Am Dienstag setzte der Nebenklageanwalt Eberhard Reinecke sein Plädoyer fort – und stellte darin eine beängstigende These auf: Der NSU habe einen weiteren großen Terrorakt geplant. Als Anhaltspunkt zieht er das Bekennervideo der Gruppe heran, das nach Aussage von Beate Zschäpe nur zur Veröffentlichung nach dem Ende der Terrorzelle gedacht war. Dem widerspricht Reinecke, wie der Bayerische Rundfunk berichtet. Dagegen spreche die in dem Video enthaltene Botschaft „Wir kommen wieder, keine Frage“.
Nach Ansicht des Anwalts war der Film dazu gedacht, nach einem größeren Anschlag verschickt zu werden. Er vermutete auch, dass Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt deshalb eine Synagoge in Berlin ausgespäht hatten.
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Das Plädoyer der Nebenklageanwältin Angela Wierig stach deutlich aus den anderen Schlussvorträgen heraus, weil die Opfervertreterin unter anderem den Mitangeklagten Ralf Wohlleben verteidigte. Das hat nun Folgen für Wierig – ihre Mandantin Aysen Tasköprü ist mit dem Inhalt nämlich nicht einverstanden. Die Schwester des 2001 in Hamburg ermordeten Süleyman Tasköprü beantragte bei Gericht, der Anwältin das Mandat zu entziehen und es einer anderen Anwältin zu übergeben, die bereits am Prozess teilnimmt, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Notfalls wolle sie als Nebenklägerin aus dem Verfahren austreten. Sie belaste zudem, dass Wierig in dem Vortrag die Hamburger Polizei entlastet habe.
Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 21. Dezember 2017.