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Zerrbild von Zschäpes Seele – Das Medienlog vom Mittwoch, 11. Januar 2017

Überraschend äußerte sich die NSU-Angeklagte Beate Zschäpe am Dienstag zu dem psychiatrischen Gutachten über sie, das in dieser Woche vorgestellt werden soll. Dabei gab sie – durch ihren Anwalt Mathias Grasel – vor allem Einblick in ihre angebliche Gefühlswelt: Aussagen von Zeugen seien ihr „sehr nahe“ gegangen, ihr oft distanziert wirkendes Verhalten vor Gericht sei zum einen ihr persönlicher „Schutzraum“ gewesen, zum anderen sei sie damit der Anweisung ihrer drei Altanwälte gefolgt. Auf dieses Verhalten hatte sich der Gutachter in seiner Expertise gestützt.

„Es ist ein Zerrbild, mit dem sie das Image von der kaltblütigen Mörderin korrigieren will“, meint Marcel Fürstenau von der Deutschen Welle. Dass sie dreieinhalb Jahre seit Prozessbeginn gebraucht hat, um „vermeintlich wahre Gefühle zu zeigen, weckt mehr als vage Zweifel“. Der Bitte um Aufklärung durch Angehörige der Mordopfer verweigere sie sich weiterhin.

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334. Prozesstag – Gutachter sagt erneut zu Carsten S. aus

Weiterhin steht das Gutachten über die Hauptangeklagte Beate Zschäpe aus. Da weiterhin Anträge dazu anhängig sind und sich Zschäpe selbst am Vortag über ihren Anwalt zum Inhalt geäußert hatte, ist noch unsicher, ob Psychiater Henning Saß heute mit seinem Vortrag beginnt.

Für den Mittwoch geladen ist sein Berufskollege Norbert Leygraf. Leygraf hatte dem Gericht bereits ein Gutachten über den Mitangeklagten Carsten S. erstattet und war darin zu dem Schluss gekommen, dass S. wegen fehlender Reife nach dem Jugendstrafrecht verurteilt werden kann.

Nun ist Leygraf zum dritten Mal geladen – auf Antrag der Verteidiger des Mitangeklagten Ralf Wohlleben. Sie hatten gefordert, S. auf seine Glaubwürdigkeit hin überprüfen, weil sie seine Aussagen in Zweifel ziehen. S. ist der Hauptbelastungszeuge gegen Wohlleben, der die Beschaffung der Pistole organisiert haben soll, mit der neun Menschen erschossen wurden. S. hatte gestanden, dem NSU-Trio die Waffe überbracht zu haben und entschuldigte sich bei den Angehörigen der Opfer.

Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Die Berichte darüber fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Zschäpe und die „wahren Gefühle“

Beate Zschäpe hat erklärt, warum sie im NSU-Prozess nie Gefühle zeigt. Das Opfer ist mal wieder sie selbst.

Für Beate Zschäpe entscheidet sich in diesen Monaten, wie es mit ihrem Leben weitergeht. Eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen der Mittäterschaft an zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen der rechten Terrorzelle NSU ist höchstwahrscheinlich. Ebenfalls im Raum steht die anschließende Sicherungsverwahrung wegen anhaltender Gefährlichkeit – das würde Jahrzehnte hinter Gittern bedeuten, womöglich bis zum Tod.

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Aufklärung ist teuer – Das Medienlog vom Dienstag, 10. Januar 2017

Der Weg zur Gerechtigkeit im NSU-Verfahren ist lang, schon dreieinhalb Jahre, und kostspielig: 50 Millionen Euro sind bislang an Prozesskosten angefallen, wie das Münchner Lokalblatt tz vorrechnet. Grundlage ist die Summe von 150.000 Euro, die laut Justiz je Verhandlungstag anfällt. Größter Posten sind demnach die Personalkosten, etwa für Richter und Justizangestellte, aber auch für die Verteidiger und die zahlreichen Anwälte der Nebenkläger.

Die Aufklärung des Terrorkomplexes allerdings „muss es uns als Gesellschaft auch in finanzieller Hinsicht wert sein“, merkt dazu der Nebenklagevertreter Stephan Lucas an. Nicht in der Rechnung enthalten ist übrigens der aufwändige Transport der Angeklagten Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben zwischen Gefängnis und Gericht – die Kosten dafür stemmt die Polizei.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 11. Januar 2017.

