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Alkoholverbot in Kairoer Nobelhotel

Islamonline berichtet, dass der Streit um das Kairoer Grand Hyatt eskaliert.

Dessen saudischer Besitzer hatte im Mai in einer spektakulären Aktion sämtlichen Alkohol aus den Hotelbars und -restaurants entfernen lassen. Hunderte Liter alkoholischer Getränke wurden demonstrativ in den Nil geschüttet. Das Hotel steht spektakulär auf einer aufgeschütteten Insel in dem großen Fluß.

Nun droht die ägyptische Regierung, dem Besitzer drei der fünf Sterne abzuerkennen. Das würde sich stark auf die Zimmerpreise auswirken und enorme Verluste verursachen. (Aber Herrn Ibrahmi, dem saudischen Scheich und Hotelbesitzer, scheint Geld eh nicht so wichtig zu sein. Wichtiger ist offenbar die kuturrevolutionäre Tat für den Scharia-Islam saudischer Prägung.)

Die meisten der Sommergäste in dem Hyatt sind traditioneller Weise Saudis, die Ägypten vor allem wegen seiner verhältnismässigen Leichtlebigkeit schätzen. Eine Sittenpolizei saudischen Typs gibt es hier (noch) nicht.

Die ägyptische Regierung kämpft einen Kampf gegen den saudisch-wahhabitischen Kulturimperialismus. Für sie geht es ums Überleben. Wenn die Ausbreitung der Scharia in der Hotellerie die Runde macht, ist die ökonomische Grundlage des Landes gefährdet. (Nicht dass es einem um das Folterregime leid täte. Aber vor allem würden die einfachen Leute leiden, deren Lebensunterhalt vom Tourismus abhängt. Und die Muslimbrüder bekämen Aufrieb und könnten aus Ägypten ein Groß-Gaza machen.)

In Ägypten gibt es kurioser Weise das Gebot, dass jedes Hotel über dem Zweisterne-Status Alkohol servieren muss.

Wie lange noch?Verdammte Barbaren!

Rufen wir die heilige Umm Kalthoum zu Hilfe, die große Sängerin der ägyptischen Moderne, bevor die engherzigen Ikhwan anfingen, das Großstatdtleben in Ägypten mit ihrer Prüderie zu ersticken:

 

Ein Prozess gegen „Islamophobie“

In Kanada steht eine Entscheidung an, die weitreichende Folgen für die Meinungs- und Pressefreiheit haben könnte. Das Magazin Macleans ist angeklagt, eine Reihe von Artikeln veröffentlicht zu haben, die  offensichtlich islamophobisch seien. So sieht es jedenfalls der Canadian Islamic Congress, der bei der Canadian Human Rights Comission Beschwerde eingelegt hat.

Ein Stein des Anstosses ist eine Titelgeschichte von Mark Steyn, The Future belongs to Islam. In diesem Essay erklärt Steyn, es drohe eine muslimische Dominanz in Europa, die sich über die demographische Entwicklung gewissermassen automatisch ergeben werde.

Auszug:

On the Continent and elsewhere in the West, native populations are aging and fading and being supplanted remorselessly by a young Muslim demographic. Time for the obligatory „of courses“: of course, not all Muslims are terrorists — though enough are hot for jihad to provide an impressive support network of mosques from Vienna to Stockholm to Toronto to Seattle. Of course, not all Muslims support terrorists — though enough of them share their basic objectives(the wish to live under Islamic law in Europe and North America)to function wittingly or otherwise as the „good cop“ end of an Islamic good cop/bad cop routine. But, at the very minimum, this fast-moving demographic transformation provides a huge comfort zone for the jihad to move around in. And in a more profound way it rationalizes what would otherwise be the nuttiness of the terrorists‘ demands.

In a few years, as millions of Muslim teenagers are entering their voting booths, some European countries will not be living formally under sharia, but — as much as parts of Nigeria, they will have reached an accommodation with their radicalized Islamic compatriots, who like many intolerant types are expert at exploiting the „tolerance“ of pluralist societies.

