Am Mittwoch werden viele Menschen in der Türkei ihre Landesflagge schwenken und für den Volkshelden Atatürk jubeln. Unser Autor Michael Thumann sieht schon jetzt nur noch rot
Wenn ich aus dem Küchenfenster meiner Istanbuler Wohnung schauen will, dann sehe ich – rot. Wie jedes Jahr in den letzten Oktobertagen hat jemand eine riesige rote türkische Flagge vom Dach ausgerollt – geradewegs vor meinem Fenster. Die Türken feiern den Gründungstag ihrer Republik: den 29. Oktober 1923. Alle Kinder haben schulfrei, niemand muss arbeiten.
Denn die Türken sind mächtig stolz auf die Gründung ihres Staates vor 85 Jahren und auf den berühmten Mann, der sie in die Unabhängigkeit führte. Er hieß Mustafa Kemal Atatürk. Heute schaut er die Türken in Form von Büsten, Bildern und Denkmälern an. Die Kinder singen Lieder über Atatürk, sie lesen in der Schule über sein Leben und seine guten Taten. Jedes türkische Kind lernt, dass er schon als Junge gierige Krähen von den Weizenfeldern vertrieb. Atatürk ist der wichtigste Türke, obwohl er schon vor siebzig Jahren gestorben ist. Aber ohne Kemal Atatürk hätte es die Türkei vielleicht nicht gegeben. Bevor sie gegründet wurde, hieß das Land der Türken Osmanisches Reich. Dieses Reich hatte 1919 einen Krieg verloren und war von fremden Armeen besetzt worden. Englische, französische, italienische und griechische Soldaten standen auf türkischem Boden. Das Land war zerfleddert. In Istanbul, wo heute türkische Flaggen wehen, regierten Ausländer. Kemal Atatürk bereitete den Kampf gegen die fremden Armeen sorgfältig vor und vertrieb sie vom Boden der heutigen Türkei.
Danach konnte er ein neues Land aufbauen. Kemal Atatürk befahl, die Stadt Ankara als Hauptstadt zu errichten. Er segnete die rote Flagge der Türkei ab. Er ließ ein Parlament gründen, das über die Gesetze der Türkei entschied. Atatürk wollte, dass man dafür nach Westen schaute. Viele neue Regeln für das Leben der Türken übernahm das Parlament aus Europa, vor allem von Schweizern und Italienern. Weiter„Feiertag im Fahnenmeer“
Der schlaue Kater Maurice hat sich mit einer Gruppe besonderer Ratten zusammengetan. Ihre merkwürdigen Namen wie »Sardinen« oder »Gekochter Schinken« haben sie von Konservendosen. Gemeinsam mit Maurice und einem Jungen überfallen die Ratten Menschenstädte und täuschen eine Plage vor. »Maurice, der Kater« von Terry Pratchett erscheint demnächst in der neuen ZEIT Edition »Fantastische Geschichten für junge Leser«. Hier könnt Ihr schon mal hineinschnuppern
Der Junge, das Mädchen und Maurice hielten sich in einer großen Küche auf. Allerdings fehlte etwas: Lebensmittel. Das Mädchen ging zu einem Metallkasten in der Ecke und tastete nach dem Bindfaden um seinen Hals. Wie sich herausstellte, hing ein großer Schlüssel daran. »Heute kann man niemandem trauen«, sagte sie. »Und die Ratten stehlen hundertmal so viel, wie sie fressen.« – »Das glaube ich nicht«, sagte der Junge. »Höchstens zehnmal so viel.« – »Weißt du ganz plötzlich alles über Ratten?«, fragte das Mädchen und schloss den Kasten auf. »Nicht ganz plötzlich. Ich hab’s gelernt, als… Au! Das hat wirklich wehgetan!« – »Tut mir leid«, sagte Maurice. »Ich habe dich rein zufällig gekratzt.« Er versuchte, ein Gesicht zu schneiden, das so viel bedeutete wie: Sei kein Vollidiot. Als Katze fiel ihm das sehr schwer. Weiter„Rattentanz“
Ein kniffliges Rätsel: Klicke auf das Bild und drucke das Rätsel aus. Findest du die Antworten und – in den getönten Feldern – das Lösungswort der Woche?
