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Altonaer Apfelschnuten

Das Amateur-Theater Altona feiert 90-jähriges Bestehen – am 1. März ist es in der Stadtteilschule Bahrenfeld zu Gast, am 7. und 8. März im Altonaer Theater.

Im Jahr 1925 verspeiste Charlie Chaplin im Goldrausch seinen Stiefel, das Bolschoi-Theater zeigte den Stummfilm Panzerkreuzer Potemkin und nach der Vorstellung tuckerten die Besucher in Opels beliebtem Laubfrosch nach Hause. Im selben Jahr, einer Zeit, in der statt Kultur die Politik für Aufsehen sorgte, wurde aus einem Eisenbahnverein das Amateur-Theater Altona. Mehr als 2.000 Aufführungen später feiern die mittlerweile 65 Mitglieder ihr 90-jähriges Bestehen. Der gemeinnützige Verein ist das einzige Amateur-Theater in Hamburg, welches viermal im Jahr eine Profibühne für ihre Darbietungen nutzen darf. Die Stücke kommen im Altonaer Theater, in der Stadtteilschule Bahrenfeld und Osdorf auf die Bühne. Im März führen die Schauspieler Mien Appelsnuut ut Altona auf, Regie führt Heike Leseberg. In der Komödie versucht sich Anton Meier als Privatdetektiv, der Kriminalschriftsteller Harry wird zu seinem Assistenten, und beide ermitteln gegen Harrys Verleger.

Text: Adriana Jodlowska

 

Let’s Dance

Vom Exzess zum Hangover: Das B-Movie entführt aufs internationale Disco-Parkett und zeigt vom 1. bis zum 29. März jede Menge Tanz- und Party-Filme.

Vom Exzess zum Hangover: Die Tanzfläche als Sehnsuchtsort, als Schauplatz glorioser Selbstdarstellung und schwerer Abstürze – eine kleine, kompakte Reihe mit Tanz- und Party-Filmen zeichnet die Evolution von Disco zu Techno musikalisch und filmisch nach. Den Auftakt bildet selbstverständlich das genrebildende Hochglanzstück Saturday Night Fever (1./12./14.3.) mit John Travolta als proletarischem Dancing King der Seventies. Einen nostalgischen Blick zurück auf den Hedonismus vor Aids wirft der (Tanz-)Kostümfilm Studio 54 (21./22./28.3.). Die Club-Kultur der Neunziger feiert aus einer Cardiffer Perspektive Human Traffic (1./5./14.3.), während Party Monster (7./9./29.3.) ins New Yorker Nightlife entführt, wo dann auch zum großen Finale das Langzeitprojekt Check Your Body at the Door (26./28.3.) in einer historischen Rückschau filmischen Tanzunterricht gibt.

 

 

Ich, das Ungeziefer

Kafka mit Käfer im Schauspielhaus – die Vorstellung am 1. März ist ausverkauft. Weitere Vorstellungen finden am 2. und 8. März statt.

Den handlungsarmen Stoff von Kafkas Verwandlung ins Theater zu bringen, ist eine große Herausforderung. Genau das reizte Theaterautor Peter Karpatí, als er von dem Regisseur Viktor Bodó um eine Bühnenfassung gebeten wurde. Der aus Ungarn stammende Künstler studierte Kafkas Werk, seine Briefe und Tagebücher und ließ nur etwa zehn Sätze aus der ursprünglichen Fassung in seinem Stück stehen. Viel Inspiration holte er sich hingegen aus dem autobiografischen Text Brief an den Vater, der untrennbar mit der Erzählung zusammenhängt. Karpatí gelang es, für Viktor Bodós Inszenierung einen Text zu verfassen, der genau das Grundgefühl transportiert, das die Lektüre von Die Verwandlung auslöst: jene eigenartige Mischung aus Beklemmung und Befremdetsein, die manchmal von einem hilflosen inneren Lachen begleitet wird. Weil das, was geschieht, so absurd ist und dennoch wirkt, als sei es aus dem Alltag gegriffen. Kafkaesk eben. Das fängt beim nachmittäglichen Teetrinken an und führt bis hin zur Paarung des Käfers mit einer verrückten Hutmacherin. Häufig wird dabei in die Trickkiste gegriffen. Was Wind- und Nebelmaschine, Vergrößerungsgläser und die weiße Leinwand zum Schattenspielen zaubern, ist überraschend und phantasievoll. Die Bühnenbildner haben ein wahres Wunderland geschaffen, wenn auch ein ziemlich düsteres.

Text: Katharina Manzke

 

FlohZinn

Der Wilhelmsburger Kulturflohmarkt hat jetzt ein Dach über den Kopf bekommen und lädt am 1. März zur großen Feilscherei in die ehemaligen Zinnwerke.

Im Februar bekam der Wilhelmsburger Kulturflohmarkt FlohZinn ein Dach über den Kopf. Am ersten Sonntag im März wird nun wieder in den Zinnwerken direkt am Veringkanal um gebrauchte Waren und Secondhand-Artikel gefeilscht. Ganze 2.500 Quadratmeter stehen dazu in der alten Elektrolysehalle zur Verfügung. Zur stimmungsvollen Untermalung gibt es Live-Musik vom Singer-Songwriter Rami Olsen, ab 10 Uhr fährt der Comicbus vor, Wolfgang Strobl lädt zur legendären Plattenverkostung mit Vinyl-Schnäppchen. Das Team der Kaffeeklappe verkauft Glühbruch (Glühwein und Wilhelmsburger Deichbruch), Kuchen und Bohnentrunk. Die Flohmarktstände für den 1. März sind bereits ausgebucht, bei gutem Wetter kann man aber auch auf dem Außengelände seinen Hausstand verticken. Ab 9 Uhr morgens geht es los, um 17 Uhr ist dann Schicht im Schacht.

Text: Lena Frommeyer

 

Tschüss und Hallo

Neuer Club im alten Kir: Mit dem Monkeys Music Club geht ein neuer Veranstaltungsort für Nachtschwärmer an den Start. Eröffnungsparty mit den Bands Big Banders und The Melones ist am 28. Februar.

Manchmal hängt man persönlich an einer Sache, obwohl sie schon länger nicht mehr vertretbar ist. Nach der Entscheidung, sie zu beenden, steht häufig ein Neuanfang. Das Kir in Ottensen ist kürzlich diesen Weg gegangen. Ende Januar hieß es tschüss Nachtleben. Doch nur einen Monat später sagt an gleicher Stelle der Monkeys Music Club Hallo. Die neuen Inhaber haben sich vorgenommen, die Hamburger Club-Landschaft vom Kiez weg nach Altona hinein zu erweitern. Hierbei setzt man primär auf Live-Musik, verspricht seinem Publikum aber auch Club-Nächte, deren Genre sich an der Mischung des altehrwürdigen Vorgängers messen lassen kann. Auf dem Programm stehen zum einen Soul, Beat, Ska, Rock, Punk und Rock ’n’ Roll, aber eben auch Indie und New Wave. Und einige beliebte Partyreihen, wie Kir on the Rocks (6.3.), welche jetzt unter Turn on the Rocks weitermacht, wurden aufgrund des Erfolges einfach direkt übernommen. Die große Eröffnungsparty steigt am letzten Februarwochenende. Wir sind gespannt, wie es in den nächsten Monaten weitergeht!

Text: Ole Masch

 

„Ich rufe meine Brüder“

Jonas Hassen Khemiris Stück über die Angst vor dem Islamismus läuft ab 28. Februar im Thalia in der Gaußstraße – die Premiere ist ausverkauft.

„Weißt du, ich bin nicht sicher, wie viel sich nur in meinem Kopf abspielt“, gesteht Amor seiner Jugendliebe Valeria. Nach einem Bombenanschlag in Stockholm ist die diffuse Angst vor islamistischem Terror allgegenwärtig. Amor projiziert sie auf sich, glaubt plötzlich überall Aufmerksamkeit zu erregen, Blicke zu spüren, Gedanken zu erraten. Jonas Hassen Khemiris Stück Ich rufe meine Brüder in der Inszenierung von Anton Kurt Krause im Thalia in der Gaußstraße ist kurz nach dem Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo erschreckend aktuell. Was für eine Fratze nicht nur der Terror, sondern auch die Angst davor haben kann, sieht man an der Pegida-Bewegung. Da kann es nicht schaden, die Angst beim Schlafittchen zu packen und auf eine Theaterbühne zu heben.

Text: Katharina Manzke

 

 

 

„Ab jetzt“

Die Liebessehnsucht von Menschen und Maschinen: Alan Ayckbourns Komödie in der Inszenierung Karin Beiers feiert am 28. Februar Premiere im Schauspielhaus.

Liebe! Das ist alles, was der Komponist Jerome sucht. Um ihren reinen Klang zu synthetisieren, sammelt er seit Jahren alle Töne der Welt. Weil sie seine Besessenheit nicht mehr erträgt, verlässt ihn seine Frau mit der gemeinsamen Tochter. In Gesellschaft von GOU 300 F, eines hochkomplexen Babysitter-Roboters, verzweifelt der Künstler. Mit seinem Kind ist all seine Inspiration dahingegangen. Er schmiedet einen gewagten Plan, um seine Tochter wiedersehen zu können … Karin Beier inszeniert im Schauspielhaus Ab jetzt die bizarre Farce aus der Feder des berühmten britischen Autors Alan Ayckbourn. Es dürfte interessant werden, zu verfolgen, wie das bittere und dabei höchst komische Stück aus dem Jahr 1988 heute wirkt. In unserer Zeit, die noch viel technokratischer ist als damals. Und dabei dennoch nicht weniger liebessüchtig!

Text: Katharina Manzke

 

Godemann + Bauder

Die beiden Jazzer aus Hamburg spielen Material aus ihrem aktuellen Album „Togetherness“ am 28. Februar im Mojo Café.

Auf der Homepage des Godemann-Bauder-Duos steht: „Tradition heißt, die Glut am Lodern zu halten, jedoch nicht in der Asche zu stochern?“ Das habe ein japanischer Weiser oder ein osteuropäischer Philosoph – da ist man sich anscheinend nicht ganz sicher – mal gesagt. Eine gute alte Tradition des Mojo Club ist es, im hauseigenen Café regelmäßig kleine Jazz-Kombos spielen zu lassen, die noch nicht bekannt genug sind für die große Hauptbühne des Clubs. Am 28. Februar ist dort der Gitarrist Massoud Godemann mit seinem angestammten Kontrabassisten Gerd Bauder zu Gast. Die Jazz-Presse lobte das letzthin erschienene Album des Duos, Togetherness, unter anderem als „filigranes Kleinod des kammermusikalischen Jazz“. Mit einem Besuch ihres Auftritts im Jazz Café kann man an diesem Abend kaum etwas verkehrt machen.

 

 

Levin, Seif, Rath

Drei Hamburger Musikschaffende beschallen die Golem-Bar mit ausgewählten Stücken aus ihren jeweiligen Plattensammlungen.

Wenn jemand Platten auf die Teller legt (oder eben hinter dem DJ-Pult sein Laptop aufklappt, um eine vorgefertigte Playlist abzurufen), will man in der Regel das werte Publikum zum Tanzen bringen. Tobias Levin, Thorsten Seif und Stephan Rath, die am 28. Februar in der Golem-Bar auflegen, hätten mit Sicherheit nichts gegen eine volle Tanzfläche einzuwenden. Aber ihr „Erfolg“ als DJs misst sich an diesem Abend nicht unbedingt an der Personendichte auf dem Dancefloor. Mit Levin, Seif und Rath ist geballtes musikalisches Wissen am Start. Alle drei sind seit Jahren (besser: Jahrzehnten) als popkulturell Schaffende maßgeblich am Hamburger Musikgeschehen beteiligt – als Musiker, Produzenten, Labelbetreiber, Promoter oder Berater. Die Plattensammlungen der drei sollen es in sich haben. Was wird an diesem Abend zu hören sein? Cooler Soul, zackiger White Funk, feurige Latin Grooves und vielleicht ein bisschen Jazz? Alles möglich, und noch viel mehr. Fest steht, dass sich hier auch das bloße Zuhören lohnt. Und wenn doch jemand tanzen möchte? Aber bitte doch, nur zu!

 

Gatto Musculoso

Elektronische Musik ohne Klischees und Plattitüden: Conscious Future Music verwandeln den Golden Pudel Club in eine Zeitmaschine.

Das hier ist mit voller Absicht Zukunftsmusik und hat selbstredend weder etwas mit Richard Wagner zu tun, dem damals eine solche spottend vorgeworfen wurde, noch mit überinnovativen Talentwettbewerben, bei denen künftige Stars und Sternchen entdeckt werden sollen. Bei Conscious Future Music geht es vielmehr um elektronische Klänge, die sich immer wieder neue Wege vorbei an gewohnten Mustern und den üblichen Konventionen suchen, Kreise ziehen und Haken schlagen, Klischees und Plattituden umschiffen, nur um doch wieder zu ihrer eigentlichen Bestimmung zurückzufinden: dem Dancefloor und den Menschen darauf. Gemeinsam mit Philip Berg und Phuong-Dan, dem Macher der Reihe Gatto Musculoso (italienisch für „muskulöse Katze“), verwandeln Conscious Future Music am 27. Februar den Golden Pudel Club in eine musikalische Zeitmaschine. Verlockend.

Text: Miriam Mentz