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Iraner demonstrieren in Berlin gegen Holocaustleugnung

Auch diese Stimmen gibt es:

„Der Iranische Dialogkreis Berlin ruft iranischstämmige Berlinerinnen und Berliner zu einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung anlässlich des Holocaust-Gedenktags am 27. Januar 2007, 11.30 Uhr, am Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin-Mitte auf. Die Veranstaltung findet an der Hannah-Arendt-Straße statt.

Die aggressive Leugnung des Holocaust durch die iranische Regierung bereitet vielen hier lebenden Iranerinnen und Iranern große Sorge. Wir sind nicht nur der Meinung, dass durch eine derartige Haltung die Ehre und Würde der Opfer und Überlebenden des Holocaust beschmutzt wird, sondern sehen darin auch einen langfristigen Schaden für das Ansehen von uns Iranerinnen und Iraner weltweit.

Wir wollen deshalb öffentlich deutlich machen, dass die hasserfüllte Einstellung der iranischen Regierung nicht die Meinung der Mehrheit der Iranerinnen und Iraner repräsentiert.

Wir fordern die iranische Regierung auf, schändliche Aktivitäten, wie die Abhaltung pseudowissenschaftlicher Konferenzen und Aufrufe zur Vernichtung Israels zu unterlassen und stattdessen endlich den Holocaust als singuläre historische Realität anzuerkennen und die Bemühungen für eine friedliche und gerechte Zweistaatenlösung zwischen Israelis und Palästinensern nicht zu torpedieren.

Wir freuen uns Ihnen mitzuteilen, dass die Bundestagsabgeordneten Marie-Luise Beck (Bündnis 90/Die Grünen), Gitta Connemann (CDU) und Hellmut Köngishaus (FDP) sowie Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, ihre Teilnahme an unserer Gedenkveranstaltung zugesagt haben.“

 

Richard Perle: Bush wird Iran angreifen

Der prominente Neokonservative hat am Sonntag bei der Sicherheitskonferenz im israelischen Herzliya gesagt, Präsident Bush werde den Iran angreifen, wenn es „ihm deutlich scheine“, dass das Land atomare Waffen erwerbe.

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Die israelische Zeitung Haaretz gibt Pearle so wieder:

„President George Bush will order an attack on Iran if it becomes clear to him that Iran is set to acquire nuclear weapons capabilities while he is still in office, Richard Perle told the Herzliya Conference on Sunday. Perle is close to the Bush administration, particularly to Vice President Richard Cheney.

The leading neoconservative and fellow at the American Enterprise Institute addressed the session on Iran’s nuclear program. He said that the present policy of attempting to impose sanctions on Iran will not cause it to abandon its nuclear aspirations, and unless stopped the country will become a nuclear power.“

Das klingt schon sehr wie eine Ankündigung. Spricht Pearle als Emissär des Präsidenten? Will Bush seine Amtszeit mit einem dritten Krieg beenden, statt mit einem schmählichen Rückzug?

 

Weihnachten im Iran: Christen verhaftet

In den letzten Wochen sind an mindestens drei Orten im Iran Christen verhaftet worden, „um sie daran zu hindern, christliche Weihnacht zu feiern“, wie die Organisation „Human Rights Activists in Iran“ mitteilt.

Als ihre Angehörigen vor den Gefängnissen demonstrierten, wurden sie mit „unnötiger Härte“ von den Sicherheitsorgangen zurückgewiesen. Hier die bisher bekannten Namen der Verhafteten:

1 – Mrs. Shirin Sadeg Khanjani, church member – Teheran

2 – Mr. Behrooz Sadeg Khanjani, church member – Teheran

3 – Mr. Hamid Reza Tolooinia, church member – Teheran

4 – Mr. Bahman Irani, church member Karaj (a province of Teheran)

5 – Mr. Behnam Irani, church member – Karaj

6 – Mr. Shahin Taghizadeh, father of one, curch member City of Rasht

7 – Mr. Yoosuf Noorkhani, father of two,

8 – Mr. Mathias Hagnejad, arrested and released on Tuesday

9 – Mr. Parviz Khalajzamani, father of three, church member – City of Rasht

10 – Mr. Mohammad Baliad, church member – City of Rasht

11 – Mr. Payman Salarvand & Mr. Soharab Sayadi, church member – City of Rasht

12 – Mr. Davood and Mr. Amin (both have been released).

