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Schweden – Deutschland 0:0

Endstand 0:0 Ein Duell ohne Höhepunkte. Schweden verteidigte nur, suchte nicht seine Möglichkeiten, entdeckte sie folglich auch nicht. Deutschland war technisch klar überlegen, hielt bis zum Abpfiff am Löw-Fußball fest: direktes Flachpassspiel. In zwei Dritteln des Spielfelds war das ok, im entscheidenden letzten, vor dem Gegnertor, aber nicht mehr.

Viele Neue heute im DFB-Dress, die Agenturen werden wieder, jede Wette, vom „Debütantenball“ schreiben – was auch immer dieses Bild uns sagt. Holtby war der Beste: sehr aktiv, zog Fouls, mit vielen Ideen. Auch Schmelzer war mutig, beim Freiluafen war er aber meist einen halben Schritt zu früh dran. Falsches Timing.

Ein tolles Jahr geht für die Nationalelf zu Ende. Vor der WM, erst recht nach Ballacks Ausfall, wollten manche ihr am liebsten empfehlen, gar nicht nach Südafrika zu fahren. Der Sieger heißt Löw. Und auch die Zukunft sieht gut aus, er hat eine große Auswahl an Talenten. Aber er wird sich bestimmt nach einem Stürmer umgucken müssen. Da fehlt es. Oder fällt ihm ein System ohne ein?

78′ Zwei Neue, Schürrle und Götze, für Holtby und Großkreutz. Götze ist 18 Jahre und der jüngste DFB-Debütant seit Uwe Seeler, sagt der Reporter.

70′ Noch eine Spezialität der schwedischen Küche: chocolate moose

60′ Cacau, Träsch, Kroos und, (zuvor schon) Beck für Marin, Khedira, Schweinsteiger und Boateng. Westermann in seinem Abschiedsspiel jetzt Kapitän.

57′ Die Deutschen haben mehr Zug im Spiel, kommen zu Kombinationen und Schüssen von der Strafraumgrenze.

Welcher Schwede kann mir sagen, wie man Konditoreien in seine Muttersprache übersetzt?

Halbzeit 0:0 Sie merken es vielleicht, dem Spiel mangelt es an Erzählenswertem. Die Schweden verteidigen, was das Zeug hält. Die Deutschen ziehen ihr typisches Spiel auf, finden aber selten den Weg in den Strafraum. Gomez ist selten da, wo er gebraucht wird. Marin bringt nichts Genaues vor die Kiste. Holtby versucht viel, ist aber noch nicht mit der Mannschaft abgestimmt. Gilt noch mehr für Großkreutz.

42′ Mein Lieblingsclip mit dem schwedischen Koch (von dem ich übrigens nicht sicher bin, ob er nicht doch ein Däne ist).

38′ Alla vill inte ersätta religionernas färdiga menyer med ett andligt smörgåsbord där man kan plocka de godbitar som faller en i smaken.

32′ Der Linienrichter steht, zum Nachteil der Deutschen, ein wenig auf Kriegsfuß mit der Abseitsregel.

18′ Die Schweden gehen ganz gut zur Sache. Wenn das so weitergeht, sollten wir wieder die Schwedenplatte von unseren Speisekarten streichen.

14′ Die deutsche Mannschaft hat das Spiel im Griff, versucht es vor allem über die linke Seite Marko Marin und Marcel Schmelzer, der sich sehr hoch, also offensiv anbietet.

8′ Was heißt Beinschere auf Schwedisch?

20:29 Die Hymnen singt ein Kinderchor, klingt nach Weihnachtsmarkt.

Aufstellung Deutschland

Adler – Schmelzer, Hummels, Westermann Boateng – Schweinsteiger, Khedira – Marin, Holtby, Großkreutz – Gomez

20:24 Ich übernehme mal den Stab von meinem Kollegen Steffen Dobbert (of).

Vorbemerkungen:

Im letzten Kick des Jahres, in diesem Test gegen Schweden, sollen junge Spieler die etablierten herausfordern. So denkt sich das Joachim Löw. Hummels, Götze, Schmelzer, Holtby und wie die Frischlinge alle heißen, sollen zeigen, was sie in diesen dunklen Novembertagen können. Die Geschichte lehrt uns, dass es nicht leicht wird. Die Schreckensserie im Ullevi-Stadion begann mit dem legendären WM-Halbfinale 1958. Beim Stand von 1:1 wurde Erich Juskowiak in der 57.Minute vom Platz gestellt. Einpeitscher animinierten die 50.000 Zuschauer zu einem ohrenbetäubenden „Heja, Heja Sverige“ und trieben die schwedische Elf zum 3:1-Sieg über Sepp Herbergers Weltmeister an. Auch das Spiel um den dritten Platz verlor Deutschland in Göteborg gegen Frankreich 3:6. Selbst die künftige 72er und 74er Europa- und Weltmeistergeneration Helmut Schöns unterlag 13 Jahre nach dem „Hassspiel“ im Freundschaftsspiel 1971 in der Hafenstadt  0:1 – trotz Maier, Vogts, Schwarzenbeck, Beckenbauer, Grabowski, Netzer, Overath und Gerd Müller.

Für die Nationalelf des Trainers Berti Vogts‘ wurde Göteborg bei der EM 1992 zum Fiasko: Erst die 1:3-Niederlage gegen die Niederlande in der Gruppenphase, dann im Göteborger Finale die 0:2 Schlappe gegen die „Badeschlappen“ Dänen, so genannt, weil die Spieler aus dem Urlaub geholt werden mussten, um das suspendierte Jugoslawien zu ersetzen.

Aber wer ist eigentlich Berti Vogts? Nach dem Löwschen Triumphjahr 2010 wäre alles andere als ein Sieg eine Enttäuschung für Löws junge Hoffnungstruppe.

 

Live: Kasachstan – Deutschland 0:3

Fazit: Mario Gomez hat also getroffen. Unmittelbar nach seinem Tor geisterten bereits die ersten Witze durchs Internet. „Selten hatte ein Deutsches Tor so viel Gag-Potential: Tor vom #Gomez, jetzt übertreiben sie aber bei der #Wettmafia!“ twitterte einer. „Kennedy-Mord, 9/11, das Gomez-Tor. Ereignisse, bei denen jeder weiß, wie und wo er sie erlebt hat.“ ein anderer. Gomez selbst gab sich nicht überrascht. „Natürlich habe ich mich über mein Tor sehr gefreut. Schon gegen Dortmund war ich sehr gut drauf und hab mich gut gefühlt, nur hat mir das keiner geglaubt“, sagte er nach dem Spiel. Nun werden wieder viele sagen: Ja, gut. Gegen Kasachstan, bitte! Doch die 90 Minuten von Astana haben gezeigt, dass die kasachische Mannschaft durchaus fußballerische Qualitäten hat. Und schon das klare, aber nicht ungewöhnlich hohe Ergebnis, das 3:0, sagt aus, dass es kein Spiel war, bei dem auch der DFB-Busfahrer kurz davor stand, sich in die Torschützenliste einzutragen.

Bis man dann von einem klaren, verdienten Sieg der deutschen Mannschaft reden konnte, ging einige Zeit ins zentralasiatische Land. Jogi Löws Team war zwar immer irgendwie spielbestimmend, verlor aber etwas zu oft den Ball. Was am ungewohnten Untergrund, dem Kunstrasen, lag. Aber auch am Gegner. Die Kasachen rannten schnell und viel, konnten oft gefällig kontern, waren im Abschluss aber so harmlos wie der Vor-heute-DFB-Gomez. Es brauchte schon die zweite Hälfte und den Gerd-Müller-Jäger Miroslav Klose, der nach einer feinen Kombination über Özil und Podolski die Führung besorgte. Dann trafen noch Gomez und Podolski. Für Jogis Jungs war es der vierte Sieg im vierten Spiel der EM-Qualifikation, und das letzte Pflichtspiel im ereignisreichen Fußballjahr 2010.

Abpfiff, das wars.

90. Minute: Noch einmal Eckball für Kasachstan. Fällt jetzt ihr erstes Tor in der EM-Qualifikation? Ein Erfolg, der die Verhandlungsposition des Bernd Storck morgen im Büro des Verteidigungsministers auf jeden Fall stärken könnte. Nein, drüber.

