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Zschäpe, das Opfer

Trifft Beate Zschäpe eine geringere Schuld, weil sie an einer Persönlichkeitsstörung litt? Ein Psychiater ist dieser Ansicht. Doch in seinem Gutachten stecken Widersprüche.

Wenn Uwe Böhnhardt die Argumente ausgehen, schlägt er seiner Freundin Beate Zschäpe ins Gesicht. Sie fällt zu Boden, er tritt ihr in den Bauch, danach muss sie sich erbrechen. Ein andermal springt er nach einem Streit hoch und tritt ihr zwischen die Schulterblätter. Als er und Uwe Mundlos wieder zu einer ihrer Mordtouren aufbrechen wollen, ist Zschäpe dagegen. Da würgt er sie.

Es ist die Beschreibung einer fast 14 Jahre dauernden Hölle: Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess, Zschäpe, hat dem Psychiater Joachim Bauer ihr Leben im Untergrund mit Mundlos und Böhnhardt geschildert. Ob die Gewaltdarstellungen stimmen, weiß nur Zschäpe selbst. Dem als unberechenbar geltenden Böhnhardt wären sie zuzutrauen.

Siebenmal hat Bauer die Hauptangeklagte des NSU-Prozesses in der Untersuchungshaft getroffen. Das Ergebnis ist ein psychiatrisches Gutachten, dass der gerade emeritierte Professor des Freiburger Universitätsklinikums an diesem Tag vor Gericht vorstellt.

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Keine Berichte zum NSU-Prozess

Auch am Mittwoch, 3. Mai, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 4. Mai 2017.

 

361. Prozesstag – Gutachter soll über Zschäpes Seelenleben aussagen

Heute ist der Psychiater Joachim Bauer aus Freiburg geladen. Er hat Beate Zschäpe in der Untersuchungshaft befragt und kommt nach Angaben ihrer Neuverteidiger zu dem Schluss, dass die Hauptangeklagte während der Zeit im Untergrund an einer abhängigen Persönlichkeitsstörung litt. Die Anwälte sind daher der Meinung, dass ihre Mandantin nur eingeschränkt schuldfähig war – Ziel des Gutachtens ist offenbar ein Strafrabatt.

Anwälte der Nebenklage hatten im Vorfeld Bauers Eignung für den Fall in Zweifel gezogen – zumal sein Kollege Henning Saß, der vom Gericht als psychiatrischer Sachverständiger bestellt ist, zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen war. Er hält Zschäpe für voll schuldfähig und sieht keine Anzeichen für eine psychische Störung.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Zschäpes maßgeschneiderte Diagnose

Beate Zschäpes Anwälte wollen sie für psychisch gestört erklären lassen. Die Diagnose passt auffällig gut zu ihrer Selbstbeschreibung – aber nicht zu ihrem Verhalten.

War Beate Zschäpe psychisch krank? War sie ein von Ängsten und Schwäche geknechteter Mensch – so schwer leidend, dass ihre Dämonen sie zwangen, die Morde ihrer beiden Kumpanen zu dulden?

Ja, Zschäpe war während der Zeit, die sie mit den mutmaßlichen NSU-Mördern Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im Untergrund lebte, an einer sogenannten abhängigen Persönlichkeitsstörung erkrankt — zu diesem Ergebnis kommt der Psychiater Joachim Bauer vom Freiburger Universitätsklinikum. Er hat Zschäpe in der Untersuchungshaft befragt und ein 48-seitiges Gutachten erstellt. Morgen soll er es im Münchner NSU-Prozess vorstellen.

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Schwere Kritik am Zschäpe-Gutachten – das Medienlog vom Freitag, 28. April 2017

Hat der Psychiater Henning Saß korrekt gearbeitet, als er Beate Zschäpe in seinem Gutachten als schuldfähig eingestuft hat? Um diese Frage ging es am Donnerstag im NSU-Prozess. Angehört wurde der Bochumer Professor Pedro Faustmann, der ebenfalls als Psychiater tätig ist. Er hatte im Auftrag von Zschäpes Anwälten das Gutachten von Saß methodenkritisch untersucht. „Faustmann ließ in seinem Gutachten kein gutes Haar am Gutachten seines Kollegen“, bilanziert Mira Barthelmann vom Bayerischen Rundfunk. Zudem habe er generell bezweifelt, dass Saß für den Fall zuständig war. Damit kritisierte er auch indirekt das Gericht. Deshalb hätten Zschäpes Verteidiger ihrer Mandantin wohl keinen Gefallen getan.

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Ist Beate Zschäpe schuldfähig?

Ist die Angeklagte schuldfähig? Ist sie psychisch gestört? Um diese Frage wird derzeit im NSU-Prozess gestritten. Ein Psychiater will im Auftrag der Verteidigung schwere Fehler im Gutachten über die Angeklagte entdeckt haben.

Ziemlich ungemütlich geht es derzeit im Münchner NSU-Prozess zu. Da wird geschrien, gepöbelt, gestritten. Die Schlussphase von Deutschlands umfangreichstem Terrorismusprozess strapaziert die Disziplin von allen, die daran teilnehmen.

Den Ausschlag gaben am Dienstag die Verteidiger der Hauptangeklagten Beate Zschäpe. Sie wehren sich gegen das Gutachten des vom Gericht beorderten Sachverständigen Henning Saß, der Zschäpe für voll schuldfähig erklärt und die Sicherungsverwahrung für sie nahegelegt hat. Zschäpes Verteidigung greift deshalb zu einem sogenannten methodenkritischen Gutachten, erstellt von dem Bochumer Neurologen und Psychiater Pedro Faustmann. In einem umfangreichen Antrag forderten die Verteidiger, Faustmann als Sachverständigen anzuhören. Dessen Untersuchung habe in Saß‘ Ergebnis schwere Fehler aufgedeckt.

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Streit um Antrag blockiert Psychiater-Aussage – Das Medienlog vom Donnerstag, 27. April 2017

Am Mittwoch war der Psychiater Pedro Faustmann in den NSU-Prozess geladen. Er hatte das Gutachten des vom Gericht bestellten Sachverständigen Henning Saß über Beate Zschäpe methodenkritisch untersucht. Die Ladung bedeutete aber noch nicht, dass seine Aussage auch genehmigt war: Zuerst diskutierten die Prozessbeteiligten über den Antrag von Zschäpes Verteidigern, ihn als Sachverständigen zu hören – bis zum Ende der Sitzung. Nun sei „fraglich, ob Prof. Faustmann überhaupt noch zu Wort kommen wird“, merkt Thies Marsen vom Bayerischen Rundfunk an.

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360. Prozesstag – Sagt der Gutachter heute aus?

Zum zweiten Mal kommt an diesem Tag der Bochumer Psychiater Pedro Faustmann ins Gericht – auf Ladung der Verteidiger von Beate Zschäpe. Ob er aber auch aussagt, ist trotzdem unklar. Der Antrag auf Anhörung als Sachverständiger ist noch nicht durch das Gericht beschieden, die Bundesanwaltschaft sprach sich am Vortag dagegen aus.

Faustmann hat methodenkritisch das Gutachten des vom Gericht bestellten Psychiaters Henning Saß untersucht. Saß hatte die Hauptangeklagte darin für voll schuldfähig befunden und zudem die Sicherungsverwahrung für sie nahegelegt. Er ist wie am Vortag ebenfalls bei der Vernehmung anwesend.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Prozessende naht: Richter setzt neue Frist – Das Medienlog vom Mittwoch, 26. April 2017

Richter Manfred Götzl will das NSU-Verfahren zum Abschluss bringen: Er setzte eine Frist, bis zu der die Prozessparteien zum letzten Mal Beweisanträge einbringen können. Im vergangenen Monat hatte er einen solchen Termin schon einmal verfügt, dann jedoch zurückgenommen. Am 17. Mai sollen nun letztmalig Gesuche möglich sein. Die Richter des Strafsenats ließen „wenig Zweifel daran, dass sie bereit sind, ihr Urteil über die insgesamt fünf Angeklagten zu fällen“, schreibt Wiebke Ramm in der Süddeutschen Zeitung. Zudem lehnten sie in der vergangenen Sitzung mehrere Beweisanträge ab. Ob aber die Plädoyers gleich nach der Frist beginnen, sei ungewiss.

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359. Prozesstag – Gericht hört Gutachtenkritiker

Heute und morgen ist der Psychiater Pedro Faustmann aus Bochum in den Prozess geladen – auf Antrag der Verteidiger von Beate Zschäpe. Er hat methodenkritisch das Gutachten des vom Gericht bestellten Psychiaters Henning Saß untersucht. Saß hatte die Hauptangeklagte darin für voll schuldfähig befunden und zudem die Sicherungsverwahrung für sie nahegelegt. Das wollen die Anwälte so nicht stehenlassen.

Das Ergebnis von Faustmans Untersuchung: Das Saß-Gutachten enthält „schwere methodische Fehler“ – so schrieben es Zschäpes Anwälte in einem Antrag vom Dienstag, mit dem sie forderten, den Psychiater als Sachverständigen zu laden. Bislang soll er lediglich als sachverständiger Zeuge gehört werden.

Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Die Berichte darüber fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.