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Zu Unrecht vergessen: Wolfgang Stützel und seine Saldenmechanik

Die Ökonomenwelt entdeckt die alten Meister neu: So meint etwa der Berkley-Professor und Blogger Brad DeLong, dass nur Ökonomen in der Tradition von Hyman Minsky oder Charles Kindleberger wirklich Interessantes zur Analyse der Finanzkrise beizutragen hätten. Auf diese illustre Liste gehört aber noch ein anderer Ökonom, der in den USA gar nicht und in Deutschland kaum noch bekannt ist: der deutsche Ökonomen Wolfgang Stützel, der im Saarland Professor war und im Jahr 1958 sein großes Buch „Volkswirtschaftliche Saldenmechanik“ veröffentlichte.
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Eine Kritik am Mainstream

Dass der Kapitalismus nicht so funktioniert, wie es uns die ökonomische Schulweisheit glauben machen will, gehört zum Konsens in diesem Blog. Dennoch wird auch hier sehr oft so argumentiert, als seien die neoklassischen Weisheiten im Großen und Ganzen richtig. Wie oft und an wie vielen Stellen die kapitalistische Realität von der an den Universitäten gelehrten Theorie und dem immer stärker von dieser Theorie geprägten politischen Alltagsbewusstsein entfernt ist, hat Norbert Häring jetzt aufgeschrieben. Ich empfehle sein „Markt und Macht“ (Schaefer-Poeschel Verlag, Stuttgart, 19,95 €) Herde und Hirten zur gefälligen Lektüre. Weiter„Eine Kritik am Mainstream“

 

Bye, bye BIP oder: Wie misst man den sozialen Fortschritt?

Im Fernsehduell um die deutsche Kanzlerschaft wollte Frank Plasberg von den beiden Kandidaten wissen, welche Note sie Deutschland in Sachen sozialer Gerechtigkeit geben würden. Die Kanzlerin wollte sich nicht festlegen – wie es so ihre Art ist. Herr Steinmeier ließ sich aber nicht lange bitten und meinte, Deutschland verdiene in Sachen sozialer Gerechtigkeit die Note zwei oder besser. Nur würde die dumme Wirtschaftskrise das Land jetzt zurückwerfen und vielleicht auf die Note drei drücken.

Klar, wenn man soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Fortschritt allein am Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) abliest, wäre des Kanzlerkandidaten Benotung vielleicht zutreffend. Nur muss das BIP nicht unbedingt ein guter Indikator für soziale Gerechtigkeit und noch nicht mal für wirtschaftlichen Fortschritt sein. Weiter„Bye, bye BIP oder: Wie misst man den sozialen Fortschritt?“

 

Akerlofs und Shillers „Animal Spirits“

Das rechte Buch zur rechten Zeit, möchte man denken, wenn man George Akerlofs und Robert Shillers neues Buch „Animal Spirits. How Human Psychology Drives the Economy, and Why it Matters for Global Capitalism“ zu lesen beginnt. Der Nobelpreisträger aus Kalifornien und der Finanzprofessor aus Yale kritisieren in dem Buch die Grundlage der modernen ökonomischen Wissenschaft, nämlich die Annahme eines stetig rationalen Homo Oeconomicus.

Nimmt man an, dass Menschen ihre Entscheidungen nicht immer kalt und rational treffen, sondern auch auf ihr Bauchgefühl und vor allem auf soziale Konventionen hören, werden viele der Schlussfolgerungen obsolet, die Ökonomen in den letzten dreißig Jahren gezogen haben. Das lässt sich in der momentanen Finanzkrise besonders gut beobachten. Um es aber gleich vorweg zu sagen: So spannend das alles klingt, ein großer Wurf ist das Buch leider nicht geworden. Aber der Reihe nach. Weiter„Akerlofs und Shillers „Animal Spirits““

 

Wiederholt sich das Schulden-Deflations-Szenarium von Irving Fisher?

„Stock prices have reached what looks like a permanently high plateau“ glaubte Irving Fisher noch im Jahr 1929. Der gestandene Ökonom und Yale-Professor, nach dem der sogenannte Fisher-Effekt und die Fisher’sche Verkehrsgleichung benannt sind, musste sich schon bald eines Besseren belehren lassen. Nur zwei Wochen nach seiner Äußerung brach der amerikanische Aktienmarkt ein, die Große Depression nahm ihren Lauf.
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Minsky und die Krisen des Kapitalismus

Übertreibungen an den Märkten, Assetpreisblasen und Finanzkrisen waren das Element von Hyman Minsky. Der 1996 verstorbene Ökonom ist durch seine Krisentheorie berühmt geworden, stand aber immer am Rand des wirtschaftswissenschaftlichen Mainstreams. Jetzt wird er wieder entdeckt. Nouriel Roubini schreibt etwa, dass die jetzige Krise an den Finanzmärkten ein richtiger Minsky-Moment sei – sie verlaufe genau nach Minskys Theorie der finanziellen Instabilität, die dieser schon in den 60er und 70er Jahren entwickelt hatte. Minskys Hauptthese ist, dass das Finanzsystem im Laufe eines Aufschwungs automatisch instabil wird. Kurz: Im Kapitalismus ist die Krise immer mit dabei.
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Von der Schwierigkeit, kein Neoklassiker zu sein

Fragt man Ökonomen danach, was man mit einem Monopol anstellen soll, dass kein natürliches ist, haben sie die Antwort sofort parat: Mehr Wettbewerb, mehr Markt! Nur wenn es um den eigenen Markt geht, den Markt für das Produkt Wirtschaftswissenschaft, halten sie sich zurück. Ein Anbieter dominiert, die marktliberale Neoklassik, andere Angebote gibt es nicht oder nur unter dem Ladentisch. So sehen es zumindest die Ökonomen, die sich „heterodox“ nennen, und mit der Neoklassik und der Marktgläubigkeit nicht so recht zufrieden sind. Sie glauben, dass der Markt nicht alle Probleme löst und vor allem der Mensch sich nicht immer so rational verhält, wie es die Neoklassik unterstellt. Auch Ausbeutung, Geschlechterverhältnisse, die Umwelt oder soziale Normen hätten einen Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen. Faktoren, die im Mainstream keine Rolle spielen und deshalb systematisch aus dem herrschenden wissenschaftlichen Diskurs ausgegrenzt werden.

Doch mit dem technischen Wandel werden vorher sicher geglaubte Monopole brüchig. Das Internet mit seinen Blogs bringt auch den Ideenmarkt der Ökonomen durcheinander – zumindest in den USA. Mit seinem Artikel „Hip Heterodoxy“ hat dort der Journalist Christopher Hayes eine interessante und viel beachtete Diskussion über den Stand der Wirtschaftswissenschaft losgetreten.
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