Ich halte diese Weise, von der Demographie auf die Ideologie zu schliessen, für falsch und fahrlässig. Sie hat einen nicht zu verleugnenden rassistischen Unterton, weil sie Meinungen und Überzeugungen an die Herkunft koppelt und aus der Demographie auf die Verbreitung der Scharia schliesst. Sie trifft sich übrigens auf eine fatale Weise mit der Sicht der radikalen Muftis und Ayatollahs, die auch glauben, wer als Muslim geboren wird, müsse automatisch ein trefflicher Dschihadi sein.

Trotzdem bin ich dagegen, diesen Diskurs unter der Rubrik „Islamophobie“ zu kriminalisieren. Er gehört widerlegt durch rationale Argumente, durch eine seriöse Statistik – und hoffentlich durch die faktische Entwicklung der Migranten aus islamischen Ländern und ihrer Kinder und Kindeskinder. Der Versuch des Canadian Islamic Congress, eine Zeitschrift wegen Verletzung der Menschenrechte anzuprangern und damit einem breiten Begriff von Islamophobie den Status einer Menschenrechtsverletzung zu verschaffen, ist fatal. Er leistet den Verschwörungstheorien und der Islamhysterie Vorschub, statt ihr den Boden zu entziehen.

Ein Grundsatzartikel in der New York Times beleuchtet das Problem mit der Meinungsfreiheit und erklärt die amerikanische Ausnahme des First Amendment:

Harvey Silverglate, a civil liberties lawyer in Boston, disagreed.

„When times are tough,“ he said, „there seems to be a tendency to say there is too much freedom.“

„Free speech matters because it works,“ Silverglate continued. Scrutiny and debate are more effective ways of combating hate speech than censorship, he said, and all the more so in the post-Sept. 11 era.

„The world didn’t suffer because too many people read ‚Mein Kampf,“‚ Silverglate said. „Sending Hitler on a speaking tour of the United States would have been quite a good idea.“

Silverglate seemed to be echoing the words of Justice Oliver Wendell Holmes, whose 1919 dissent in Abrams v. United States eventually formed the basis for modern First Amendment law.

„The best test of truth is the power of the thought to get itself accepted in the competition of the market,“ Holmes wrote. „I think that we should be eternally vigilant,“ he added, „against attempts to check the expression of opinions that we loathe and believe to be fraught with death.“

The First Amendment is not, of course, absolute. The Supreme Court has said that the government may ban fighting words or threats. Punishments may be enhanced for violent crimes prompted by race hate. And private institutions, including universities and employers, are not subject to the First Amendment, which restricts only government activities.

But merely saying hateful things about minority groups, even with the intent to cause their members distress and to generate contempt and loathing, is protected by the First Amendment.

Ich kann verstehen, wenn sich Muslime durch die Äusserungen von Mark Stezn verletzt fühlen. Aber es ist ein gefährlicher Weg, Gefühle unter Schutz zu stellen. Wir alle müssen in einer multikulturellen und multireligiösen Welt lernen, andere Sichtweisen auszuhalten. Konfliktfähigkeit muss trainiert werden, statt immer mehr Zäune zu errichten, die Sensibilitäten vor Verletzung schützen sollen.

p.s. Ich schreibe dies in der chinesischen Metropole Chongqing, von wo ich bald hier auch berichten werde.

 

Die Erosion der Relgionsfreiheit in Indonesien

In Indonesien, dem Land der Erde mit der größten islamischen Bevölkerung, hat der Präsident am Montag ein Dekret unterzeichnet, das die Ahmadiya-Muslime de facto ihrer Religionsfreiheit beraubt.

Sie unterliegen nicht direkt einem Verbot, müssen aber aufhören, ihren Glauben zu praktizieren, oder sie werden mit Gefängnisstrafen rechnen müssen.

Dies ist offenbar eine Reaktion auf die gewaltsamen Aussschreitungen gegen Ahmadis in Manis Lor in West Java im letzten Dezember.