85. Minute: 0:3 Lukas Podolski. Der Kölner gibt den Mini-Maradona. Dribbelt gegen ein, zwei, drei, vier, fünf, sechs Kasachen und legt den Ball in die lange Ecke.

Drei Punkte sollte Bernd Storck mit seiner Mannschaft nach diesem Spiel auf dem Konto haben. Es werden wohl null. So könnte es gut sein, dass Storck morgen in das Büro eines gewissen Adilbek Dschaksibekow zitiert wird. Der Mann ist Verteidigungsminister und als solcher für die fußballerischen Geschicke seiner Nation verantwortlich. Hat Karl-Theodor zu Guttenberg mit Jogi Löw eigentlich schon über das WM-Aus gegen Spanien geredet?

76. Minute: 0:2 Mario Gomez. Wenn einer ein Tor gegen Kasachstan braucht, dann ist es Mario Gomez. Was musste der sich in den vergangenen Monaten, ach was, Jahren anhören. Und jetzt werden wieder alle sagen: Ja gegen Kasachstan, da trifft doch jeder. Tun sie aber nicht. Von Lukas Podolski auf die Reise geschickt, trifft Gomez ziemlich tiefenentspannt in die lange Ecke. Herr Schmidt vom ZDF spricht vom ersten Gomez-DFB-Tor seit drei Jahren.

72. Minute: Auch wenn die DFB-Elf gefühlte 95 Prozent Ballbesitz vorweisen kann. Die Fünf-Restprozent für den Gegner haben es in sich. Man hat schon Kamele in der Steppe kotz sich übergeben sehen.

Kleiner Beitrag aus der Kategorie Unnützes Wissen: Kasachstan ist der größte Binnenstaat der Erde. Definitiv keine Beachboys, die Kasachen.

65. Minute: Der WM-Torschützenkönig ist in Bayern- statt WM-Form. Özil überreicht Müller den Ball großherzig im Strafraum wie ein nettes Präsent, der Beschenkte jedoch jagt die Kugel übers Tor in die kasachische Steppe.

In Astana ist es jetzt übrigens kurz nach Mitternacht. Geisterstunde auch so langsam in der kasachischen Abwehr.

57. Minute: Wieder Schmidtgal, der neue kasachische Volksheld. Mit der Brust angenommen und wieder volley abgezogen. Zur Erinnerung, der Mann spielt bei Rot-Weiß Oberhausen. Seine Bilanz bisher: fünf Zweitliga-Tore.

55. Minute: Mario Gomez wird eingewechselt. Wird der Knoten in Kasachstan platzen?

52. Minute: Und da war die bisher beste Chance für Kasachstan. Schmidtgal, ja der Heinrich, kommt aus 15 Metern zum Schuss. Er probiert aber einen komplizierten Seitvolley-Knaller, mit dem er gute Chancen im Rennem um das kasachische Tor des Jahrhunderts gehabt hätte. Der Ball ging aber knapp drüber.

48. Minute: 0:1 Miroslav Klose. Özil sieht Podolski, der wiederum Klose sieht. Klose sieht, dass sein Gegenspieler denn Ball nicht klären kann. Und der sieht, dass Klose trifft. Jetzt sind es nur noch 10 Tore bis zum Müller-Rekord. Dem Gerd seiner.

Es geht dann weiter, ZDF-Experte Oliver Kahn bleibt bei seinem Tipp, 6:0. Na dann.

Halbzeit: Okay. Es ist weit weg von zu Hause, es ist kalt, es gibt nicht mal richtigen Rasen und der Gegner rennt auch noch so viel. Aber ein bisschen mehr dürfte es dann schon sein. Die deutsche Elf ist zwar überlegen, hatte auch einige Chancen. Aber der Gegner presst gut, eroberte einige Male viel zu einfach den Ball und bewegt sich bei Kontern auch passabel. Gut für die DFB-Elf das aus dieser kasachischen Mannschaft keiner einen Abschluss zu haben scheint. Drei Spiele, null Tore.

42. Minute: Khedira mit einem Kopfball auf die Latte von der Strafraumkante. Im Gegenzug hätte sich der kasachsiche Dribbelkönig einfach nur mal trauen müssen. Was heißt „Schieß doch!“ auf Russisch?

Nur zur Erinnerung: Die Kasachen stehen auf Platz 126 der Weltrangliste. Hinter Vietnam, aber, bitteschön, immer noch vor Fidschi. Sind also keine Fußballriesen, die Männer von Bernd Storck, was unsere Kollegen vom Tagesspiegel zur heutigen Überschrift „Storcks Zwerge“ inspirierte. Jaja, Frau Lange, den allerersten isst der Michael immer noch sofort.

Danke F. Leider gibt es zu wenig zu kommentieren. Oder vielleicht sollte man gerade das kommentieren.

35. Minute: Kroos schießt einfach mal, aber Sidelnikov hält auch einfach mal. Özils Nachschuss geht drüber, einfach mal.

Ist eigentlich jemand da, da draußen? Eure Stimmen zum Spiel bitte!

28. Minute: Jaja, das wichtigste Spiel der letzten drei Tage. Özil braucht den Ball ähnlich wie gegen die Türken nur an Herrn Andrei Sidelnikov vorbeischieben. Macht er aber nicht, wartet zu lange, abgeblockt, Ecke, vorbei.

22. Minute: Auch wenn die deutsche Elf besser ins Spiel kommt, sind die Kasachen doch renitenter als erwartet. Ein Ergebnis der Kombination wichigstes Spiel ihres Lebens (Kasachstan) und wichtigstes Spiel der letzten drei Tage (Deutschland).

Im linken Mittelfeld spielt übrigens der Kasache mit dem deutschesten aller Vornamen. Heinrich Schmidtgal hat seinen kasachischen Pass erst vor ein paar Tagen in Astana abgeholt. Mal schauen, ob sich die deutschen Fans rächen und den Integrationsverweigerer ebenfalls gnadenlos niederpfeifen.

16. Minute: Thomas Müller zirkelt eine Flanke auf den Schädel von Miroslav Klose. Der aber köpft drüber. Zum ersten Mal so etwas wie eine Torchance in der Astana-Arena.

Würde gerne erwähnen, dass bisher Borat der berühmteste Kasache ist. Aber das ist irgendwie billig, oder?

12. Minute: Holger Badstuber spielt nicht oft auf Kunstrasen. Ein Stockfehler wie in der Kreisliga C.

Der Astanananer an sich scheint ein genügsamer Fußball-Anhänger zu sein. Schon bloßer Ballbesitz des eigenen Teams versetzt ihn in Ekstase.

1. Minute: Na das geht ja gut los. Falscher Anstoß vom DFB-Team. Die Jungs dürfen aber noch mal.

Soeben erreicht uns die Nachricht aus dem ein paar Kilometer entfernten Aserbaidschan: Berti Vogts´ Mannschaft hat tatsächlich die Türkei mit 1:0 besiegt.

So wollen sie spielen:

Kasachstan: Sidelnikov – Azovski, Abdulin, Opov, Kirov – Nurgalijev, Irismetov, Geterijev, Schmidtgal – Zhumaskaliyev, Khiznichenko…puh!

Deutschland: Neuer – Lahm, Mertesacker, Badstuber, Westermann – Kroos, Khedira – Müller, Özil, Podolski – Klose

Vorbemerkungen:

Zum ersten Mal spielt eine deutsche Fußball-Nationalelf in Astana. Das liegt noch hinter dem Ural. Vor 13 Jahren hieß Astana noch Almoq und war ein unbedeutendes Industriestädtchen. Dann entschied der Staatspräsident Nursultan Nasarbajew, dass er seine Regierungsgeschäfte nicht mehr im erdbebengefährdeten Almaty erledigen will. Er packte seine Sachen, zog nach Almoq und nannte es Astana, die Hauptstadt. Und weil es ihm in der kasachischen Steppe zu langweilig war, und weil es in selbiger eine Menge Platz gab, ließ Nasarbajew bauen. Das größte Zelt der Welt, Wolkenkratzer, riesige Boulevrads und Plätze. Und ein neues Fußballstadion, die Astana-Arena.

