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Nachtrag zur Islamdebatte mit Giordano

Zu dem ziemlich unsäglichen Schauspiel, das Ralph Giordano kürzlich auf Phoenix in einer Phoenix-Debatte mit Necla Kelek, Cem Özdemir, Ayman Mazyek, Raphael Seligman und Guido Knopp bot, schreibt Chajm alles Wesentliche:

Giordano, der „scheinbar einige hassende Fans mitgebracht hatte und ansonsten leider keine Argumente, sondern ausschließlich beängstigende Meinungen. Er hat nicht verstanden, oder will nicht verstehen, dass man all seine Argumente auch spielend gegen einen Synagogenbau einwenden könnte und nach wie vor bin ich überzeugt, dass eine Mehrheit der Menschen gegen einen Synagogenbau stimmen würde, wenn sie darüber abstimmen dürften. Selbstverständlich wurde er schnell zur Stimme der Kölner Moscheegegner und Seligmann wendet in dieser Runde natürlich zu Recht ein:

Wenn eine Jude sich zur Stimme des Volkes macht, dann wird er schnell missbraucht

Verblüffend ist die Offenheit, mit der Giordano hasst. Hier in der Talkrunde wiederholt er, dass er den Islam für das Problem hält. Stellen wir uns vor, jemand tritt öffentlich auf und sagt „Das Judentum ist das Problem”. Mit Sicherheit würde Giordano gegen diesen Menschen auftreten.
Dann schreit er heraus:

Wenn die offenen Haare die muslimischen Männer so derartig in Aufruhr versetzen, dann wäre es besser, ihnen Handschellen anzulegen als den Frauen Kopftücher.

Damit bedient er vielleicht den Mob, aber was ist wirklich dran? Vielleicht hat Herr Giordano schon bemerkt, dass es Jüdinnen gibt, die ihre Haare bedecken. Ist er bisher dagegen vorgegangen?“

 

Tariq Ramadan antwortet auf Ayaan Hirsi Ali: „Es ist eine Schande!“

Tariq Ramadan hat sich Ayaan Hirsi Alis Kritik zu Herzen genommen, die moderaten Muslime würden nicht genug gegen die extremistische Auslegung des Islam tun, wie sie in den Fällen des Mohammed-Teddybärs und der Verurteilung einer Vergewaltigten in Daudi-Arabien zum Vorschein komme.

In der Herald Tribune kontert Ramadan jetzt, er habe sich sehr wohl geäußert. Außerdem formuliert er eine eigenständige Kritik des Justizsystems so genannter islamischer Staaten. Und er bezieht Stellung zu den Attentaten in Algerien.

Ich finde Ramadans Position sehr gut. Er hat sich ziemlich entwickelt von der Position her, die er noch vor wenigen Jahren einnahm: Damals weigerte er sich, bestimmte Exzesse direkt und ohne Einschränkungen „unislamisch“ zu nennen. (Hier mein eigenes Porträt aus der ZEIT von 2004.) Ramadan zog eine diplomatische Art der Verurteilung vor, um es sich nicht mit Ultrakonservativen zu verderben (es gebe keinen Konsens zwischen den Gelehrten, ob bestimmte drakonische Strafen wie das Handabtrennen und das Steinigen und das Auspeitschen islamisch erforderlich seien, daher seien diese Strafen nicht anwendbar).

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Tariq Ramadan

Ramadan bezieht heute eindeutig Stellung, und das verdient anerkannt zu werden. Er ist nicht ganz von selbst und freiwillig dort hin gekommen. Kritikerinnen wie Ayaan Hirsi Ali waren auch daran beteiligt, dass er seine Position vereindeutigt hat. Ich sehe darin einen Beleg für die Produktivität einer offenen, nicht konfliktscheuen, nicht höflichen Debatte über diese Dinge.

Zitat:

I started by rejecting any kind of victim mentality on the part of Muslims, for it would have easily been possible to claim that the media were once again covering only damaging stories about Muslims and Islamic countries. For Muslims to simply blame this „ongoing campaign against Islam, its Book, its Prophet and its values and practices“ is no longer enough.There comes a time, I wrote before Hirsi Ali’s accusation of silence among Muslims, where one should take a hard look at the state of affairs of the legal system in Islamic countries and draw some imperative (and constructive) conclusions. It is simply a shame! In the name of Islam, innocent people are accused, jailed, sometimes beaten and sometimes executed with no evidence and, moreover, no way to properly defend themselves. A woman, victim of a rape, becomes the accused in Saudi Arabia while a British teacher is jailed because her students decided to name a teddy bear „Muhammad“! And then, in Algeria, two recent suicide bombings have killed innocent civilians. If all this is done in the name of Islam, where are we heading?

