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Schau mal Joseph, die hat nen Fairplay-Button!

Liebe Leser, Fußballfreunde, Schlaumeier! Kreativität ist wieder gefragt. Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein, das wir für Sie aufgefangen haben?

© ZDF
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Schreiben Sie Ihre Antwort unten in die Kommentarspalte! Der originellste Beitrag gewinnt ein Fußballbuch aus dem Verlag Die Werkstatt. Einsendeschluss ist Mittwoch, 16 Uhr. Den Rechtsweg können Sie sich übrigens schenken.

Und hier ist die Auflösung von der letzten Ausgabe, die wir besonders intensiv geprüft haben. Unser Sieger ist Malte Kraus, der genau hingehört hat: „Schau mal Joseph, die hat nen Fairplay-Button!“ Auf den Rängen folgen tropenheini: „Also Bettina, wenn Du jetzt da unauffällig einen Zehner reinschiebst, schenkt uns der Sepp doch noch das Sommermärchen 2022.“ Und Sascha Glimmann: „Nee, Bettina, jetzt bist du mal dran mit Bier holen!“ Wir bitten den Sieger um eine Postadresse.

© Wolfgang Kumm/picture alliance/dpa
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Deutschland – Nigeria 1:0

Schlussbemerkungen:

Wenn es noch einen Beweis bedurft hatte, dass Frauenfußball eben so ist, wie Fußball manchmal ist: Bitte, das zweite WM-Spiel des deutschen Teams hat ihn geliefert – welch ein Kampf, zeitweilig welch ein Krampf, vor allem: Welch ein unfaires Spiel.

Das Team von Sylvia Neid kann sich nach dem knappen Sieg gegen Nigeria ärgern und freuen.

Ärgerlich waren die vielen Ungenauigkeiten, besonders bei den entscheidenden Pässen. In keiner Phase des Spiels konnten die Frauen die Partie kontrollieren. Hektik und die vielen Fouls der Nigerianerinnen bestimmten den Spielverlauf. Wenn Melanie Behringer nach der Verletzung für weitere WM-Spiele ausfallen sollte, wäre das zudem eine Schwächung der ersten Elf.

Freuen über den WM-Abend dürften sich trotz der schwachen sportlichen Leistung die Organisatoren des Turniers. Noch kein WM-Spiel war ruppiger, keines spannender, als diese Partie. Wenn es bis hierher ein Drehbuch für den WM-Verlauf aus deutscher Sicht gegeben hätte, hätte seine Geschichte zu diesem Spiel gepasst: WM-Viertelfinale frühzeitig erreicht, aber langweilig war es nicht.

Die Rolle der Verliererin gehörte auch an diesem Abend Birgit Prinz. Die in der Vergangenheit beste deutsche Spielerin wütete nach ihrer Auswechslung und starrte lange enttäuscht in die Nacht. Sie spielte erneut schwächer als die junge Stürmerin Alexandra Popp. Die Bundestrainerin wird lange mit sich ringen müssen, bevor sie Birgit Prinz erneut von Anfang an aufs Feld schickt.

Apropos ringen: Annike Krahn lächelte nicht mehr, als sie nach dem Schlusspfiff ihr Fazit zog. Sie sagte: „Das eine oder andere hatte nichts mehr mit Fußball zu tun, sondern mir Ringkampf“. Wie wahr. Ansehnlich war es dennoch.

Reportagen der WM-Reporter aus dem Stadion und von der mysteriösen Fanmeile in Sinsheim folgen morgen.

Abpfiff: Deutschland gewinnt 1:0 und steht im Viertelfinale der WM.

92′ Alexandra Popp windet sich nach einem Foul auf dem Boden. Die Bundestrainerin mit Tunnelblick. Szenen, bei denen ich mich bemühen muss, keine Kriegssprachbilder aufzuschreiben.

89′ Spannende Schlussminuten. Und: Darf man(n) das sagen: Tolle Pippi-Langstrumpf-Zöpfe der einen nigerianischen Spielerin mit dem athletischen Körper.

87′ Der gewollte Star dieser WM, Bajramaj, kommt für Okoyino da Mbabi, dem werdenden Star dieser WM ins Spiel.

83′ Wer war noch gleich diese Fatmire Bajramaj? Die haben wir doppelt fürs Panini-Album. Wer hat was zum Tauschen?

80′ Die Phase, in der die Pässe nicht mehr ankommen. Kim Kulig kann besser spielen.

75′ Inka Grinks mit einem Gewaltschuss. Den hätte nur Oliver Kahn festgehalten. Ich sag Mal: Gutes Spiel!

71′ Der ARD-Kommentator: „Deutschland holzt zurück“. Meine Freundin kann nicht mehr hinschauen, und unser Kollege Fritsch, der eigentlich von der Fanmeile in Sinsheim berichten wollte, ist verschwunden. Noch 15 Minuten, ohohohoh.

65′ Felix glaubt, das die Schiedsrichterin gekauft sei. (Ja, nur von wem denn?) Ich glaube, die Frauen aus Nigeria haben etwas zu befürchten, wenn sie heute rausfliegen.

60′ Erster Viertelstundecheck der zweiten Halbzeit: Das deutsche Team schafft es nicht, das Spiel zu beruhigen. Die Nigerianerinnen kämpfen mit allen Mitteln und Tritten. Eine Minute nachdem Birgit Prinz das Feld verlassen hatte, fiel das Tor. Fußball kann ein gemeines Spiel sein.

53′ Tor für Deutschland, Simone Laudehr, draufgehalten wie Nichtsgutes. 1:0.

50′ Das ungefähr 34. harte Foul und die erste gelbe Karte für Nigeria.

48′ Die Männer aus Nigeria haben im vergangenen Sommer eine miserable WM in Südafrika gespielt. Die Frauen spielen so zornig, als müssten sie es nun besser machen.

Vom DFB heißt es, Melanie Behringer habe eine Außenbandverletzung im rechten Sprunggelenk. Von mark777 heißt es im Zusammenhang mit diesem Fußballspiel, Frauen sind heute nicht mehr bindungsfähig. Kein leichter Abend.

Halbzeit, 0:0: Pfiffe gegen Deutschland. Fouls, die an Uli Borowka erinnern und ein schnelles, zerfahrenes Spiel. Die erste Halbzeit ist das Beste, was dem Turnier passieren kann. Nach einem drängenden Start der deutschen Frauen haben die Nigerianerinnen viele überrascht.

43′ I-Biffy, der Dede ist es wohl nicht. Aber wenn es so weiter geht, gibt es heute auch Tränen.

38′ Ein Foul wie ein böser Karate-Tritt: Babett Peters Knie wird zum Opfer nigerianischer Kampfeswut. Wow, jetzt ist Gift im Spiel.

34′ Der Kollege Spiller beobachtet im Stadion: Birgit Prinz versucht einen Fallrückzieher. Ambitioniert, wo derzeit nicht mal der Rest klappt.

31′ Fatmire Bajramaj macht sich warm, weil sich Melanie Behringer verletzt hat. War das ein Pferdekuss? Alexandra Popp im Spiel.

27′ Nigeria jetzt mit Vorteilen, weil den DFB-Frauen die Ruhe fehlt. Es gibt ja Verschwörungstheoretikerinnen, die sagen, Deutschlands Frauen spielen mit Absicht schlechter als sie könnten, damit diese WM spannend bleibt. So wie Sylvia Neid eben schimpfte, kann es nicht gespielt sein. Sah aus, als gibt es einen Jürgen Klopp in ihr.

17′ Erster Viertelstundecheck: Deutschland überlegen, etwas ungenaues Passspiel. Okoyino da Mbabi spielt wild. Birgit Prinz ist stets bemüht.

12′ Ab jetzt keine Mann-Frau-Vergleiche mehr. Kim Kulig kommt besser ins Spiel; erst guter Zweikampf in der Defensive, dann ein guter Distanzschuss. Sie könnte der Bastian Schweinsteiger dieser WM werden.