Das Schicksal dieser Menschen steht im Zusammenhang einer neuen Repressionswelle gegen religiöse Minderheiten im Iran.

 

Europäische Wissenschaftler boykottieren Iran nach Holcaust-Konferenz

Der aussenpolitische Thinktank der iranischen Regierung – IPIS -, der in der letzten Woche die sogenannte Holocaust-Konferenz organisiert hatte, wird nun von europäischen Wissenschaftlern boykottiert.

Francois Heisbourg, Direktor des IISS (International Institute for Strategic Sudies), gab am Wochenende bekannt, dass 40 europäische und nordamerikanische Forschungsinstitute ab sofort nicht mehr mit dem ISIS zusammenarbeiten werden.

Ich halte diesen Schritt für richtig und unvermeidlich. Das Tragische daran ist, dass die Regierung Achmadinedschad genau diese Folgen provozieren will. Isolation ist gut für sie und hilft ihr, missliebige Stimmen zum Schweigen zu bringen.
Aber eine weitere Kooperation mit den Kräften, die Holocaustleugnung als wissenschaftliche Forschung ausgeben, würde einer stillschweigenden Legitimation ihrer Infamie gleichkommen.

Das wirft die grundsätzliche Frage auf, wie die Kulturpolitik des Westens gegenüber dem Iran weiter verfahren soll.

Wir wollen weder die demokratische Opposition, noch die gesprächsbereiten Teile des Establishments isolieren. Sie werden aber von einem Boykott mitbetroffen sein.

 

Achmadinedschad kommentiert in seinem Blog die Studentenproteste

Der Iran ist irgendwie doch ein wunderbares Land, selbst mit diesem grauenhaften Präsidenten.

Machmud Achmadinedschad schreibt in seinem eigenen Blog über die Studentenproteste gegen seinen Auftritt an der Amir Kabir Universität zu Beginn dieser Woche.

Welch ein Sieg der Blogger-Kultur: Der Präsident, der von den Studenten zum Rückzug gezwungen wurde, muss der peinlichen Niederlage im Internet einen Sinn geben. Denn in der Blogosphäre werden im Iran mitlerweile die Meinungen gemacht.

Nirgendwo sonst im Nahen Osten (und wo überhaupt auf der Welt?) ist dies denkbar: Der Präsident rechtfertigt sich im Internet. (Hier ein älterer Beitrag über den bloggenden Präsidenten.)
Und wie er es macht, ist auch nicht ungeschickt, wenn auch total verlogen:

Als eine „kleine Minderheit“ von Protestierenden „völlig unbehelligt“ von der „absoluten Mehrheit“ ihn als den „gewählten Präsidenten“ beschimpfen konnte, habe er eine „große Freude“ gefühlt.

Er habe sich an die Studentenunruhen früherer Zeiten erinnert gefühlt, als der Schah Protestierende erschiessen liess.

Damals war der Preis des Protest Tod und Folter, so der Präsident.

Doch heute nehme die loyale Mehrheit die Bekundungen einer radikalen Minderheit gelassen hin – „mit Würde und Wohlwollen“.

1975 habe er selber die Brutalität des Schah-Regimes erlebt, und doch habe er bei den Unruhen gegen ihn selbst „kein böses Gefühl gegen irgendjemanden in meinem Herzen“ gespürt, sondern nur Dankbarkeit für die „Befreiung“ durch die Revolution.

„Diese Freiheit ist aus dem Blut unserer Märtyrer erwachsen“, schließt der Präsident seine Einlassungen.

