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blickfang

Innovative Möbel, extravagante Kleidung und ausgefallener Schmuck aus ganz Europa locken Design-Liebhaber auch in diesem Jahr wieder in die Deichtorhallen. Auf der Blickfang-Messe können Besucher sich nicht nur persönlich mit Designern und Herstellern unterhalten, sondern Experten dabei lauschen, wenn sie von der Entstehung ihrer Produkte erzählen, sowie in Sonderschauen Feinkost und Kleidung im derzeit wieder angesagten Gentleman-Stil bestaunen. Seit 1993 bietet Blickfang unabhängigen Designern eine Bühne, ihre Entwürfe einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen und zu verkaufen. Die Designmesse macht inzwischen in sechs Städte Station und ist mit 700 Ausstellern und 90.000 Besuchern pro Jahr die größte Designverkaufsmesse im deutschsprachigen Raum. Bis zum 15. November ist blickfang mit 150 Designern in den Hamburger Deichtorhallen.

 

Moonbootica

Die Tausendsassa Oliver Kowalski und Tobias Schmidt alias KoweSix und Tobitob alias Moonbootica laden zur Moonbootique-Labelnacht ins Uebel & Gefährlich. Dafür haben haben die beiden Partyspezialisten eine vielversprechende Gästeliste ausgeklügelt. Unter anderen mit dabei sind AKA AKA, die seit Woody Woodpecker aus der hiesigen Elektroszene nicht mehr wegzudenken sind – woran auch das neueste Werk Connected, das Ende Oktober erschienen ist, kaum etwas ändern dürfte. Eine These, die man jetzt bestens selbst überprüfen kann, wenn sie zusammen mit dem Trompeter Thalstroem den Bunker klarmachen. Den kleinen Floor bespielen derweil Artenvielfalt und Julian Wassermann, auch nicht gerade Fliegengewichte, wenn es darum geht, die Clubs zu füllen.

Text: Miriam Mentz

 

„Fahrradmod“

Es gibt – natürlich abgesehen von Paul Weller – keine Mods. Es gibt nur Ex-Mods. Wie Tobi Dahmens. Nachdem man seit gut vier Jahren seinen autobiografischen Online-Comic rund um seine Erlebnisse mit und in der Mod-Welt verfolgen kann, kommt nun endlich die Releaseparty seiner lang erwarteten analogen, gedruckten Graphic Novel. Fahrradmod ist ein Buch über die 1990er Jahre, über Zwischenmenschliches und Alltägliches, immer untrennbar verflochten mit Musik. Storys rund um die britische Subkultur der Modernists, Skinheads und Scooters im verhältnismäßig beschaulichen Wesel werden vom Autor persönlich im Monkeys Music Club vorgestellt, Fragen und Kommentare erwünscht. Nach der Signierstunde wird natürlich noch stilecht geschwoft.

Text: Kathrin Schwatlo

 

„Der erste fiese Typ“

Cheryl Glickman ist eine moderne, erfolgreiche Mittvierzigerin. Schon ewig ist sie heimlich verliebt in den 20 Jahre älteren Philip. Der begehrt eine 16-Jährige und will dafür ihren Segen. Sie ist sauwütend und weiß es nicht einmal. Der Roman Der erste fiese Typ von der vielseitigen Künstlerin Miranda July ist eine harte und zugleich allerliebste Gender-Groteske, die Karen Köhler jetzt zusammen mit July den Zuhörern auf Kampnagel ans Herz legen will. „Sie hat eine außerordentliche Gabe, eine Julyeskität quasi, mit der sie auf den Menschen in seiner Fehlbarkeit schaut“, sagt Köhler. „Mich beeindrucken ihr Humor und ihre Intelligenz, Sprache für sich zu benutzen und unter der Haut der reinen Wortbedeutung ihr feinsinniges Universum aufzuspannen, das auch vom Scheitern erzählt und vom Wiederauferstehen, vom Unperfekten, vom Peinlichen.“ July ist seit zehn Jahren eine der Lieblingskünstlerinnen von Köhler, man kann sie sich gut nebeneinander auf einer Bühne vorstellen. Als erfahrene Schauspielerin wird Köhler Cheryl Glickman eine Stimme zu geben wissen.

Text: Reimar Biedermann

 

Tanz. Indie. Nacht

Die Partyreihe Tanz. Indie. Nacht gewinnt ja gewissermaßen regelmäßig die Blechbüchse fürs Nicht-Wortspiel des Monats. Zum Glück zeigt man bei der, nun ja, nächtlichen Indie-Tanzveranstaltung im Club bisweilen mehr Fantasie, wenn es ums Programm geht. Während andernorts schnöde Releasepartys bereits als Highlight gefeiert werden, treten die Indie-Stars Friska Viljor hier heute persönlich an die Plattenteller. Sie sind gerade auf Tour und spielen vorher live im Übel. Das passende Album zur Tour heißt übrigens My Name Is Friska Viljor – da haben die Pragmatiker einander ja gefunden. Der Pragmatismus bei der Namensgebung wird der Ausgelassenheit der Party im Molotow aber nicht im Weg stehen. Da sind wir sicher.

Text: Friedrich Reip

 

Oliver Schories Live

Der Abend steht ganz im Zeichen Norddeutschlands, wenn Elektronikvirtuose Oliver Schories den Mojo Club zum Beben bringt. 2011 startete der gebürtige Bremer mit ersten Remixen und EPs und bekam schnell große Aufmerksamkeit in der Szene. Nachdem er dieses Jahr im März sein neues Album Fields Without Fences herausgebracht hat, ist der Produzent und DJ dieser Tage damit auf umfangreicher Europatournee. Am Freitag erfüllen die Klänge seiner tiefgehenden Tracks endlich wieder seine Wahlheimat live. Eingeläutet wird sein fünfstündiges (!) Set durch DJane Anouka, die ebenfalls Teil seiner Hamburger SOSO-Labelgemeinschaft ist. Jetzt bleibt euch noch zu testen, ob ihr auch fünf Stunden Tanzen durchhaltet?

Text: Louise Otterbein

 

Brainstorm vs. ErroR404

Das ErroR404-Team dreht heute Abend die Uhren auf der MS Stubnitz um ein paar Jahre zurück und die Boxen richtig auf. In der Hafencity werden am Freitag nämlich Techno-Klassiker aus vergangenen Dekaden und Oldschool-Goa vom Feinsten serviert. Zusammen mit der Brainstorm-Crew und Betreutes Feiern startet das Error-Team, das hier eigentlich alles richtig macht, eine wundervolle Zeitreise auf den Planken des alten Kühlschiffes. Für musikalische Unterhaltung sorgen eine ganze Armada von DJs und Liveacts. Mit dabei unter anderem 88UW, Mutterkorn, The Grey Guy, Rabatar oder Ma-Cell. Für zehn Euro gibt es Tickets für die elektronische Liegeplatz-Kreuzfahrt in den Morgenhimmel. Goa ahoi!

Text: Ole Masch

 

Thomas Dybdahl

Amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass der durchschnittliche Verbrauch von Antidepressiva in skandinavischen Ländern weit über dem internationalen Durchschnitt liegt. Eine Statistik, der man ungeprüft Glauben schenken kann, wenn man sich nur einmal anschaut, wie viel melancholische Weltschmerzmusik nördlich des Skagerrak und Kattegat produziert wird. Zu ihren Protagonisten zählt auch der Norweger Thomas Dybdahl, der bereits seit 15 Jahren seine persönlichen Dramen in fragile musikalische Kleinode verwandelt. Das ist herzerweichend und dabei – wie es sich für einen echten Skandinavier gehört – vollkommen kitschfrei. Gerade tourt er durch Europa und macht in Hamburg Halt im Nochtspeicher.

Text: Katharina Grabowski

 

Operation Ton

Wie steht es um die Zukunft von Musik? In Zeiten von Downloads, Streaming, digitaler, sozialer Musikplattformen und immer weniger Kapital bei den großen Labels ein wirklich wichtige Frage! So wichtig, dass sich einige der interessantesten Protagonisten der deutschen Musiklandschaft auf der diesjährigen Operation Ton #9 damit beschäftigen. Dieter Meier/Yello, Friedrich Liechtenstein, Peter Hein/Fehlfarben, Françoise Cactus/Stereo Total, Fatoni, Judith Holofernes, Linus Volkmann, Dirk Darmstaedter, Gebrüder Teichmann – die Liste der Künstler ist lang. Das von Rock City Hamburg e.V. ins Leben gerufene Format regt mit spannenden Diskussionen, Workshops, Interviews, Konzerten und vielem mehr dazu an, sich mit Popkultur und der Musikbranche zu beschäftigen und Wege zum Überleben als Musiker zu finden.

Text: Erik Brandt-Höge

 

„Bonjour tristesse“

Als 17-jähriges Früchtchen treibt Cécile (Josephin Busch) ihre Mitmenschen im Urlaub an der Côte d’Azur in ein leichtlebiges Spiel von Eifersucht und Liebelei – bis jemand zu Tode kommt. Später macht sie die Erinnerung daran ein wenig melancholisch. Bonjour tristesse, aber die Sünde bleibt draußen! Der moderne französische Romanklassiker der damals gerade erst volljährigen Françoise Sagan aus dem Jahr 1954 wurde ein weltweiter Erfolg, und die Autorin zum romantisch-verworfenen Idol ihrer Generation. Die sehr unterhaltsame Bühnenbearbeitung von Ulrich Waller, in Co-Produktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen, erinnert an ein Werk, das sich auch heute noch liest wie frisch aus der Druckerpresse. Premiere ist am Donnerstag im St. Pauli Theater. Es folgen wenige weitere Termine.

Text: Reimar Biederbann