9′ Ein wenig erinnert mich die Sache mit der deutschen Nationalelf an die ersten Dates mit meiner Freundin. Vor dem ersten Treffen war da sehr viel Neugier, Vorfreude und ein wenig Angst, dass es doch nicht so schön werden könnte. Doch nach dem Sieg im Eröffnungsspiel gegen Kanada war das Verlangen geweckt. Das war temporeicher, ansehnlicher Fußball. Ob es passt, mit ihr und mir, das entschied sich erst nach der zweiten Verabredung. Sieht so aus, als ob die deutschen Fußballerinnen heute Fußballdeutschland erneut begeistern können. Geht flott los, schnelles Spiel…

2′ 98prozentige Chance zum 1:0 für Simone Laudehr, die 80 Zentimeter vor der Torhüterin eben diese anschießt. Ein Glück noch kein Tor. Soll doch spannend bleiben.

1′ Auf geht es, noch 90 Minuten bis zum Einzug ins Viertelfinale. Mein Tipp: 4:1

20:42 Uhr Der Moment des obligatorischen oder nicht obligatorischen Mitsingens (stehen Sie bei der Hymne auf, Zuhause von der Couch, draußen im Garten, im Stadion oder im Bett?). Der Kollege Christian Spiller ist einer von 48.837 Zuschauern im Stadion und twittert sich warm. Ich zitiere: „Borsti“, „Palle“ und „BillySGE“ sind übrigens auch da. #zaunfahnenobwohlesgarkeinenzaungibt

20:40 Uhr Da, die Nummer vier der Nigerianerinnen: Perpetua Nkwocha. Wenn eine heute im Trikot der Grünen was reißt, dann diese Frau, das habe ich mir zumindest so sagen lassen. Über Birgit Prinz reden sie in diesem Land alle. Meine These: Sie ist nicht schlechter geworden, fast alle anderen Nationalspielerinnen sind nur technisch besser geworden.

20:30 Uhr Eben noch einen Kollegen im Redaktionsaufzug getroffen. Es sagte, er habe bisher noch kein WM-Spiel gesehen. Er traue sich nicht, nach allem was man so hört. So schlimm ist es ja nun auch nicht.

Die Aufstellungen:

Deutschland: Angerer – Bresonik, Krahn, Bartusiak, Peter, Laudehr, Kulig, Garefrekes, Prinz, Behringer, Okoyino da Mbabi

Nigeria: Dede – Ikidi , Ohale , Ebi , Ukaonu – Michael , Chikwelu – Mbachu , Orji – Nkwocha – Oparanozie

Vorbemerkungen

Deutschland gegen Nigeria: Es ist nur ein Fußballspiel. Jaja, schon klar. Weil es bei dieser WM doch auch immer um den Mann-und-Frau-Vergleich geht, etwas vorweg: Ich bin ein Mann! Auch ich habe die Angst in mir. Ich kann die Aufstellung der deutschen Mannschaft Elf nicht auswendig aufsagen, aber neben mir liegt das Panini-Sammelheft mit vielen Namen und Fakten. Kritisieren Sie meinen Frauenfußballsachverstand, nennen Sie mich Alice Schwarzer: Ich blogge heute und schaue mir das Spiel bis zum Ende an.

Die sportliche Ausgangssituation ist eindeutig: Deutschland ist der Favorit, in jedem WM-Spiel, in diesem sowieso. Sylvia Neid wird wohl trotz des offensichtlichen Sturm-Problems – es gibt zu viele gute Stürmerinnen – nicht die besten Angreiferinnen aufstellen, sondern Birgit Prinz statt Alexandra Popp spielen lassen. Alte Verdienste werden honoriert. „Hacke, Spitze, 4-2-3“-1 titelten die Kollegen vom Tagesspiegel heute. Soll heißen: Das taktische System der DFB-Elf ist klar und gut, gegen Nigeria soll es nun auch noch schöner aussehen. Weniger lange hohe Bolzpässe, mehr genaues Kurzpassspiel.

Die Frauen aus Nigeria haben im ersten WM-Spiel gegen Frankreich enttäuscht. Sie müssen gewinnen, um nicht zum xten-Mal in der Vorrunde einer WM rauszufliegen. Um es in einer Floskel zu sagen: Die Frauen stehen mit dem Rücken zur Wand; ganz am Ende die Trainerin, die sich gestern noch mit meinem Kollegen Christian Spiller traf, um ihre Hetze gegen lesbische Spielerinnen nicht zu wiederholen.

20:45 Uhr ertönt der Anpfiff. Wenn Sie nichts verpassen wollen, öffnen Sie den Live-Ticker in einem neuen Tab. An dieser Stelle werden ab 20:30 Uhr die Bilder der ARD verfolgt und die Tweets der Kollegen Spiller (im Stadion) und Fritsch (Auf der Fanmeile in Sinsheim, im Ernst) gesammelt. Dazu wird gebloggt. Kommentieren Sie mit.

 

Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein?

Liebe Leser, Fußballfreunde, Ideengeber! Ihre Kreativität ist gefragt. Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein, das uns gerade direkt von der Frauenfußball-WM in Berlin in die Hände fiel?

© Wolfgang Kumm/picture alliance/dpa
© Wolfgang Kumm/picture alliance/dpa

Schreiben Sie Ihre Antwort unten in die Komentarspalte! Der Leser mit dem originellsten Beitrag gewinnt ein Fußballbuch aus dem Verlag Die Werkstatt. Einsendeschluss ist Mittwoch, 16 Uhr. Dann geben wir den Sieger bekannt, den eine redaktionsinterne Jury wählt – natürlich völlig willkürlich. Den Rechtsweg können Sie sich übrigens schenken.

 

Deutschland – Kanada 2:1

Endstand Deutschland – Kanada 2:1 Einstand geglückt. Knapper Sieg, obwohl die Deutschen über weite Teile sehr dominierten. Aber genau das war ja der Auftrag: nicht zu hoch gewinnen, sonst heißt es, das Niveau des Turniers ist zu niedrig.

Schwacher, teilweise parteiischer ARD-Kommentator. Analyse und Spielreportage folgen.

93′ Bajramaj missglückt alles. Durch den Wind.

86′ Gut gesehen von der Assistentin, kein Abseits. Doch Kanada vergibt die Ausgleichschance kläglich.

85′ Es fällt auf, dass die Deutschen, vor allem Kulig und Laudehr, gerne mal aus 30 Metern draufhalten.

82′ Tor für Kanada Sinclair 2:1 Schön gezirkeltes Freistoßtor aus 23 Metern durch die Kapitänin. Doch noch mal Spannung?

80′ Ich denke immer, wenn der Goldstreifen am oberen Hosensaum zum Vorschein kommt, die Deutschinnen tragen ein Mieder.

77′ Laudehr hat noch Kraft, jagt den Ball aus 28 Metern an die Unterkante der Latte. Kanada hat keine Körner mehr.

73′ Der ARD-Reporter hält das Publikum für fair, weil es Blatter nicht ausgepfiffen habe, als Blatter eingeblendet worden sei. Der Mann hat die falschen moralischen Kriterien.

71′ Bajramaj für Behringer. Endlich, darf ich mal als Fußballfan hinzufügen. Technisch und vom Bewegungsablauf die beste deutsche Fußballerin, wie ich finde.

66′ Garefrekes, eieiei. Nach einen vorzüglichen Popppass schießt sie aus sechs Metern übers leere Tor. Wahrscheinlich ist die Aktion jetzt schon auf Youtube, kann mal einer nachsehen?

65′ Kanada gelingt im Moment kein vernünftiger Angriff. Ein Popp-Schuss streift die Latte. Grings kommt für da Mbabi.

56′ Popp für Prinz, bestimmt wirds bald klingeln. Prinz ohne Torgefahr, aber gut ins Spiel eingebunden, zumindest in die Offensive.

53′ Blind. Ich bin beruhigt.

47′ „Sie läuft in den Ellenbogen rein“, sagt der ARD-Mann. Blind oder bezahlt?

Halbzeit 2:0 für Deutschland Verdiente Führung, Kanada stellt sich naiv an bei den vielen langen Bällen Deutschlands, die Offensivreihe inklusive Prinz rotiert sehr viel. Prinz passt viel besser als noch vor zehn Tagen, Garefrekes löst sich gut, macht ein Tor, bereitet eins vor, spielt aber einige Fehlpässe. Da Mbabi mit gutem Spielverständnis, Peter guter offensiver Außenverteidiger. Kanada nicht chancenlos, spielen fast alle Standards kurz. Zwei Tore, zwei Torwartfehler.