Bis zu 30 000 Zuschauer könnten dort das Spiel der kasachischen Nationalelf gegen das Team von Jogi Löw verfolgen, wenn Sie denn wollten. Nur leider ist Fußball in Kasachstan nicht das ganz große Ding. Man steht eher auf Gewichtheben, Boxen, Eishockey. Der deutsche Trainer der Kasachen, Bernd Storck, versucht das zu ändern. Dafür aber braucht er Erfolge. Drei Spiele, drei Niederlagen ist die bisherige Bilanz in der EM-Qualifikation. Das ist ausbaufähig. Gegen Deutschland aber wohl nicht. Alles andere als ein Sieg wäre für die DFB-Elf eine Blamage. Zumal Jogi Löw die gleiche Mannschaft wie gegen die Türken aufs Feld schicken kann. Auch Özil ist also fit.

 

Live Blog Deutschland – Türkei

Unsere Live-Blogger heute: Christian Spiller sitzt im Olympiastadion, Oliver Fritsch in Hamburg auf der Couch.

22:54 UhrOliver Fritsch

Endstand 3:0 für Deutschland Die Türken haben die Schwächephase des Gegners nach der Halbzeit nicht in ein Tor ummünzen können. Die Deutschen haben “clever ihren Stiefel runtergespielt” (Neuer). Man erkennt in jedem Spiel Löws Stil: kurze Verzögerung durch Ballhalten in der Abwehr, dann mit schnellen Pässen durch die Mitte. Klose trifft, Özil schleicht, Müller wült – alles wie gehabt. Fazit: Ein verdienter “Auswärtssieg zuhause” (Transparent im Schlaaand-Block). Gute Nacht!

22:42 UhrChristian Spiller

Mensch Oli, all meine Sätze sind metaphorisch gemeint. Außer dieser: Ich mache mich jetzt auf in die Mixed Zone. Mesut Özil befragen, wie man sich denn fühlt und so. Ich bitte dich um ein Spielfazit.

22:39 UhrChristian Spiller

3:0 Miro Klose. Jetzt löst sich türkische Elf in ihre Bestandteile auf, wie ein durchgeweichter Dürüm. Volkan serviert Klose den Ball Klose, der bedankt sich mit einem Beinschuss. Die Weißen singen: “Oh, wie ist das schön.” Die Roten fahren nach Hause.

22:38 UhrMarkus Horeld

Die “Fanmeile” auf dem Berliner Orianienplatz ist vollkommen dicht. Nach langer Suche endlich einen Platz zum Gucken gefunden: eine nigerianische Kneipe, die das Geschäft ihres Lebens macht.

22:35 UhrOliver Fritsch

Christian, weißt Du mehr als wir? Wie viele Väter hat denn Özil? Oder war das mehr so metaphorisch gemeint?

22:34 UhrChristian Spiller

2:0 Mesut Özil. Lahm schickt Özil auf die Reise und der verwandelt so sicher, als ob er jeden Tag gegen das Land seiner Väter trifft.

22:34 UhrOliver Fritsch

Schlaaand singt “Süg”

22:31 UhrOliver Fritsch

Uns Mesut!

22:24 UhrOliver Fritsch

Özil hat eine enorme kinästhetische Intelligenz. Kann ich als Teutone das auch lernen?

22:22 UhrChristian Spiller

Was war da los, Oli? Stand Poldi da noch einer im Weg, den ich hier aus der Ferne übersehen hab?

22:22 UhrOliver Fritsch

Podolski vorbei. Tschüsch, Alda!

22:21 UhrChristian Spiller

Oje, Podolski.

22:18 UhrOliver Fritsch

War gar nicht Bayern-Hamit, sondern Halil von der Eintracht.
@Eike: Von Dir bekommen wir immer nur denselben Eintrag. Haben sie Dir in Friedrichshain Dein Handy geklaut?

22:13 UhrChristian Spiller

Trotz Rückstand jetzt Stimmung wie im Ali-Sami-Yen. Ich zähle eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs bengalische Feuer. Der Stadionsprecher mahnt, die Blitzlichter zucken.

22:10 UhrChristian Spiller

Dann ist mit Neuer ja auch wenigstens ein Schalke-Spieler in Nicht-Schalke-Form.

22:08 UhrOliver Fritsch

52′ Wenigstens ein Bayern-Spieler in Bayern-Form: Altintop. Kriegt das Ding aus 7 Metern nicht an Neuer vorbei.

22:04 UhrChristian Spiller

Aber natürlich stehe ich bei den Hymnen auf, bin doch gut erzogen. Nur mitsingen ist nicht so mein Ding. Sind übrigens ringsrum alle aufgestanden. Selbst die drei Bodyguards vor mir. Eine Etage tiefer scheint jemand Wichtiges zu sitzen.

22:02 UhrOliver Fritsch

Bist Du eigentlich bei der Hymne aufgestanden, Christian? Und wenn nein – bist Du von den Kollegen fordernd und mahnend angeguckt worden?

21:58 UhrChristian Spiller

In echt sieht das ähnlich aus. Die Ballverluste der Türken lassen den Kollegen aus Anatolien neben mir regelmäßig zusammenzucken. Bei den Deutschen vermisse ich tatsächlich Bastian Schweinsteiger. Der schmale Toni Kroos spielt mir auf dieser Position einfach zu körperlos.

21:49 UhrOliver Fritsch

Mein Halbzeitfazit: Ein bisschen wüst kommt mir das Spiel vor. Die Türken mit extrem vielen leichten Ballverlusten in der eigenen Hälfte, die Deutschen machen zu wenig draus. Auf der anderen Seite ist auch die deutsche Abwehr nicht gegen jeden Vorstoß gefeit. 1:0 geht in Ordnung. Wie sieht das in echt aus, Christian? Was gibts Neues aus Friedrichshain, Eike, alles friedlich?

21:39 UhrChristian Spiller

So, 45+5 Minuten gespielt. Herr Fritsch, zur Halbzeitanalyse bitte.

21:33 UhrChristian Spiller

Ja, kommt hin. 1:0 Klose!! Kopfball Müller. Gehalten oder Latte oder sowas. Und Klose nickt den Ball aus 150 Millimetern Torentfernung über die Linie.

21:31 UhrOliver Fritsch

Die Weltregie spielt gerade ein Tor von Klose sein. Wie sieht es in der Realität aus, Christian?

21:29 UhrOliver Fritsch

Den hätte Altintop machen müssen, Tschüsch, Alda!

21:21 UhrOliver Fritsch

Ich weiß nicht, hab aber neulich gelesen, dass in Wahrheit Wallraff Sarrazin gewesen sein soll.

21:20 UhrChristian Spiller

Von hier oben ist sehr gut zu erkennen, wie die deutsche Mannschaft die türkische Abwehrreihe auseinanderzieht, indem beide Außen, Müller und Podolski fast auf der Seitenlinie kleben. So gibt es immer wieder Lücken, zum Hineinstoßen, zuletzt für Kroos.

21:09 UhrOliver Fritsch

15′ Deutsche Mannschaft mit Pressing, das den Türken nicht behagt. In der Spieleröffnung deutsche Verteidiger mit langem Ballbesitz, schnell wirds ab der Mittellinie. So wie soeben, als Özil die Pfiffe gegen ihn fast verstärkt hätte. Doch seinen Rechtsschuss kann Volkan paradieren.

21:02 UhrChristian Spiller

Bis jetzt der Moment dieses Spiels: Beim “Steht auf, wenn ihr Deutsche seid” klatschen auch viele mit der Halbmond-Fahne freudig mit. Was macht eigentlich Thilo Sarrazin heute?

20:57 UhrOliver Fritsch

Wir begrüßen Eike, unseren Korrespondenten in Friedrichshain. Bekommen wir nachher Stimmungsbilder von dort?

20:54 UhrChristian Spiller

Nein, das täuscht nicht. Die Jungs machen gehörig Krach. Wir müssen ganz ehrlich sein: Ein Heimspiel hört sich anders an.

20:49 UhrOliver Fritsch

Schönes Pfeifkonzert, wenn Deutschland am Ball ist. Kommt mir am Fernseher zumindest so vor. Oder täuscht mich das? Wie ist das im Stadion, Christian?

20:47 UhrChristian Spiller

1:0 für die Türkei. Das Hymnenduell haben die Türken zumindest gewonnen. Ist auch alles ein bisschen zackiger.

20:40 UhrOliver Fritsch

Howard Webb pfeift. Wer ihn noch nicht in “Referees at work” gesehen hat, schaue hier.

20:37 UhrChristian Spiller

Interessant auch: Als Kanzlerin und Bundespräsident vorgestellt wurden pfiffen auch die Weißen. Herr Erdogan bekam viel Beifall von den Roten. Politikverdrossenheit ist kein türkisches Wort.

20:35 UhrChristian Spiller

Nein, Jancker 2002.

20:32 UhrChristian Spiller

Ein deutsch-türkisches Duell heute auch auf dem Weg zum Stadion. Der obligatorischen Currywurst bekam Konkurrenz von der Sucuk, der türkischen Knoblauchwurst.

20:30 UhrOliver Fritsch

Trägst Du wie immer Dein Lothar-Matthäus-Trikot 90?

20:25 UhrChristian Spiller

Oli, hier bin ich. Pressetribüne, Reihe neun, Platz neun. Rechts von mir sehe ich viele Menschen mit weißen Shirts, links von mir überwiegt rot. Sieht aus wie DFB-Pokalfinale.

20:24 UhrOliver Fritsch

Aufstellung Deutschland: Neuer – Lahm, Mertesacker, Westermann, Badstuber – Kroos, Khedira – Müller, Özil, Podolski – Klose

20:18 UhrOliver Fritsch

Moin aus Hamburg. Ich versuche gerade, Kontakt herzustellen zu meinem Kollegen im Berliner Olympiastadion. Christian, hörst Du mich, liest Du mich?

17:44 UhrChristian Spiller

Vorbemerkungen:

Das Wörtchen Integration wurde vor diesem Spiel öfter erwähnt als Jerome Boateng den Ball hochhalten kann. Jeder versuchte zu erklären, warum Özil jetzt also für Deutschland spielt, und sein Kumpel Altintop für die Türkei. Das alles spielt nun keine Rolle mehr. Der Sport möge beginnen. Dieses Qualifikationsspiel für die EM 2012 ist auch unter diesem Gesichtspunkt kein gewöhnliches Fußballspiel. Es geht schließlich darum, wer das beste Team der Gruppe A ist. Das DFB-Team konnte bisher zweimal gewinnen, und auch das Team von Guus Hiddink kommt mit Siegen gegen Kasachstan und Belgien im Gepäck nach Berlin. Für Löws Mannschaft ist es das erste Spiel gegen einen halbgroßen Gegner seit der Weltmeisterschaft. Das erfolgreiche Turniersystem, das 4-2-3-1 wird Löw nicht umschmeißen, obwohl Bastian Schweinsteiger verletzt fehlen wird. Er wird wohl von dem eigentlich etwas offensiver veranlagten Toni Kroos ersetzt.

 

Warum sind wir keine Freunde?

Da wären wir. Hier küren wir den vorerst letzten Sieger unseres Gewinnspiel „Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein?“, in dem es hierum ging.

© Lars Baron/Getty Images

Zuallererst waren wir überwältigt von der Resonanz. WM-Müdigkeit scheint sich noch nicht breitgemacht zu haben. Wir haben deswegen Stunden, ach was, Tage an der kleinen Auswahl gefeilt, die wir hier, natürlich streng subjektiv, zum besten geben wollen. Alles in allem: Es war großartig!

jap sieht Arjen Robben als pöbelnden Flügelstürmer ohne Respekt vor Autoritäten. Schiedsrichter Webb schleudert er den boateng´schen Spruch: „Ich kann in deine Nase gucken, Großer!!“ entgegen. Lacoone spielt das alte Klischee-Spiel: „Dafür hab ich dich mit meinem Wohnwagen zugeparkt, ha!“ Und Torsten Gruber ist eine gewisse Online-Affinität nicht abzusprechen: „Du bist der Webb-master? – Ich möchte Durch die spanische Firewall robben!“

Der User mit dem schönen Namen legalrot vermutet bei unserem Lieblingsniederländer eine gewisse Desorientiertheit: „Das ist unfair! All die Spiele holzen wir für die meisten Karten und dann sagst du uns, dass nur die Tore zählen?!“ Markus, vermutlich Zahnarzthelfer von Beruf, lässt Howard Webb analysieren: „Die 6 unten rechts ist kariös und den Zahnstein sollten wir auch mal wieder entfernen.“ Sarica erinnert sich an die Unschuld des Arjen Robben und lässt diesen beteuern: „Dieser Fuß weiß überhaupt nicht, was ein Foul ist!“ Und chrim durchschaut Robben, das One-Trick-Pony: „Da kannst Du mir gern drauftreten; mit dem linken treff ich eh nix.“

Die meisten Einsendungen, auch unser Gewinner, wurden aber von den (nicht vorhandenen) Frisuren unserer beiden Helden inspiriert. hagego vermutet den Bobtail-Effekt: „Schiri, sind Sie blind? Oder sind Ihnen die Haare ins Gesicht geweht? Das war doch ‘n klarer Elfmeter!“ benne sieht miese Tricks am Werk: „Du nimmst Autolackpolitur das ist unfair!“ und nd_b hat schon die Schlagzeile in der Schublade: „Beim diesjährigen Kojak Doppelgänger-Wettbewerb kam es zum Eklat“. Unser sommer bekommt ein dieser Stelle den Oscar für das beste Drehbuch, leider würde ein Abdruck dieses Dialoges diesen Rahmen hier sprengen.

Deshalb wird es nun Zeit für den Sieger. Der Hauptpreis (also der einzige Preis, das Buch “Das Prinzip Uli Hoeneß” aus dem Werkstatt Verlag) geht in diesem Falle an Miss.Lusie für ihre recht einfach Schlussfolgerung: „Ich hab ne Glatze du hast ne Glatze warum sind wir keine Freunde?“

Wir bitten die Gewinnerin um kurze Mitteilung der Adresse an online-sport@zeit.de

Wir verabschieden uns in eine kurze Gewinnspiel-Pause. Wir hoffen, es hat Freude bereitet. Bald sind wir wieder da.

 

Der Ball so, und ich so

Hier ist die Auflösung zum mittlerweile neunten Teil unseres Gewinnspiels Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein?, in dem es hierum ging:

© Roberto Schmidt/AFP/Getty Images
© Roberto Schmidt/AFP/Getty Images

Sie sind sich natürlich nicht für die erwartbaren Haar-Witze zu schade. Den besten bringt Klaas mit „Nix da! Die Haare bleiben dran!“ Nicht unkreativ zeigte sich auch Solander: „Ich sag nix. Den Teufel hab ich ins Abseits gestellt.“ Der erste Preis aber geht an Marcus Sigismund, der Carles Puyol das entscheidende Tor des Halbfinales noch einmal ausführlich analysieren lässt. Haben Sie etwas Zeit mitgebracht, dann bitte, hier Carles Puyols Selbstreflexion: „Der Ball so, und ich so – Tor!“

Wir bitten den Gewinner um kurze Nennung von Namen und Anschrift an online-sport@zeit.de.

Und nun fragen wir Sie noch einmal, zum letzten Mal rund um die Fußball-WM, was fällt Ihnen zu diesem Bild unseres Lieblingsniederländers Arjen Robben ein?

© Lars Baron/Getty Images

Kommentare bitte ins Feld unten. Die netten Damen und Herren vom Werkstatt Verlag stellen als Preis wieder ein Buch zur Verfügung. Diesmal: “Das Prinzip Uli Hoeneß” von Christoph Bausenwein. Einsendeschluss ist Mittwoch, 12 Uhr. Wir sind gespannt! Der Rechtsweg führt Sie übrigens ins Abseits.

 

Das Finale: Niederlande – Spanien 0:1

Fazit: Es ist nicht immer so, dass am Ende auch die beste Mannschaft gewinnt. In diesem Fall aber schon: Spanien ist ein würdiger Weltmeister. Nach dem EM-Titel vor zwei Jahren folgte nun der größte Erfolg, den der Fußballsport zu beiten hat. Auch wenn sie sich ein bisschen durch die Vorrunde gemogelt haben, als es drauf ankam waren sie da. Im Halbfinale gegen Deutschland schafften sie es, ihr Spiel durchzubringen und auch im Finale ließen sich die Spanier durch das destruktive und oft überharte Spiel der Niederländer nur kurz beeindrucken. Ihr stets unerschütterlich wirkender Trainer Vicente del Bosque strahlte immer genau das Vertrauen aus, das die Spanier so stark machte. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, das Vertrauen sich im Laufe eines Spiels nicht übermäßig viele, aber stets gute Torchancen herauszuarbeiten. Und, nicht zu vergessen, das Vertrauen in die eigenen Defensivqualitäten. Bei allem Lob über die kreativen Villa, Xavi und Iniesta – die Spanier kassierten in sieben Spielen nur zwei Gegentore. Weiß jemand Bescheid, ist das ein neuer WM-Rekord?

Das Finale zum Nachlesen in umgekehrter Reihenfolge:

Jetzt holen sich die Spanier den Pokal ab. Zum Jubeln haben sie ihnen in Johannesburg so ein kleines Rondell gebaut, Konfetti gibt es auch. Goldenes, passend zum Pokal.

Die Niederländer müssen sich ihre Silbermedaille abholen, ein schwerer Gang. Wer in die Gesichter schaut, der hört auch auf, die Theorie zu bezweifeln, dass der Drittplatzierte glücklicher ist als der Zweite.

Spaniens Trainer, unmittelbar nachdem er unsterblich wurde, ist die Ruhe selbst im Interview. Danach weigert er sich von seinen Spielern auf die Schulter genommen zu werden. Sie packen ihn dann aber doch. Ein guter Typ, dieser Vicente del Bosque.

Das wars. Spanien ist Weltmeister!!! Andres Iniesta erzielt das Tor seines Lebens. Der beste Spieler des WM-Finals schießt Spanien in der 116. Minute zum WM-Titel.

Zwei Minuten noch.

Nun schießt er also doch. Iniesta bekommt den Ball von Fabregas zugespielt, der fackelt diesmal nicht lange und haut den Ball in die lange Ecke. Proteste bei den Holländern, vorher hätte es einen Freistoß für Elia geben können.

116′ Toooooooor, Andres Iniesta.

113′ Arjen Robben bewirbt sich um den Titel „Dümmster Platzverweis der WM-Final-Geschichte“, lupft einen Ball übers Tor, obwohl schon seit Monaten abgepfiffen war. Howard Webb hat ein Einsehen, ist er fast der Einzige.

112′ Spanien wird jetzt (fast) alles probieren, dieses Spiel in den nächsten acht Minuten zu gewinnen, weil Holland das Spiel nach vorne (fast) einstellen wird.

109′ Heitinga zieht an Iniestas Trikot und bekommt völlig zu recht die Gelb-Rote Karte. Den fälligen Freistoß streichelt Kumpel Xavi übers Tor.

108′ Müde und verwarnte Niederländer wirken jetzt wie die Deutschen gegen Spanien, obwohl die noch frisch und unbelastet waren. Wann hat Puyol keine Lust mehr und köpft?

David Villa geht raus, er muss bei Schuhen aus Leder bleiben, den Goldenen für den besten Torschützen bekommt ein anderer. Für ihn kommt Torres. Ja, was wäre das denn bitte für eine Geschichte…

Die besten 15 Minuten des Spiels gehen zu Ende. Vielleicht sollte man solch ein Finale mit der Verlängerung beginnen? Spanien ist jetzt, wie es so schön heißt, am Drücker. Was wohl Paul gerade macht?

105′ Jetzt kommt Edson Braafheid. Zu schlecht für die Bayern, gut genug für ein WM-Finale? Giovani van Bronckhorst beendete zeitgleich seine Länderspiel-Karriere, er wurde ausgewechselt.

102′ Zwischenstand im Beinschuss-Duell: Iniesta 1, Robben 0.

99′ Der beste Satz von Bela Rethy bisher, über Andres Iniesta: „Der Mann ist so uneigennützig, dass er das Toreschießen vergisst.“ Dieser Iniesta tauchte da nämlich wieder im Strafraum auf, er schoss aber nicht, zu einfach, ließ sich stattdessen von van Bronckhorst abdrängen.

98′ Spanien drängelt und nervt. Sie wollen das Tor, hier, jetzt!

95‚ Das war die große Chance für Spanien. Fabregas wurde auf die Reise geschickt, muss zu Villa quer legen, tut er aber nicht, sondern schießt Stekelenburg an. Im Gegenzug köpft Mathijsen übers Tor. Jetzt wird es ein richtiges Fußballspiel.

93′ Elfmeterreife Szene im Strafraum der Niederländer. Xavi kommt zu Fall, wieder liegt Howard Webb falsch, dem man aber zu Gute halten muss, dass er schlechte Sicht hatte und es ihm die Teams auch schwer machen heute. Kaum auszudenken, es wäre aus Versehen ein Schiedsrichter von den Seychellen angesetzt worden.

Sneijder lag da auf einer Decke und ließ sich massieren, die Hose hockgekrempelt. Die Szene erinnerte an einen Sommertag am Strand von Zandvoort.

Verlängerung also. Hätte Robben seine Chancen genutzt wäre der holländische Plan aufgegangen. Hat er aber nicht. Auf der anderen Seite hatten Villa und Ramos gute Möglichkeiten.

Aus. Erstmal. Twitters Trending Topics im Moment: Iker Casillas, Hup Holland Hup, Xabi Alonso, Arjen Robben, Tarjetas Amarillas, Mick Jagger, Pulpo Paul, Shaolin Soccer, Howard Webb, Furia Roja

90′ Passiert hier noch was? Wohl kaum.

87′ Cesc Fabregas kommt für Alonso. Gibt es noch ein Team auf dieser Welt, dass einen Fabregas auf der Bank lassen kann? Gut hast du es, Vicente, gut.

83′ Robben mit der nächsten Möglichkeit, weil Puyol falsch steht. Er wird leicht gehalten, läuft aber weiter, vertändelt dann den Ball vor Casillas und will doch einen Freistoß. Seine Jagdszenen auf Howard Webb danach erinnern an die Herren Ballack und Ovrebro.

81′ Wieder Iniesta, diesmal hat es mit Fußball zu tun. Im gegnerischen Strafraum will er den Ball über die Torlinie tragen, aber die gesamte niederländische Abwehr liegt im Weg.

79′ Mini-Tätlichkeit von Iniesta gegen van Bommel. Es gibt nur nette Worte von Mr. Webb.

78′ Die Niederländer haben sich durch ihre Härte selbst ein bisschen ins Schienbein getreten. Es gab viele Gelbe Karten, sie müssen jetzt vorsichtiger sein. Die Spanier merken das, spielen besser und werden mit jedem Pass selbstbewusster. Die Einschüsse (zweimal Villa), gerade eben der Kopfball von Ramos, kommen näher.

69′ Jetzt eine große Gelegenheit auf der anderen Seite. Heitinga legt unfreiweillig vor, auf Villa, der aber schießt von zwei Metern wiederum Heitinga an.

Im „Café Robben“ in Bedum, irgendwo im Norden der Niederlande, dürfte man gerade eben etwas aufgeregt gewesen sein.

62′ Robben mit der Chance dieses Spiels. Er läuft allein auf Casillas zu, macht alles richtig, bevor Casillas Fuß tintenfischmäßig herausschnellt und den Ball am Tor vorbei lenkt. Robben guckt verdutzt, die Leute aus dem Aquarium in Oberhausen atmen auf.

Dass das Spiel hart wird hat sich schon vorher angekündigt, der junge Mann hier kam dem WM-Pokal zu nahe. Wenn das Köfferchen-Träger Cannavaro gesehen hätte.

57′ Heitinga bekommt auch Gelb, aber nur weil David Villa sich ausführlich und dramatisch auf dem afrikanischen Rasen kugelt. Kein leichtes Spiel für Mr. Webb.

55′ Freistoß für Spanien, Xavi schnibbelt den Ball aufs Tornetz. So generell wird das Spiel oranger.

Es geht weiter und in Johannesburg rumort es: Der Platz ist zu hart, der Ball zu rund, der Wind zu stark.

Halbzeit: Ein hartes Spiel (fünf Gelbe Karten), ein spannendes Spiel, ein abwechslungsreiches Spiel – aber kein schlechtes Spiel. Die Niederländer attackieren früh, stehen gut, lassen den Spaniern wenig Raum, Schwung in ihren Kreiselfußball zu bringen. Und da Holland bei der Qualität ihrer Offensive selbst stets gefährlich ist, sehen wir ein offeneres Spiel als wir befürchten mussten. Hieße der Schiedsrichter Alberto Undiano, wäre das Spiel schon abgebrochen worden. Nun wird es interessant zu sehen, wie die Spanier mit dem harten Spiel umgehen.

45′ Da war er erstmals, der Links-Schuss-Robben. Casillas hält.

38′ Spanien mit längst nicht so viel Dominanz und Ballbesitz wie vermutet. Die Niederländer gehen sehr früh drauf, das klappt ganz gut, birgt aber ein Risiko. Wenn der Ball erstmal die erste Verteidigungslinie durchbrochen hat, gibt es Platz. Viel Platz.

34′ Das wäre ja wohl mal das kurioseste Tor der WM-Finalgeschichte geworden. Die Holländer wollen Fair-Play-like den Ball zu den Spaniern zurückspielen, der Ball fliegt aber fast ins spanische Tor. Gezählt hätte es, und ich hätte dann ja mal sehen wollen, dass Mark van Bommel zur Seite geht und die Spanier das, im Wortsinne, Ausgleichstor erzielen lässt.

Ich habs vor ein paar Tagen schonmal geschrieben: Falls ich im Eifer des Gefechts tatsächlich einmal Holland schreiben sollte, so tut mir das leid und ich möchte damit keineswegs die Menschen aus Friesland, Groningen, Drenthe, Overijssel, Gelderland, Nordbrabant, Limburg, Utrecht, Flevoland und Seeland in irgendeiner Form diskriminieren. Sind doch halt die Holländer.

28′ Oh wei. Nigel de Jong per Kung-Fu-Tritt auf die Brust von Alonso. Eine klare Rote Karte. Eigentlich müsste das komplette defensive Mittelfeld der Holländer schon unter der Dusche stehen.

25′ Nun muss man natürlich feststellen: Ein gelbverwarnter Mark von Bommel ist nur noch halb so viel wert. Wenn überhaupt. Das ist wie Paul ohne Tentakel.

22′ Ein Foul van Mark von Bommel gegen Iniesta, für das man gut und gerne auch hätte eine Rote Karte geben können. Der aggressive leader mit Gelb noch sehr gut bedient. Wer hätte gedacht, dass diese beiden Mannschaften sich auch die Augen auskratzen können?

20′ Bert van Marwijk scheint übrigens den selben Anzug wie Maradona zu tragen. Bloß ein paar Nummern kleiner. Hoffentlich kein schlechtes Omen.

17′ Nun doch schon einige rüde Attacken auf Knöchel und Schienbeine. Geht halt doch um was. Merkt man. Gerade eben Gelb für Puyol.

14′ Bela Rethy ist ein Fuchs. Er stellt fest, dass die Spanier den Kopf nach der Ballannahme hochnehmen. Dann wissen die ja sogar, wo sie den Ball hinspielen wollen. Sind die Kombinationen am Ende etwa sogar Absicht?

12′ Jubel in Johannesburg, aber nur Außennetz. Villa wars.

8′ Die Niederländer machen es besser als die Deutschen. Sie attackieren die Spanier sehr weit vorne, die Versorgungsleitung zwischen dem defensiven Mittelfeld und Xavi und Iniesta soll so gestört werden.

5′ Erste dicke Chance für die Spanier. Einen Xavi-Freistoß köpft Ramos flink aufs Tor, aber Stekelenburg hält sehr gut. Werden die Spanier noch zu Standard-Monstern?

20.30 Uhr: Es geht los.

20.29 Uhr: Er ist zwar nicht neu, aber der kleine Witz sollte erlaubt sein: England hat es doch noch ins Finale geschafft. Howard Webb, Schiedsrichter, geboren in Rotherham, South Yorkshire. Da kommt übrigens auch „Ich-dachte-er-flankt“-David Seaman her. Nur so. Die Spanier werden sich beim Anblick von Schiedsrichter Webb ein bisschen erschrocken haben. Er leitete auch deren Vorrunden-Niederlage gegen die Schweiz.

20.27 Uhr: Wo sie gerade so schön ertönt. Die spanische Hymne ist eine der wenigen der Welt ohne Text. Vor zwei Jahren sollte das geändert werden, es gab einen Textwettbewerb mit über 7000 Vorschlägen, den ein 52-jähriger Arbeitsloser gewann. Das Ganze wurde dann angeblich wegen mangelnder Qualität des Textes doch wieder abgeblasen. Nun müssen Puyol und die anderen weiter summen, statt singen.

So wollen sie spielen:

Niederlande: Stekelenburg – van der Wiel, Heitinga, Mathijsen, van Bronckhorst – van Bommel, de Jong – Robben, Sneijder, Kuyt – van Persie

Spanien: Casillas – Sergio Ramos, Piqué, Puyol, Capdevila – Busquets, Xabi Alonso – Iniesta, Xavi, Pedro – Villa

20.18 Uhr: Beste Aktion von Noch-ein-paar-Stunden-Weltmeister Fabio Cannavaro bei dieser WM. Er darf den Weltpokal in einem Köfferchen ins Stadion schleppen, das Köfferchen aufsperren und den Pokal noch ein paar Sekunden vorsichtig in die Höhe recken. Sag leise servus, Fabio.

20.14 Uhr: Ich habe heute eines dieser Sommermädchen belauscht. Unabsichtlich, sie telefonierte. „Also ganz ehrlich, das Finale muss ich jetzt nicht unbedingt sehen“, sagte sie. „Lass uns doch lieber was essen gehen.“ Falafel statt Fanmeile. Es sieht ganz so aus, als ob wir Fußballsympathisanten unseren Sport wieder für uns haben. Und das pünktlich zum WM-Finale.

20.06 Uhr: Schwierige Frage. Für wen soll man sein? Für die Niederländer sprechen die Niederländer an sich, ein ganz lustiges Völkchen, stets gut gelaunt, umweltschonend unterwegs und ziemlich orange. Gegen die Niederlande sprechen Ronald Koeman und Frank Rijkaard. Für Spanien spricht ihr Fußball, an dem sich alle Romantiker berauschen können. Für Spanien sprechen auch Puyols Locken und Xaviniesta. Gegen Spanien sprechen Puyols Locken und die Hotels in Lloret de Mar. Wie sieht es bei Ihnen aus? Für wen sind Sie?

19.53 Uhr: In Spanien hofft man durch einen etwaigen WM-Titel sogar auf einen konjunkturellen Aufschwung. Hier lesen.

19.41 Uhr: Ach so. Diskutieren Sie mit. Wäre schön.

19.25 Uhr: Wer ist eigentlich Paul? Neben Tintenfischen mit Seher-Qualitäten kann man sich auch am Statistik-Orakel erfreuen. Beispiel gefällig? Seit 1994 gewinnt das Land den WM-Titel, das sich im Halbfinale gegen den späteren Drittplatzierten durchsetzen konnte. Ein Pluspunkt für den Deutschland-Bezwinger Spanien. Aber: Noch nie in der WM-Geschichte gar, hat eine Mannschaft den Titel geholt, die ihr erstes Spiel verloren hat. Spanien unterlag zum Auftakt der Schweiz mit 0:1. Ein Pluspunkt für die Dauer-Sieger aus den Niederlanden.

19.14 Uhr: Einer der schönsten WM-Momente ohne Ball. Ach was, der schönste WM-Moment überhaupt. Nelson Mandela wird ins Stadion gefahren. Er lächelt, winkt. Was für ein toller Mann.

Vorbemerkungen:

Da ist es also, das WM-Finale, das legendärste Spiel der Welt. Das Finale ist eine Art Endstation der Fußball-Sehnsüchte. Größer, wichtiger, dramatischer geht es nicht. Alle kleinen Jungen (und kleinen Mädchen) stellen sich vor, ihre Bolzplatztore auch in einem WM-Finale zu schießen. Heute können es maximal 28 auch tatsächlich schaffen. Sie kommen aus Spanien und aus den Niederlanden. Und sind sich ähnlicher, als man auf den ersten Bick vermutet.

Vor dem Finale liest man immer wieder über Johan Cruyff, diesen genialen, aber WM-Titel-losen ehemaligen niederländischen Fußballer, der eigentlich schon längst ein Spanier ist. Er brachte die beiden Fußball-Länder zusammen, dieses WM-Finale ist auch ein bisschen sein Verdienst. Cruyff packte das offensiv-bewegliche Spiel von Ajax Amsterdam 1988 in seine Sporttasche, fuhr nach Barcelona und kippte sie dort in der Nähe des Estadio Nou Camp wieder aus. Nach seiner Philosophie wurden die Xavis, Iniestas und auch die Puyols in der legendären Barca-Nachwuchsakademie „La Masia“ ausgebildet, benannt nach einem katalanischen Bauernhaus, in dem die jungen Talente noch heute essen und schlafen. Und so wurden die Spanier fortan zu den besseren Niederländern. Sie passen den Ball und passen und passen, vergessen aber manchmal Tore zu schießen. Johan Cruyff findet das immer noch toll: „Ich bin zwar Niederländer, aber ich unterstütze den Fußball, den Spanien spielt“, wird er vor dem Finale zitiert.

Was auch daran liegen könnte, dass die Niederlände sich mit ihrem Spiel von der Cruyff´schen Vorlage gelöst haben. Nachdem sie zwar regelmäßig toll gespielt haben, aber ebenso zuverlässig ohne Erfolg die WM-Turniere verlassen mussten, wagte sich der neue Trainer Bert van Marwijk mit der Tradition zu brechen. Seine Mannschaft hat seit 25 Spielen nicht verloren. Sie spielt abwartender, zurückhaltender – ein Stil wie gemacht für die beiden zentralen Mittelfeldspieler Nigel de Jong und Mark van Bommel. Gleichzeitig sind die mit der Offensivreihe Robben-Sneijder-Kuyjt-van Persie wesentlich durchschlagskräftiger als die ewig zirkelnden Spanier. Das aber hätte man auch von der deutschen Mannschaft behaupten können.

Jogis Jungs wählten, wohl ähnlich wie die Niederländer heute, eine eher abwartende Taktik, um dann bei Ballgewinn rasch nach vorne zu spielen. Vom Grundsatz her keine schlechte Idee, doch die Spanier haben durch bemerkenswert aggressives Pressing etwaige Konter schon im Ansatz aufgehalten. Es wird also darauf ankommen, wie schnell die Niederländer es schaffen, gewonnene Bälle an Sneijder, Kujt und vor allem Robben zu verteilen.

Johan Cruyff übrigens fliegt im Gegensatz zu ihr oder ihm nicht extra für ein Spiel nach Südafrika. „Für ein Spiel bin ich drei Tage unterwegs. Das ist mir zuviel Aufwand“, sagte der 63-jährige Niederländer auf einer von ihm organisierten Pressekonferenz. In einem Golfklub in Barcelona, Spanien.

 

Deutschland – Uruguay 3:2

© Rodrigo Arangua/AFP/Getty Images
© Rodrigo Arangua/AFP/Getty Images

Forlan will unsere moralischen Erörterungen in die Verlängerung schicken, doch sein Freistoß in der 93. Minute geht an die Latte. Endstand 3:2 für Deutschland. Eine aus deutscher Sicht aufregende WM geht mit einem unterhaltsamen Spiel zu Ende und lässt uns mit vielen schwer wiegenden Fragen zurück, etwa dieser: Trägt Urs Siegenthaler einen Fiffi?

Morgen geht es an dieser Stelle weiter mit dem Final-Live-Blog des Kollegen Christian Spiller. Ich tippe auf Holland, man freut sich ja mittlerweile über Siege des Nachbarlands. Daher drücke ich Oranje die Daumen, muss aber gestehen, dass ich bei jedem holländischen Tor einen feuchten Anflug in meinem Nacken spüre. Muss auf Erfahrungen in meiner Jugend zurückgehen.

88′ Darf ein Trainer sich freuen, dass der Stürmer, den viele fordern und den er meist auf die Bank setzt, vorbeischießt? Damit er Recht behält, was ja eine wichtige Trainerwährung ist. Kießling vergibt gerade kläglich das 4:2.

82′ Noch eine knifflige Frage: Ich hab vor dem Turnier mit einem Twitter-Follower gewettet, dass Khedira bei dieser WM zwei Tore macht. Jetzt hat er mit seinem ersten nach einer Ecke Deutschland 3:2 in Führung gebracht. Angenommen, er macht noch eins, gilt das denn im Spiel um Platz 3? Darf ich mich dann als Sieger fühlen, obwohl ich das jetzt so ja nicht gemeint hatte? Und muss ich jetzt hoffen, dass noch der Ausgleich fällt, damit er in der Verlängerung dreißig weitere Minuten Zeit hat? Und angenommen, Khedira hätte selbst auf sich gewettet – dürfte er gleich ein Eigentor schießen?

76′ Das Löw-Dilemma: Je besser Kießling, gerade eingewechselt, spielt, desto eher wird sich der Trainer anhören müssen, warum er zuvor immer wieder auf Gomez setzte. Und schon wird Kießling zum ersten Mal auffällig. Darf ein Trainer hoffen, dass sein Spieler schlecht spielt, sein Stürmer das Tor nicht trifft, damit ihm, dem Trainer, nicht die Argumente ausgehen? Es ist ein schwieriger Job, glauben Sie mir.

62′ Löw fordert einen indirekten Freistoß für einen Rückpass. Dabei fällt mir Markus Merk ein, dreifacher (jetzt bitte dazudenken, wie ich mit den Zeige- und Mittelfingern beider Hände Anführungszeichen in die Luft male) Weltschiedsrichter des Jahres. Dessen vierminütige Nachspielzeit im Mai 2001, als Bayern in Hamburg Meister wurde, fand ich, nebenbei gesagt, aber mal so was von rechtspositivistisch.

56′ Mich dürft Ihr meinetwegen als chauvinistischen Homophoben bezeichnen, aber bitte nicht als schlechten Fußballer. 2:2 durch Jansen auf Flanke Boateng. Der HSV ist unsre Rettung, hab ichs nicht gesagt?

51′ Ich habe mal mit einem hochrangigen Soziologen über Fußball diskutiert. Für ihn war „Positivist“ das gröbste Schimpfwort. Dummkopf, Bayernfan, Blödheini, das alles konnte man ihn schimpfen. Aber Positivist – da verlor er die Fassung. So sind sie, die Adorno-Fans. 2:1 übrigens für Uruguay durch ein Traumvolley, seitfallziehend, Forlans auf Flanke von Arevalo.

48′ Was mich auch interessieren würde: Wie reagieren eigentlich die deutschen Spieler auf die Buhrufe für ihren Gegenspieler, was empfinden Sie dabei? Können die Field Reporter das nach Abpfiff bitte mal fragen? Finde ich ohnehin spannend, die Spieler nach ihren Gegenspielern zu fragen. Statt also: „Wie groß ist die Freude über den Sieg?“ Besser: „Wer war Ihrer Meinung nach der beste Spieler beim Gegner?“ Spiel geht übrigens weiter, Butt verhindert das 1:2.

Man kann natürlich sagen, Suarez wurde regelgerecht bestraft – und damit hat es sich. Aber das wäre ja ein erster Schritt zum Rechtspositivismus. Haben Gesetze nur Buchstaben, nicht auch einen Geist? Im übrigen bin ich der Meinung, dass das deutsche Spiel an einer Überdosis HSV leidet.

Halbzeit 1:1 Zwei motivierte Mannschaften: Deutschland will das Spiel machen, Uruguay kontern. Abwechslungsreich mit einigen Tricks angereichert. Uruguay dem Führungstor näher.