Der Präsident stellt sich also nicht vor die Minderheit, sondern er zwingt sie in den Untergrund. Das ist ein Freibrief für die Fanatiker, ihnen weiter zu Leibe zu rücken. Die Ahmadis erkennen Mohammed als Propheten an, sehen ihren Gründer, Mirza Ghualm Ahmad, aber ebenso als Gottgesandten Mahdi an. In seinen späten Jahren propagierte er die Vereinigung aller Weltreligionen unter seinem Banner. Sie selbst sehen sich als Reformbewegung.

Von vielen offiziellen Islamvertretern werden sie als als außerhalb des Islam stehend gesehen. In Indonesien sind die Ahmadis unter dem Druck der Radikalen schon bis an den Rand der Selbstverleugnung gegangen, indem sie ihren Propheten zu einem „Lehrer“ heruntergestuft haben.Es hat ihnen nichts genutzt, wie die neue Verfolgungswelle zeigt.

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Mirza Gulam Ahmad, Gründer der Ahmadiya Foto: Creative Commons

Für die deutsche Debatte, speziell für Berlin, beinhaltet die indonesische Wendung eine bittere Ironie. Denn in Berlin gab es einen häßlichen Streit um ein Moscheebauprojekt der Ahmadis in Berlin-Pankow. Dort wurden sie als Inbegriff des Verdächtigen und Finsteren am Islam angegriffen – ausgerechnet jene Ahmadis, die selbst Hassobjekte der fundamentalistischen Sunniten in Pakistan und Indonesien sind. Das wirft ein Schlaglicht auch auf die Kenntnislosigkeit vieler Protagonisten der hiesigen Islamkritik und Antimoscheebau-Bewegung.

Der Vorgang in Indonesien ist bedeutsam: Er spricht Bände über die Radikalisierung des Islams in Indonesien, das sich gerne als Musterland des islamischen Pluralismus präsentiert.

Der Präsident will sich nun offenbar vor den Radikalen als Bewahrer der reinen sunnitischen Lehre profilieren. Im kommenden Jahr wird es wahrscheinlich Wahlen geben, bei denen Susilo Bambang Yudhoyono zur Wiederwahl antritt. Eine feine Art, Wahlkampf auf Kosten der Menschenrechte zu machen.

Die deutsche Regierung muss sich für die Rechte der Ahmadis in Indonesien einsetzen.

Die Ahmadis haben eine lange, friedvolle Geschichte in Deutschland. Die erste Berliner Moschee von 1925, die Wilmersdorfer Moschee, ist ihr Wahrzeichen.

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Wilmersdorfer Moschee Foto: Axel Mausruszat (CC)

 

Alice im Wunderland

Ein Kommentar aus der ZEIT Nr. 24 von morgen, Donnerstag, 5. Juni:

Wenn eine Freiheitskämpferin wie Alice Schwarzer plötzlich Verständnis für eine Militärjunta aufbringt, wird man stutzig. Die Generäle in Birma, schreibt Schwarzer in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, misstrauten »zu Recht der Großmut und dem Pflichtgefühl der internationalen Gemeinschaft«.
Denn in dem Druck auf das Regime, Helfer ins Land zu lassen, damit nicht weitere Hunderttausende an den Folgen des Zyklons sterben, sieht Schwarzer finstere Motive am Werk. Unter dem Vorwand der Hilfe gehe es um einen neuen Kolonialismus: »Versteht sich, dass das kleine Myanmar schon längst vom mächtigen Westen im Namen der Menschenrechte und Demokratie ›befreit‹ worden wäre, würde das mächtige China nicht die Faust darüber halten.« Sicher, auch China verfolge eigene Interessen, gesteht Schwarzer zu. Aber im Vergleich zum westlichen Neoimperialismus, der »einst ehrenwerte Begriffe wie Menschenrechte oder Demokratie« vorschiebt, sei Chinas brüderliche Hilfe das kleinere Übel.
Das Technische Hilfswerk und die GTZ mit ihren Wasseraufbereitungsanlagen als Vorboten eines neuen Kolonialismus? So stellt es gern die Regierungspropaganda der Generäle dar. Deutschlands bekannteste Frauen- und Menschenrechtlerin sekundiert. Wie bitte?
Sie sei viel gereist in dem Land und habe »nie Hunger oder wirkliches Elend gesehen«. Erst in den letzten Jahren, mit der Öffnung für westliche Reisende, »tauchten erste bettelnde Kinder auf: angefixt von Kugelschreiber und Kyats verteilenden Touristen«. Nicht die korrupten Generäle mit ihrem absurden Unterdrückerregime, nein, der Westen ruiniere das »versunkenschöne Land«.
Alice Schwarzers Zwischenruf erinnert an Peter Handkes Reiseberichte aus Jugoslawien – schillernd zwischen Eingeborenenkitsch (»goldhäutig und heiter«) und westlichem Selbsthass, voller Hohn auf Menschenrechte und Demokratie als Alibi der Machtpolitik.
Aus dem Text spricht eine tiefe Verzagtheit, eine Verunsicherung im Herzen des Westens. Was taugen unsere Werte, wenn unsere Politik sie oft genug selbst unterminiert? Sind sie überhaupt für alle Welt geeignet? Und wie können wir für sie eintreten, ohne sie zu beschädigen? Nach einem Jahrzehnt des Interventionismus von Bosnien über Afghanistan bis Irak wachsen die Zweifel. Und sie sind weiß Gott berechtigt.
Doch das hehre Prinzip der Nichteinmischung, zu dem sich Alice Schwarzer bekennt, ist den modernen Autokraten und Tyrannen nicht ohne Grund heilig. In Russland dient es dazu, unbehelligt von der Weltöffentlichkeit Morde an Journalisten zu vertuschen. China benutzt es zur Rechtfertigung der Abriegelung Tibets. Und in Iran findet eine beispiellose Repression der Opposition in seinem Schatten statt. Viele der Opfer des Teheraner Re­gimes sind übrigens Feministinnen. In Iran sind die Gefängnisse voll mit Frauen, denen man vorwirft, unter dem Vorwand der Menschenrechte einen samtenen Umsturz zu planen. Dass sie mit westlichen Frau­en­or­ga­ni­sa­tio­nen zusammenarbeiten, reicht schon für die Verhaftung. Ist Alice Schwarzer, die nicht müde wird, die Geschlechter-Apartheid in der islamischen Welt anzuprangern und den Westen zu mehr Druck aufzufordern, auch hier »strikt gegen jegliche westliche Intervention«? Den Feminismus lehnen die Islamisten übrigens mit den gleichen Argumenten ab, die Schwarzer im Fall Birmas geltend macht: Eine (unmoralische) westliche Lebensweise solle den Muslimen unter dem Deckmantel der Menschenrechte aufgedrückt werden.
Es ist aber gar nicht (mehr) der Westen, der die zivile Unruhe in die Autokratien trägt, wie etwa der Mönchsprotest in Birma letzten Herbst gezeigt hat. Das Regime möchte es zwar so erscheinen lassen. In Wahrheit stehen die Machthaber vor dem Problem, dass kein Mensch gern Stiefel im Gesicht hat.
Die Politik des Demokratieexports durch verdeckte Operationen und gewaltsam herbeigeführte Regimewechsel ist gescheitert. Was nun? Raushalten? Zurückziehen und schuldstolze Selbstanklage? Ist das nicht in Wahrheit nur die depressive Kehrseite des kolonialen Auftrumpfens von einst? Genauso narzisstisch-selbstbezogen wie in den Zeiten imperialer Träume. Wieder sind die anderen nur Objekte. Wenn der Westen schon nicht mehr bestimmen kann, wo es lang geht, dann will man wenigstens schuld an allem sein.
Selbsthass kann genauso blind machen wie Sendungsbewusstsein. Die wahre Frage lautet: Wie kann der Westen nach dem Ende seiner Dominanz noch für seine Werte eintreten, ohne in Überheblichkeit oder Appeasement zu verfallen – prinzipienfest, aber nicht auftrumpfend, lernbereit, doch ohne Kotau?