Nicht erwähnt ist dabei allerdings die blutige Niederschlagung der Studentenproteste von 1999, bei der mindestens fünf Beteiligte zu Tode kamen und zahlreiche in den Gefängnissen endeten.

Nicht erwähnt bleiben selbstredend auch die Morde an demokratischen Oppositionellen vor genau 8 Jahren. (Bis heute ist die bestialische Ermordung des Ehepaars Darioush udn Parwaneh Forouhar – die charismatischen Anführer der demokratischen, säkularen Kräfte – durch iranische Sicherheitskreise nicht gesühnt.)

Und nicht erwähnt bleiben die willkürlichen Verhaftungen von Intellektuellen und Gewerkschaftern in diesem Jahr.

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Die jungen Gesichter der Studenten, die bei dem Protest dabeiwaren, werden wir uns merken müssen. Nach den Worten des Präsidenten dürfte ihnen nichts geschehen. Nach den Wahlen am heutigen Freitag wird man weitersehen.

 

Holocaustleugner treffen sich in Teheran – doch iranische Studenten nennen Achmadinedschad einen „Faschisten“

Die Teheraner „Holocaust-Konferenz“ hat vor allem dies bewiesen: Wer den Massenmord an den Juden leugnet, stellt sich ins Abseits der Weltöffentlichkeit.

Dem Ruf des iranischen Präsidenten war eine bunte Schar gefolgt: Rassisten wie der ehemalige Ku Klux Klan-Chef David Duke saßen neben fanatisch-messianischen Rabbinern, die Israel ablehnen (weil erst der Messias die Juden aus der Diaspora ins Heilige Land zurückbringen darf).

Ihnen zur Seite mehrfach verurteilte Hetzer wie der rechtsradikale Franzose Robert Faurisson und radikale iranische Ayatollahs.

Weisse Rassisten, jüdische Sektierer, Revisionisten und Mullahs vereint in der Leugnung des bestdokumentierten Verbrechens der Menschheitsgeschichte: Eine Versammlung, deren Teilnehmer sich untereinander fast so sehr hassen wie alle zusammen die Juden, demontiert sich selbst. Sie muss man nicht fürchten.

Mit dem Gastgeber ist es eine andere Sache. Im Unterschied zu vielen seiner Gäste weiss er, was er tut.

Der Aufstand der Anständigen in aller Welt – unter ihnen auch Muslime und nicht wenige Iraner – ist ihm gleichgültig.

Innenpolitisch peitscht Achmadinedschad die Moderaten vor sich her, aussenpolitisch bewirbt er sich mit seinem Antisemitismus um die Rolle des Führers der frustrierten muslimischen Massen.

Doch es gibt auch gute Nachrichten aus Teheran. Am Tag der Eröffnung der Konferenz protestierten hunderte iranische Studenten gegen eine Vortrag Achmadinedschads an der Amir Kabir Universität.

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Sie riefen: „Faschistischer Präsident, für Dich ist hier kein Platz“ und „Tod der Tyrannei“. Sie verbrannten sein Bild und sie zündeten Feuerwerkskörper. Der Präsident musste sich zurückziehen.

Diesen Studenten stehen schlimme Zeiten hervor. Wir sollten Sie nicht vergessen. Sie sind unsere Hoffnung auf einen anderen Iran.

p.s. (14.12.) Hier eine Interpretation des von mir sehr geschätzten Hossein Derakshan (aka Hoder), der das Bloggen im Iran eingeführt hat:

The more surprising fact is that the conference is organised by and at the IPIS, a respected think-tank at the Foreign Ministry which was for years under Sadegh Kharrazi, the moderate young diplomat who then became the ambassador in France.

The fact that IPIS has organized the conference, to me, hints at the fact that Khamanei and Ali Larijani have approved Ahmadeinjead’s anti-Israeli comments. Or at least have not been able to resist against him and his arguments.

Whatever the reason, this conference is a sign that Ahmadinejad is consolidating his power inside the system gradually, carefully and quite intelligently. This is very alarming.

