachlässigkeiten entdeckt, ausgelöst durch zu viel Selbstzufriedenheit. Magaths Aufgabe ist es nun, seinen Spielern diese Flausen auszutreiben. Schwer vorstellbar, dass es ihm nicht gelingt. Gegen Leverkusen ist wieder ein hochkonzentrierter, spielfreudiger Tabellenführer zu erwarten. Bayer hingegen ist nach einer ansehnlichen Hinrunde aus dem Tritt geraten. Die Schwächephase mit dem Umzug in die ungeliebte Düsseldorfer Arena zu erklären, wäre zu einfach. Die Mannschaft von Bruno Labbadia ist nach wie vor das beste Auswärtsteam. Dieser Status ist aber in Gefahr.

Bei den Bayern-Fans ist Jürgen Klinsmann schon längst unten durch, die Pfiffe gegen ihn in der heimischen Allianz-Arena waren eindringlich genug. Er wird froh sein, dass ein weiteres seiner Endspiele auf fremden Terrain stattfindet. Dass sich Arminia Bielefeld so zahm zeigt, wie vergangene Woche die Frankfurter, dürfen die Bayern nicht hoffen. Die Ostwestfalen werden die Angst vor dem Abstieg in positive Energie umwandeln. „Du hast keine Angst, hast nichts zu verlieren“, sagt der zuletzt gar nicht mehr so einlochfreudige Torjäger Artur Wichniarek. Ob sich Bayern-Coach Klinsmann davor fürchtet, dass seine Spieler versagen, kann nur vermutet werden. Im Falle einer Pleite in der Provinz muss er sich um seinen Job aber mehr Sorgen als jemals zuvor machen.

Im Badischen steigt am Samstag das Derby zwischen Karlsruhe und Hoffenheim. Die TSG muss nicht nur mit dem Etikett leben, als miserabelster Herbstmeister aller Zeiten die Rückrunde versaut zu haben. Die Macher muss es auch wurmen, dass die jungen Spieler genauso anfällig für die Verlockungen des schnellen Erfolges sind, wie alle anderen Fußballer. In der Vorrunde wäre das nicht für möglich gehalten worden, doch mittlerweile nehmen ein neues Auto oder eine neue Freundin mehr Platz ein, als der Boulevard-Hasser Ralf Rangnick verkraften kann. Die sportliche Entwicklung stockt stattdessen. Nur neun Punkte aus zehn Rückrundenspielen hat das einstmals so zwingend aufspielende Team zustande gebracht. Hinzu kommen so unreife Aktionen von Carlos Eduardo, der wiederholt statt seinem Kopf die Fäuste eingesetzt hat. Mit solchen Undiszipliniertheiten muss sich KSC-Trainer Ede Becker nicht herumschlagen. Dafür tendieren seine Jungs ins andere Extrem: Sie sind lammfromm. Kein Wunder, denn Abwehrkante Maik Franz fehlt schon länger. Außerdem haben sie in Karlsruhe das Toreschießen so gut wie eingestellt. So steigt man ab.

Derby-Zeit ist auch im Ruhrpott. Der VfL Bochum empfängt Borussia Dortmund. Die haben die letzten beiden Spiele gewonnen und nachhaltig gezeigt, keinen Bock mehr auf nervige Remis zu haben. Plötzlich ist für die Borussia wieder ein Platz im Uefa-Cup möglich. Platz fünf ist zwar noch fünf Punkte entfernt. Doch vielleicht spezialisieren sich die Schwarz-Gelben darauf, zu gewinnen, anstatt unentschieden zu spielen. Mit einem Sieg in Bochum wäre eine kleine Serie perfekt. Bochum braucht auch jeden Punkt, um sich weiter von den Abstiegsrängen zu entfernen. Langweilig wird das Nachbarschaftsduell nicht.

Die Abstiegsfrage spielt auch bei der Partie Frankfurt gegen Mönchengladbach eine Rolle. Mehr für die Borussia als für die Eintracht. Die Gladbacher könnten mit einem Dreier in Frankfurt Rang 16 verlassen. Dagegen spricht allerdings die Spielart nach hessischem Muster: gegen die Kleinen gewinnen, gegen die Großen verlieren. Sollte dies der Eintracht gegen den Aufsteiger erneut gelingen, kann für die kommende Saison in Liga eins geplant werden.