In Islamic countries the judiciary system is often used for political reasons or so-called „religious concerns.“ The problem is much more serious and deep than the stories we have been getting in the media. These countries need profound reform. Let’s face it. A rape is a rape. While all the evidence has not been shown, it remains unacceptable to start by blaming the woman. To use the story of an innocent British teacher to show how much „we care about Islam“ is nonsense and should be rejected.

It is as if the teacher had become a government vehicle for showing its dedication to Islam and for some Muslims to convey their anger toward the West. First, anger is not good in itself; second to send it through a wrong and unjust means must be condemned. Did not the Prophet Muhammad say: „What is built on wrong foundation is wrong“?

Der ganze Text hier.

 

Ein modischer Knubbel auf der Stirn

Michael Slackman nimmt sich in der Herald Tribune einer neuen religiösen Mode in Ägypten an: der Zebibah. Das heißt im Wortsinn „Traube“ und meint im Alltag heute eine sichtbare Hornhaut auf der Stirn, einen dunklen Fleck, der von großer Frömmigkeit zeugt.

Regelmäßige, inbrünstige Beter, die ihre Stirn fest an den Boden pressen, weisen nach vielen Jahren diese charakteristische Hautverdickung auf. In Ägypten gehört eine Zebibah mittlerweile zum guten Ton. Sie schafft Vertrauen: Ich bin ein frommer, bodenständiger Mann, sagt die dunkle Stelle am Haaransatz. Die Zebibah ist insofern der Hidschab des Mannes, ein demontstratives Zeichen konservativer Frömmigkeit.

Manche aber haben Schwierigkeit, eine ansehnliche Zebibah aufzuweisen – sei es mangels Gebetseifer oder weil sie zu weiche Haut haben. Und in Ägypten kursieren denn auch schon Gerüchte, mancher helfe mit Sandpapier nach, wenn die 5 täglichen Gebete es nicht schaffen.

Zitat:

„Muslim men pray throughout the Arab world. Indeed, Egyptian women pray, but few of them end up with a prayer bump. So why do so many Egyptian men press so hard when they pray?’If we just take it for what it is, then it means that people are praying a lot,‘ said Gamal al-Ghitani, editor in chief of the newspaper Akhbar Al Yourm. ‚But there is a kind of statement in it. Sometimes as a personal statement to announce that he is a conservative Muslim and sometimes as a way of outbidding others by showing them that he is more religious or to say that they should be like him.‘

….’The zebibah can help,‘ said Ahmed Mohsen, 35, a messenger for a law firm whose own mark was pinkish, bumpy and peeling. ‚It can lead to a kind of initial acceptance between people.‘

There are no statistics on the zebibah’s prevalence. But today, perhaps more than any time in recent history, Egyptians are eager to demonstrate to each other just how religious they are.

There are many rumors about men who use irritants, like sandpaper, to darken the callous. They may be apocryphal, but the rumors themselves reveal how fashionable the mark has become.

Of course, not everyone has a zebibah. There are still plenty of Egyptians who feel their faith is a personal matter.

But the pressure is growing, as religion becomes the focus of individual identity, and the most easily accessible source of pride and dignity for all social and economic classes.“

Die Führer der Muslimbruderschaft haben  prächtige Zebibahs. Sie sind Avantgardisten der populären Islamisten-Mode in Ägypten:

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Mohammed Mehdi Akef, Vorsitzender der Muslimbruderschaft

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Machmud Ezzat, Generalsekretär der Muslimbrüder

 

High Heels in Teheran

Aus unserer losen Reihe „islamische Kleidung“ – oder: „Eure Probleme möchten wir haben“:

Während Kopftücher und Burkinis sich in Europa ausbreiten, versucht die Teheranerin, trotz dem Moralterror des Regimes flott auszusehen.

