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Kein Internet, nirgends

Wolkenformationen deuten. Tiere zählen. Schwimmen im Fluss. Viel zu oft in den Himmel schauen. Jeder Sommertag auf dem Land ist ein Tag zum Festhalten.

© David Aler / unsplash.com (https://unsplash.com/)

Ein Kunsthaus im Havelland, zwei Augustwochen, zehn Literaturschaffende in wechselnder Besetzung. Notizen aus dem Lichtschutzgebiet Weiter„Kein Internet, nirgends“

 

In Tüllgewittern

Ein bisschen „Homeland“, ordentlich „Life of Brian“, dazu viel Blut und viel, viel Bratwurst. Das erste Mal in Bayreuth heißt: mitten hinein ins deutsche Dilemma.

© Enrico Nawrath/ Bayreuther Festspiele

Parsifal, der Bub, der Tor, der reine Tor ist schon ein Phänomen. Naja, eigentlich ist er ein bisschen Michel aus Lönneberga, viel Jesus und ganz viel James Bond und Jon Snow. Wie ich die Dyade der Mutterliebe noch reinkriege in sein persönliches Tortendiagramm weiß ich gerade nicht. Vielleicht schwebt Herzeloyde ja über allem. Ich weiß nicht mal, ob ich das richtig schreibe … So sehr hab ich mich vertieft, nicht-vertieft in Stoff und Inszenierung, vor dem Gang „auf den Hügel“ aka Golgatha der Moderne in Bayreuth. Weiter„In Tüllgewittern“

 

Home is where the Tod is

Nach 23 Jahren besuchte ich zum ersten Mal meine Heimatstadt Sarajevo. Ich fand Geschichten über Explosionen, Wunden, Hunger und Tumore. War das schön.

© Dado Ruvic/Reuters Pictures

Mich darf man alles Mögliche fragen, auch woher ich komme. Ich komme aus Sarajevo, Bosnien-Herzegowina, das Zuhause des FK Željezničar! Es gibt Menschen mit Migrationshintergrund, die diese Frage kränkt, meistens sind sie in Deutschland zur Welt gekommen und haben darum keine Antwort außer: Hamburg. Oder Rastatt, oder so. Weiter„Home is where the Tod is“

 

Lieber Herr Schmadtke, können wir uns kurz abstimmen?

Die Bundesliga beginnt und mit ihr die große Depression. Die Hoffnungen und Transfer-Gerüchte des Sommers sind verpufft. Jetzt hilft nur noch beten. Oder wegschauen.

© Christof Stache/AFP/GettyImages

Wie hat das alles angefangen? Diese große Depression kurz bevor es richtig losgeht. Nach dem unendlichen Strom aus Transfer-Nachrichten und Transfer-Gerüchten des Sommers. Wie geht es jetzt weiter? Hilft jetzt nur noch beten? Eine große und rückhaltlose Beichte, bevor der erste Spieltag beginnt? Damals, als jugendlicher Ministrant, verließ man nach dem Acht-Uhr-Gottesdienst frohgemut die Kirche, fuhr schnell nach Hause und zog sich um, schlüpfte in die alte schmuddelige Adidas-Sporthose und radelte zum Park, um mit Klassenkameraden und deren Eltern zwischen den Bäumen in dem von Konrad Adenauer errichteten Kölner Stadtwald Fußball zu spielen. Weiter„Lieber Herr Schmadtke, können wir uns kurz abstimmen?“

 

Vier Thesen zum Zeitphänomen „Große Ferien“

Die Sommerferien waren immer zu lang und zu kurz. Am Lagerfeuer dehnten sie sich ins Unendliche, während sie im Freibad zusammenschnurrten auf einen rasanten Augenblick.

© Tegan Mierle/Unsplash

Was ist nicht schon alles groß genannt worden? Der Große Vaterländische Krieg. Die große Hilde Knef. Der große Gatsby. Die mögen alle groß sein, aber die großen Ferien sind größer. Weder ausreichend noch seriös ist bisher untersucht worden, warum sich die feste physikalische Größe Zeit im Zusammenhang mit den großen Ferien als unfest herausstellt.

Schmilzt die Zeit bei der Hitze? Dehnt sie sich aus wegen der Wärme? Wächst sie, so wie man selbst im Verlaufe der großen Ferien wächst? Wächst also die Zeit, aus der die großen Ferien bestehen, mit einem zusammen, so wie sehr dehnbare Kleidung? Weiter„Vier Thesen zum Zeitphänomen „Große Ferien““

 

Einmal ordentlich auf die Schnauze fallen, bitte

Spielplätze werden von besorgten Eltern beherrscht. Mit ihrer Angst bringen sie die Kinder um ihren Spaß und ihre Erfahrungen. Es ist zum Fürchten.

Eltern und Kinder auf dem Spielplatz
© Arthur Braunstein/Photocase.de

Letzte Woche war ich auf dem Spielplatz. Es ist eine ganze Weile her, dass ich zuletzt auf Spielplätzen gewesen bin, meine Söhne sind knapp zwanzig, da ist das nicht mehr ganz so nötig. Also, letzte Woche musste ich mit meiner Regieassistentin sprechen, die ist junge Mutter, und da ich mich erinnere, dass Beruf und Kinder nicht wirklich kompatibel sind, habe ich vorgeschlagen, uns auf dem Spielplatz zu treffen und vielleicht dort ein bisschen zu arbeiten. Weiter„Einmal ordentlich auf die Schnauze fallen, bitte“

 

Balkoniens Hinterland soll ja sehr schön sein

Es ist Urlaubszeit, aber Sie wollen nicht schon wieder nach Dänemarkösterreichitalienfrankreich, nicht schon wieder auf einen dieser öden Segeltörns und auf keinen Fall schon wieder mit dem GöGa in die FeWo nach MeckPomm? Dann bleiben Sie doch einfach zu Hause.

© Ján Jakub Naništa/Unsplash

Mit den folgenden Tipps wird Ihr Sommer garantiert unvergesslich.

1. Erkunden Sie Ihre eigene Stadt. Wenn Ihnen das zu anstrengend ist, erkunden Sie Ihre Wohnung. Wenn Ihnen das immer noch zu anstrengend ist, erkunden Sie Ihren Kühlschrank. Vorteil: Auch im Sommer herrschen dort angenehm kühle Temperaturen. Nachteil: Es ist halt ein Kühlschrank. Weiter„Balkoniens Hinterland soll ja sehr schön sein“

 

Immer diese Löffeldiebe

In Italien wimmelt es bekanntlich von Verbrechern. Die 97-jährige Tante unserer Autorin hat sich deshalb eine Überwachungskamera installieren lassen. Was die Videos nicht alles zeigen!

© Alex Harvey/Unsplash.com

Meine Tante lebt in Italien und hat schreckliche Angst vor Dieben. Sie ist felsenfest davon überzeugt, dass sie bei ihr ein- und ausgehen, Dokumente stehlen und gelegentlich auch die Milch austrinken. Manchmal nehmen sie auch kleine Löffel mit. Wenn ich Tantchen frage, wer denn kleine Löffel mitnimmt statt echter Kostbarkeiten, antwortet sie selbstsicher: „Na, wer kleine Löffel braucht!“ Weiter„Immer diese Löffeldiebe“

 

Zum Amüsieren fehlt mir die Lust

Es gibt viel schönere Dinge, als mit irgendwelchen Männern die Laken zu zerwühlen. Verschont mich also mit Dating-Quatsch. Und: Danke, es geht mir gut.

Copyright: Matt Glm/unsplash.com

Es gibt so viele Worte für sexuelle Orientierungen, dass nichts mehr normal scheint. Die Freiheit, alles sein zu können, führt zum Zwang, etwas sein zu müssen. Als ich zum ersten Mal den Begriff „sapiosexuell“ las, lachte ich noch laut. Sexuelles Begehren, das eher durch den Intellekt des anderen als durch äußerliche Attraktivität ausgelöst wird. Ach was. Für wen etwas anderes gilt, betreibt im Übrigen Downdating. Mit Menschen ins Bett gehen, die sozial und intellektuell unter einem stehen (aber geil aussehen!). Weiter„Zum Amüsieren fehlt mir die Lust“

 

Wir nannten es Erholung

Das große Kind kotzt schon im Auto zum Flughafen. Das Baby wacht morgens um fünf Uhr auf. Und dann auch noch die Schwiegereltern! Über die Tücken des Familienurlaubs

© Ciprian Boiciuc / unsplash.com (https://unsplash.com/)

Das Wichtigste am Familienurlaub mit kleinen Kindern ist, nicht mit der Erwartung zu fahren, sich zu erholen, dann kann man auch nicht enttäuscht sein, und es gibt hinterher keine Vorwürfe. Im Urlaub fehlt die Entlastung durch den Kindergarten, aber vor allem hat man nicht die Ausrede, arbeiten zu müssen, dadurch ziehen sich die Tage in die Länge wie Kaugummi, was im Urlaub ja eigentlich von Vorteil wäre, wenn man irgendetwas davon hätte. Schon im Taxi zum Flughafen muss der Kleine „spucken“, und wir haben für die kurze Strecke nicht an eine Tüte gedacht. Weiter„Wir nannten es Erholung“