Bei Hertha BSC ist das Thema Meisterschaft nach drei Niederlagen in Folge abgehakt. Doch nicht nur das sorgt in der Hauptstadt für verdrießliche Stimmung. Es tobt ein Machtkampf zwischen Präsidium und Geschäftsführung. Im Zentrum steht Manager Dieter Hoeneß, der von einem Präsidiums-Mitglied diffamiert worden sein soll. Der Vorwurf: Hoeneß gönne Trainer Lucien Favre den Erfolg nicht und mache intern dessen Arbeit schlecht. Die Geschäftsführung wehrt sich gegen diese Behauptung. In Berlin haben es die Spieler wirklich nicht leicht, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Gegen Werder Bremen möchte der frühere Publikumsliebling Marko Pantelic sportliche Akzente setzen. Andrej Woronin, der den auf die Bank verbannten Serben in der Gunst der Fans abgelöst hat, ist gesperrt. Für Werder ist das Geschäft Bundesliga zweitrangig geworden. Auf Platz zehn sind ambitionierte Ziele nicht mehr angesagt. Dafür ist im DFB-Pokal und Uefa-Cup noch alles drin.

Der Hamburger SV ist wie Werder beseelt von den Pokal-Wettbewerben. Aber auch in der Meisterschaft sind die Hamburger noch konkurrenzfähig. Mal schauen, ob dem HSV wie in den Jahren zuvor auf den letzten Metern die Luft ausgeht. Derzeit sieht es allerdings nicht danach aus. Gegner Hannover ist geradezu prädestiniert dafür, das Hamburger Punktekonto zu vergrößern. 96 weist eine erbärmliche Auswärtsbilanz von zwei Pünktchen auf. Der HSV hat hingegen im eigenen Stadion erst einmal verloren.

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Schalke 04 gegen Energie Cottbus: Das klingt nicht gerade nach großem Spektakel. Beide Teams haben es bislang erfolgreich vermieden, den Geschmack von Fußballästheten zu treffen. Die Schalker könnten indes für ein bisschen mehr Spielkultur sorgen. Sie müssen sich nur an die vergangene Saison erinnern. Vor fast genau einem Jahr schossen die Schalker unglaubliche fünf Tore gegen Cottbus, vier davon gingen auf das Konto von Kevin Kuranyi. Damals feierte das Trainertrio Mike Büskens, Youri Mulder und Oliver Reck einen erfolgreichen Einstand.

Aktuell setzt der königsblau gefärbte Teil des Ruhrgebiets seine Hoffnungen in dasselbe Interims-Gespann. Ein erneuter Sieg gegen den Tabellenvorletzten würde Schalke den Europapokalplätzen ein Stück näher bringen. Weit entfernt von einer Lösung in der Manager-Frage sind weiterhin die Vereinsbosse. Ein Nachfolger für Andreas Müller ist nicht in Sicht. Gute Voraussetzungen für den Schlussspurt in der Liga sind das nicht.

 

Manchester City-HSV 2:1

20.30 Moin, moin. Herzlich Willkommen zum Uefa-Pokal-Live-Blog von ZEIT ONLINE aus Hamburg. Drücken wir den beiden Nordklubs die Daumen, denn ein wunderbares Halbfinale würde auf den deutschen Fußballfreund warten: HSV gegen Werder.

Ich konzentriere mich zunächst auf den HSV, will aber ein Auge auf Werder haben. Und vielleicht entscheide ich mich noch um – je nach Spielstand. Den aktuellsten Beitrag finden Sie unten. Und ganz unten kurze Vorberichte. Natürlich freue ich mich auf Ihre sachdienlichen Hinweise in den Kommentaren.

Der HSV spielt mit zwei 6ern: Jarolim und Aogo. Petric ist auf der Bank. Für Werder macht Diego mit. Die haben ja daraus ein Geheimnis gemacht wie Bayern München. Offenbar ihr Vorbild, auch in Sachen Aufmerksamkeit des Boulevards, wie Klaus Allofs heute in der Berliner Zeitung zugibt: „Wir haben vor sechs Jahren mit einem Unternehmensberater definiert, was wir überhaupt wollen. Das Wichtigste war, dass man nicht im Mittelmaß versinkt, sondern sich als Marke Werder positioniert. Dazu gehört, dass man vorkommt. Wir wollten schon in die Klatschspalten.“ Auf dem Weg zum SV Werder Hollywood?

dogfood bloggt auch. Wer noch?

2′ Die Holzklotzigkeit der City-Abwehr hat schon im Hinspiel amüsiert. Dunne hackt am Ball vorbei und streift das Püppchen Pitroipa an seinen dünnen Hüftknochen. Das war schon fast Elfmeter.