 

Ein Kuss als Denkmal

Noch etwas Kleines aus der ZEIT von morgen:

In Berlin, am Rand des Tiergartens, erinnert jetzt ein Denkmal an die Verfolgung der Homosexuellen im Nationalsozialismus. Es ist ein eher dezentes Monument, das sich die äußere Form einer Stele vom gegenüberliegenden Holocaust-Mahnmal borgt. Die Skulptur der beiden Künstler Elmgreen und Dragset hat jedoch ein Innenleben: Wer durch das Loch an der Stirnseite schaut, sieht zwei sich küssende Männer.
Wie das Ensemble so zurückgenommen unter Bäumen daliegt, spricht es beredt von der lange verweigerten Empathie mit den verfolgten Schwulen und Lesben. Noch im Moment der Anerkennung steht man abseits des Weges und abgesondert vom viel besuchten Hauptgedenk-Ort.
Als der Kulturstaatsminister Neumann diese Woche das Mahnmal einweihte, waren keine Überlebenden der Verfolgung dabei. Sie sind alle gestorben, bevor die überfällige Kenntnisnahme ihres Martyriums geschah. Sie kam so spät, weil mit dem NS-Staat zwar das Morden aufhörte, die Verfolgung aber weiterging. Völlig zu Recht nannte darum ein Redner die Schwulenverfolgung der Nachkriegszeit unter dem bis 1969 gültigen Paragrafen 175 einen »monströsen Schandfleck unserer Demokratie« und eine »schlimme Menschenrechtsverletzung«. Ihre Aufarbeitung steht aus, wie die bis heute grassierende Homophobie beweist. Auch dafür steht das Denkmal.
Wer den CDU-Staatsminister einfühlsam klagen hörte über das sinnlos zerstörte Lebensglück und die »zerschlagenen Lebenswelten« von Lesben und Schwulen, der konnte kaum fassen, dass die Bundesrepublik­ sich so lange schwergetan hat mit dem Homo-Mahnmal. Was wurden nicht alles für Bedenken geltend gemacht, um es zu verhindern! Vor der Zersplitterung des Gedenkens, vor einer fatalen Konkurrenz und Hierarchisierung der Opfergruppen wurde gewarnt. Nichts davon trat ein.
Die abstrakte Toleranz gegenüber Schwulen, die vielerorts heute zum guten Ton gehört, ist mit echter Empathie nicht zu verwechseln. Aber etwas ändert sich: An einem Sommerdienstag in Berlin konnte man Generäle in Uniform, Abgeordnete und ein buntes Gemisch von A- und B-Promis erleben, die sich zu dem traurigen und doch lebenslustigen Denkmal mit dem küssenden Paar im Zentrum bekannten.

 

Wie man eine iranische Prostituierte erkennt

Der ehemalige Teheraner Polizeichef Reza Zarei hat im Gefängnis einen Selbstmordversuch unternommen. (So wird es jedenfalls gemeldet.) Zarei war vor einem Monat mit 6 (!) nackten Frauen zusammen erwischt worden. Besonders pikant daran: Der Mann, der hier die Dienste von Prostituierten in Anspruch nahm, war verantwortlich für die Tugendterror-Kampagne unter dem Präsidenten Machmud Achmadinedschad im letzten Jahr, über die ich verschiedentlich berichtet habe.
Diese unglaubliche Geschichte – sie erinnert ein wenig an die republikanischen Politiker in Amerika, die als schwul geoutet wurden oder außereheliche Affären einräumen mußten – wirft eine kniffelige Frage auf, die spezifisch iranisch ist: Wie erkennt man eigentlich in einem Land mit Zwangsverschleierung eine Prostituierte?
Die Antwort liefert freundlicherweise ein Artikel in Slate: Die meisten Prostituierten finden sich in Ghom, der theologischen Hauptstadt Irans mit ihren vielen Seminaren und Moscheen. Das Publikum besteht in starkem Maß aus Pilgern und den Theologie-Studenten der dortigen Seminare. Man erkennt die Frauen daran, daß sie sich an bestimmten Orten aufhalten. Zuhälter ermöglichen es, trotz Schleiergebot einen Blick auf die Frau werfen zu können. Zwar sind die Strafen für Prostitution hoch – von Peitschenhieben bis zur Exekution. Doch es gibt auch ein theologisches Konstrukt – die Ehe auf Zeit, genannt Sigheh (kann auch für eine halbe Stunde eingegangen werden) – , das die Prostitution (schiitisch-)islamisch korrekt absegnet. Viele der jungen Frauen sind Junkies und Ausreißerinnen, die am Ende eines verzweifelten Weges in der Prostituion landen.