Die ARD sieht eine „Demonstration der Stärke des deutschen Frauenfußballs“. Poah!

42′ Tor für Deutschland 2:0 da Mbabi So einfach gehts, kanadische Abwehr lässt sich von Garefrekes an der Mittellinie überlupfen, die Abseitsfalle wird ausgehebelt, da Mbabi läuft alleine aufs Tor und schiebt ihn an Mrs. McLeod vorbei ins Tor, die auf der Linie festklebt.

31′ Der ARD-Reporter erkennt selbst in der Zeitlupe das Abseits falsch. Wie beim Männerfußball. Das nenne ich Gleichberechtigung.

23′ Viele Strafraumszenen, die Deutschen sind dominant. Aber Kanada macht einen gefährlichen Eindruck, hat zudem kurze Eckbälle gut einstudiert. Verdiente Führung nach einer halben Halbzeit.

10′ Tor für Deutschland 1:0 Garefrekes Prinz steckt schön durch auf Peter, Peter flankt von der linken Eckfahne, Garefrekes steigt hoch und macht auf die Ballack-Art (Stichwort Arm auf die gegnerische Schulter) das Kopfballtor. Torfraufehler. Kurz zuvor hatte Garefrekes schon das 1:0 auf dem Fuß.

6′ Erste Chance für Kanada. Die beiden deutschen 6er Kulig und Laudehr doppeln zentral sehr gut, erobern den Ball, doch Laudehr verliert ihn. Durch einen Steilpass kommt es zur 1:1-Situation, doch die Kapitänin Sinclair schießt drüber.

1′ Es kann losgehen, das Projekt 3. Plätze sind was für Männer.

18:00 Steffi Jones hat Wort gehalten. Gestern sagte sie auf der Pressekonferenz bestimmt, sie werde dafür sorgen, dass Sepp Blatter nicht ausgepfiffen werde. Wie hat sie es geschafft? Blatter wurde in Christian Wulffs Eröffnungsrede gar nicht erwähnt. Das wird er bestreiten, aber welch Niederlage für ihn!

Aufstellung Deutschland: Angerer – Bresonik, Krahn, Bartusiak, Peter – Laudehr, Kulig – Garefrekes, da Mbabi, Behringer – Prinz
Grings, Bajramaj und Popp auf der Bank

17:55 Kanada spielt unter der Italieinerin Carolina Morace, Trainerin dort seit 2009, nicht mehr ganz so sturen Kick and Rush, sondern streut ab und an Flachpässe ein. Der ARD-Reporter sagte eben: „Die Kanadierinnen wollen so spielen wie die Deutschen. Na, ob sie das drauf haben?“

17:45 Eröffnungsfeier mit Segways. Sehr trendig.

Wir wollen nicht vergessen, es ist eine Fifa-Veranstaltung. Womit wird das Pfeifkonzert für Sepp Blatter überspielt, übertönt werden? Hiermit?

People (they like to create problems) by changeFIFAnoise

Oder ist kein Pfeifpublikum anwesend?

Vorbemerkung

Oha! Das wird eine heikle Aufgabe heute. Frauenfußball, WM in Deutschland, erstes Spiel der Deutschen gegen Kanada. Wenn ich die Diskussionen der letzten Wochen richtig einordne, wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Und geprüft, ob es anzüglich ist oder prüde, überhöhend oder herablassend, anbiedernd oder gleichgültig, sexistisch oder verkrampft.

Ich blogge normalerweise Fußball der Männer. Dort kann ich problemlos lästern: „Ob die Halbzeitpause Gomez ausreicht, sich die Haare zu richten?“ Aber darf ich auch schreiben: „Wird sich Lira nun das Lipgloss nachziehen?“? Etikettierte ich die Männerelf als „Jogis Jungs“, würde sich kaum einer dran stören. Für „die deutschen Mädels“ hingegen bekäme ich einen Rüffel nicht nur von Kollegen. Sprech- und Schreibverbote, links und rechts, oben und unten. Heiliger deutscher Ernst!

Na, das kann was werden. Wollen wir mal hoffen, dass sich alles ein bisschen lockert, sobald der Ball rollt. Die WM soll doch keine humorfreie Veranstaltung werden. Apropos, diese Woche kursierte ein altes Video im Internet. Dort moderiert Wim Thoelke (ja, der vom Großen Preis) Frauenfußball zu einer Zeit, in der er noch verboten war: im Jahr 1970, kurz vor seiner „Legalisierung“ durch den DFB. Auch wenn man nicht übersensibel ist – es ist ein erschreckendes Dokument aus einem anderen Land aus einer fernen Zeit. Und der deutsche Machisme kam nicht nur chauvihaft daher, sondern auch gehässig, uncharmant. Und eben humorlos.

Ab 17.30 Uhr wird hier live gebloggt, kommentieren Sie mit!

 

Aserbaidschan gegen Deutschland 1:3

Ausführlicheres Fazit folgt.

93. Minute: Tor Schürrle 1:3!! Nachdem Aserbaidschan fast noch einmal vor Neuers Tor gekommen wäre (Stichwort Sensation), schnappt sich der Spielverderber Mario Götze den Ball. Hakenschlagend tobt er durch den gegnerischen Strafraum und legt ab auf Gomez, der nur den Torwart trifft. Schürrle staubt ab. Das wars. Nach zittrigen 20 Minuten macht die DFB-Elf den siebten Sieg im siebten EM-Qualifikationsspiel klar.

89. Minute: Tor Huseynov 1:2!! Aserbaidschanische Verhältnisse in der deutschen Abwehr: Neuer unterläuft wieder einmal eine Flanke, Hummels und Badstuber halten den Ball für eine heiße Kartoffel, bekommen ihn nicht weg. Huseynov, Typ Brecher, bedankt sich, peinlich. Baku will sie wieder, die Sensation.

81. Minute: Jetzt dürfen auch Schürrle und Götze mitspielen, die aus Karrieregründen hoffentlich noch nicht von Sonne, Strand und Meer träumen, sondern von Toren in Baku.

linuxrocks schreibt: „Ich liebe diesen Liveblog!“ – Wir lieben Dich auch! Eigentlich lieben wir Euch doch alle!

Viele Spieler aus Aserbaidschan kommen von einem Klub namens Xäzär Länkäran. Aserbaidschanisches Glücksrad: „Ich kaufe ein Ä“. Bling, bling, bling.

75. Minute: Für kurze Zeit (wenige Sekunden leider nur) ein Hauch von Madrid in Baku. Özil mit ganz feinem Läufchen um den Strafraum der Gastgeber, spielt einen Doppelpass mit Gomez und schiebt den Ball dann am Tor vorbei.

67. Minute: Bertis Team schießt jetzt einfach öfter mal aus 35 Metern aufs deutsche Tor. Manuel Neuer nimmt die Bälle etwas ungläubig auf. Mein Trainer sagte früher dazu: „Ja, gut so, zählt als Torschuss in der Statistik!“

64. Minute: Fehlentscheidung zu Ungunsten der Aserbaidschaner. Fehlentscheidung des Linienrichters, im Tofik-Bachramow-Stadion. Noch Fragen?

61. Minute: Viel los ist nicht. Aserbaidschan weiß, dass es keine Sensation mehr geben wird. Deutschland weiß, dass es nur noch 30 Minuten bis zum Sommerurlaub sind. Die Helden, sie sind müde.

Aha, Gerd Gottlob wünscht sich El & Nikki auf dem Spielfeld. Ich überlege, was das fußballerische Pendant zu diesem klebrig-süßen Schlagergedöns ist. Der SC Freiburg, weil heile Welt? Der FC Bayern, weil populär? Der FC Barcelona, weil erfolgreich?

Weil es in Baku ja schon spät ist: Das dortige Nachtleben gehört laut einem hippen Reiseführer-Verlag zu den zehn besten der Welt. Zitat: „Baku verwandelte sich in eine Oase des Exzesses in einem ansonsten ziemlich traditionellen, muslimischen Land.“ Rund um den Fountain Square soll es rundgehen.

52. Minute: Neuer und Badstuber haben Spaß, spielen sich die Bälle weit vor dem eigenen Strafraum wie im Training gegenseitig zu und lassen die Aserbaidschaner laufen. In der Kreisliga gibts für so etwas demnächst einen Tritt.