8′ Ganz seltsame Aktion eben: Viele Spieler um den Hamburger Strafraum und den Ball, und keiner bekommt ihn unter Kontrolle, nicht mal Keeper Rost, der ihn einem Gegner in den Rücken abschlägt. Eine halbe Minute lang springt der Ball hin und her, als wäre er ein Rugby-Ei, und die Spieler rutschten wie auf Schmierseife. Diese Szene könnte man schön mit der Musik der „Klamottenkiste“ unterlegen.

12′ Tor für den HSV 0:1 Paolo Guerrero Irgendwas scheint mit dem Rasen oder dem Schuhwerk der Spieler nicht zu stimmen. Pitroipas Flachpass in die Mitte kriegt Olic nicht in Besitz, den trudelnden Ball grätscht Guerrero ins Tor.

16′ Tor für Manchester City Elano 1:1 (Handspenalty) Herr Schiedsrichter, das war eine Fehlentscheidung! Trochowski wird am angelegten Oberarm angeschossen, dreht sich dabei noch weg. Elano mit viel Schmackes ins Tor. Reporter Wolff-Christoph Fuss: „Dieser Elfmeter war unseriös.“

20′ Sehr lebhaftes Spiel vor sehr lauter Kulisse,. Wie im Hinspiel, nur nicht so einseitig für das Heimteam. Auch die HSV-Fans hört man gut: „Wir sind alles Hamburger Jungs.“

Werder liegt 0:1 durch Inler hinten.

30′ Mit langen Flugbällen sollte es der HSV immer mal wieder versuchen, auch wenn es nicht der hohen Ästhetikschule entspricht. Die Schwächen der City-Abwehr, sich darauf vorzubereiten, waren schon vor einer Woche sichtbar. Gerade auf der rechten Seite, wo Richards soeben etwa zehn Meter rückwärts läuft und die Gefahr gerade noch bannen kann.

Udinese gegen Bremen inzwischen 2:1 durch Quagliarella. Diego hatte zuvor ausgeglichen.

Uiuiuiui! Quagliarella zum 3:1 für Udinese, damit ist das Hinspielergebnis egalisiert.

43′ Man City ist dem 2:1 zum zweiten Mal sehr nahe gekommen. Zwei Mal Elano, erst kann Rost einen Schuss aus kurzer Distanz halten, dann jagt Elano einen direkten Freistoß aus 30 Metern an die Latte.

Halbzeit 1:1 Tempo und Intensität sind im Spiel, kaum Unterbrechungen, von den vielen Abseitsentscheidungen gegen City abgesehen. Zweite (Europa-)Liga im besten Sinne. Der HSV hat sich zunächst durch die üble Fehlentscheidung, die zum Ausgleich geführt hat, nicht aus dem Konzept bringen lassen. In den letzten 15 Minuten jedoch war City aktiver. Entweder sind die Außenmikrofone extrem laut gestellt (soll in England ja vorkommen), oder die Stimmung ist wirklich so gut. Musste eben den Fernseher leise stellen. HSV-Fans wie immer sangesfreudig, vorhin war der Capo und Fast-Aufsichtsrat Jojo Liebnau im Bild. Mit Megaphon. Und mit dem Rücken zum Spiel.

Kurz zu Werder: Diego nutzt den Bock des Kolumbianers Zapata zu einem Traumtor: dreht sich auf dem Ball (Fachbegriff „Schwalbe“) und ihn in den Giebel. Aber der Vorsprung ist verspielt. In Italien regnets.

46′ Alle, Didi Beiersdorfer, Wolff-Christoph Fuss und die Twitter-Gemeinde, fordern seit 15 Minuten Gelb/Rot für Dunne. Doch er darf weitermachen.

50′ Tor für Man City 2:1 Caicedo Wieder wird der HSV durch eine Fehlentscheidung benachteiligt. Beim Pass, der dem Tor mittelbar vorausging, stand ein Stürmer im Abseits, der Jansen zu einer Abwehraktion zwingt, die zum Ballverlust führt. Aber schon wieder rutschen Spieler aus, diesmal Gravgaard. Caicedo nutzt es prima.

54′ Junge, der Elano kann vielleicht undurchschaubare Freistöße schießen. Diesmal geht er an den Pfosten. In der Folgeszene muss Rost eine Flanke von der Linie kratzen, und der Nachschuss steigt über die Latte. Das Spiel kommt nicht zur Ruhe.

59′ Das geht wohl nicht mehr lange gut. HSV-Abwehr lässt sich von einem Lupfer aushebeln, und Robinho, der einläuft, schießt im Fallen, bedrängt vom Außenverteidiger (!) Boateng Rost an. Kurz später Abseitstor von Caicedo.

