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Bad Temper Joe

Ein 22-jähriger Bielefelder spielt den Blues, als sei er ihm mit der Muttermilch verabreicht worden – cool, trocken, mit Herz und Seele.

Sympathische Erscheinung, tolle Stimme und echte Skills an der Slide Guitar – schon einmal etwas von Bad Temper Joe gehört? Wir bisher auch nicht. Aber es lohnt sich, hier mal ein Ohr zu riskieren. Hinter Bad Temper Joe verbirgt sich ein junger Mann aus Bielefeld, der sich mit Haut und Haar dem Blues verschrieben hat. Auf seiner Homepage prangt ein Zitat von John Lee Hooker: „Der Blues existiert, seit die Welt existiert. Der Blues ist die Wurzel der Musik, … alles ist darum herumgebaut, und alles hat seinen Ursprung dort: Blues ist die Geschichte von Mann und Frau. Der Beginn der Welt. Adam und Eva im Paradies.“ Bad Temper Joe meint es ebenso ernst mit dem Blues. Es klingt vielleicht pathetisch, aber in diesem Fall auch wirklich zutreffend: Wenn Bad Temper Joe erst mal loslegt, möchte man gern der Behauptung zustimmen, dass der Blues die Mutter aller Musik ist. Außerdem ist sein Hamburg-Auftritt am 19. August ein guter Grund, den Winterhuder Kneipen-Klub Freundlich + kompetent aufzusuchen, bevor dieser demnächst vorübergehend seine Türen schließt.

 

Heiko Fischer Band

Eine Band – zwei Sets – live Jazz: Diesmal mit dem renommierten Hamburger Gitarristen Heiko Fischer und seinem Quartett.“

Heiko Fischer ist ein Hamburger Gitarrist, dessen Name man sich merkt, obwohl er nicht gerade extravagant klingt. Warum der Name trotzdem hängen bleibt? Das kann nur daran liegen, dass Fischer als Musiker ziemlich umtriebig ist. Seine Karriere beginnt mit der Teilnahme am Hamburger „Kontaktstudiengang Popularmusik“ im Jahr 2000. Es folgen diverse Preise (zum Beispiel Jugend jazzt) und ein Studium an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Seine Gitarrenkünste stellt er namhaften Musikern wie Roger Cicero, Nils Gessinger und Kim Wilde zur Verfügung. Und mit der Band Stanfour erhält er 2010 eine Goldene Schallplatte für das Album Rise & Fall. Dass Fischer sich auch auf kleinen Bühnen wohl fühlt, demonstriert er am 18. August im Hafenbahnhof. Dann tritt der Gitarrist zusammen mit Markus Kuczewski (Klavier), Arnd Geise (Bass) und Jerome Lellouche (Schlagzeug) auf die Bühne des Mini-Clubs. Im Rahmen der Reihe Jazzraum heißt es dann wieder: Eine Band – zwei Sets – live Jazz.

 

Chats With Rats

Das Singer/Songwriter-Duo bespielt die Pony Bar mit Blues-, Rock- und Folk-Songs auf akustischer Gitarre und Schlagwerk.

Hinter Chats With Rats verbergen sich zwei junge Männer namens Sascha und Martin. Der eine, aus Konstanz, spielt akustische Gitarre und singt, der andere, aus Witzenhausen in Hessen, bedient Schlagzeug und Perkussion. Das Duo gründete sich der Legende nach vor drei Jahren in einem HVV-Bus und begann schnell damit, auf Straßen, Vernissagen und in Bars zu spielen – wo immer man ihnen zuzuhören geneigt war. Angefangen hat alles auf einer Session in der Wilhelmsburger Honigfabrik. Das war 2011. Nun – drei Jahre und ein paar Dutzend Auftritte später – ist die Pony Bar an der Reihe. Wer Lust auf einen entspannten Singer/Songwriter-Gig mit Blues, Rock und Folk hat, um den Montagabend in aller Ruhe ausklingen zu lassen, ist im kleinen Club am Grindel, zwischen Abaton Kino und Uni-Campus, bestens aufgehoben.

 

Alster op Platt

Lust auf einen „Snack von de Hamborger Lüüd“? Dann flugs ein Ticket bestellt und ab zum Anleger Jungfernstieg, wo der Alsterdampfer „Quarteerslüüd“ Sie an Bord nimmt.

