Lesezeichen

Flexibles Flimmern

Anlässlich der Sammelbilder-Ausstellung im Industriemuseum zeigt das mobile Kino die Jules Verne-Verfilmung „20.000 Meilen unter dem Meer“ aus dem Jahre 1954.

Das Industriemuseum wirft einen Blick zurück in die Zeit der Sammelbilder. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts legen Hersteller als Marketingstrategie ihren Produkten kleine Klebebilder bei. Auch einige Elmshorner Firmen wie Wagner, Rostock und Peter Kölln setzten auf die Sammelwut ihrer Kunden. „Mit jedem Pfund Margarine der Sorte Echte Wagner gab es ein Bild gratis“, heißt es in der Ankündigung der Sonderausstellung Heiß begehrt und viel getauscht. Abgebildet waren unter anderem „Technik- und Zukunftsvisionen, die schon damals von großer Faszination waren und viele begeisterten. Zahlreiches davon ist Realität geworden oder diente zur Inspiration neuer Visionen und Entwicklungen.“ Anlässlich der Ausstellung zeigt das mobile Kino Flexibles Flimmern die Verfilmung von Jules Vernes Buchklassiker 20.000 Meilen unter dem Meer aus dem Jahre 1954. Auch hier trifft Wissensvermittlung auf Utopie, Erfindergeist und Vision. Am 6. März wird der Filmprojektor um 20 Uhr im Museum gestartet. Vorab gibt es Speisen und Getränke aus der Ozeanküche. Karten können reserviert werden. Eine weitere Vorstellung findet am 7. März statt.

 

Frappant e.V.

Die Fotografinnen Jasmin Gritzka und Janina Wick porträtierten Jugendliche in der norddeutschen Provinz und in einer polnischen Kleinstadt.

Mit der Phase der Adoleszenz beschäftigten sich zwei Hamburger Fotografinnen. Jasmin Gritzka dokumentierte die Jugend in den Provinzen um Hamburg. Blacktown City nennt sie diese Strecke, die zwischen 2012 und 2014 entstanden ist. Beim Betrachten der Bilder spürt man die Spannung zwischen der nahen Großstadt und provinziellen Strukturen: Ein verregnetes Auto in der Dunkelheit, hinter dem Steuer sitzt ein junges Mädchen und tippt konzentriert auf ihrem Handy herum. Ein Pärchen – sie mit Kapuzenpulli und geschlossenen Augen, er mit wachem Blick und Baseballcape – steht ineinander verschlungen im gelben Laternenlicht. Das fast beiläufige Verhalten der Vorstadtjugend hält Jasmin Gritzka in eindringlichen Porträts fest. Janina Wick reiste im Rahmen eines Artist-in-Residence-Stipendiums in die polnische Kleinstadt Zielona Gora. Hier fotografierte sie für ihre Serie Dziewczyny / Mädchen junge Frauen, die sie vor Ort in Schulen, Sportclubs, Parks und auf der Straße traf. Gemeinsam stellen die Fotografinnen ihre Arbeiten im Frappant e.V. aus. Zur Eröffnungsparty am 6. März spielt ab 22 Uhr die Musikpuppe im Kachelraum.

 

Cornelia Funke

Neues aus der Welt hinter den Spiegeln: Die Bestsellerautorin liest aus dem dritten Teil der Serie „Reckless“ mit dem Titel „Das goldene Garn“.

Die Schriftstellerin hat ein Händchen für Trilogien. Mit ihrer Tintenwelt-Reihe wurde Cornelia Funke berühmt. Nun ist der dunkle Märchenzyklus Reckless beim dritten Band angekommen: Das goldene Garn steckt voller Sprachspiele und entführt in eine Welt hinter Spiegeln. Der Held Jacob Reckless besteht neue düstere Abenteuer. Diesmal bilden russische Märchen die Kulisse – goldene Zwiebeltürme treffen auf bedrohliche Wälder. Und auch diesmal wird Jacob von dem Mädchen Fuchs und seinem Bruder Will begleitet. Die Autorin ist am 6. März im Deutschen Schauspielhaus zu Gast und liest gemeinsam mit dem Schauspieler Rainer Strecker ihre neue Geschichte vor. Strecker war von 1989 bis 1994 Ensemblemitglied am Schauspielhaus.

 

„Moby Dick“

Der junge Regisseur Antú Romero Nunes zeigt den todbringenden Kampf zwischen Mensch und Tier auf hoher See mit minimalistischer Kulisse im Thalia Theater.