This is basically his style: Using Khomeinist ideological talking points to disarm the traditionalist conservatives and the Khomeinist reformers and consolidate policy- making power in areas he has not much control on, such as nuclear negotioations, foreign affairs, oil, intelligence, etc.

Khatami with the same tactic could’ve disarmed Khamenei as well, but he didn’t, for various reasons.

 

John Bolton

Vor zwei Jahren war ich bei einem Iran-Briefing des Aspen-Instituts in Avignon eingeladen.

Ehrengast war John Bolton, der spätere amerikanische UN-Botschafter, der nun seinen Hut genommen hat.

Wir debattierten über den Irak-Krieg, nation-building und die Möglichkeiten und Gefahren eines Eingreifens im Iran.

Fast alle Teilnehmer hielten es für unmöglich, im Iran zu intervenieren, wegen der fürchterlichen Folgen für die Zivilbevölkerung und weil niemand dieses Land beherrschen könne (wenn es schon im Irak nicht funktioniert).

Bolton sagte, er habe es schon im Irak für falsch gehalten, sich durch den Aufbau einer Demokratie binden zu lassen. Was denn sein Vorschag gewesen wäre, wurde er gefragt:

„You bomb them. You go in and topple the regime. You destroy the weapons. You get out. Ant then it’s: ‚Good luck with your country‚.“

(So viel zu der Legende, er sei ein „Neocon“ (Spiegel Online) – die wollen bekanntlich regime change und Demokratieaufbau. Bolton ist einfach ein Zyniker – im amerikanischen Interesse, wie er glaubt. Gut, dass er weg ist.)

 

Iran treibt Geschlechter-Apartheid voran

Nach einem Bericht der Website ROOZ Online wird im Iran die Segregation der Geschlechter aggressiv vorangetrieben.

Im Kabinett Achmadinedschad sind Pläne gebilligt worden, Krankenhäuser zukünftig getrennt nach Geschlechtern auszulegen, ganz wie in Saudi-Arabien.

Das Erziehungsministerium kündigte offiziell an, dass ab dem nächsten akademischen Jahr die männlichen Lehrer aus den Schülen für Mädchen entfernt werden sollen.

Im Kulturministerium wurde es Frauen verboten, nach 6 Uhr abends zu arbeiten, „um unmoralischem Verhalten vorzubeugen“.

Das Wissenschaftsministerium kündigte an, dass Universitäten in Zukunft getrennte Eingänge für Männer und Frauen ausweisen sollen.

Ausserdem werden zusätzliche Videokameras in den Uni-Gebäuden installiert, um die Interaktion zwischen Männern und Frauen zu überwachen.

Dies alles natürlich, um die „Pläne der Feinde Irans“ zu zerstreuen, die „Unmoral und Dekadenz zu sähen bemüht sind“.

 

Ramin Jahanbegloo ist nach Indien ausgereist

Ramin Jahanbegloo

Der iranische Philosoph Ramin Jahanbegloo ist vor drei Tagen mit seiner Familie in New Delhi angekommen.

Er wird dort am Center for the Study of Develloping Societies (CSDS) arbeiten.

Das Teheraner Regime hat den Philosophen nach massivem internationalem Druck – vor allem Kanadas und der EU – ausreisen lassen. Jahanbegloo war zuvor 125 Tage ohne Haftbefehl (wenn auch unter omniösen Spionagevorwürfen) in Einzelhaft gehalten worden. Vor wenigen Wochen liess man ihn überraschend und ohne Begründung frei.

Zuvor musste Jahanbegloo die Besitztitel an seinem eigenen Haus und dem seiner Mutter als Kaution hinterlegen. Damit kann das Regime auch im Exil noch Druck auf ihn ausüben. (Mehr Details zu diesem Vorgang hier und in den älteren Beiträgen auf diesem Blog in der Kategorie Iran.)

Trotzdem ist dies ein Grund zum Feiern: Manchmal hilft es eben doch, zu protestieren!

Wir werden weiter berichten.