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Insel der Seligen

Kreditstandards für Unternehmenskredite

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte: Die Kreditumfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) hat ihn erbracht. Die Vertrauenskrise unter den Banken greift immer stärker auf die Realwirtschaft über. Es ist der größte Swing in Richtung restriktiv, seit die vierteljährliche Umfrage Anfang 2003 vom Eurosystem gestartet worden ist. Es kommt noch schlimmer, das zumindest erwarten die Banken. Im nächsten Quartal werde die Kreditvergabe noch strenger gehandhabt. Auffallend ist, wie gut Deutschland weg kommt. Hier scheinen paradiesische Zustände zu herrschen.
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Bernankes Erste

Die Operation hat begonnen. Die amerikanische Zentralbank hat den Leitzins gesenkt. Und zwar unerwartet kräftig um einen halben Prozentpunkt. Es ist die erste Zinssenkung, die unter Ben Bernanke beschlossen wurde. Sie ist das Bekenntnis des noch neuen Chefs an der Spitze der Fed, dass die US-Konjunktur schweren Zeiten entgegen geht, dass das globale Finanzsystem unter Stress steht. Der schwierigere Teil des Abbaus der unheimlichen Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft ist eingeläutet. Jetzt heißt es anschnallen und Daumen drücken. Weiter„Bernankes Erste“

 

EZB läutet Zinswende ein

Das war’s wohl. Mit der heutigen Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank ist das Ende des Zinserhöhungszyklus eingeläutet worden. Die Notenbanker haben entgegen ihren Ankündigungen von Anfang August die Zinsen unverändert gelassen. Ganz zu Recht. Eine Zinserhöhung im gegenwärtigen nervösen Marktumfeld hätte Turbulenzen nach sich gezogen. Seit einer Woche waren unveränderte Leitzinsen erwartet worden, weshalb die Märkte nach der Entscheidung aufatmeten. Jean-Claude Trichet war für mein Dafürhalten ausreichend „dovish“, um die Zinswende ausrufen zu können. Der nächste Zinsschritt geht nach unten! Weiter„EZB läutet Zinswende ein“

 

Rettungsversuch. Klappe, die zweite

Upps. Das hatte niemand auf der Rechnung. Die beiden mächtigsten Männer der Welt sangen im Duett: It is not our job to bail out speculators. Was so viel heißt, wie es ist nicht unsere Aufgabe, Spekulanten aus der Klemme zu helfen. Das sagte George W. Bush in seiner Rede, mit der er erste Maßnahmen zur Eindämmung der Subprime-Krise verkündete. Das sagte eine Stunde vorher Ben Bernanke, der Chef der amerikanischen Fed. Gut gebrüllt. Und die konzertierte Aktion verfehlte auch nicht ganz ihre Wirkung. Einige übermütige Spekulanten, die sich heute das Rettungspaket par Excellence versprochen hatten, bekamen etwas auf die Finger. Dennoch darf der Satz nicht darüber hinweg täuschen, dass Bush heute höchstpersönlich nachgelegt hat. Mit einem neuen Rettungsversuch. Vor zwei Wochen erst hatte Bernanke den Diskontsatz der Fed gesenkt und das Diskontfenster für alle möglichen toxischen Papiere weit aufgemacht. So ernst ist die Krise am amerikanischen Hypothekenmarkt, so ernst ist die Krise im globalen Kapitalismus. Sind die Ankündigungen Bush’s für die armen, in Zahlungsschwierigkeiten steckenden Haushalte das richtige Heilmittel?
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Regulierung wichtiger als Transparenz

Die gegenwärtige Krise des Finanzkapitalismus ist die schwerste seit den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Das ist keine Übertreibung! Wir stehen erst ganz am Anfang. Und ich wette, dass uns die Krise mindestens noch zwei, drei Jahre beschäftigen wird. Nach meinem fast vierwöchigen Urlaub der erste Versuch ein paar Fragen zu beantworten, die mich umtreiben. Hier die erste: Wer ist schuld an der größten Vertrauenskrise seit 80 Jahren? Größte Vertrauenskrise, weil im Kapitalismus nichts schlimmer ist, als wenn sich die Banken gegenseitig nicht mehr über den Weg trauen. Die triviale Antwort: Die Spekulanten sind schuld. Die Gier immer schneller immer reicher zu werden. Die feige Antwort: Die Notenbanken sind schuld. Sie erst haben mit ihrer laxen Geldpolitik nach dem Platzen der Technologieblase Anfang des Jahrtausends die Kreditpyramiden entstehen lassen. Die richtige Antwort: Die Deregulierung der Finanzmärkte seit dem Ende des Bretton Woods System ist zu weit gegangen.
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Kramladen wechselt die Seite