Am Anfang stehen acht Männer auf der Bühne und führen abwechselnd Monologe. Der Einstieg in das Stück mutet literarisch an und gipfelt in einer Wasserschlacht. Antú Romero Nunes inszeniert Moby Dick nach dem Roman von Herman Melville auf verstörende, mutige und moderne Art und Weise. Der Zuschauer erlebt eine Gruppe von Walfängern – erfolgsgierig, angekämpft, vom Eifer getrieben und den Umständen auf See zerschlagen. Sie kämpfen mit den Gezeiten, jagen, töten, weiden aus. Das Blut spritzt, das Wasser wirft sie durch die Gegend. Ein Schiff, einen Wal – das bekommt der Zuschauer nur vor dem geistigen Auge zu sehen. Alle Handlungen sind pantomimisch angedeutet und mit minimalistischer Kulisse umgesetzt. Das fesselt ungemein. Die Vorstellungen von Moby Dick im Thalia Theater sind oft ausgebucht – für den März gilt es sich also schnell Karten zu sichern. Weitere Vorstellung am 9. März.

Text: Lena Frommeyer

 

„Human Traffic“

Schnell noch ein paar neonfarbene Klamotten einpacken und ins B-Movie hasten. Dort läuft die Technoclubkomödie aus den 1990ern.

Lust auf eine kleine Zeitreise in die Technoclubszene der 1990er Jahre? Dann bitte Platz nehmen im Kinosessel des B-Movie. Am 5. März wird hier die Komödie Human Traffic gezeigt – ein Film über fünf Freunde in Cardiff, die sich den Hintern abfeiern und so alle Sorgen vergessen wollen. Denn davon gibt es genug: „Nina hasst ihren Job, der DJ Koop macht immer wieder Eifersuchtsszenen, Lulu hat die Schnauze voll von Männern, Moff Probleme mit der Familie und Jip befürchtet, er sei impotent“, heißt es in der Filmankündigung. Neben der Story sind es aber vor allem die auditiven und visuellen Reize, die einen bestens unterhalten: ballernder Techno und Menschen mit Bomberjacken in Neonfarben, die abgehen. Kinder, waren das Zeiten…

 

Dirk Darmstadter

Der Hamburger Songschreiber und Popmusiker spielt Stücke seines neuen Albums „Before We Leave“ in der Hasenschaukel.

Er ist ein umtriebiger Mann. Der gebürtige Hamburger mischt seit Jahrzehnten im Pop-Geschäft mit. Zunächst gründete er Ende der 1980er Jahre die Band The Jeremy Days und war mit seinen vier Mitmusikern Stammgast der Musikshow Formel Eins. Sie produzierten einige Hits. Mit ihren Lederjacken und Skinny-Jeans standen vor allem die Zahnspangen-Teenager der Bundesrepublik auf die Band. Das fand Dirk Darmstadter doof. 1995 trennte sich das Quintett und Darmstadter machte solo weiter, stand mit anderen Hamburger Musikern wie Bernd Begemann oder Niels Frevert auf der Bühne. Bis 2013 war er Chef des Plattenlabels Tapete Records. Im Sommer 2014 gründete er ein neues Label. Bei Teaneck Records erschien im September 2014 sein neues Album Before We Leave, das er am 5. März in der Hasenschaukel präsentiert. Danach: Hasenrodeo – die Bar macht die Musik.

 

XIV Heilige

St. Georg ist um einen kulinarischen Tempel reicher. Am Hansaplatz hat sich ein Spanier eingerichtet – Zeit für ein Testessen.

Ganz ehrlich, die Atmosphäre hat mir im Doria 14 besser gefallen. Aber das scheint auch ein höchst subjektiver Blick zu sein, denn der Laden ist viel besser besucht als der Vorgänger. Halbspanier Wekas Mehta scheint genau zu wissen, was seine Gäste wollen: Gehobenes Ambiente ohne abschreckende Wildheit. Avantgarde ist am Hansaplatz einfach nicht gefragt, so nah an der letzten rauen Ecke St. Georgs. Solide spanische Tapas stehen auf der Karte des XIV Heilige. Experimente werden keine gewagt, aber die Qualität der kleinen Hackbällchen in Tomatensauce, der Gambas, der Datteln im Speckmantel, der Sardellen ist durchaus erwähnenswert. Eine gemischte Platte kostet für eine Person 16 Euro und führt bei Normalessern durchaus zur Sättigung. Ausgesuchte Hauptspeisen sowie wechselnde Tagesgerichte ergänzen die Karte. Das gebratene Zanderfilet mit Safransauce und Gemüse (13,50 Euro) ist von verhaltener Üppigkeit, aber fein angerichtet und abgeschmeckt. Das mediterrane Gemüse knackig, der Fisch köstlich frisch und schmackhaft. Die Weinkarte ist überschaubar, der offene spanische Hauswein gut gewählt sowie mit 4 Euro das Glas fair kalkuliert. Er präsentiert sich facettenreich, aber nicht zu tiefsinnig, „trinkig“ halt, wie man auf neudeutsch so schön sagt. Darauf bestellen wir gleich noch ein Glas und lassen Wekas Mehta einen guten Wirt sein.