Boots mit Absätzen  sind im Winter beliebt, die Hosenbeine werden gerne hineingesteckt, ganz wie auch auf hiesigen Straßen.

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Verrbotten!

Der Teheraner Polizeichef  will nun dagegen vorgehen, weil diese Mode „unislamisch“ sei. Auch Hüte, die an Stelle von Hidschabs getragen werden, sollen künftig verfolgt werden, ebenso kurze Wintermäntel.
AFP berichtet:

„The police last week launched what was termed a „winter“ crackdown on unIslamic dressing, to follow an unusually vigorous summer drive against women whose clothing was deemed overly flimsy.

Tehran police chief Ahmad Reza Radan said women who wear high boots with their trousers tucked-in would be targeted by the moral police, as well as those who sport hats instead of headscarves and short tight winter coats.

Radan had described such fashions as an example of „Tabarroj“, an Islamic term which means revealing one’s beauty and bodily contours to unrelated men.“

Einige Abgeordnete, heißt es, protestieren gegen die Strafverfolgung.

 

Burkini in Almelo

In einem Schwimmbad der niederländischen Stadt Almelo gab es in der letzten Woche eine Premiere. Eine Muslima badete dort im Burkini.

Auf diesem Blog hier ist bereits mehrfach über diese aus Australien stammende Bademode berichtet worden. (Gestern waren darum weit über 10.000 niederländische Leser hier, zu meinem anfänglich großen Erstaunen. Eine Recherche bei den Kollegen von Elsevier und de Volkskrant ergab die Lösung.)

Die Frau hatte ihren Besuch des Schwimmbads – offenbar schon Ärger antizipierend – bei der Schimmbadleitung angemeldet. Dennoch beschwerten sich später Badegäste über den Anblick der verhüllten Frau beim Direktor.

Die Muslimin nimmt an einem Integrationsprogramm der Stadt Almelo teil. Dazu gehört auch Sport. Für das Schwimmen ließ sie sich in der Türkei einen schwarzen Burkini mit Blumenmuster anfertigen.

Der leiter des Schwimmbades erklärte de Volkskrant, er sehe kein Porblem mit der Badekleidung. Jeder dürfe im Schwimmbad tragen, was er wolle – ausgeschlossen eine Verhüllung des Gesichts. (Wäre auch ein bißchen unpraktisch – gerade so als wolle man sich selbst waterboarden. Aber wer weiß, auch das wird womöglich noch kommen.)

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Islamisch korrekte Badefreuden, jetzt auch in Holland. 

 

Wo sind die moderaten Muslime?

Ayaan Hirsi Ali erregt sich zu Recht über das peinliche Schweigen, mit dem viele so genannte moderate Muslime über die schrecklichen Fälle „islamischer Justiz“ hinweggehen, die in den letzten Wochen Schlagzilen machten – die Verurteilung einer Vergewaltigten in Saudi-Arabien, die Teddybär-Mohammed-Affäre im Sudan (nun, da gab es lobenswerte Ausnahmen) und die Hatz auf Taslima Nasrin in Indien.

Die Karikaturen haben den Mob auf die Strasse gebracht,  über den Menschenrechten und jedem Anstand Hohn sprechenden Urteile im Namen der Scharia wird geschwiegen:

„I wish there were more Islamic moderates. For example, I would welcome some guidance from that famous Muslim theologian of moderation, Tariq Ramadan. But when there is true suffering, real cruelty in the name of Islam, we hear, first, denial from all these organizations that are so concerned about Islam’s image. We hear that violence is not in the Koran, that Islam means peace, that this is a hijacking by extremists and a smear campaign and so on. But the evidence mounts up.

Islamic justice is a proud institution, one to which more than a billion people subscribe, at least in theory, and in the heart of the Islamic world it is the law of the land. But take a look at the verse above: more compelling even than the order to flog adulterers is the command that the believer show no compassion. It is this order to choose Allah above his sense of conscience and compassion that imprisons the Muslim in a mindset that is archaic and extreme.

If moderate Muslims believe there should be no compassion shown to the girl from Qatif, then what exactly makes them so moderate?

When a “moderate” Muslim’s sense of compassion and conscience collides with matters prescribed by Allah, he should choose compassion. Unless that happens much more widely, a moderate Islam will remain wishful thinking.“

Ganzer Text hier.