Halbzeit: Gut 20 Minuten brauchte die deutsche Mannschaft, um sich an Wind, Wetter, Uhrzeit und alles andere zu gewöhnen. Wiederum 20 Minuten später führten sie mit 2:0.

41. Minute: Tor Gomez 0:2!! Ein ziemlich großartiger, flacher 40-Meter-Pass von Holger Badstuber in den Lauf von Mesut Özil, der schneller als sein Gegner ist. Özil legt quer auf Gomez, der auch schneller als sein Gegner ist. Schönes Tor, mit Tempo und Auge, wie damals, zur WM.

Manchmal, wenn Berti Vogts sanft meckernd im Bild ist, erschrecke ich mich. Denke, er ist immer noch DFB-Trainer.

30. Minute: Tor Özil 0:1!! Weil Lahm in der Mitte ist, ist Höwedes außen. Dessen Ball flippert durch den Strafraum, bevor sich Özil für zuständig erklärt und den Ball in die lange Ecke flankschießt.

Viel passiert nicht gerade. Zeit, um auf Berti Vogts zu schauen. Was wären wir nur ohne ihn? Dem einzigen Terrier, der immer so ausschaut, als wurde er sein ganzes Leben zu wenig gestreichelt. Einmal rumgegoogelt und wirklich jedes Fußballspiel lässt sich überleben. Mal erklärt Vogts großmütig sein Erfolgsgeheimnis, hier erzieht er großväterlich seine Spieler und dort redet er großkotzig über den Frauenfußball. Am meisten aber beeindruckt Vogts gasriechend und kaninchenkraulend in der Tatort-Folge Numero 403.

Ein beliebtes Stilmittel des vorderasiatischen Mittelfeldes ist der lässige Außenristpass. Ist Franz Beckenbauer auch im Stadion?

18. Minute: Toni Kroos schnippelt einen Freistoß an den aserbaidschanischen Außenpfosten. Der ARD-Gottlob vermutet darin „eine Initialzündung“. Na dann.

Im vergangenen Sommer kürten wir übrigens Michael Ballack zu unserem „Mann für Baku“. Zugegeben, wir haben uns geirrt.

11. Minute: Bis jetzt spielen nur die Aserbaidschaner. Hummels passt diesmal falsch, ein Weißblauer trifft Neuers Finger und die Latte. Baku rast. Sensation und so.

Das Stadion in Baku ist tatsächlich nach Tofik Bachramow benannt, den man nur wegen seines Fehlers kennt. Kaum zu glauben. Gibt es auch ein Jörg-Jablonski-Stadion in Bremen? Oder eine Jorge-Larrionda-Arena in Montevideo?

6. Minute: Leuchte-Lahm spielt falsch ab, deshalb kann Certoqanov schießen. Knapp wars.

3. Minute: Philipp Lahm wird heute auffallen. Er spielt nicht nur mit der leuchtendsten aller möglichen Kapitänsbinden, sondern auch auf der Schweinsteiger-Position in der Mitte. Da ist das Leben hektischer als auf der Außenbahn.

Einlaufkinder, die die Hymne lauter und inbrünstiger mitsingen als die Spieler. Schön da in Aserbaidschan.

So wollen sie spielen:

Aserbaidschan: Agayev – Mälikov, Sadiqov, Allahverdiyev, Hüseynov – Abushev, Ämirquliyew, Certoqanov, Cavadov, Nadirov – Ismayilov

Deutschland: Neuer – Höwedes, Badstuber, Hummels, Aogo – Lahm, Kroos – T. Müller, Özil, Podolski – Gomez

Jogi Löws Team also mit neuer Abwehr und einem Experiment: Philipp Lahm auf der Sechs.

Vorbemerkungen:

Noch einmal 90 Minuten und dann Urlaub. Man stelle sich Mario Gomez vor, wie er am Hotelpool an der Costa Brava die Liegen mit einem Bayern-Handtuch reserviert, wie Thomas Müller in Sandalen durchs Alpenvorland wandert oder Philipp Lahm am Ostseestrand Kleckerburgen baut.

Vor derartige Ferienidylle aber hat der Fußballgott das Aufgabchen Aserbaidschan gesetzt, Nummer 108 der Welt. Dort arbeitet ein gewisser Berti Vogts, mit dem – hört, hört – die DFB-Elf vor 15 Jahren den letzten Titel holte. Davor und danach war aber nicht viel. Berti hatte es wie sein dicker Kumpel Helmut Kohl nicht leicht, wurde manchmal belächelt und oft verspottet. Das passiert ihm gerade auch in Aserbaidschan. Die Leute dort wedelten vor ihm mit Klopapier herum. Berti und Baku – vier Silben, wenig Zukunft.

Jogi Löw muss sich andere Fragen stellen. Zum Beispiel: Wer kann noch? Die Saison war lang, einige Spieler sind verletzt (Schweinsteiger, Khedira), einige sind müde (alle anderen). Weshalb Löw zu einer List griff und mit Lewis Holtby und Sebastian Rudy zwei junge Spieler mit ins Flugzeug nach Baku verfrachtete, die nie müde werden. Die beiden Nachwuchsspieler könnten ihr Debüt in einem Spiel geben, das komischerweise irgendwie ganz weit weg erscheint. Geografisch sowieso, aber auch emotional, ganze drei Wochen nach Bundesligaende. Wir bloggen dennoch. Live.

 

Manchester United – Schalke 04 4:1

91′ Das Spiel endet standesgemäß, Neuer gräbt noch einen Schuss von Owen raus, insgesamt hatte er aber nicht seinen besten Tag. Dann ist Schluss. Manchester insgesamt zwei Klassen besser als Schalke, im Hinspiel noch deutlicher als heute. Analyse folgt morgen.

Manchester United zieht ins Finale nach Wembley ein, Gegner wird dort der FC Barcelona sein. London ruft. Das wird ein Fest. Ich tippe auf United.

Glory, Glory, Man United! Glory, Glory, Man United! We’re the boys in Red, an we’re on our way to Wemberly. Wemberly, Wemberly, we’re the famous Man United, and we’re goin‘ to Wemberly.

Die Smiths haben leider keinen United-Song geschrieben.

76′ Tor für Manchester 4:1 Anderson Das geht jetzt deutlich zu schnell für Schalke. Gibson vertikal auf Berbatov, legt quer auf Anderson. Noch mal Manchestermucke:

Noel Gallagher hat mal gesagt, so einen guten Song wie „Live Forever“ könne man nur in den Zwanzigern schreiben, mit Ende Dreißig nicht mehr. Das fand ich sehr traurig. Apropos, kommt Giggs heute nicht mehr? Nö, dafür aber Michael Owen.

72′ Tor für Manchester 3:1 Anderson Nani bricht rechts durch, Grundlinienrückpass (GLRP hat das mein Extrainer immer ausgedrückt), der Ball war eigentlich schon verteidigt, doch Anderson holt seinen eigenen Rebound. Einigen wir uns auf Unentschieden?

70′ Huch, Stürmer Huntelaar für Verteidiger Höwedes. Jetzt kanns noch mal lustig werden.

65′ Ich hab Jürgen Klopp nach dem Hinspiel vorige Woche gefragt, wie er gegen Manchester gespielt hätte und wie man das hätte besser machen können. Er sagte, er werde den Teufel tun und kluge Ratschläge geben, er habe ja noch nicht ein Spiel Champions League hinter sich.

Lässt sich nicht aufs Glatteis führen.

62′ Spiel verliert ein bisschen an Tempo. Schalke geht wohl ein wenig die Kraft aus, und Manchester muss ja nicht. Auffällig: Raul hat sich seit der Einwechslung Edus ins Mittelfeld fallen lassen, verteilt die Bälle.

55′ Ja! Das war so eine Szene, von denen wir uns mehr erhoffen. Neuer holt Andersons Ding aus dem Winkel.

52′ Ok, neues Quiz: Welches Spiel gilt in der Geschichtsschreibung als internationaler Durchbruch Ryan Giggs‘?

48′ Wenn ich van der Sar sehe, muss ich jetzt immer an die Enke-Biografie denken. Van Gaal und sein Torwarttrainer Frans Hoek haben demnach Enke in Barcelona immer mit Hinweisen getriezt wie: „Van der Sar macht das so, van der Sar macht das anders. Stell Dich weiter vor wie van der Sar! Van der Sar hätte den Ball jetzt nach links gepasst!“

Bislang musste van der Sar noch nicht sehr eingreifen.