Text: Lisa Scheide

 

Lesung in Superbude

Irgendwas zwischen Romanze, Jägermeister und Slapstick: Die Autorin Jule Müller präsentiert ihr Buch, in dem sie niederschrieb, wie sie ihre Zwanziger überlebte.

Jule Müller lebt in Berlin und ist zweiunddreißig Jahre alt. Das wilde Jahrzehnt zwischen zwanzig und dreißig hat sie mittlerweile verarbeitet – und zwar schriftlich. Das ist ihr ziemlich gut gelungen: Früher war ich unentschlossen, jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher heißt ihr Buch, in dem sie von dieser Zeit ohne Plan, aber mit vielen Neuanfängen, ohne Geld, aber mit vielen Praktika und einem bunten Allerlei aus Männern, Drogen, Partys, Wohngemeinschaften und zahllosen unerträglichen Jobs erzählt. Das ist außerordentlich wahr und ziemlich witzig. Jule Müller liest am 5. März gemeinsam mit dem Autor und Musikjournalisten Linus Volkmann in der Superbude St. Pauli.

Text: Alissa Schrumpf

 

Pepe Mujica

Im Abaton läuft das Porträt des „ärmsten Präsidenten der Welt“: Der uruguayische Staatsführer spendet einen Großteil seines Einkommens an Organisationen.

Ein Kämpfer, das ist er. In den sechziger Jahren kämpfte Pepe Mujica gegen die uruguayische Militärdiktatur, knapp fünfzehn Jahre verbrachte er im Gefängnis. 2009 wurde er Präsident. Er förderte erneuerbare Energien und baute Glasfasernetze aus. Er legalisierte Abtreibungen, Homo-Ehe und Cannabis – ein großer Tabubruch für das katholische Lateinamerika. Mujicas volksnaher und pragmatischer Regierungsstil ist jedoch nicht das Einzige, was das kleine Land zwischen Argentinien und Bolivien in weltweite Schlagzeilen brachte. Den früheren Guerilla-Kämpfer nennt man oft „den ärmsten Präsident der Welt“. Er lebt auf einem Bauernhof außerhalb der Hauptstadt Montevideo, fährt einen VW-Käfer und spendet einen Großteil seines Einkommens an Wohltätigkeitsorganisationen. Bei Staatsbesuchen weigert er sich beständig, eine Krawatte zu tragen. Heidi Specognas Film portraitiert den ehemaligen Präsidenten von Uruguay bei Staatsbesuchen und zu Hause mit seiner Lebensgefährtin Lucia Topolansky. Die Regisseurin kommt zur Premiere am 4. März ins Abaton.

Text: Natalia Sadovnic

 

Türsteher-Lesung

Lyrische Muskelmänner: Viktor Hacker, Mark Büttner und Henning Geisler, (Ex-)Türsteher vom Kiez, lesen im Nochtspeicher ihre Texte – „Zeit für Zorn“.

Betrunkene Touristen, auf älter geschminkte Sechzehnjährige, Ausdruckstänzer, Tresen-Stammgäste – sie alle passieren in einer Partynacht die Eingangstür eines Clubs. Oder auch nicht. Das entscheidet der Türsteher. Und während er die amüsierwillige Meute abscannt, hat er Zeit, nachzudenken – die ganze Nacht lang – über das Sein, die Gesellschaft, das Leben. Doch, doch, Hamburgs Türsteher haben eine lyrische Ader. Und ihre Tätigkeit bietet reichlich Material und Angriffsfläche. Viktor Hacker, Mark Büttner und Henning Geisler brachten ihre Gedanken und Erfahrungen zu Papier und laden regelmäßig zu ihren Türsteher-Lesungen. Alle drei arbeiteten jahrelang auf dem Kiez und wissen über Pinneberger und die „Resterampe im Morgengrauen“ viel zu erzählen. Zur Lesung im Nochtspeicher am 4. März wird zudem Stargast Totte Kühn (Monsters of Liedermaching) erwartet.