 

333. Prozesstag – NSU-Prozess kommt aus der Winterpause

Nach knapp drei Wochen Pause wird heute das NSU-Verfahren vor dem Münchner Oberlandesgericht fortgesetzt. Es könnte der Beginn des letzten Prozessjahres sein, denn das Ende der Beweisaufnahme steht kurz bevor. Letzter wichtiger Punkt ist das Gutachten über die Hauptangeklagte Beate Zschäpe, das der Psychiater Henning Saß erstatten soll.

Saß bewertet in seiner Expertise, ob bei einer Verurteilung zusätzlich die Sicherungsverwahrung für Zschäpe angebracht ist. Aus einer bekannt gewordenen Fassung des Dokuments ist bereits bekannt: Saß empfiehlt die Sicherungsverwahrung, sofern das Gericht Zschäpes Selbstbeschreibung als ohnmächtiges Anhängsel ihrer Komplizen als nicht glaubhaft auffasst. Der Gutachter selbst deutet Zweifel an ihrer Version an.

Zschäpes Verteidiger hatten Saß abgelehnt, weil sie in seinem Gutachten methodische Fehler entdeckt haben wollen. Als die Richter dies ablehnten, wurden sie selbst zum Ziel eines Ablehnungsantrags. Dieser wurde von einem anderen Senat des Gerichts verworfen.

Als Zeuge geladen ist außerdem ein Oldenburger Polizist, der von einer Zufahrtskontrolle im Juni 1997 berichtet.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Keine Berichte zum NSU-Prozess

Am Montag, 9. Januar, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.

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Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, 10. Januar 2017.

 

Die Revision ist unwahrscheinlich – Das Medienlog vom Freitag, 6. Januar 2017

Der NSU-Prozess steht nach Ansicht der meisten Beobachter kurz vor einem Urteil, lediglich das psychiatrische Gutachten über Beate Zschäpe fehlt noch. Zuletzt sicherte das Gericht das Verfahren vor allem gegen eine mögliche Revision ab. „So weit dürfte es nicht kommen, dafür sorgt die besonnene Verhandlungsführung des Vorsitzenden Richters Manfred Götzl“, meint Patrick Guyton von der Badischen Zeitung. Aufgrund der Akribie wirke „das Verfahren über weite Teile kalt und bürokratisch“. Das Ergebnis der Beweisaufnahme sei dabei eindeutig: „Es liegt viel, sehr viel gegen Beate Zschäpe vor.“

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Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 9. Januar 2017.

 

Was die Angeklagten zu sagen hatten – Das Medienlog vom Donnerstag, 5. Januar 2017

Bereits dreieinhalb Jahre dauert der NSU-Prozess. 2016 äußerten sich darin wiederholt die Angeklagten Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben. Die wichtigsten Momente lässt das SZ-Magazin der Süddeutschen Zeitung wie in den Vorjahren in Form von Protokollen Revue passieren. Zusätzlich hat das Magazin die Dialoge von drei Schauspielern für einen rund anderthalbstündigen Film lesen lassen.

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Keine Berichte zum NSU-Prozess

Auch am Mittwoch, 4. Januar, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.

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Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 5. Januar 2017.

 

Weihnachtswunder im Gerichtssaal – Das Medienlog vom Donnerstag, 22. Dezember 2016

Das psychiatrische Gutachten über Beate Zschäpe muss bis zum nächsten Jahr warten: Zschäpes Anwälte erreichten am letzten Prozesstag dieses Jahres einen Aufschub. Nachdem die Richter den Antrag der Verteidiger auf Abberufung des Sachverständigen Henning Saß ablehnten, stellten diese einen Befangenheitsantrag gegen den gesamten Strafsenat. Nun ruht das Verfahren über die Feiertage. Die Gründe der Ablehnung des Gesuchs gegen den Psychiater „glichen einer kalten Dusche für die Verteidigung“, meint Gisela Friedrichsen von der Welt. Der Expertise des Sachverständigen hätten die Anwälte wenig entgegenzusetzen, daher sei „der Misserfolg vorauszusehen“ gewesen.

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