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Lösung aus der Nr. 42:
1. Aufschlagen, 2. Buecherei, 3. Verfasser, 4. Lexikon, 5. Maerchen, 6. Samstag, 7. Kapitel, 8. Puenktchen, 9. Michel, 10. Cornelia. – LESERATTEN
Der kleine Drache erzählt eine »Geschichte von Freundschaft und chinesischen Schriftzeichen«. In dem Bilderbuch geht es um die Suche eines kleinen chinesischen Mädchens nach ihrem Drachenfreund, den ihre hartherzigen Eltern in die Verbannung geschickt haben, weil er zu viel kaputt machte. Das Außergewöhnliche an dem Buch sind die Illustrationen, die uns die chinesische Schrift erklären – zum Nachschreiben! Für »Mensch« etwa steht ein Strich mit zwei gehenden Beinen, für »Mitte« ein mittig durchgestrichenes Rechteck. Besonders schön sind die Zeichen für »über« und »unter«: gezeigt an der Heldin, die unter Wasser gehen muss, während sie über sich eine Hexe trägt, die mit ihrer Hilfe den Fluss überquert. Natürlich hilft die Hexe danach bei der Drachensuche!
Christoph Niemann Der kleine Drache
Jacoby & Stuart 2008,
13,30 €
Rinder, die heilig sind. Affen, die angebetet werden. Und eine Katze als Göttin. Das mag sich seltsam anhören – aber in vielen Kulturen werden Tiere verehrt
Autos hupen, Fahrradfahrer und Fußgänger drängeln, und mittendrin versucht ein Polizist, das Chaos zu bändigen. Vergebens! Denn mitten auf der Straße in der Altstadt von Delhi in Indien stehen zwei Kühe – und die haben hier Vorfahrt! Kühe sind nämlich in Indien heilige Tiere. Einer Kuh Gewalt anzutun oder sie zu essen ist undenkbar für einen gläubigen Hindu. So heißen die Anhänger der Religion Hinduismus. Etwa 900 Millionen Menschen gehören ihr an, viele leben in Indien. Hindus haben verschiedene Götter, und die Kuh ist in ihrem Glauben der Ursprung des Lebens. In einer alten Geschichte heißt es nämlich, dass Kühe dem Gott Krishna das Leben retteten. Seitdem werden sie verehrt. Weiter„Ach du heilige Kuh“
Warum, oh warum muss der Homsa immer seinen dummen kleinen Bruder hüten? Und warum verstehen seine Eltern so überhaupt gar nichts von Geschichten?
Von Tove Jansson
Der zweitkleinste Homsa kroch am Zaun entlang. Manchmal blieb er regungslos liegen und beobachtete den Feind zwischen den Zaunlatten hindurch. Sein kleiner Bruder kroch hinterher. Als der Homsa beim Gemüsebeet angelangt war, legte er sich auf den Bauch und schlängelte sich durch den Salat. Der Feind hatte Kundschafter ausgesandt, die waren überall. »Ich werd ganz schwarz«, sagte der kleine Bruder. »Sei still«, flüsterte der Homsa, »wenn dir dein Leben lieb ist. Was glaubst du wohl, was man in einem Mangrovensumpf wird? Blau?« – »Das hier ist Salat«, sagte der kleine Bruder.
»Wenn du so weitermachst, wirst du bestimmt bald erwachsen«, sagte der Homsa. »Dann wirst du genau wie Mama und Papa, und das geschieht dir gerade recht. Dann siehst und hörst du ganz normal, und damit meine ich, dass du weder siehst noch hörst, und dann ist es aus mit dir.« – »Oho«, sagte der kleine Bruder und fing an, Erde zu essen. »Die ist vergiftet«, bemerkte der Homsa. »Und jetzt haben sie uns erblickt, das haben wir dir zu verdanken.« Weiter„Ein schrecklicher Tag“
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Lösung aus der Nr. 41:
1. Laugenstange, 2. Safran, 3. Backblech, 4. Schwarzbrot, 5. aufbacken, 6. Strudel, 7. Sesam, 8. Marzipan, 9. Wecken, 10. Mehlsack. – SALZBREZEL
1894 schrieb Rudyard Kipling die Dschungelbücher. Sie erzählen nicht nur von Mogli, der bei den Wölfen aufwächst und gegen den grausamen Tiger Shir-Khan kämpfen muss, sondern auch von Rikki-Tikki-Tavi, dem tapferen Mungo, der eine ganze Menschenfamilie vor den Kobras in ihrem Garten rettet. Und von Tumai, dem kleinen Jungen, der zum Liebling der großen Urwaldelefanten wird. Wer sich in die Ferne entführen lassen will; wer mit den wilden Affen von Ast zu Ast schwingen möchte; wer bereit ist, ein fremdes Land aus der Sicht eines Autors kennenzulernen, dessen Worte die Blätter rascheln und die heiße Luft flimmern lassen, der sollte sich mit Rudyard Kipling auf die Reise nach Indien machen. Martin Baltscheit liest die Geschichten, wie sie gelesen werden müssen.
Rudyard Kipling Die Dschungelbücher
8 CDs, Hörcompany 2008
29,90 Euro
Unsere Vorlesegeschichten von Rudyard Kipling könnt ihr hier herunterladen oder anhören
Pfadfinder haben ziemlich viel Spaß. Sie erleben Abenteuer beim Zelten, beim Kochen über dem offenen Feuer und beim Toben durch den Wald. Lovis, 11, macht seit zwei Jahren mit
Lovis ist am liebsten nachts im Wald. Nicht alleine, sondern zusammen mit den anderen Windjägern. So nennt sich seine Pfadfindergruppe. »Manchmal ist das schon unheimlich«, sagt der Elfjährige. Aber für Angst oder Heimweh bleibt kaum Zeit. Dazu sind Pfadfinder meist zu beschäftigt: Die Kinder und Jugendlichen reisen gemeinsam durch ganz Europa. Auf Fahrt gehen sagen sie dazu. Unterwegs wird Lovis’ Stamm Geisterburg aus Bargteheide in Schleswig-Holstein zur Ersatzfamilie. Die Älteren passen auf die Wölflinge auf – so heißen die Sechs- bis Elfjährigen. Pfadfinder sind die Jugendlichen bis 15 Jahre. Noch ältere Jungen tragen den Titel Rover, die Mädchen heißen Ranger. Pfadfinder wie Lovis gibt es fast überall auf der Welt, nur in Diktaturen wie Birma und Nordkorea sind sie verboten. Mehr als 260.000 Mitglieder zählen allein die rund 140 Pfadfinderbünde in Deutschland. Lovis gehört dem Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder an, dem größten Verband hierzulande. Er wird nicht, wie andere Pfadfinderbünde, einer der großen Kirchen zugeordnet. Eines von Lovis’ spannendsten Erlebnissen war der Übergang vom Wölfling zum Pfadfinder. Lovis folgte einer Kerzenspur durch den Wald. Bei jedem Licht lag ein Zettel mit einem Spruch. »Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren«, stand da zum Beispiel. Am Ende wartete der Stamm im Zeltlager mit Fackeln in den Händen und feierte die neuen Pfadfinder. Weiter„Der Windjäger“
Der Mumintroll hat einen kleinen, wundervollen Drachen gefunden. Aber das undankbare Tierchen liebt nicht ihn, sondern den Mumrik
Von Tove Jansson
Der Mumrik saß vor seinem Zelt und bemalte einen Schwimmer aus Kork. Mumin sah ihn an und freute sich sofort wieder über seinen Drachen. »Ächz«, sagte er. »So eine Familie ist manchmal ganz schön lästig.« Der Mumrik grunzte zustimmend, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen. Eine Weile saßen sie schweigend in freundschaftlichem Einvernehmen nebeneinander. »Apropos gar nichts«, sagte Mumin plötzlich, »bist du auf deinen Reisen mal auf einen Drachen gestoßen?« – »Du meinst also weder Salamander noch Eidechsen oder Krokodile«, sagte der Mumrik nach langem Schweigen. »Du meinst natürlich einen Drachen. Nein. Die gibt’s nicht mehr.« – »Vielleicht«, sagte Mumin langsam, »vielleicht ist noch einer übrig, einer, den jemand in einem Marmeladenglas gefangen hat.« Der Mumrik hob den Kopf, musterte Mumin scharf und sah, dass der vor Begeisterung und Spannung fast platzte. Daher bemerkte er nur ablehnend: »Das glaub ich nicht.« Weiter„Von Trollen und Drachen“