 

Afghanistan – Verbot für Jeans und Makeup geplant

Wer braucht noch Taliban, wenn er ein solches Parlament hat?
Kanishk Tharoor weist in Opendemocracy auf eine anstehende Entscheidung des afghanischen Parlaments hin. In Kabul wird ein Gesetzentwurf beraten – gegen Make-Up, Jeans für Männer, langes Haar und Paare, die sich in der Öffentlichkeit unterhalten. Wenn sich solche Nachrichten häufen, wird es immer schwerer werden zu begründen, warum wir mit unseren Truppen in diesem Land sind und bleiben sollen:

„The Taliban don’t need to recapture Kabul for their puritan and parochial values to recapture the public stage. Afghan lawmakers – part and parcel of the new, democratic government installed since the toppling of the Taliban in 2001 – are edging towards reintroducing strict bans on supposedly un-Islamic cultural forms. After six years of uncertainty, corruption, carnage and waning confidence, Afghanistan may be sliding right back to where it didn’t want to be.

Parliamentarians this week are considering a law „to ban makeup, men’s jeans, long hair and couples talking in public“. The measure comes fast on the heels of an earlier move to suspend the broadcast of popular Indian soap operas that have dominated Afghan airwaves and TV screens since the opening of the media in 2001. Following a consultation with the Council of Clerics – the country’s top body of ulema – Abdul Karim Khurram, the minister for information and culture, deemed the serials to be out of sync with „Afghan religion and culture“ and issued a deadline for private TV channels to cut the programmes‘ transmission. So much for the tired notion that the Muslim world lives in perpetual fear of western culture – in Afghanistan’s case, it’s Bollywood that’s the bigger bogeyman.“

Mehr hier.

 

Schock-Kampagne gegen „Waterboarding“

Amnesty International hat eine Kampagne gegen „Waterboarding“ gestartet. Sie wird mit diesem Video geführt, für das sich jemand einige Sekunden lang tatsächlich der Tortur unterzogen hat. Hier die Kampgane.

Das ist zum Glück die eine Sache, die jeder künftige amerikanische Präsident beenden wird: Die Selbstdiskreditierung der westlichen Führungsmacht im Zeichen der staatlich erlaubten Folter. John McCain, das Folteropfer, ist da so entschieden wie seine demokratischen Konkurrenten.

 

Sei nicht wie CNN – ein chinesischer Protestsong

Das Empire singt zurück: Dieser Song mit dem Titel „Don’t be too CNN“ ist ein Hit im chinesischen Netz. Er nimmt die „unfaire“ Berichterstattung des Westens über die Tibet-Krise aufs Korn. CNN steht im Zentrum der Kritik, seit sich der Kommentator Jack Cafferty zu dem Satz hinreissen ließ, die Chinesen seien „basically the same goons and thugs they’ve been for the last 50 years“. (Siehe Video unten.)
Hier ein Bericht von China Daily.
Wer den chinesischen Text nicht versteht – es wird sicher bald eine englische Übersetzung geben – gedulde sich bis zur 58. Sekunde. Da wird durch die Bildmontage deutlich, wie der Vorwurf lautet.

Und hier kommt der unvergleichliche Cafferty: