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Was soll ich lesen? Mit Piraten auf großer Fahrt

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Zu alt für Bilderbücher? Aber dieses ist gut. Mit Piraten auf großer Fahrt erzählt knapp und spannend die Geschichte der Seeräuber in aller Welt – ob sie nun Freibeuter, Korsaren, Bukanier oder Filibuster genannt werden. Du findest die
Porträts berühmter Piraten (nicht alle eignen sich als berufliches Vorbild), Hinweise auf Piratenfilme und -bücher, lustige Spiel- und Bastelideen, Knotentricks und Rezepte für (fast) echte Seeräubermahlzeiten – zum Beispiel für Piratenschiffbrötchen und Seeräuberbier. Weiter„Was soll ich lesen? Mit Piraten auf großer Fahrt“

 

Sommerrätsel statt Aha der Woche – Teil 3

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Für dieses Sommerrätsel arbeitet die KinderZEIT mit dem Wirtschaftsteil dieser Zeitung zusammen. Wenn Du mitmachen möchtest, musst Du Dir ein gedrucktes Exemplar der Zeitung besorgen.

Und das ist Deine erste Aufgabe: Finde den Wirtschaftsteil! Das ist einfach: Es steht nämlich »Wirtschaft« oben auf jeder
Seite. Gefunden? Dann such weiter, diesmal nach dem Schlaumeier mit der Zickzackkurve hinter sich. Weiter„Sommerrätsel statt Aha der Woche – Teil 3“

 

Von Kindern für Kinder: Erich Käster weitergedacht

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Immer wieder erreichen uns Kurzgeschichten, Gedichte und Comics, die sich unsere Leser für Euch ausgedacht und aufgeschrieben haben. In loser Reihenfolge veröffentlichen wir hier ausgewählte Texte. Viel Spaß beim Lesen und – wenn Ihr mögt – beim Schreiben eigener Geschichten.

Diese Woche veröffentlichen wir das Gedicht des elfjährigen David, der an einem Gedichtwettbewerb teilgenommen hat und sich zu zwei vorgegebenen Textzeilen von Erich Kästner (das ist der Autor von „Das doppelte Lottchen“, „Emil und die Detektive“ und „Das fliegende Klassenzimmer“) Folgendes ausgedacht hat:

Die Badewanne ist schuld

Frühmorgens begann es.
Ich saß in der Wanne,
und wünschte mir, nie mehr aufzustehen…

…als ich da so herrlich ruhte,
sagt‘ ich mir: „Ach, komm schon, noch eine Minute!“
Doch aus einer wurden plötzlich zehn,
weil ich zu faul war, um aufzustehn.
Doch bis ich das merkte,
war es längst schon zu spät.
In der Zeit, wo ich meine Hose suchte,
hätte ich schon fünf neue genäht.

Ich raste und suchte durch das ganze Haus,
die Tür hinein, die Tür hinaus.
Doch nirgends konnte ich meine Hose erspähn,
die war wohl weg! Nichts dran zu drehn!
Da musste ich wohl eine andere nehmen.

Doch, wo war die?
Im Hotel in Bremen?
Vielleicht sogar in meinem Haus?
Vielleicht auch bei dem Nikolaus?
Ich musst‘ mir wohl eine neue kaufen!
Aber,
wer traut sich schon
ohne Hose durch die Stadt zu laufen?

Der Abendhahn fing schon an zu krähen,
ich musste wohl eine neue nähen.
Früh am Morgen war sie dann fertig,
jetzt konnt‘ ich auf die Arbeit gehen,
doch konnt‘ ich vor Müdigkeit kaum noch stehen.
„Ich leg‘ mich noch eine Minute ins Bett“,
doch als ich da so herrlich ruhte…

Frühmorgens begann es.
Ich saß in der Wanne,
und wünschte mir, nie mehr aufzustehen…

 

Es ist heiß…

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…uns rinnt der Schweiß. Bei diesen Rekordtemperaturen machen viele schlapp: Der Asphalt auf manchen Autobahnen schmilzt, die Schokolade zerläuft in den Supermarktregalen, Hunde buddeln sich hechelnd ein kühlendes Erdloch im Garten. Bei Temperaturen über 30 Grad läuft unsere köpereigene Klimaanlage auf Hochtouren: Wir schwitzen, der Schweiß kühlt unsere Haut. Doch was der Körper an Flüssigkeit ausschwitzt, müssen wir ihm auch wieder zuführen. Weiter„Es ist heiß…“

 

Kleines und großes Finale

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Fast einen Monat habt Ihr nun gespannt die Fußball-Weltmeisterschaft verfolgt, mitgefiebert und zuletzt, bei der 0:1 Niederlage der deutschen Mannschaft gegen den amtierenden Europameister Spanien, mitgelitten.

Der Traum vom Einzug der deutschen Mannschaft ins Finale ist geplatzt, die klar bessere Mannschaft hat gewonnen. Nun muss die Mannschaft morgen Abend gegen Uruguay um Platz drei spielen. Dieses Fußballspiel wird lange nicht so wichtig genommen wie das echte Finale um Platz eins zwischen Spanien und den Niederlanden. Weiter„Kleines und großes Finale“

 

Ums Eckchen gedacht

KinderZEIT
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Ein kniffliges Rätsel: Klicke auf den Link am Ende dieses Artikels und drucke das Rätsel aus.

Findest Du die Antworten und – in den getönten Feldern – das Lösungswort der Woche?
Schicke es bis Dienstag, den 20. Juli, auf einer Postkarte an die ZEIT, KinderZEIT, 20079 Hamburg, und mit etwas Losglück kannst Du mit der richtigen Lösung einen Preis gewinnen, ein tolles Bücher-Überraschungspaket .

Lösung aus der Nr. 26:

1. abschleppen, 2. Warndreieck, 3. Auspuff, 4. Overall, 5. Werkstatt, 6. anziehen, 7. Kratzer, 8. K/kuehler, 9. Flicken, 10. Ausbeulen/aus Beulen. – ERSATZTEIL

Hier kannst Du das Eckchen herunterladen

Rätsel: Eckstein

 

Die Vogelretterin

Die elfjährige Olivia Bouler war entsetzt über die Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko. Sie fand einen ungewöhnlichen Weg, um ölverseuchten Tieren zu helfen

Von Magdalena Hamm

Seit mehr als zwei Monaten sprudeln nun schon Millionen Liter Erdöl aus einem Loch im Meeresboden vor der Küste der USA. Am 20. April gab es dort eine Explosion auf einer Ölplattform, die weit draußen im Golf von Mexiko auf Stelzen stand und von der aus in über tausend Meter Tiefe nach Erdöl gebohrt wurde. Solche Bohrungen sind sehr gefährlich und aufwendig, sie werden aber trotzdem gemacht, weil Öl sehr wertvoll ist. Man nennt es auch das schwarze Gold, viele Dinge, die wir täglich brauchen, werden daraus gemacht: Plastik für Spielzeug, Flaschen oder Tüten, Dünger für Getreidefelder und Benzin für Autos. Zwei Tage lang hat es auf der Plattform gebrannt, dann ist sie im Meer versunken, elf Menschen sind dabei gestorben. Zuerst hat die Firma BP, der die Plattform gehörte, gesagt, es würde nur ganz wenig Öl ausströmen – und dass keine Gefahr für die Umwelt bestehe. Aber schon bald konnte man im Fernsehen riesige Ölteppiche sehen: Öl ist leichter als Wasser und treibt deshalb an die Oberfläche. Mittlerweile ist es an den Küsten von mehreren amerikanischen Bundesstaaten angekommen, als klebrige braune Masse. Die Fischer dürfen keine Fische mehr fangen, weil diese vergiftet sein könnten und dann nicht mehr essbar wären. Auch viele andere Tiere sind bedroht, darunter Schildkröten, Delfine, Wale.

Das Erste, woran die elfjährige Olivia Bouler dachte, als sie die schrecklichen Bilder von der Ölpest im Fernsehen sah, waren die Vögel, die dort an der Küste leben: »Es ist Brutzeit, sie werden alle sterben!« Olivia lebt mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Jackson in Islip, einer Stadt im amerikanischen Bundesstaat New York, Hunderte Kilometer vom Ort der Katastrophe entfernt. Doch Olivia hat mit ihrer Familie oft Urlaub an der Südküste gemacht, stundenlang hat sie dort die Vögel beobachtet: Braunpelikane, Rötelreiher und Königsseeschwalben. All diese schönen Tiere sollten nun in der schmierigen Ölpampe verenden? Olivia setzte sich in ihrem Kinderzimmer an den Schreibtisch und schrieb einen Brief an eine große amerikanische Vogelschutzorganisation. »Liebe Audubon Society, meine Mama hat schon Geld gespendet, aber ich will auch etwas tun«, erklärte sie darin. »Ich bin eine ganz gute Zeichnerin, ich könnte doch Vogelbilder malen und für euch verkaufen.« Unter den Brief setzte sie noch die Zeichnung eines Roten Kardinals, eines hübschen Vogels, dessen Lebensraum vom Öl bedroht wird. Bald darauf bekam Olivias Familie Besuch von den Vogelschützern, sie waren sehr beeindruckt von Olivias Bildern. Also schickte das Mädchen von da an jedem, der Geld für den Vogelschutz spendete, zum Dank ein farbenfrohes Gemälde. Zuerst waren es nur ein paar, dann aber wurden Olivia und ihre Bilder in den Nachrichten gezeigt, große Zeitungen berichteten über sie, Olivia war sogar schon mehrmals im Fernsehen. Immer mehr Menschen hörten von der Geschichte des kleinen blonden Mädchens, das sich für die Vögel einsetzt. Und immer mehr Menschen wollten ihre Bilder haben und spendeten Geld. So sind schon mehr als 100000 Euro zusammengekommen, eine große Summe, die sich Olivia kaum vorstellen kann: »Ich bin ganz verblüfft darüber, wie viel Geld die Menschen gespendet haben, und hoffe, dass wir damit ganz viele Vögel retten können!«

Doch den Vögeln zu helfen ist gar nicht so einfach, man muss sie erst einmal finden. Viele Meeresvögel ernähren sich von Fisch, sie fliegen weit hinaus aufs Meer, um zu jagen. Geraten sie dabei in den Ölteppich, kommen sie nicht mehr los. Wenn nicht rechtzeitig ein Boot vorbeikommt, verhungern oder ertrinken sie. An Land angeschwemmtes Öl verklebt den brütenden Vögeln das wärmende Gefieder, sie können sich dann nicht mehr bewegen und erfrieren schnell. Die Vögel, die von den Tierschützern lebend eingesammelt werden, kommen in eine Rettungsstation. Die ölverschmierten Tiere zu reinigen ist sehr mühselig. Um einen Braunpelikan zu waschen, müssen drei oder vier Menschen anpacken. Der Pelikan schlägt nämlich wild um sich und versucht zu beißen, er weiß ja nicht, dass man ihm nur helfen will. Mit Zahnbürsten und Spülmittel muss er mindestens eine Stunde lang geschrubbt werden, das ist sehr stressig für ein wildes Tier. Und wenn ein Vogel sauber ist, heißt das noch lange nicht , dass er auch überlebt. Wenn er zuvor große Mengen Öl verschluckt hat, kann er sich auch vergiftet haben. Schließlich besteht die Gefahr, dass die freigelassenen Vögel nach kurzer Zeit wieder mit Öl in Berührung kommen. Auch Olivia weiß über all diese Schwierigkeiten Bescheid. Aber sie gibt nicht auf, 500 Bilder hat sie schon gemalt. Als Vorbild dienen ihr die Zeichnungen, die der Vogelkundler James Audubon vor über 150 Jahren in dem Buch Die Vögel Amerikas zusammengetragen hat. »Ich war schon immer von Vögeln fasziniert, und James Audubon ist ein Held für mich«, erzählt sie. Wenn Olivia mit der Schule fertig ist, möchte sie selbst Ornithologin, also Vogelkundlerin werden.

Wie lange das Öl noch sprudeln wird, kann niemand sagen. Die Ölfirma BP hat versucht, es mit einer riesigen Glocke aufzufangen oder das Loch im Meeresboden mit Zement zu stopfen. Bisher hat nichts geklappt. Und selbst wenn es in einigen Monaten gelingen sollte, das Öl zu stoppen, bleibt die Ölförderung eine große Gefahr für die Umwelt: Überall auf der Welt stehen Plattformen, von denen aus in der Tiefsee nach dem schwarzen Gold gebohrt wird.

Die Zeichnungen der Vögel stammen von Olivia Bouler

 

Bücher für die Ferien

Zu erholsamen, guten Ferien gehört mindestens ein Buch, das Euch begeistert. Wir stellen Euch einige Bücher für die Sommerferien vor, die uns ganz besonders  gut gefallen haben.

AB 7 JAHREN

Nie mehr Maxi

Mal nicht das Übliche: Zwei Schwestern, die sich gut vertragen

Flos kleine Schwester ist ganz schön stur. Maxi heißt sie eigentlich, doch eines Morgens beschließt sie, von nun an den Namen Kiki zu tragen. Flo, ihre ältere Schwester, und die Eltern halten das zunächst für ein Spiel. Als Kiki aber alle Gegenstände, auf denen der falsche Name »Maxi« steht (ein Schlüsselanhänger, Socken und sogar ein Teddy mit Maxi-Shirt), in den Müll wirft, wird allen klar, dass sie von nun an mit einer Kiki zusammenleben. So beginnt Meine kleine Schwester Kiki und ich von Jenny Valentine (die im Mai den LUCHS für ihr Jugendbuch Kaputte Suppe bekam), und an die Geschichte um den neuen Namen schließen sich sieben weitere Episoden an.

Erzählt werden alle Ereignisse aus der Perspektive der älteren Schwester Flo, die manchmal amüsiert, manchmal verwundert, doch immer sehr liebevoll und geduldig auf die kleine Kiki schaut – und ihr alles gönnt. Zum Beispiel, dass sie die beste Ich-packe-meinen-Koffer-Spielerin in der Familie ist. Ein zweiter Band ist übrigens schon fertig und erscheint im November. Darin plagt sich Kiki mit der Frage herum, warum eine Hälfte von ihr schon so prima schwimmen kann, die andere Hälfte aber noch nicht.

Katrin Hörnlein

Jenny Valentine:
Meine kleine Schwester Kiki und ich
Deutsch von Anu Stohner
dtv 2010, 9,95 Euro

AB 10 JAHREN

Phobinasium

Kann man seine Angst verlernen? Auf »Summerstone« sicher nicht

Madeleine hat so große Angst vor Insekten, dass sie stets mit Hut und Schleier umherläuft. Lulu hält sich gern im Freien auf, denn sie fürchtet sich vor kleinen, dunklen Räumen. Theo ist das jüngste von sieben Geschwistern, und seitdem seine Großmutter starb, lebt der Zwölfjährige in der ständigen Furcht, er selbst oder ein anderes Familienmitglied schwebe in Lebensgefahr. Garrison schließlich fürchtet sich vor Wasser.

Mit ihren ausgeprägten Ängsten rauben die vier Kinder ihren Familien den letzten Nerv. Und so sind diese begeistert, als sie von einer geheimnisvollen Heilanstalt erfahren: »Phobinasium« heißt die Schule, in der man seine Ängste verlieren soll. Dort treffen Madeleine, Theo, Lulu und Garrison in den Sommerferien aufeinander. Geleitet wird die Bildungsanstalt von Ms. Wellington, einer ehemaligen, inzwischen aber uralten Schönheitskönigin. Statt den Kindern zu helfen, ihre Ängste in den Griff zu bekommen, ist Ms. Wellington bemüht, ihren »Teilnehmern« Unterricht in »Wie benimmt sich eine gute Schönheitskönigin« zu erteilen. Für Madeleine, Lulu, Theo und Garrsion steht bald fest: Die Frau ist verrückt und sie müssen weg hier, schnell!

Katrin Hörnlein

Gitty Daneshvari
Das Rätsel von Summerstone
Deutsch von Christa Broermann
cbj Verlag 2010; 14,95 €;

Karfunkel

Wie man die Geschichte »Junge rettet Edelstein« fünfmal erzählt

Mit Fortsetzungen ist es oft wie mit Teebeuteln – beim dritten Aufguss kommt nur noch fade Brühe heraus. Wieland Freunds Reihe Der schwarze Karfunkel ist anders. Die einzelnen Bände gewinnen durch ein raffiniert gesponnenes Beziehungsnetz zu den Vorgängern und Nachfolgern. Zwar erzählt Freund in allen fünf Bänden die gleiche Geschichte: Junge rettet Edelstein. Aber die Karfunkel- Bände sind ein Ritt quer durch die Buchgattungen: Nummer eins war eine Mantel-und-Degen-Geschichte. Gerade ist der Schauerroman Der Geist von Zweiseelen erschienen. Es folgen: Western, Detektivroman und Science-Fiction.

1793: Der zwölfjährige Waisenjunge Anders lebt auf dem Gut des Grafen von Zweiseelen. Der bringt einen Edelstein mit, kalt und schwärzer als die Nacht. Kurz darauf träumt Anders von Dämonen, die Magd Ilse sieht ein Gespenst, der Knecht Lorenz beschwört den Höllenfürsten Ariel und wird vor Schreck stumm. Wer darauf achtet, findet in Der Geist von Zweiseelen eine Menge literarischer Anspielungen. Was für ein Stein ist das, der die Leute so verrückt macht? Die Antwort wird erst im fünften Band enthüllt, der im 21. Jahrhundert spielt.

Silke Schnettler

Wieland Freund:
Der schwarze Karfunkel:
Der Geist von Zweiseelen
Beltz & Gelberg 2010; 12,95 Euro

AB 12 JAHREN

Friseur?!

Ein Beruf, der Eltern aufregt, wird so schlecht nicht sein

Der 14-jährige Louis, Sohn eines Starchirurgen, macht ein Praktikum im Friseursalon. Dort regiert die stark geschminkte, dicke Chefin, assistiert von dem schwulen Friseur und der faulen Auszubildenden. Die verpasst dem Praktikanten an der Garderobe den ersten Kuss.

Louis hat keine Ahnung, was er will. Aber was seinen Vater aufregt, kann so schlecht nicht sein. So stolpert der wortkarge Junge in den Salon Marilou in Orléans. Er fühlt er sich wohl in dieser kleinen Welt, in der unverblümt geredet, viel gelacht und manchmal geweint wird. Louis trifft dort auf Menschen, die Antwort auf seine Sehnsüchte sind – und er auf ihre. Madame Marilou ist im Gegensatz zu Louis’ schwacher Mutter ein energisches Muttertier, während er sie an ihren toten Sohn Etienne erinnert. Als Louis’ Vater mitbekommt, dass sein Sohn abends die Puppen seiner Schwester frisiert und die Schule schwänzt, um im Salon zu helfen, kocht er über: Er schlägt Louis krankenhausreif. Dennoch hat die Geschichte ein Happy End. Man könnte es Marie-Aude Murail vorwerfen. Doch dann würde man das tun, was Louis’ Vater macht: Von außen mit starren Ansprüchen kommen, statt von innen zu gucken, was passt.

Silke Schnettler

Marie-Aude Murail:
Über kurz oder lang
Deutsch von Tobias Scheffel;
Fischer Schatzinsel 2010; 12,95 €;

Auf Bücherschwingen

Problemgeschichten für Jungen gibt es fast zu viele. »Ich bin Bird« von Sofie Laguna verzichtet auf die üblichen Verdächtigen

Gibt es nicht genug Bücher, die sich mit den Problemen von Jungen zwischen zwölf und sechzehn Jahren beschäftigen? Betrachtet man die Neuerscheinungen der vergangenen Jahre, dann kann man diesen Eindruck gewinnen: Es scheint als wollten Autoren und Verleger den Sorgen, die sich viele Erwachsene um Jungen machen – sie lesen zu wenig, sie haben zu schlechte Schulnoten, sie wissen nicht, was man heute von Männern erwartet –, gleich mit einer ganzen Flut von Romanen begegnen. Und zwar mit solchen, die den Jungen noch einmal erzählen, wie schwer sie es haben. Ich bin Bird ist anders, obwohl diese stille Geschichte von Sofie Laguna auf den ersten Blick auch von einem Problemjungen handelt: von James, zwölf Jahre alt, der bei seinem Vater lebt, weil seine Mutter abgehauen ist. Alleinerziehend zu sein, sagt James über seinen Vater, ist ein Stressfaktor: »Ein hoher Stresspegel hindert einen daran, zu lächeln oder bei Liedern aus dem Radio mitzusingen oder einfach angeln zu gehen, ohne es im voraus zu planen.«

James ist ein Junge, der sich dauernd die negativen Urteile seines Umfelds anhören muss: Die Mutter seines einzigen Freundes findet, dass er einen schlechten Einfluss auf ihren Sohn hat. Die Mathematiklehrerin fragt fast automatisch: »James, du schon wieder?«, wenn im Unterricht Unruhe entsteht. Sein Vater, eigentlich ein ganz freundlicher Exmotorradrocker, sagt im Ärger gedankenlos: »Kein Wunder, dass sie in der Schule alle durchdrehen deinetwegen. Mich machst du auch wahnsinnig.« Wie geht man um mit so viel Ablehnung? Man flieht. James flieht in die Welt der Vögel, wird zu »Bird«, verwandelt sich in seiner Fantasie in Elster, Feldlerche, Sturmtaucher. Den Weg in den Himmel, weg vom Elend am Boden, hat ihm ein Vogelbestimmungsbuch geöffnet, ein dicker Wälzer mit vielen Zeichnungen. Als die Dinge schlimm werden, weil James’ einziger Freund ans andere Ende Australiens ziehen soll, versucht »Bird«, sich zum Autor des Buches durchzuschlagen. Er ist sicher, dass wenigstens dieser Mensch ihn verstehen müsste. Es kommt natürlich anders, und es zeigt sich, dass sowohl James’ Vater als auch seine Lehrer schließlich doch viel Liebe für den schwierigen, einsamen James aufbringen. Aber den Weg aus seinem Kummer hat ihm ein Buch gewiesen – kein Jungenproblembuch, sondern ein ganz ernsthaftes Erwachsenenbuch, das sich ohne Kompromisse mit einer Sache befasst. Darüber sollten Bücher kaufende Eltern, Autoren und Verleger mal nachdenken.

Susanne Gaschke

Sofie Laguna
Ich bin Bird
Deutsch von Ingo Herzke;
Carlsen 2009; 12,90 Euro

Diebe!

Auch wer im Slum aufwächst, darf Träume haben

Die Waisenkinder Baz und Demi leben im Slum einer südamerikanischen Großstadt. Die einzige Erwachsene, der sie vertrauen, ist Fay, eine Kleinkriminelle, die Baz, Demi und andere Kinder jeden Tag zum Klauen schickt. Wenn nicht gerade die Polizei mit ihren »Greifern« hinter ihnen her ist, gibt es da noch den Mafia-König des Slums, Senior Moro. Dem verkauft Fay Kinder, die nicht genug stehlen. Sie müssen für ihn auf dem berüchtigten »Berg« schuften, einer stinkenden Müllhalde. Aber Baz und Demi sind die geschicktesten Taschendiebe und bringen Höchstleistungen – gerade damit handeln sie sich allerdings Ärger ein. Eines Tages erbeuten sie einen Ring aus der Tasche einer feinen Dame. Wenn sie gewusst hätten, wen sie da bestehlen, hätten sie es wohl lieber gelassen…

Will Gatti erzählt spannend und beschönigt nichts. Kleiner Kritikpunkt: Befinden wir uns in Rio de Janeiro, Buenos Aires oder Mexiko-City? Das Buch hätte gewonnen, wenn Gatti den Ort seiner Erzählung konkret benannt hätte. So entsteht ein bisschen der Eindruck der Beliebigkeit: Egal wo, die Verhältnisse sind in allen südamerikanischen Großstädten »gleich schlimm«.

Özlem Topcu

Will Gatti
Diebe
Deutsch von Karsten Singelmann
Beltz&Gelberg 2010, 16,95 Euro

AB 14 JAHREN


Dunkle Macht

Kann ein Computerspiel denken? Es sieht leider fast so aus …

Was hat es mit den Päckchen auf sich, die in der Schule auftauchen? CDs sollen es sein, aber was ist darauf? Raubkopien von Musik? Verbotene Filme? Nick wüsste gern, was vorgeht. Doch bisher hat er noch keine CD ergattert. Und alle, die er fragt, lassen ihn mit fadenscheinigen Ausreden stehen. Die Eingeweihten aber verändern sich: Sein Freund Colin geht kaum noch ans Telefon. Die Klassenlooser trumpfen plötzlich auf, und immer mehr Schüler sitzen todmüde im Unterricht. Schuld ist ein Computerspiel, findet Nick heraus, als ein Mitschüler auch ihm – endlich! – eine der CDs anvertraut. Aber: Niemandem soll er von »Erebos« erzählen, und er darf es immer nur allein spielen, am eigenen Computer. Schon bald kann auch er dem Sog des Spiels nicht mehr standhalten. In einer Welt, die von Katzenfrauen, Vampiren, Trollen und anderen Fantasy-Wesen bevölkert ist, verschmelzen die Spieler mit ihren Charakteren. Nick hängt Nächte hindurch vor dem Computer, schwänzt die Schule: Denn Erebos bestimmt, wann gespielt wird. Und es mischt sich in die wirkliche Welt außerhalb des Computers ein. Das Spiel erteilt Aufgaben, scheint zu wissen, was die Mitspieler denken. Schleichend entfaltet es eine brutale Macht.

Katrin Hörnlein

Ursula Porznanski: Erebos
Loewe Verlag, 2010,
485 Seiten, 14,90 €; ab 14 Jahren

 

Was soll ich spielen? Dixit!

Eine alte Frau steht im oberen Glaskolben einer Sanduhr, unten sitzt ein Mädchen, auf das der Sand rieselt. Dixit enthält 84 solcher Bildkarten, auf denen Traumszenen dargestellt sind. Ich finde eine Überschrift zu diesem Bild, sage »Vergänglichkeit« und lege die Karte verdeckt auf den Tisch. Meine Mitspieler wählen aus ihren Karten eine Zeichnung, zu der derselbe Begriff passt. Mein Bild wird mit denen der anderen vermischt und alle werden aufgedeckt. Nun müssen die Mitspieler erraten, welches meine Karte ist. Ich hoffe, mein Hinweis war so gut, dass viele auf die Sanduhr zeigen. Aber: Es dürfen keinesfalls alle auf meine Karte tippen. Denn dann war das Hinweiswort zu eindeutig, und ich bekomme keine Punkte. Dixit ist Spiel des Jahres 2010.

Jean-Louis Roubira: Dixit
Libellud 2009, Vertrieb: Asmodee; ca. 29 Euro
3 bis 6 Spieler ab 8 Jahren

 

Sommerrätsel – Teil 2

© Getty Images

Für dieses Sommerrätsel arbeitet die KinderZEIT mit dem Wirtschaftsteil dieser Zeitung zusammen. Wenn Ihr daran teilnehmen wollt, müsst Ihr Euch die gedruckte Ausgabe der ZEIT besorgen.

Und das ist Deine erste Aufgabe: Finde den Wirtschaftsteil! Das ist leicht: Es steht »Wirtschaft« über jeder Seite.

Gefunden? Dann such weiter, diesmal nach dem Schlaumeier mit der Zickzackkurve hinter sich. Hast Du den Schlaumeier im Wirtschaftsteil entdeckt? Dann wirst Du sehen, dass unsere Kollegen, die Wirtschaftsredakteure, dort die zweite von zehn wichtigen Fragen beantwortet haben. Sie lautet: Machen Aktien mich reich? Du erfährst, was an der Börse passiert – und dass die ersten Aktionäre eigentlich Schiffsausrüster waren.

Vor allem aber kannst Du schnell das Lösungswort der Woche herausfinden: Es ist das auffälligste Wort im ganzen Text. Schreib es auf eine Postkarte und schick diese bis zum 20. Juli an DIE ZEIT, KinderZEIT/Sommerrätsel, 20079 Hamburg. Unter den Einsendungen dieser Woche verlosen wir eine witzige Geldbörse. Und unter allen Einsendungen des Rätselsommers einen Überraschungs-Geldkoffer.