Hamburg bietet ja so einige Möglichkeiten, mit schwimmbarem Untersatz die lokalen Gewässer zu erkunden: Wir haben die beliebten Alsterdampfer und die traditionellen Barkassenfahrten, es gibt alternative Hafenrundfahrten und die musik-beschallten Party-Schippereien der stadtbekannten Hedi-Flotte. Aber wussten Sie, dass Sie sich auch „op platt“ durch die Alsterkanäle fahren lassen können? Die zweistündige Fahrt, so die Ankündigung der Veranstalter, „zeigt die geheimnisvollen Seiten Hamburgs. Gepflegte Villen mit versteckten Parkanlagen, luxuriöse Lofts, aber auch urige Schrebergärten und urwüchsige Uferpartien, gleiten zum Greifen nahe an den Fahrgästen vorüber. Nur wenig entfernt von der Innenstadt kann die grüne Idylle der alsternahen Wohngebiete erfahren werden. Dabei wird die sachkundige Erklärung der Stadtführer auf Plattdeutsch durchgeführt – und im „Snack“ zu aktuellen Begebenheiten der Stadt ergänzt. Im Preis ist ein Freigetränk enthalten. Eine Reservierung wird empfohlen. Barg Spoß!

 

Kick-Ass-Queereeoké

Auf Kampnagel geht es im Rahmen des Internationalen Sommerfestivals „In 80 Songs um die Wurst“ und um mehr als nur Karaoke.

Auch eine Wurst kann funkeln, singen, die Geschlechterwelten durchrütteln und alle anderen übertrumpfen – das hat der letzte Eurovision Song Contest gezeigt. Geschlecht hin oder her – es gleicht doch auf der ganzen Welt eh keine Wurst der anderen. Also bitte jedem seine eigene Wurst! Doch vor der Conchita Wurst alias Tom Neuwirth gab es auch schon Wurst: Die Queens Danny Banany, Missy Lopes, Dancing Sven und Renate Stahl hinterlassen Glitzerspuren sowohl in der ganzen Welt als auch auf Kampnagel (und das nicht zum ersten Mal) mit einem glamourösen Karaoke-Spektakel sondergleichen. Kick-Ass-Queereeoké ist befreiend, wahnsinnig und schrill – hier treffen Theater, Performance und Musik aufeinander, es wird gesüffelt, geknödelt und geträllert, bis die Kehle brennt. Was für ein Glück, dass das „Normale“ hier für einen Abend nicht existiert!

Text: Katarina Wollherr

 

Drumbule

„Juke“? „SlowFast“? „Footwork“? Mehrere DJs beschallen den Hafenklang mit aktuellen Sounds aus den Bereichen Jungle und Drum & Bass.

Am 16. August lädt der Hafenklang zur x-ten Ausgabe der Club-Reihe Drumbule. Jungle, Drum & Bass und andere Breakbeat-Stile stehen auf dem Programm. Als internationaler Gast wurde diesmal das DJ-Team Concord Dawn aus Neuseeland eingeladen, deren noch halbwegs melodiöse, mittelharte Tracks den optimalen Anheizer für das darstellen, was dann im Laufe der Nacht im oberen Stockwerk des Clubs, also im Goldenen Salon, zu hören und zu betanzen sein wird, nämlich Breakbeat-Sounds nicht unter 160 Beats per Minute. Das ist ein stattliches Tempo, selbst für fortgeschrittene Tänzer. Früher, als sich die Subgenres von Techno und House heraus zu bilden begannen, hat man den ganzen schnellen, verzerrten Breakbeat-Kram schlicht „Hardcore“ genannt. Heute muss man da anscheinend schon etwas differenzierter herangehen. Was verbirgt sich hinter den Stilen „Juke“, „SlowFast“ und „Footwork“? Keine Ahnung? Aber klingt gut? Hilft nix: Hingehen, herausfinden!

 

Elbriot

Die zweite Auflage des Hard-&-Heavy-Festivals lädt zum ausgiebigen Moshen und Headbangen auf den Großmarkt Hamburg: Headliner: Machine Head und Amon Amarth.

Nachdem bereits die erste Auflage des Festivals im letzten Jahr störungsfrei und mit 12.000 Besuchern überaus erfolgreich über die Bühne gegangen ist, freut sich die Hard-&-Heavy-Gemeinde aus Hamburg und Umgebung nun auf die zweite Elbriot-Runde. Headliner sind diesmal Machine Head, 1991 gegründet und damals neben Sepultura der einzige ernstzunehmende Konkurrent für Slayer, die wiederum Headliner des letztjährigen Elbriots waren. Neben Machine Head sind noch Amon Amarth mit von der Partie, deren melodiöser Death Metal ebenfalls ziemlich beliebt ist. Dritte Sensation in diesem Zusammenhang ist – zumindest für Fans – das Konzert von Life Of Agony um Sänger Keith Caputo. Außerdem dabei: A Day To Remember, Airbourne, August Burns Red, Of Mice & Men, Graveyard und Wovenwar. Und zur After-Show-Party geht es dann in die Markthalle, wo DJ Immi nur darauf wartet, euch Metal-Heads den absoluten Rest zu geben.

 

Friedemann

Der Sänger der Rügener Punkrock-Gruppe Cor singt die Stücke seines aktuellen Albums „Uhr vs. Zeit“ live im Grünen Jäger.

Wenn man nur Fotos von dem Mann sieht, würde man eher einen Künstlernamen wie Kriegemann anstatt Friedemann erwarten: kantiges Gesicht, strenger Blick, kurzgeschorener Kopf und Tattoos, wohin man nur sieht – von der Sohle bis zum Schädel. Friedemann ist eigentlich Sänger der Rügener Punkrock-Gruppe Cor, die ihr letztes, recht umjubeltes Hamburg-Gastspiel beim diesjährigen Hamburger Glockenschlag-Festival am Schröderstift absolviert haben. Wenige Monate später begibt sich nun deren Frontmann (der sich auch als „Herztier“ bezeichnet) auf Solo-Tour, um die minimal instrumentierten Akustik-Songs seines kürzlich erschienenen neuen Albums Uhr vs. Zeit unter die Leute zu bringen: rauhes Singer/Songwriting, coole Stimme, substanzielle Texte. Die übliche Nabelschau, die in diesem Genre gern präsentiert wird, braucht ihr hier gar nicht erst zu suchen – die gibt’s nämlich woanders.

 

Dreigroschenoper

…und der Haifisch, der hat Zähne: Der Bühnenklassiker von Kurt Weill und Bertolt Brecht in einer Inszenierung des Bittersüß Ensembles aus Hamburg.

„Sie werden jetzt eine Oper hören. Weil diese Oper so prunkvoll gedacht war, wie nur Bettler sie erträumen, und weil sie so billig sein sollte, dass Bettler sie bezahlen können, heißt sie ‚Die Dreigroschenoper'“, so der einleitende Text zur Schallplatten-Aufnahme der Dreigroschenoper, gesprochen von deren Autor Bertolt Brecht. 86 Jahre ist nun die Uraufführung des Stücks her – und immer noch wirken die Themen so aktuell und gegenwartsbezogen wie damals. Kein Wunder also, dass Die Dreigroschenoper immer wieder mal in das Repertoire auch kleiner Theaterensembles landet. Am 16. (um 20 Uhr) und 17. August (um 18 Uhr) nimmt sich das Bittersüß Ensemble aus Hamburg diesem Bühnenklassiker an. Auf die Umsetzung für eine kleine Besetzung kann man ebenso gespannt sein wie auf die Aufführung der weltbekannten Kurt-Weill-Hits von Haifisch bis zur Seeräuber-Jenny.

 

Tibet – Nomaden in Not

Eine Ausstellung im Museum für Völkerkunde widmet sich der Geschichte und dem Leben von Nomaden in Tibet. Eröffnung ist am 17. August.

Einst waren fast die Hälfte aller Tibeter einmal Nomaden. Gegenwärtig verfolgt die chinesische Regierung den Plan, alle tibetischen Nomaden bis zum Jahr 2015 in „sozialistische Dörfer“ umzusiedeln. Eine jahrhundertealte Tradition steht damit vor dem Aus. Das Leben der Nomaden ist geprägt vom starken Familienzusammenhalt und einer symbiotischen Beziehung mit ihren Tieren und der Umwelt. Der nomadische Lebensstil ist ein integraler Bestandteil ihrer Identität. Die Ausstellung zeigt das Leben, die Traditionen und die heutige Bedrohung der tibetischen Nomaden mit Fotos verschiedener Fotografen, ergänzt durch Alltagsgegenstände und Ritualobjekte aus der Tibet-Sammlung des Museums. Das Eröffnungsprogramm umfasst mehrere Reden, die Erstellung und Auflösung eines Sandmandalas, Vorführung von Trachten, Vorträge und Konzerte.