21:45 Quiz war zu einfach. kubowski23 hat schon gelöst: Sean Connery hätte in den 50ern beinahe für United gespielt. Damals aber noch nicht Sir.

Halbzeit 2:1 Sehr schnelles Spiel,kann auch an meinen bundesligagewöhnten Augen liegen. Für Schalkes bundesligagewöhnte Abwehr hier und da zu schnell. Aber es sieht besser für Blau-Weiß aus als im Hinspiel. In der Halbzeit unterhalten wir Sie mit ein paar Folkloretakten aus Manchester:

Die FAZ schrieb einmal: „In New Orders Klassiker schwingt so viel urbaner Frust mit, wie einem Nordengland unter Thatcher nur zufügen konnte.“

40′ Wir machen mal ein Quiz: Welcher berühmte Schauspieler hätte beinahe mal für Manchester United gestürmt?

34′ Tor für Schalke Manchester United 2:1 Jurado Schalke kann auch fest schießen, Jurado nimmt einen herrenlosen Ball auf und befördert ihn ins Tor. „Nur noch 3!“, singen die Schalker Fans. Das ist übrigens mein Lieblingscover der 11 Freunde.

30′ Tor für Manchester Gibson 2:0 Nach einem Einwurf kombiniert sich Manchester in den Strafraum, Valencia legt auf Gibson. Dessen Strahl kann Neuer nicht wegbaggern. Dieser Torwartfehler spart Bayern München rund 2 Millionen. Einigen wir uns auf Unentschieden?

26′ Tor für Manchester 1:0 Valencia Ballverlust Schalke an der Mittelline, dann braucht es nicht lange, bis Valencia alleine vor Neuer steht und ihn tunnelt. Messerscharfe Vorlage von Gibson. Einigen wir uns auf Unentschieden?

25′ Schnelles Spiel mit guten Zweikämpfen. Schalke hält gut mit, kommt im Gegensatz zu Manchester nicht mit dem Ball in den Strafraum.

15′ Senor Raul, unsere Hoffnung, Sie wissen doch, wo im Old Trafford das Tor steht:

10′ Schalke versucht, die United-Abwehr aggressiv zu pressen, ist auch nah dran. Doch weder van der Sar noch Rafael haben sich von zwei Gegnern aus der Ruhe bringen lassen.

8′ Schuss von Farfan aus 22 Metern, gar nicht ungefährlich. Neuer noch ohne Prüfung. Btw, Champions League bei Tageslicht – irgendwie ungewohnt.

1′ Spiel läuft. Inzwischen haben alle, die sich vor der Kamera geäußert haben, ob Kerner oder Beckenbauer, ob Krethi oder Plethi, beschworen: „Wer fünf Tore in Mailand schießt …“ Alles ist drin, soll das heißen.

20:45 Zu Manchester fällt mir als erstes ein: Ian Curtis ist tot.

Aufstellungen

Manchester van der Sar – Rafael, Smalling, Evans, O’Shea – Gibson, Scholes, Anderson – Valencia, Berbatov, Nani
Schalke Neuer – Uchida, Höwedes, Metzelder, Escudero – Papadopoulos, Jurado, Baumjohann – Draxler, Raul, Farfan

Manchester United mit einer besseren B-Elf riskanten Aufstellung. Rooney und Ferdinand nicht im Kader, Giggs auf der Bank, Evra, Vidic, Fletcher und Hernandez auch. So kann man ein Champions-League-Halbfinale auch angehen: als Schongang für die nationale Liga.

Vorbemerkung

Wie lange hat Napoleon gebraucht, um sich von seiner Begegnung mit Wellington zu erholen? Nun, der französische Schlachtenlenker war kein Schalker. Denn der Schalker regeneriert schneller. Jedenfalls fährt die Delegation Blau-Weiß acht Tage nach ihrem Waterloo mit Mut heute nach Manchester und hofft auf ein Wunder. „Wenn sich die Chance ergibt, müssen wir da sein“, sagt Ralf Rangnick. „Wir müssen erneut über uns hinauswachsen“, ergänzt Benedikt Höwedes und denkt an Mailand.

War was? Bloß das Hinspiel des Champions-League-Halbfinals, das United mit 2:0 gegen Manuel Neuer Schalke gewann. Die Angelegenheit war, sagen wir, ein wenig einseitig. Aber vielleicht wird es heute ja doch noch mal spannend in Manchester. Wer weiß das schon in diesem unberechenbaren Sport? Wir sind jedenfalls live vor der Glotze dabei, bis zum Anpfiff um 20.45 Uhr unterhalten wir Sie mit ein paar Takten ortstypischer Musik:

 

Deutschland – Kasachstan 4:0

Analyse In der ersten Halbzeit war die Löw-Elf initiativ, spielte schnell und mit Druck. Ein paar Dinge fielen dabei auf: Im Spielaufbau verzögert sie ab und an, auch mit Rückpässen auf den Keeper. Ab dem Mittelfeld wurde das Tempo angezogen. Die Spieler hatten definitiv den Auftrag, den Ball nicht nur laufen zu lassen, sondern ins Eins-gegen-Eins zu gehen (auch ins Eins-gegen-Zwei oder Eins-gegen-Drei): Raumöffnung durch Dribbling, was besonders Özil, Lahm und Müller beherrschen. Und die Überlegenheit bei Standards der Deutschen war nicht zu übersehen.

In der zweiten Halbzeit hat Löw Carsten Jancker und Christian Wörns eingewechselt. Das Geschehen auf dem Grün hatte dann die Anmutung eines Trainingsmatchs, sah aus wie Angriff gegen Abwehr. Das Spiel verhielt sich fortan zu einem „normalen“ Ligaspiel wie eine Etüde zu einem Klavierkonzert.

Lesen Sie morgen: Christian Spillers Bericht aus Kaiserslautern

Das Spiel in umgekehrter Reihenfolge

Endstand Deutschland – Kasachstan 4:0

88′ Tor für Deutschland 4:0 Klose Khedira stößt vor, legt quer, Klose staubt ab. Nur noch 7 bis zum Rekordtorjäger Gerd Müller, der „Kloses heißen Atem spürt“ (B. Rethy).

85′ Ach ja, zurück zum Spiel, die Deutschen haben in den vergangenen Minuten ein paar Chancen verdaddelt, nachdem sie zuvor zwanzig Minuten die Bemühungen halbiert hatten. Gomez wurde bei seiner Einwechslung ausgepfiffen.

79′Drittens: St. Paulis Asamoah kam vorige Woche mit zwei Kiez-Damen nach Hause, „um Burger zu essen und Cola zu trinken“. Dumm nur, dass seine Frau Linda unerwartet dort wartete. Scharfe Messer wurden gezogen, es gab Schnittwunden, Linda verlor einen Haarbüschel. „Das war alles ganz harmlos. Meine Frau kennt die beiden auch, möchte aber nicht, dass ich mit ihnen zusammen bin“, sagte Asamoah. „Da war nichts Sexuelles.“

70′ Zweitens: Jupp Heynckes hat sich für seinen Spieler Rolfes eingesetzt, der nicht von Löw nominiert worden ist. Vordergründig hat sich Heynckes für seinen Spieler Rolfes eingesetzt. Eigentlich hat er damit seinem Spieler Ballack, der nicht von Löw nominiert worden ist, eine Backpfeife verpasst.

65′ Bei der Gelegenheit können wir ja mal über die drei „Höhe“punkte der Fußballwoche reden. Erstens: Wie hat das der DFB Chief Communication Brand Director Oliver Bierhoff mit seiner TV-Kritik gemeint, als er sich beschwert hat, dass „die Prominenz der Nationalmannschaft für irgendein Thema oder Scherz missbraucht“ werde? Dass er natürlich gegen Hass auf Schwule ist, aber sein Team mit dieser Krankheit nicht in Verbindung gebracht sehen will?

60′ Neuer sieht sich einem Gewaltroller des kasachischen Stürmers ausgesetzt – und hebt ihn auf.

48′ Angesichts fehlender Dramatik auf dem Grün – hören wir uns doch mal auf den Rängen um! Und stellen fest: Der DFB-Fanclub ist in Sachen Hymne textsicherer als unser Ex-Bundespräsident.

