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Nichts gegen Osnabrück

Hamburg, das bedeutet: Alster, Hafen, Strandperle. Das ist große Liebe und Schicksal zugleich. Aber was, wenn man wegziehen muss? Und das ausgerechnet nach Osnabrück?

© Ulrich Baumgarten / Getty Images

Mein Geburtsdorf ist meine erste große, kindliche Liebe. Meine erste große erwachsene Liebe aber ist Hamburg. Mehr noch, Hamburg ist mein Schicksal. Unabhängig davon ist Hamburg eine wirklich unglaublich schöne Stadt. Auch wenn sie Gefahr läuft, zu einem einzigen großen Business Improvement District zu verkommen. Auch wenn man nur noch selten hört, wie einer übern s’pitzen S’tein s’tolpert. Auch wenn man sie sich als Heimatstadt kaum noch leisten kann. Wer als Normalverdiener einmal raus ist aus zum Beispiel Eimsbüttel, kommt nie wieder rein. Man möchte, mit Verlaub, Labskaus kotzen. Weiter„Nichts gegen Osnabrück“

 

Kein Internet, nirgends

Wolkenformationen deuten. Tiere zählen. Schwimmen im Fluss. Viel zu oft in den Himmel schauen. Jeder Sommertag auf dem Land ist ein Tag zum Festhalten.

© David Aler / unsplash.com (https://unsplash.com/)

Ein Kunsthaus im Havelland, zwei Augustwochen, zehn Literaturschaffende in wechselnder Besetzung. Notizen aus dem Lichtschutzgebiet Weiter„Kein Internet, nirgends“

 

Berlin, Babylondon

Das Verschwinden der deutschen Sprache in der Berliner Gastronomie gehört zu den luxuriöseren Problemen der Stadt. Vielleicht liegt es auch an der großen Ehrfurcht vor unserer komplexen und unergründlich funkelnden Muttersprache.

© Tim Wright/unsplash.com

Wenn man dich anderswo auf der Welt fragt, ob du Deutsch sprichst, sagst du: ja. Als du hierherkamst, hat dich niemand gefragt, was du sonst noch so sprichst. Man schien begeistert, ja buchstäblich besessen davon zu sein, Englisch mit dir zu reden. Du warst auf Partys und Abendessen, bei denen sich alle nach dir, der englischen Muttersprachlerin richteten, das hat dich anfangs gerührt, weil du dich als ziemlich weltgewandt einstufen würdest, aber niemals und nirgendwo davon gehört hattest, dass die Deutschen als ausnehmend gastfreundlich gelten. Nun, in deinem Fall waren sie es. Bis hin zur Selbstaufgabe. Oder gibt es sonst ein Land, in dem alle ihre Gespräche vereinfachen und verlangsamen, indem sie für einen Gast auf ihre Muttersprache verzichten? Dir fällt keins ein. Frankreich ganz bestimmt nicht, hahaha. Aus Frankreich kommt deine derzeitige Mitbewohnerin in deiner abwechslungsreichen AirBnB-WG in Berlin. Auch sie spricht Englisch. Sichtlich ungern, aber lieber als Deutsch. Weiter„Berlin, Babylondon“

 

In Tüllgewittern

Ein bisschen „Homeland“, ordentlich „Life of Brian“, dazu viel Blut und viel, viel Bratwurst. Das erste Mal in Bayreuth heißt: mitten hinein ins deutsche Dilemma.

© Enrico Nawrath/ Bayreuther Festspiele

Parsifal, der Bub, der Tor, der reine Tor ist schon ein Phänomen. Naja, eigentlich ist er ein bisschen Michel aus Lönneberga, viel Jesus und ganz viel James Bond und Jon Snow. Wie ich die Dyade der Mutterliebe noch reinkriege in sein persönliches Tortendiagramm weiß ich gerade nicht. Vielleicht schwebt Herzeloyde ja über allem. Ich weiß nicht mal, ob ich das richtig schreibe … So sehr hab ich mich vertieft, nicht-vertieft in Stoff und Inszenierung, vor dem Gang „auf den Hügel“ aka Golgatha der Moderne in Bayreuth. Weiter„In Tüllgewittern“

 

Home is where the Tod is

Nach 23 Jahren besuchte ich zum ersten Mal meine Heimatstadt Sarajevo. Ich fand Geschichten über Explosionen, Wunden, Hunger und Tumore. War das schön.

© Dado Ruvic/Reuters Pictures

Mich darf man alles Mögliche fragen, auch woher ich komme. Ich komme aus Sarajevo, Bosnien-Herzegowina, das Zuhause des FK Željezničar! Es gibt Menschen mit Migrationshintergrund, die diese Frage kränkt, meistens sind sie in Deutschland zur Welt gekommen und haben darum keine Antwort außer: Hamburg. Oder Rastatt, oder so. Weiter„Home is where the Tod is“

 

Lieber Herr Schmadtke, können wir uns kurz abstimmen?

Die Bundesliga beginnt und mit ihr die große Depression. Die Hoffnungen und Transfer-Gerüchte des Sommers sind verpufft. Jetzt hilft nur noch beten. Oder wegschauen.

© Christof Stache/AFP/GettyImages

Wie hat das alles angefangen? Diese große Depression kurz bevor es richtig losgeht. Nach dem unendlichen Strom aus Transfer-Nachrichten und Transfer-Gerüchten des Sommers. Wie geht es jetzt weiter? Hilft jetzt nur noch beten? Eine große und rückhaltlose Beichte, bevor der erste Spieltag beginnt? Damals, als jugendlicher Ministrant, verließ man nach dem Acht-Uhr-Gottesdienst frohgemut die Kirche, fuhr schnell nach Hause und zog sich um, schlüpfte in die alte schmuddelige Adidas-Sporthose und radelte zum Park, um mit Klassenkameraden und deren Eltern zwischen den Bäumen in dem von Konrad Adenauer errichteten Kölner Stadtwald Fußball zu spielen. Weiter„Lieber Herr Schmadtke, können wir uns kurz abstimmen?“

 

Vier Thesen zum Zeitphänomen „Große Ferien“

Die Sommerferien waren immer zu lang und zu kurz. Am Lagerfeuer dehnten sie sich ins Unendliche, während sie im Freibad zusammenschnurrten auf einen rasanten Augenblick.

© Tegan Mierle/Unsplash

Was ist nicht schon alles groß genannt worden? Der Große Vaterländische Krieg. Die große Hilde Knef. Der große Gatsby. Die mögen alle groß sein, aber die großen Ferien sind größer. Weder ausreichend noch seriös ist bisher untersucht worden, warum sich die feste physikalische Größe Zeit im Zusammenhang mit den großen Ferien als unfest herausstellt.

Schmilzt die Zeit bei der Hitze? Dehnt sie sich aus wegen der Wärme? Wächst sie, so wie man selbst im Verlaufe der großen Ferien wächst? Wächst also die Zeit, aus der die großen Ferien bestehen, mit einem zusammen, so wie sehr dehnbare Kleidung? Weiter„Vier Thesen zum Zeitphänomen „Große Ferien““

 

Einmal ordentlich auf die Schnauze fallen, bitte

Spielplätze werden von besorgten Eltern beherrscht. Mit ihrer Angst bringen sie die Kinder um ihren Spaß und ihre Erfahrungen. Es ist zum Fürchten.

Eltern und Kinder auf dem Spielplatz
© Arthur Braunstein/Photocase.de

Letzte Woche war ich auf dem Spielplatz. Es ist eine ganze Weile her, dass ich zuletzt auf Spielplätzen gewesen bin, meine Söhne sind knapp zwanzig, da ist das nicht mehr ganz so nötig. Also, letzte Woche musste ich mit meiner Regieassistentin sprechen, die ist junge Mutter, und da ich mich erinnere, dass Beruf und Kinder nicht wirklich kompatibel sind, habe ich vorgeschlagen, uns auf dem Spielplatz zu treffen und vielleicht dort ein bisschen zu arbeiten. Weiter„Einmal ordentlich auf die Schnauze fallen, bitte“

 

Die linke Leerstelle

Seit G20 in Hamburg ist „die Linke“ in Verruf geraten, und im konservativen Lager kehren selbstherrliche Zeiten zurück. Es ist eine trübe Debatte.

Copyright: Patrik Stollarz/AFP

Auf die Krawalle zum G20-Gipfel folgte die lange Nacht der Leitartikler, und sie ist noch nicht vorbei. Solche Nächte können Wochen dauern, selbst in unserer kurzatmigen Epoche. Ein wenig von dem Dunkel und dem Dünkel solcher Nächte kann sich sogar auf unbestimmte Zeit festsetzen und die öffentliche Debatte eintrüben.

Diesmal hat sich der Diskursnebel über „die Linken“ gesenkt. Wobei wir uns „die Linken“ als ein gigantisches Ungeheuer vorzustellen haben, dessen Schwänzchen sich im kreuzbraven SPD-Ortsverein ringelt und dessen Kopf bei den potenziellen „Mordbrennern“ (Martin Schulz) aus den berüchtigten autonomen Kreisen um sich schnappt. Weiter„Die linke Leerstelle“

 

Balkoniens Hinterland soll ja sehr schön sein

Es ist Urlaubszeit, aber Sie wollen nicht schon wieder nach Dänemarkösterreichitalienfrankreich, nicht schon wieder auf einen dieser öden Segeltörns und auf keinen Fall schon wieder mit dem GöGa in die FeWo nach MeckPomm? Dann bleiben Sie doch einfach zu Hause.

© Ján Jakub Naništa/Unsplash

Mit den folgenden Tipps wird Ihr Sommer garantiert unvergesslich.

1. Erkunden Sie Ihre eigene Stadt. Wenn Ihnen das zu anstrengend ist, erkunden Sie Ihre Wohnung. Wenn Ihnen das immer noch zu anstrengend ist, erkunden Sie Ihren Kühlschrank. Vorteil: Auch im Sommer herrschen dort angenehm kühle Temperaturen. Nachteil: Es ist halt ein Kühlschrank. Weiter„Balkoniens Hinterland soll ja sehr schön sein“