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Unglaublich, kaum bestelle ich einen neuen Telefonanschluss, meldet die dpa: Bundesweit werden am Donnerstag rund 8000 Telekom-Beschäftigte in den Ausstand treten, wie die Gewerkschaft ver.di ankündigte. Das kann ja was werden.

 

Melden Sie Schlaglöcher!

Haben Sie sich auch schon mal geärgert, wenn Sie mit dem Velo-Vorderreifen auf der Potsdamer Straße in ein 12cm tiefes Schlagloch gebumpert sind? Viele Straßen in Berlin sind außerordentlich marode. Der Auto Club Europa sammelt jetzt Schlaglöcher. Bzw. Schlagloch-Meldungen. Sie können mitmachen. Unter diesem URL finden Sie ein Meldeformular. Der ACE behauptet, er würde die aufgeführten Straßenschäden bei den zuständigen Kommunalbehörden anzuzeigen und zur Mängelbehebung aufzufordern. Ob das was wird? Na, Versuch macht kluch.

 

Schulalltag in Berlin

Es ist schon erstaunlich. Da gibt es in Berlin eine nicht unbekannte Grundschule, die sich mit einer besonderen, pädagogischen Prägung rühmt. Da gibt es dann eine Grundschullehrerin, von der nicht alle Eltern völlig begeistert sind. Da kommt es dann sogar vor, dass ein Vater um einen Gesprächstermin mit jener Lehrerin bittet. Es geschieht sodann, dass diesem Vater von der Lehrerin beschieden wird, sie sehe da keinen Anlass für ein Gespräch und daher gebe es auch keinen Termin. Basta.

Der Vater insistiert höflich und ergänzt, dass auch seine Gattin diesen Termin für sehr wichtig erachtet, weil sie mit dem Gedanken spielt, das Kind auf eine andere Schule zu geben. Woraufhin die Lehrerin antwortet, dann solle man das doch einfach so machen, das Kind auf eine andere Schule geben. Nein, ich bin nicht der Vater. Aber ich kenne die Eltern und es sind vernünftige Menschen.

Die Schuldirektion stellt sich stets kategorisch hinter ihre Lehrerinnen und Lehrer. Sie weiß, die Schule hat einen so guten Ruf, für jedes Kind was abgeht, balgen sich zehn neue um einen der begehrten Plätze.

Es juckt mich ein bisschen in den Finger, hierüber noch ein bisschen mehr zu schreiben. Noch ärgere ich mich nicht genug. Das könnte sich aber ändern.

 

Mein erster und letzter Bäckerei-Wiedemann-Besuch

Ich sprach hierorts, den heutigen bei der Bäckerei Wiedemann am Breslauer Platz vor, angelegentlich eines Brötchenkaufs. Zwei Verkäuferinnen waren vor Ort. Verkäuferin eins bediente ein ältliches Ehepaar, das im angeschlossenen Café Kuchen und Kaffee zu verzehren gedachte. „Bediente“ ist das falsche Wort, sie giftete und belehrte: „Das ist kein Frankfurter Kranz, das ist ein [hier ein deppertes Wort wie Wuppi einsetzen]!!“

Verkäuferin zwei wienerte mit Leidenschaft und Glasreiniger die gläserne Front des Verkaufstresens. Fünf andere Kunden und ich betrachteten interessiert, wie sie das machte. Sehr ausführlich. Sie kam nicht auf die Idee, ihre Arbeit zu unterbrechen, um uns zu bedienen.

Leider waren wir alle Männer, Kummer gewohnt, und sagten daher nix. Männer, die sich über Frauen ärgern, sagen ja nichts, sondern beobachten, weil sie mit einer Art Forscherneugier sehen wollen, wie weit Frauen den Bogen überspannen können.

Acht Minuten hielt ich durch. Acht Minuten können sehr lang sein. Dann entfuhr mir ein gutturales „Scheißladen!“, ich machte kehrt und beschloss gleich im Tomasa frühstücken zu gehen.

 

Das Berliner Radio-Elend

Sie stehen da, an der Kreuzung Potsdamer Brücke, mehrmals die Woche. Frierende Promo-Häschen, die Handzettel für Radiosender wie Energy 103,4 oder 94,3 r.s.2 verteilen. Es scheint, als wäre jeder Radiohörer einzeln und persönlich eingeladen worden. Wie unglaublich deprimierend. Radio ist tot, mausetot, toter geht es gar nicht, und das Berliner Radio sowieso. Selbst Sondersender sind indiskutabel. Bei Klassikradio läuft einen guten Teil der Zeit Musik, die man nicht wirklich ernsthaft als klassische Musik bezeichnen kann, und Jazzradio ist auch ganz furchtbar handzahm geworden. Bei Fritz hat man rechtzeitig versäumt, gealterte Berufsjugendliche zu feuern und durch frische Talente zu ersetzen. Der einzige Sender, der es nach meinem Geschmack noch halbwegs bringt, ist Radio Eins.