 

Der unaufhaltsame Aufstieg des Kopftuchs

In einer breit angelegten Studie hat die die türkische Tageszeitung MILLIYET die Entwicklung bei der Häufigkeit des Kopftuchtragens in der Türkei messen lassen. Die heutige Europa-Ausgabe präsentiert die Ergebnisse als Aufmacher.
Innerhalb der letzten vier Jahre hat sich die Zahl der „Türban“-Trägerinnen sich vervierfacht. (Der Türban wird eng gewickelt und bedeckt auch den Hals der Trägerin. Er ist klar neo-islamistisch geprägt, im Unterschied zum – in ländlichen Gebieten traditionell getragenen – normalen Kopftuch.) So tragen insgesamt 69,4 Prozent der Frauen ein Kopftuch (im Gegensatz zu 64,2 im Jahre 2003) und 16,2 Prozent davon den Türban (im Gegensatz zu 3,5 Prozent im Jahre 2003). Auffällig ist zudem, dass sich innerhalb der jüngeren Generation der Türban immer stärker durchsetzt. So sind 19,7 Prozent unter den 18 bis 28-jährigen Türban-Trägerinnen, während die über 44-jährigen nur zu 12,6 Prozent das islamisch geprägte Kopftuch tragen. Das Tragen bei beiden Formen des Kopftuches ist dabei stark vom Bildungsstand abhängig, so die Studie. Während nur 2,2 der Akademikerinnen ein Kopftuch tragen, sind es unter den Grundschulabsolventinnen mit 51,4 Prozent mehr als die Hälfte.

 

Ein Bär namens Mohammed

Wer sagts denn: Alle namhaften britischen Moslemverbände protestieren gegen das Urteil, das eine britische Lehrerin im Sudan getroffen hat, die einen Teddybären Mohammed genannt hatte.

Die britischen Muslime haben allen Grund, sich zu engagieren. Diese Affäre ist längst noch nicht überstanden. Denn zugleich gingen heute tausende Muslime im Sudan nach dem Moscheebesuch auf die Straße. Sie forderten die Todesstrafe für die Lehrerin, weil ihre Imame ihnen gerade vermittelt haben, das barbarische Urteil sei zu weich.

(Was ein kleines Freitagsgebet doch alles bewirken kann.)

Gillian Gibbons, eine Lehrerin, war gestern von einem sudanesischen Gericht zu 15 Tagen Haft verurteilt worden. Ihr Verbrechen: Sie hatte in einem Brief an die Eltern mitgeteilt, in der Klasse gebe es einen Teddybär, „den wir Mohammed nennen“. Ein Lehrer-Kollege hatte sie bei den Behörden in Khartum angezeigt.

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Gillian Gibbons Foto: privat

Das Urteil hat eine Welle öffentlicher Empörung in England ausgelöst. Der sudanesische Botschafter war einbestellt worden. Aussenminister David Milliband hat sich eingeschaltet und protestiert.

Sogar der zuletzt heftig kritisierte Muslim Council of Britain gehört zu den Kritikern des Urteils. Zitate:

„A disgraceful decision and defies common sense“ – MCBs statement
Additional statements from Muslim community organisations:

Federation of Muslim Organisations,Leicestershire
„…[the] only thing we can do to prevent some Muslims making a complete mockery out of Islam is to disassociate ourselves from such acts done in the name of Islam“
Abdulkarim Gheewala, Chair of FMO, endorsing the call made to Sudanese President on behalf of the UK Muslims to free Ms. Gibbons.

Federation of Students Islamic Societies
„We are deeply concerned that the verdict to jail a school teacher due to whats likely to be an innocent mistake is gravely disproportionate. What we have here is a case of cultural misunderstandings, and the delicacies of the matter demonstrate that it was not in the intention of Gillian Gibbons to imply any offense against Islam or Muslims. We hope that the Sudanese authorities will take immediate action to secure a safe release for Gillian Gibbons.“
Ali Al-Hadithi, FOSIS President

Merksatz: Einige Muslime machen „einen völligen Witz aus dem Islam“ – schön, dass dies endlich auch von anderen Muslimen gesehen wird.