Halbzeit Deutschland – Kasachstan 3:0

43′ Tor für Deutschland 3:0 Müller Özil lupft den Ball vertikal in die Box, Müller lässt ihn von der Brust abtropfen und schießt rein.

31′ Schweinsteiger hat seine Bayernform in die Nationalmannschaft herübergerettet. Sein Fehlpassticker steht inzwischen auf 4.

25′ Tor für Deutschland 2:0 Müller Freistoß, diesmal von der anderen Seite, von Özil, und Müller hält den Kopf hin.

23′ Deutschland nun mit einigen retardierenden Momenten im Spielaufbau.

19′ Badstuber spielt einen Manni-Kaltz-Gedächtnis-Rückpass zum Tormann von Höhe der Mittellinie. Das wird einen Eintrag in Löws Klassenbuch geben.

14′ Eine Kombination zwischen Lahm und Klose lässt einen ganzen Schwung kasachischer Abwehrspieler überfordert zurück. Lahms Schuss landet auf dem Tordach.

3′ Tor für Deutschland 1:0 Klose Schweinsteiger zieht einen Freistoß auf den langen Pfosten, wo Klose freistehend einschiebt. Die Story geht weiter: In Bayern auf der Bank, geht Klose in der Nationalmannschaft auf Gerdmüllerjagd.

1′ Anpfiff Hoffentlich spielen die Deutschen nicht so gestelzt und gestellt wie Bela Rethy redet.

19:56 Wir geben ab zu den Hymnen, heute mit Horst Köhler:

19:50 Vom Betzenberg twittert unser Reporter Christian Spiller.

Aufstellung Deutschland

Neuer – Lahm, Mertesacker, Badstuber, Aogo – Khedira, Schweinsteiger – Müller, Özil, Podolski – Klose

19:30 Deutschland gegen Kasachstan, die Spannung in diesem Duell dürfte sich in Grenzen halten. Deutschland mit vier Siegen aus vier Spielen, bei den Kasachen verhält es sich umgekehrt, sie haben noch nicht mal ein Tor geschossen. Warten wir also auf den einen oder anderen Zungenschnalzer von Mesut Özil!

 

Bayern München – Inter Mailand 2:1

Halbzeit. Mourinho windet sich weiter. Welche Sportart diese Inter-Abwehr genau ausübt bleibt ein Rätsel. Ein seltsames Spiel voller Fehler, Irrtümer und Mängel, vor allem auf Mailänder Seite. Die Bayern haben sich nach dem frühem Gegentor kurz geschüttelt und die Sache mittlerweile im Griff. Was aber wäre passiert, wenn Cesar den Ball nicht hätte durch die Finger flutschen lassen?

40. Minute: Was war denn das? Cesar turnt durch München. Gomez schickt den Ball in Richtung Tor, das Spielgerät aber kullert scheinbar stundenlang auf der Torlinie entlang, bevor ein namentlich nicht bekannter Interisti gegen Müller auf der Linie klärt. Bei diesem Spiel passiert mehr in den jeweiligen Fünf-Meter-Räumen als im Mittelkreis.

Wir diskutieren gerade über Jostein Gardners Buch „Sofies Welt“. Der Kollege zwei meint, er fand es damals mit 14 Jahren sehr inspirierend. Wie kommen wir darauf? Es ist auch das Lieblingsbuch von Inter-Trainer Leonardo. Sagt uns das irgendwas? Nein.

Ribery mit einer großartigen Chance, scheitert aber am im Weg liegenden Julio Cesar. Für irgendwas muss der Kerl ja gut sein. Aber: Was ist mit dieser Mailänder Abwehr los? José Mourinho dreht sich nervös auf seiner Madrider Couch hin und her.

31. Minute: Toooor für den FC Bayern. Robben schießt Motta an, weshalb der Ball vor den Füßen von Thomas Müller landet. Der lupft den Ball über Cesar hinweg, der froh ist, dass er keine Chance hatte, den Ball festzuhalten.

Mein Kollege sagt: „Es geht jetzt mehr zur Sache“. Er zahlt ins unsichtbare Phrasenschwein, wahrscheinlich nicht zum letzten Mal am heutigen Abend.

Eilmeldung: Jens Lehmann löst seinen Vertrag beim FC Arsenal wieder auf. Wechselt sofort und jetzt zu Inter Mailand.

21. Minute: Tor für den FC Bayern, Mario Gomez. Unglaublich, Julio Cesar. Der Mailander Torwart hat noch immer Sonencreme am Handschuh, lässt wie im Hinspiel einen Ball aus den Händen gleiten, wieder ist Gomez da und lupft den Ball über sich und Cesar ins Mailänder Tor. Den macht übrigens nicht jeder.

19. Minute: Wenn sie dann aber mal im Strafraum sind, bleiben die Bayern höflich weg. Ein sehr seltsames, emotionsloses Spiel derzeit.

Im Vorfeld dieses Duells wurde uns Inter Mailand als spielwütiges, fast anarchisch-offensives Team verkauft. Wo? Wann? Wie?

Bei den Bayern sorgt Mario Gomez für leichte Nervosität. Der hat seit ein paar Wochen nicht getroffen. Was bis vor kurzem eher der Normalzustand war, gibt nun Anlass zur Sorge. Gegen Hamburg traf er nicht einmal das berühmte Scheunentor. So wie seine Kollegen hier.

10. Minute: Bayern bemüht sich um eine Reaktion. Ribery steckt durch zu Gomez, dessen Schuss abgeblockt wird.

3. Minute: Tor Inter Mailand, Samuel Eto’o. Sah nach Abseits aus und war es wohl auch. Viel schlechter kann es nicht losgehen.

Anpfiff.

Den Wimpelvergleich haben die Münchner schon mal gewonnen. Den Größeren haben sie.

Großes Rätselraten über die Form der Mailänder. Am Wochenende gab es ein dünnes 1:1 beim Vorletzten der italienischen Liga, Brescia Calcio. Davor aber vier Siege in Folge.

So wollen sie spielen:

FC Bayern: Kraft – Lahm, van Buyten, Breno, Pranjic – Schweinsteiger, Luiz Gustavo – Robben, Müller, Ribery – Gomez

Inter: Julio Cesar – Maicon, Ranocchia, Lucio, Chivu – T. Motta – Cambiasso, Stankovic – Sneijder – Eto’o, Pandev

Vorbemerkungen:

Ach, wird so mancher Bayern-Fan wehmütig seufzen. Als wir zuletzt gegen die Blau-Schwarz-Gestreiften gespielt haben, da war unsere Welt noch in Ordnung. Was seitdem geschah? Der Acht-Tage-Schock: Dortmund, Schalke, Hoeneß. Wie nun die Saison retten? Dass es für den FC Bayern in der Liga schon noch irgendwie zum dritten Platz reichen wird, daran zweifeln sie wohl nicht einmal in Hannover. Aber das ist nicht genug. Wenn man sich noch in einigen Jahren an den FC Bayern 2011 erinnern will, muss die Finalteilnahme in der Champions League her. Wembley und so. Der Weg dorthin führt über Inter Mailand. Über den Titelverteidiger der Meisterliga, dem derzeit jedoch die Eiseskälte ihres verlorenen Meistertrainers José Mourinho abgeht. Das 1:0-Geschenk im Hinspiel, um das Inters Torwart Julio Cesar noch eine formschöne Schleife band und Mario Gomez überreichte, macht die Sache für den FC Bayern natürlich einfacher.

 

Koan Titel!

Koan Titel! Zumindest keinen nationalen für die Bayern in diesem Jahr. Es bleibt noch die Champions League, auf die sich jetzt konzentrieren können. Louis van Gaals Elf hatte nur eine gute Viertelstunde, direkt nach der Halbzeit. Und gegen Ende des Spiel noch ein paar Strafraumszenen. Sonst griffen sie sich zwar meist den Ball, waren aber kaum gefährlich. Die Standards waren erbärmlich.

Schalke hat sich, grob gesagt, von Dortmund einiges abgeschaut, hat es ebenso geschafft, Robben aus dem Spiel zu nehmen, völlig unerwartet mit Hans Sarpei in einer sehr gelungenen Nebenrolle. In der Feinanalyse zeigen sich jedoch Unterschiede: Schalke stand sehr tief, hat die Konter seltener als der BVB und auch mit weniger Spielern gefahren. Es war eher das Inter-Mailand-Modell von 2010. Sehr überlegen waren die Schalker bei Ecken, da hätten sie noch mehr Tore schießen können.