Wieder Diego! Nur noch 2:3, das heißt Udinese braucht zwei Tore. Deutsche Klubs wackeln, und alle fiebern mit. #Europapokal-Feeling

73′ Dem HSV gelingt es jetzt ein bisschen, aber wirklich nur ein bisschen, besser, Ruhe ins Spiel zu bringen. Zwischen der 50. und der 65. Minute musste man auf das Gegentor fast warten. Robinho, der City-Star, mit zwei Aktionen: einer ekligen Schwalbe und einem Tritt in Frank Rosts Blume. Petric kommt für Trochowski.

76′ Gelb/Rot für Dunne: nach einem Nichts an Foul, aber dennoch gerecht. #wurdaberauchzeit

84′ Olic scheitert nach gutem Pass von Jansen am großen Shay Given, der per Fußreflex abwehrt. HSV jetzt stärker, aber souverän ist das nicht. Richards kommt zu einer Chance, nachdem Jansen die Kraft für einen Befreiungsschlag ausgeht.

Endstand 2:1 Der HSV hat es geschafft – und Werder auch. Das heißt, es wird in den nächsten drei Wochen vier Mal zum Nordd-Derby kommen: DFB-Pokal, Uefa-Pokal (2x) und Bundesliga.

Der HSV hatte in Manchester bange Minuten zu überstehen, zwischenzeitlich war seine Widerstandskraft erloschen. Ein Mal Pfosten, ein Mal Latte, einige gute und einige halbgute Torchancen für Man City – das war knapp. Andererseits gingen beiden Gegentoren Fehlentscheidungen des Schiedsrichters voraus: ein Nieundnimmer-Elfmeter und ein übersehenes Abseits. Der HSV hat in dieser Saisonphase große Probleme, über 90 Minuten zu „gehen“. Rechnet man das Hinspiel ein, ist der HSV der verdiente knappe Sieger. Jedenfalls waren es zwei sehr aufregende, intensive Spiele. Komisch, dass die Spieler heute ständig ausrutschten. Da muss der Zeugwart aber was in die Mannschaftskasse tun.

Martin Jol nach dem Spiel: „Wir wussten, dass sich die Schiedsrichter hier beeinflussen lassen.“ Spricht den Elfmeter und das Abseitstor an. Premiere-Reporter: „War kein Abseits.“ Das wäre auch zu viel verlangt, dass ein deutscher Sportreporter die Abseitsregel verstehen würde.

Werder lag schon 1:3 zur Pause hinten und hätte beinahe das 1:4 hinnehmen müssen. Ganz schlimmes Stellungsspiel der Werder-Viererkette übrigens beim 1:2. Inklusive Tim Wiese. Doch dann machten  Diego und Pizarro den Italienern den Garaus. Diego hatte zuvor sogar einen Elfmeter verschossen. Thomas Schaaf nach dem Spiel: „Die erste Halbzeit war gar nichts.“ „Es war kein Bluff mit Diego.“

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Vorbericht

Wie hat der HSV die Last-Minute-Niederlage in Stuttgart verkraftet? Heute im Rückspiel gegen Manchester Ciy sind jedenfalls Defensiv- und Steherqualitäten gefragt. Die Engländer sind heimstark. 3:1 ist zwar eine gute Ausgangsposition für den HSV, aber die lange Saison in drei Wettbewerben zehrt an den Kräften. Vor einer Woche in Hamburg war Piotr Trochowski bester Spieler, er ist inzwischem zu einem Stammspieler gereift, der auch Verantwortung übernimmt. Auch Michael Gravgaard, der dänische Abwehrspieler, wird immer wichtiger – nachdem er sein erstes Spiel in Karlsruhe mit drei Fehlern in den Sand gesetzt hat. Martin Jol hat alle Puzzle-Teile gut zusammengelegt.

Mit dem gleichen Ergebnis tritt Werder Bremen in Udinese an. Die Bremer haben den Vorteil (wenns einer ist), dass sie in der Bundesliga auf die Bremse treten können, denn mehr als Mittelfeld ist nicht mehr drin. Umso mehr sind sie heute unter Zugzwang. Udinese giit als Klub, der aus wenig viel macht, und gute Stürmer hat. Und schon immer hatte. Fast immer. Oliver Bierhoff schoss hier dies meisten seiner über 100 Serie-A-Tore. Carsten Jancker jedoch verdiente sich das Etikett „Nulltorestürmer“. Handicap für Werder, dass Diego wohl verletzt ausfällt. Im Hinspiel schoss er zwei Tore.