Die Hirten bekommen Verstärkung. Fabian Lindner schreibt von heute an für HERDENTRIEB. Lindner ist den treuen Lesern des Blogs ein alter Bekannter und muss daher an dieser Stelle kaum vorgestellt werden. Denn Fabian Lindner ist Kramladen – einer unserer „ältesten“ und eifrigsten Kommentatoren.

Der 27-jährige diplomierte Politikwissenschaftler und Ökonom wird die nächsten drei Jahre promovieren und nebenbei die Debatten auf HERDENTRIEB mit neuen und alten Erkenntnissen aus der Wissenschaft anfachen. Damit erfüllen wir uns einen alten Wunsch, neben der Praxis des Kapitalismus auch die Theorie stärker im Blog zu berücksichtigen.

Fabian Lindner hat in Paris und Berlin Politik- und Wirtschaftwissenschaft studiert. In seiner Diplomarbeit hat er sich mit der lateinamerikanischen Schuldenkrise befasst und dabei vor allem mit der Rolle des privaten Sektors. Ein Thema, wie es kaum besser zur Philosophie von HERDENTRIEB passen könnte – nämlich den Kapitalismus durch die Finanzierungsbrille zu analysieren, und nicht mit irgendwelchen kruden neoklassischen Gleichgewichtsmodellen.

Sein Promotionsstudium wird Lindner im Oktober an der Freien Universität Berlin beginnen und sich dabei mit den internationalen Finanzmärkten auseinandersetzen.

Die alten Hirten, Dieter Wermuth, Uwe Richter und ich wünschen ihnen, unseren Lesern, sowie uns selbst viel Freude an den Debatten um Fabians Texte.

 

Vom Ende des größten Kreditbooms aller Zeiten

An den internationalen Finanzmärkten schaut es gar nicht gut aus. Die Aktien fallen, der Euro notiert auf neuen Höchstständen und die Risikoaufschläge für wackelige Anleihen schnellen empor. Der Anfang vom Ende des größten Kreditbooms aller Zeiten ist eingeläutet. Noch heißt die Begründung für die Turbulenzen in den Nachrichtenagenturen „Subprime Woes“, die Sorge vor vielen, vielen Ausfällen zweitklassiger amerikanischer Hypotheken. In Wirklichkeit ist etwas viel Fundamentaleres am Werk: Das Risiko für Schuldtitel wird neu bewertet. Das schaurige Spiel zwischen Private Equity Firmen, Banken, Hedgefonds und Rate-Agenturen gerät ins Stocken. Das ist dabei die erfreuliche Nachricht. Weiter„Vom Ende des größten Kreditbooms aller Zeiten“

 

Gedanken zum Bondmarkt

Ganz schön happig, was sich zur Zeit an den Anleihemärkten rund um den Globus abspielt. Die Kurse stürzen ab, die Renditen schnellen nach oben und durchbrechen selbst Widerstandslinien als seien sie aus Butter. Widerstandslinien, die 20 Jahre gehalten haben. Das Inflationsmonster ante portas? Oder was ist los? Plötzlich bekommt man für zehnjährige Bundesanleihen wieder 4,70 Prozent Rendite – soviel wie seit fünf Jahren nicht mehr. In Japan gibt’s zwei Prozent – soviel wie seit sieben Jahren nicht mehr. Und auch in Amerika erhält man mit 5,30 Prozent mehr als in den vergangenen fünf Jahren. Ich habe das Gefühl, so langsam sind Staatsanleihen wieder interessant, zumindest deutlich interessanter als Aktien. Weiter„Gedanken zum Bondmarkt“