 

Papst lädt Muslime zum Dialog in den Vatikan

Es geht voran im Dialog der Weltreligionen. Die Regensburger Rede des Papstes hat zwar zuerst wütende Gegenreaktionen ausgelöst, erweist sich aber zusehends als Startsignal eines ernsthaften Gesprächs nach dem Ende des Scheindialogs zwischen Christen und Muslimen.

Der Papst hat gestern auf den Brief der 138 islamischen Gelehrten geantwortet. Das bedeutet, dieser Mann

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hat Post bekommen – seine Königliche Hoheit Prinz Ghazi bin Muhammad bin Talal von Jordanien, der Initiator der beiden Briefe an den Papst. (Der Prinz ist auch Leiter des in Amman arbeitenden AAl-Al-Bayt-Instituts für Islamisches Denken, auf dessen Website der Appell der 138 veröffentlicht wurde.)

Der Papst erklärt seine Bereitschaft, eine Delegation der Unterzeichner zu empfangen und bietet an, eine Arbeitsgruppe aus Gelehrten beider Religionen ins Leben zu rufen.

Das sind gute Nachrichten! Die Wiederkehr der Diplomatie in die Kulturkämpfe unserer Tage ist nicht nur auf die Politik im engeren Sinn beschränkt. Es entwickelt sich endlich eine Art Religionspolitik, die es damit aufzunehmen versucht, dass einige der heißesten weltpolitischen Konflikte heute religiös eingefärbt sind. Um das Fernziel der Entpolitisierung der Religion zu erreichen, muss sich die gemäßigte Religion erst einmal politisieren, um den Extremisten etwas entgegen zu halten.

Hier der Volltext des Päpstlichen Briefes, überliefert durch den Staatssekretär des Vatikans, Tarcisio Bertone:

Seine Königliche Hoheit
Prinz Ghazi bin Muhammad bin Talal
The Royal Palace
Amman
Jordanien

Aus dem Vatikan, am. 19. November 2007

Ihre Königliche Hoheit,

Am 13. Oktober 2007 unterzeichneten 138 muslimische religiöse Führer, darunter auch Sie, Ihre Königliche Hoheit, einen Offenen Brief an Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. und andere christliche Hirten. Sie wiederum waren so gütig, ihn Bischof Salim Sayegh vorzulegen, dem Vikar des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem in Jordanien, mit der Bitte, ihn Seiner Heiligkeit zukommen zu lassen.

Der Papst hat mich gebeten, Ihrer Königlichen Hoheit und allen, die den Brief unterschrieben haben, seinen Dank zu übermitteln…. Weiter„Papst lädt Muslime zum Dialog in den Vatikan“

 

Der Dschihad für die schwule Liebe

Der indisch-amerikanische Filmemacher Parvez Sharma hat eine erstaunliche Dokumentation geschaffen – über Menschen, die das Pech haben, zugleich homosexuell und gläubige Muslime zu sein.

Sharma – selbst ein frommer schwuler Muslim – ist durch viele Länder gereist und hat homosexuelle Muslime interviewt. Viele von ihnen kämpfen mit der Verdammung ihrer Art zu lieben durch die religiösen Autoritäten.

Manche lesen die islamischen Quellen neu und suchen nach einer Interpretation, die mit ihrem Leben vereinbar ist. Manche haben sich für ein Exil im Westen entschieden. Aber auch dort bleibt der Stachel, dass ihre Weise nzu lieben von der offiziellen Religion ihrer Väter und Mütter verdammt wird. Oftmals führt das zu dem Wunsch, die eigene sexuelle Identität ablegen zu können, sich durch Kasteiungen und Enthaltsamkeit „gesundbeten“ und normalisieren zu können.

Das ist beileibe kein rein islamisches Thema. (Man denke etwa an Tony Kushners großartiges Stück (und Filmepos) „Angels in America“, in dem solche Konflikte unter schwulen Juden und konservativen Christen im New York der Achtziger dramatisiert werden.) Aber endlich ist es zum Thema geworden.

Die sexuelle Revolution im Islam hat begonnen.

Sie wird nicht morgen oder übermorgen siegen. Auch bei uns hat sie fast siebzig Jahre gebraucht – von der Veröffentlichung der „Traumdeutung“ (1899) bis zur Aufhebung des Chatterley-Banns (1960).

Hier ein Ausschnitt. Hier ein Bericht in der Herald Tribune.