Louis van Gaal, über den wird man jetzt reden. Andererseits steht er vor dem erneuten Einzug ins Viertelfinale der (die FR würde sagen) Königsklasse. Magath geht als Sieger vom Platz, führt Schalke wahrscheinlich zum Pokalsieg gegen den MSV Duisburg und damit (die FR würde sagen) zu den Fleischtöpfen des Europapokals.

Endstand Bayern – Schalke 0:1 Magath zitiert Klopp.

87′ Ribéry schießt Neuer in die Arme. Bekommen die Bayern noch eine Chance?

Papadopoulos für Annan.

81′ Der belgische Catcher van Buyten kommt als Brechmittelstange, Luiz Gustavo raus.

Schmitz für Sarpei.

77′ Kuriose Szene: Bayern-Keeper Kraft spielt an der Strafraumgrenze Farfan mit der Hacke aus und überrascht Luiz Gustavo offenbar damit so sehr, dass der das Fußballspielen einstellt. Farfan gelingt dann beinahe ein empty net goal.

Klose für Müller.

71′ Uchida hat Glück, dass Schiri Meyer keine Zeitlupe hat, sonst wäre der Japaner mit dem Gomez-Nest auf dem Kopf für sein Beinstellen an Ribéry mit Gelb-Rot zum Duschen und Haare waschen geschickt worden.

67′ Und wer wollte bestreiten, dass Fußball unter Felix Magath nichts mit Arbeit zu tun hat?

61′ Wechsel Schalke: Für Jurado kommt der 17-jährige Draxler. Darf der denn überhaupt um diese Zeit noch arbeiten?

Aus dem Jugendarbeitsschutzgesetz:

Jugendliche (15 bis 18 Jahre) dürfen nur in der Zeit von 6 bis 20 Uhr beschäftigt werden. Ausnahmen gibt es im Bäckerhandwerk (16-jährige ab 5 Uhr, 17-jährige ab 4 Uhr [nicht in Konditoreien!]), in der Landwirtschaft (16-jährige ab 5 Uhr oder bis 21 Uhr) und im Gaststättengewerbe (16-jährige bis 22 Uhr). In mehrschichtigen Betrieben dürfen Jugendliche ab 16 Jahren bis 23 Uhr beschäftigt werden.

Warum eigentlich nicht in Konditoreien!?

59′ Interessanter Wechsel bei den Bayern: Kroos kommt für Timoschtschuk, vermutlich rückt Luiz Gustavo in die Abwehr.

54′ Schweinsteiger nach Lahmflanke mit dem Kopf ausnahmsweise nicht an Pfosten oder Latte, sondern auf den Keeper. Bayern hat nun extrem viel Schwung und Leidenschaft. Louis van Gaal hat in der Kabine offenbar die richtigen Signale gesendet. Hoffentlich ist es bei Worten geblieben.

47′ Pranjic bringt einen Ball vom Flügel flach und fest herein, aber Robben kommt zu spät, geht aber auch mit dem falschen Fuß hin.

46′ Bela Rethy mit einer Aussage, auf die man nur kommen kann, wenn man Jahrzehnte als Fernsehexperte gewirkt hat: „Die Bayern brauchen jetzt Leidenschaft.“

21:33 Oliver Kahn mit einer Analyse, die man nur treffen kann, wenn man sich tagelang auf seine Rolle als TV-Experte vorbereitet hat: „Es muss ein Leader auf den Platz, der den anderen in den Hintern tritt und sagt, wo’s langgeht.“

Halbzeit 0:1 Schalke verteidigt gut und kollektiv, nach der Führung stehen sie noch tiefer, mehrere Torchancen nach Standards, darunter auch das Tor. Bayern ohne Torchance, weder Robben noch Ribéry kommen durch. Nicht ein Mal kamen sie in die gefährliche Zone auf die 10er-Position. Müller ist aus dem Spiel.

Darf jetzt jeder auch Schalke in Bayern gewinnen?

Wenn das so weitergeht, wird Neuer heute keinen Trost gebrauchen:

38′ „Ballbesitz als Dogma“ (Bela Rethy über Lars von Triers Louis van Gaals Bayern)

35′ Gute Chance für Schalke. Eine Ecke, diesmal kurz ausgeführt, landet bei Höwedes, dessen Kopfball von Müller auf der Linie entschärft werden muss.

30′ Nach Ballverlust schaltet Schalke von 4:3:3 auf 4:4:2 und verteidigt extrem tief, greift erst am eigenen Mittelkreis an, selbst Raul ist bei Bayerns Angriffen meist hinter dem Ball.

20:55 Mit den 11 Freunden finden wir Gefallen an dem „erfrischendsten Expertengespräch seit hundert Jahren“, die Rede ist von der gestrigen ARD-After-Match-Runde mit Beckmannscholl sowie den beiden Trainern Milan „Polier“ Sasic und Pele Wollitz.

15′ Tor für Schalke 0:1 Raul Eckball Farfan, Kopfballverlängerung durch Höwedes auf Höhe des Elfmeters, Raul am langen Pfosten per Kopf. Bei der Ecke zuvor scheiterte Raul mit einem Schuss an Gomez. Bis dahin war Bayern dominant.

9′ Was wirklich weh tut: Festzustellen, dass der Kommentator die gleiche Phrase benutzt wie ich: „ein vorweggenommenes Finale“. Schreiben wie Bela Rethy redet – wer will das schon?

3′ Bayern-Fans begrüßen den umworbenen Neuer mit Pfiffen und „Koan Neuer“-Schildern, die sie auf der U-Bahn-Hinfahrt gebastelt zu haben scheinen. Kann mir Preußen das jemand übersetzen?

1′ „Der Fifa-Schiedsrichter Florian Meyer gibt das Spiel frei.“ (Bela Rethy)

Aufstellungen

Bayern: Kraft – Pranjic, Breno, Timoschtschuk, Lahm – Schweinsteiger, Luiz Gustavo – Ribéry, Müller, Robben – Gomez
Schalke: Neuer – Sarpei, Metzelder, Höwedes, Uchida – Matip, Kluge, Annan – Jurado, Farfan – Raul

Van Gaal korrigiert also seinen Nicht-Fehler und schiebt Luiz Gustavo von links hinten ins Zentrum des Mittelfelds. Magath überrascht mit Hans Sarpei als Gegenspieler von Robben.

20:17 ARD, ZDF, wo ich auch hinschalte, überall sehe ich Jörg Pilawa. Und jetzt auch noch Katrin Müller-RiefHohenstein und Oliver Kahn als Expertenteam. Fernsehen kann so inspirierend sein …

Vorbemerkung

Es ist das vorweggenommene Finale, denn im echten Finale wartet „nur“ der MSV Duisburg, Zweitligist und krasser Außenseiter – egal ob der Sieger des heutigen Halbfinals Bayern oder, weniger wahrscheinlich (wenn Sie mich fragen), Schalke heißt. Im Blickpunkt stehen auch die zwei Trainer: Felix Magath, weil er das immer tut und weil Schalke die letzte gute Chance verspielen könnte, sich für den Europapokal der nächsten Saison zu qualifizieren. Und Louis van Gaal, weil er das immer tut und fast aus dem gleichen Grund wie Magath, zudem weil er von Uli Hoeneß angezählt ist. Nicht ausgeschlossen, dass es sein letztes Spiel für die Bayern ist.

Im Blickpunkt steht auch Manuel Neuer. Die Bayern sind sehr an dem Schalker Keeper interessiert, weil sie finden, dass der weltbeste Tormann beim weltbesten Verein spielen muss. Die Bayern-Führung hat jüngst ihren Stil bewiesen, als sie sich dauernd öffentlich über die Personalie Neuer stritt und den Namen des Vereinsfremden in internen Machtkämpfen missbrauchte. Wahrscheinlich geht Neuer eh nach Manchester.

Was spricht für die Bayern? Sie werden alles dran setzen, die Demütigung vom Samstag wiedergutzumachen, als Borussia Dortmund ihnen die Grenzen zeigte. Was spricht für Schalke? Tja … bestimmt, dass sich die Mannschaft in großen Spielen mehr zu motivieren scheint als in schnöden Duellen mit Nürnberg und Kaiserslautern.

 

Deutschland – Italien 1:1

Das war es. Endstand 1:1. Es wurde doch nichts mit dem ersten Sieg gegen Italien seit 16 Jahren, obwohl es über eine Stunde danach aussah. Besonders in der ersten halben Stunde zeigte sich das Team von Joachim Löw in Südafrika-Form, dominierte Spiel und Gegner. Das Ergebnis dieses Übergewichtes war ein prächtig herausgespieltes Tor über die Stationen Özil, Müller und Klose. In dieser Zeit aber suchten und fanden die Italiener auch Lücken im deutschen Defensivspiel. Immer wieder tauchten sie in Überzahl auf den Außen auf, auch weil Podolski und Müller ihren Abwehrkollegen mitunter wenig Beistand leisteten. Nach dem Wechsel begann dann das Wechseln. Löw tauschte viermal, sein Kollege Prandelli gleich sechsmal, das Spiel wurde etwas fahriger. Die größte Orientierung in dieser Phase zeigte der eingewechselte Guiseppe Rossi, der mit diesen Namen gar nicht anders kann, als Tore zu schießen. Er traf zum 1:1. Am Ende ein, wie heißt es so schön, gerechtes Unentschieden in einem der intensiveren Freundschaftsspiele der letzten Zeit.

Bei Italien gefällt der Torschütze, Guiseppe Rossi. Wirkt so flink und behände wie Ruby, Berlusconis Nachwuchs-Tänzerin.

83. Minute: Jetzt wird’s noch mal flott. Podolski (!) klaut Özil (!) den Ball. Warum macht der das?

81. Minute: Tor, 1:1, Rossi. Giuseppe, nicht verwandt oder verschwägert mit Paolo, steht nicht im Abseits. Neuer hält den ersten Schuss, aber nicht den Zweiten.

75. Minute: Chiellini mit einer Grätsche, die nicht einmal ein Niederländer im WM-Finale auspackt. Schiedsrichter Braamhaar (ja, ja) lässt weiter laufen. Klose ist so geschockt, er geht gleich raus. Für ihn kommt Großkreutz.

Schweinsteiger wollte grad den Pirlo machen: nach ner Ecke nolookmäßig durchstecken. Sein Reenactment scheiterte (via Twitter).

Die Reformen des italienischen Trainers Cesare Prandellis sollen ganz tief in der italienischen Fußballkultur ansetzen. Arrivederci Catennacio, es soll offensiver werden. Wenn er schonmal dabei ist, kann er sich ja auch gleich um Zeitspiel, das Fordern von Elfmeter und Pomade im Haar kümmern.

67. Minute: Neuer stellt sich vor, die Italiener trügen BVB-Schwarz-Gelb und hält famos einen Schuss von Boriello.

65. Minute: Deutschland hat sich jetzt entschieden, das Spiel eher zu kontrollieren. Das geht auf Kosten des Risikos. Aber egal, ist ja nur ein Freundschaftsspiel. Macht das Sinn?

58. Minute: Kollege Fritsch im Stadion bemängelt via Twitter völlig zu Recht die fehlende Defensivunterstützung von Podolski und Müller.

Podolski mit rechts ist wie Lahm mit Kopf, Özil mit Knie, Löw ohne Schal.

50. Minute: Sind Götze, Lahm, Özil die deutschen Xavi, Iniesta und Messi? Zumindest von der Körperhöhe her ja.

Nun kommt Mario Götze, der in diesem Stadion jeden Grashal jedes Matschloch kennt.

Halbzeit: Die Italiener forderten in den letzten Minuten etwa dreieinhalb Elfmeter. Gut: Keiner wurde gepfiffen. Schlecht: Gefährlich war es trotzdem. Insgesamt ein flottes Spiel. Endlich einmal, nach den ganzen Aserbajdschans, Kasachstans und Schwedens, wartet so etwas wie ein echter Gegner. Zum Großteil macht das deutsche Team auch eine bella figura, die Anfälligkeit über die Außenbahnen aber gefällt nicht.

Hat Gianluigi Buffon die langen Unterhosen von Arjen Robben stibitzt?

35. Minute: Deutsche Elf hat durch die Führung Passsicherheit und Raumaufteilung zurückgewonnen, enthält den Italienern derzeit den Ball vor (via Twitter).

32. Minute: Mesut Özils Beruf ist der des Täuschers. Ihn auszuwackeln schaffen nur wenige. Einer heißt Cassano.

Wer es verpasst hat: Hier ein sehr schönes Interview mit Nello di Martino, der das italienische Team bei der WM 2006 betreute. Er räumt mit dem Vorurteil auf, dass die Italiener auf eine Sperre von Torsten Frings drängten und redet über deutsche Sticheleien vor dem Halbfinale.

16. Minute: Tor Klose, 1:0. Großartige Hackenvorvorlage von Özil, ebenso großartiger Querpass von Müller und Klose macht, was er am Besten kann. Den Ball über die Linie kämpfen.

9. Minute: Manuel Neuer bekommt jetzt etwas zu tun. Kein Problem für ihn, er kennt das ja aus seinem Heimatverein.

Vorteil für Italien? Der Rasen in Dortmund erinnert an eine versteppte Weide im Mezzogiorno.

4. Minute: Das deutsche Team fängt da an, wo es im Jahr zuvor aufhörte. Es geht nach vorne. Özil, Podolski und so.

Die Hymnen liefen glatt. Musikalisch ohnehin ein Klassenunterschied zwischen beiden Nationen (via Twitter).

So, es geht dann los. Das Nationalmannschafts-Jahr 2011 ist eröffnet.

Das Stadion in Dortmund ist nicht ganz ausverkauft. Sind wir ein Volk von Sommerfußball-Freunden?

Das Abtippen der italienischen Mannschaftsaufstellung ging schwerer von der Hand als erwartet. Wer oder was ist Ranocchia, Bonucci, Pazzini?

Sehr zu empfehlen heute auch die Twitterei meines Kollegen Oliver Fritsch live aus dem Westfalenstadion.

So werden sie spielen:

Deutschland: Neuer – Lahm, Mertesacker, Badstuber, Aogo – Schweinsteiger, Khedira – Müller, Özil, Podolski – Klose

Italien: Buffon – Cassani, Ranocchia, Chiellini, Bonucci – Motta, de Rossi, Montolivo – Cassano, Mauri – Pazzini

Vorbemerkungen:

Vor zwei Tagen erschien Jogi Löw etwas zu spät zur Pressekonferenz in der Sportschule Kaiserau. „Die Mannschaftssitzung hat länger gedauert, weil wir gegen die Italiener 16 Jahre nicht mehr gewonnen haben – da war es nötig“, entschuldigte er sich. Ob das ernst gemeint war oder nicht, man hörte es nicht heraus.

Fakt ist: Selten standen die Chancen so gut, den fast zwei Jahrzehnte anhaltenden Apenninen-Malus zu beenden. Es lief zuletzt sehr rund bei der deutschen Elf. Einem herausragenden WM-Sommer folgte ein makelloser EM-Qualifkations-Herbst. Die Squadra Azzurra schied in Südafrika als Gruppenletzter (und Titelverteidiger) aus, was in Italien als Katastrophe pompejischen Ausmaßes wahrgenommen wurde, und mühte sich unlängst zu einem 0:0 in Nordirland.

Es hat sich eine Menge verändert seit dem beinahe schon mythischen WM-Halbfinale 2006 an gleicher Stelle, als Pirlo auf Grosso passte… Beide Mannschaften entwickelten sich nach diesem Spiel in die entgegengesetzte Richtung. Während das DFB-Team damals noch vor den Großen bibberte, darf es sich mittlerweile selbst dazu zählen und dabei mitleidig auf die Probleme des vierfachen Weltmeisters Italien schauen: Das WM-Team von 2010 war überaltert, ausländische Stars stehen in der heimischen Liga jungen Talenten im Weg, anständige Nachwuchsförderung gibt es nicht. Der Trainer Cesare Prandelli übt nun die Revolution. 48 Spieler nominierte er seit seinem Amtsantritt im August. Die Mannschaft soll offensiver, leidenschaftlicher, jünger werden. Kennen wir irgendwo her.