 

Mythos Hausverwaltung

Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es wirklich nicht. Ich verstehe wirklich überhaupt nicht, dass Menschen sich als Hausverwalter betätigen, obwohl sie für ihren Beruf nur Abscheu und Hass aufbringen, und für die Menschen, die in den von ihnen verwalteten Häusern wohnen nur Desinteresse und Ekel. In der Wohnung, die wir glücklicherweise in Bälde verlassen, war mehr als drei Jahre der Balkon aufgrund von Baufälligkeit nicht nutzbar. Wir haben hierzu eine zweistellige Zahl freundlichstmöglicher Schreiben gefaxt und geschickt. Keine Antwort. Wir haben irgendwann höflich Mietminderung im weiteren Verzugsfall angekündigt. Keine Antwort. Wir haben die Miete gemindert. Keine Antwort. Wir haben dann und wann bei ernstzunehmenden Defekten (Gastherme) angerufen. „Jaja, ick kümmer mir drum“. Stunden passiert nix. Wieder angerufen: „Nu jehnse ma nî uff den Zeiga, ja? Dit is allet im Gang, ja? Ick hab schon beim Installateur Knott anjerufen. Nu machense mir nich fuchtig“. Kontrollanruf beim Installateur: „Wat? Nee, der hat hier nich anjerufen, abâ der ruft auch erst an, wenn die Bude schon explodiert ist, dit kennwa schôn“. Nun eine gerichtliche Zahlungsaufforderung über gut 2000 Euro erhalten. Gleich weiter an den Anwalt, dank güldener Rechtsschutzversicherung.

Ich frage nur mal so: Jeder, den ich kenne, stöhnt. „Berliner Hausverwaltungen, oh Gott“. Gibt es in Berlin auch nur eine einzige Hausverwaltung, die tut, was sie tun soll? Das wüsst ich jetzt mal gerne.

 

Und immer wieder Respekt

Die Berliner Sparkasse hat eine neue Plakat-Kampagne. Auf Bushaltestellenplakaten wirbt sie mit dem Konterfei eines gut aussehenden, stolz dreinschauenden jungen Türken und behauptet: „Die behandeln mich mit Respekt“. Ich habe vor sehr vielen Jahren mal ein Sparkassenkonto gehabt und gekündigt, weil ich dort so ziemlich alles angedreht bekam außer Respekt und bin jetzt wirklich sehr gespannt, ob ausgerechnet der türkische Berufsschüler wirklich diesen „Respekt“ zugestanden bekommt, oder ob es sich eventuell hierbei um das Ergebnis sehr, sehr teurer Werbeagenturarbeit handelt, mit Studien, Panels und Umfragen und der unglaublich erstaunlichen Erkenntnis, dass junge Menschen aus dem Morgenland vor allem, jawohl!, Respekt schätzen.

 

Das wird teuer – Mehdorns Waterloo

Möglicherweise dürfen sich die Berliner an eine neue Großbaustelle gewöhnen. Das Berliner Landgericht hat am 27. November der Klage des Hautpbahnhof-Architekten Meinard von Gerkan statt gegeben, derzufolge eine Änderung seines Bauplans durch die Bahn AG unzulässig sei. Die Bahn hatte entgegen von Gerkans Willen statt der geplanten, gewölbten Decken Flachdecken einziehen lassen, die wiederum von einem anderen Architekten geplant worden waren. Die Bahn geht natürlich in Berufung, aber wenn es hart auf hart kommt, muss der Hauptbahnhof in einer 3 Jahre langen Umrüstungsaktion umgebaut werden, was mit derzeit etwa 40 Millionen Euro Baukosten beziffert wird.

Es steht Aussage gegen Aussage. Die Bahn AG sagt, man habe den Plan geändert, um Geld zu sparen; von Gerkan habe auf Anfragen, wie der Bau billiger anzufertigen sei, keine Vorschläge geliefert. Von Gerkan kontert, die wahren Gründe für die Veränderung seines Entwurfs seien „menschlicher Natur“. Es sei Herrn Mehdorn darum gegangen, „ein Exempel zu statuieren, [zu] zeigen wer der Herr im Hause ist“.

Liebe Leserinnen, Liebe Leser, was halten Sie von dem Urteil?

 

Gewalt im Nahverkehr nimmt zu

Bei Spiegel online steht, was wir hier alle schon wissen: Die Gewalt im ÖPNV nimmt drastisch zu. Ich selbst erlebe es inzwischen mindestens einmal wöchentlich: Eine fünf bis achtköpfige Gruppe von Hänflingen macht – vor allem im Oberdeck von Linienbussen – bewusst so viel Lärm, dass irgendjemand um Ruhe bittet. Sofort wird in einer Mischung aus frustriertem Opferhabitus und schwerer Aggressivität zurückgemeckert, -gespuckt oder -geschlagen. Die BVG beklagt, dass es im Schnitt 2x täglich zu tätlichen Angriffen auf Fahrer und Sicherheitspersonal kommt. Wer hat ähnliches erlebt?

 

Ein Kreuz mit dem Südkreuz

Gestern mit dem Zug aus Hamburg im blitzblanken, neuen Bahnhof „Südkreuz“ angekommen – und verzweifelt. Wie um Gottes Willen soll bloß ein Ortsfremder sich hier zurechtfinden? Wer aus dem Untergeschoss mit dem ICE angekommen ist, den Fahrstuhl zur S-Bahn nimmt und von dort weiterreisen möchte, der ist verloren. Auf den ersten Blick sieht man weder einen Netzplan („Spinne“), noch erheischt das Auge einen Fahrkartenautomaten. Nach mehreren Umrundungen der Szenerie an den Enden der Bahnsteige ganze zwei (!) Fahrkartenautomaten gefunden, auf denen pappen dann auch die Netzpläne. Das ist zu wenig! Da findet sich nicht mal ein Berliner zurecht. Mustergültig hingegen die Beschilderung und Benutzerführung im neuen Hauptbahnhof. Klar, deutlich, präzise.