Neue Zweifel an der offiziellen Version zum Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter von 2007 in Heilbronn: Erkenntnissen aus dem baden-württembergischen Untersuchungsausschuss zufolge prüft die Polizei, ob eine rechtsextreme Gruppe namens Neoschutzstaffel in die Tat verwickelt ist, wie die Stuttgarter Nachrichten berichten. Die Gruppe soll sich nahe Heilbronn mit dem NSU getroffen haben. Dabei ist die Information eigentlich nicht neu: Auf die Gruppe hatte bereits der Zeuge Florian H. hingewiesen, der im September 2013 in seinem Auto verbrannt war – kurz vor einer Vernehmung. Nur hatten die Ermittler H. bislang nicht geglaubt.
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H. hatte behauptet, er kenne Kiesewetters Mörder. Nach einer Befragung 2012 war er jedoch als unglaubwürdig eingestuft worden. Nach dem Erkenntnisstand der Bundesanwaltschaft handelte es sich dabei um Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Verfügte H. über Wissen, das er nicht hätte haben dürfen? Nach Polizeiermittlungen handelte es sich bei seinem Tod um Selbstmord. Seine Eltern hatten diese These in Zweifel gezogen.
In den Fokus rückt nun ein möglicher Zeuge namens Matze, den H. in einer Vernehmung benannt hatte. Dabei handelt es sich offenbar um den Soldaten Matthias K., der die Abkürzung NSS auf die Hüfte tätowiert haben soll. Er wurde kürzlich identifiziert. „Es bleibt allerdings unklar, warum die Behörden diesen ‚Matze‘ nicht früher ausfindig machen konnten“, merkt Daniel Stahl in der Heilbronner Stimme an. Denn H. hatte seinen Bekannten offenbar genau beschrieben. Auch suchten Ermittler in einer Datenbank nach Matze, wie der Stuttgarter Untersuchungsausschuss in seinen Sitzungen herausfand. Ein Heilbronner Staatsschützer habe in dem Gremium jedoch den Eindruck hinterlassen, „als wisse die Polizei kaum etwas über die rechte Szene“.
Weitere Meldungen beschäftigen sich mit dem Bombenanschlag in der Kölner Keupstraße von 2004. In einem Beitrag für den Kölner Stadtanzeiger zieht Harald Biskup ein Fazit: Die Opfer der Tat hätten mit ihren Schilderungen „das Fehlverhalten der Polizei offengelegt“. Sie hätten „allen Beteiligten die Tragweite des Anschlags deutlich gemacht“ – bei dem offenbar nur durch Zufall niemand zu Tode kam. Beate Zschäpe müsse mindestens mit einer langjährigen Haftstrafe rechnen.
Karin Truscheit portraitiert für die Frankfurter Allgemeine Sandro D’Alauro aus Köln, der Ende Januar im Prozess ausgesagt hatte. Er hatte unter den Opfern die schwersten Verletzungen davongetragen, als sich Nägel in seinen Körper bohrten und seine Haut verbrannte. Vom Prozess erhoffe er sich Antworten auf die Frage, ob der NSU bei dem Anschlag Unterstützer hatte.
Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, 17. März 2015.