40′ Suarez, der gerade am langen Ecke vorbeischoss, wird bei jedem Ballkontakt vom Publikum ausgebuht, weil er im Viertelfinale den Siegtreffer Ghanas mit der Hand abwehrte. Die Empörung über diesen Regelverstoß fand ich intuitiv naiv. Je mehr ich darüber nachdenke, muss ich mich aber fragen, ob ich schon zum Zyniker geworden bin. Brechen Gentlemen die Regeln, nur damit es ihnen zum Vorteil gereicht?

28′ Tor für Uruguay 1:1 Cavani Blitzsauber Konter. Ein Ballverlust des hamlethaft zögernden Schweinsteigers (ist ihm in diesem Moment der Geist Ballacks erschienen?) an Perez bringt Uruguay in ein 3:2-Überzahl. Der Rest ist Kreuzen, ein gut getimter Pass von Suarez und ein genauer Abschluss.

18′ Tor für Deutschland 1:0 Müller Abstaubertor, Müllertor. Schweinsteiger jabulanit aus dreißig Metern, und Müller hat das Näschen, während alle Urus stehenbleiben. Wie haben wir ihn vermisst, den Müller? Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dass er das letzte Mal gespielt hat.

10′ Arne Friedrich köpft an die Latte. Wen willst Du damit, mit Toren, noch überraschen, Friedrich? Friedrich ist eine der Personalentscheidungen, die Joachim Löw zu einem Gewinner dieser WM machen. Das sehen ja nicht alle so, im Internet habe ich viel Ärger über Löw und Rücktrittswünsche vernommen – was mich etwas erschrocken hat. Ist das Internet der Fußballstammtisch und hat Bild und DSF abgelöst? Aus manchem Blog-Post, aus manchem Tweet sprach billige Besserwisserei, Haudraufpolemik, genau das also, was man dem „alten“ Fußballdeutschland vorgeworfen hat.

4′ Rüdes Foul von Aogo, Gelb. Im Amateurfußball würde man jetzt reinrufen: „Mach doch langsam! Wir müssen morgen alle wieder arbeiten.“ Diese Ermanung würd ja heute auch passen.

Letzte Vorbemerkung: 34, 70, 2006, 2010! Lässt sich das singen? Wollen wir das überhaupt? Will Deutschland den Weltmeistertitel der Herzen verteidigen?

Aufstellungen

Deutschland Butt – Boateng, Mertesacker, Friedrich, Aogo – Schweinsteiger (C), Khedira – Müller, Özil, Jansen – Cacau
Uruguay Muslera – Fucile, Godin, Lugano (C), Cáceres – Cavani, Pereira, Arevalo, Perez – Forlan, Suarez

19:55 Als ich Bernd Hoffmann, den HSV-Vorstand, in einem Hintergrundgespräch mal danach fragte, ob er die Elf von Athen aufsagen könne, also die HSV-Mannschaft, die 1983 das Europapokalfinale der Landesmeister und damit den bislang letzten wichtigen Titel für Hamburg gewann, wollte er mich auch auf dem falschen Fuß erwischen: „Wissen Sie“, erwiderte er, „wer 1970 im Spiel um Platz 3 stand und wer das Tor schoss?“ Das war für mich nun wahrhaft kein Problem. Für alle Freaks – hier ist das Video. Das Spiel ging dann zwischen ihm und mir noch ein bisschen weiter. Über das Ergebnis zu sprechen, verbietet mir meine Erziehung.

19:40 Tschüs, Günter Netzer! Ich wäre bei Ihrem Abschied noch wehmütiger gewesen, wenn Sie vor vier oder sechs Jahren gegangen wären. Anfangs war das erfrischend, was Sie mit Sidekick Delling machen. Zwischendurch begann Ihre demonstrative Drögheit, mich zu langweilen. Eine kurze Würdigung per Best-of:

19:35 Thomas Tuchel, der Mainzer Trainer, ist ein interessanter, wenn auch nüchterner Gesprächspartner. Zu Fußballfachlichem hat er einiges zu sagen. Man sollte sich auf jeden Fall aber gut vorbereiten, wenn man ihn an die Strippe gezogen hat. Das habe ich auch getan, als ich im Frühjahr mit ihm telefoniert habe. Nicht alles, dass ich noch die Stärken und Schwächen der Ersatzspieler der Mainzer C-Jugend recherchiert hätte. Meine Prognose: Tuchel wird bald einer der führenden Trainer in Deutschland sein. Weil er Fußball gedanklich durchdringt. Und weil er fleißig ist. Und weil ich die Ahnung habe, dass das nicht für alle Bundesligatrainer in gleichem Maße gilt.

Heute hat Tuchel in einem Gespräch mit der FAZ erläutert, was er von der WM gelernt hat:

„Laufwege, offensive Laufwege vor allem, wenn die deutsche Mannschaft im 4-2-3-1-System spielt, sind viele gute Sachen dabei, die wir unseren Spielern demonstrieren können. Oder das Verteidigerverhalten von Brasilien mit seinen überragenden Innenverteidigern. Bei Mexiko das Passspiel, das Spielen und Gehen. Ballzirkulation, Freilaufverhalten oder die Angriffsauslösung bei Spanien, wenn die durch die Mitte das Tor bedrohen und spät erst auf die Außen gehen.“

Kann mir gut vorstellen, dass sich Tuchel und seine Assistenten die Nächte mit DVDs zurückspulen. Und vor- und zurückspulen, und vor- und zurückspulen … Neben viel Lob für Joachim Löw oder den südamerikanischen Fußball lesen wir von Tuchel auch Offenes über Michael Ballack:

„Als er ausfiel, hatte ich ein sehr schlechtes Gefühl. Ballack ist nun mal auf Jahre hinaus bei allen Trainern in Chelsea Stammspieler gewesen und total anerkannt. Deshalb halte ich es für unfair, jetzt eine Debatte aufzumachen, dass seine Verletzung ein Glücksfall fürs Team war. Ballack wird momentan ziemlich falsch bewertet.“

19:05 Ein überaus lesenswertes politisches WM-Fazit hat Arne Perras in der SZ verfasst, in dem er die vorurteilsbeladenen Warnungen vor dem gefährlichen Standort Afrika als gegenstandslos entlarvt. Man könnte auch sagen, dass er Uli Hoeneß zurechtweist:

„Es fällt Europa immer noch schwer, über Afrika nachzudenken, ohne neokolonialen Reflexen zu erliegen. Der Erfolg der WM hat nun einige frische Gedanken angestoßen: Jenseits des schaurig-schönen Bildes vom Chaos- und Katastrophen-Kontinent muss es noch ein anderes Afrika geben. Wenn diese Einsicht weltweit durchgesickert ist, dann kann man die Fußball-WM tatsächlich als bemerkenswertes Ereignis der Völkerverständigung betrachten. Das jedenfalls ist der wichtigste Gewinn, den sich Südafrika mit dem Turnier erkämpft hat. Es ist dies nicht das Verdienst Sepp Blatters und seiner Fifa; es ist die Frucht eines afrikanischen Ehrgeizes, der das Land viele Monate lang beflügelt und getragen hat. Südafrika wollte der Welt zeigen, wozu es fähig ist. Und es hat den Plan durchgezogen.“

An anderer Stelle heißt es mit Blick auf Joseph Blatter:

„Die WM in den afrikanischen Winter zu legen, war eine absurde Entscheidung der Fifa. Nur den Afrikanern konnte man diese Frechheit zumuten, weil man sie eben nicht besonders ernst nimmt. Es hieß dann immer wieder, dass es zu schwierig gewesen wäre, den Zeitplan der WM umzustellen. Unmöglich war es nicht. Allein der Wille fehlte. Nun wunderten sich manche, warum die Fanparks in Südafrika so verwaist waren. Können diese Afrikaner nicht feiern? Und können sie sich nicht auch mal für andere Mannschaften begeistern? Natürlich können sie. Aber nicht da draußen, in eisiger Kälte.“

18:10 Das Spiel um Platz 3 – Trost oder Strafe? Zwei Verlierer treffen aufeinander, zwei Verlierer, die vor wenigen Tagen ein WM-Finale verpasst haben. Treffen sich heute also die Typen, die auf der Party keine abbekommen haben, am Morgen danach zum Restesaufen? Kennt die Fifa, die auf diese Extrarunde besteht, nicht das Sportlermotto „Lieber Tod als Bronze“?

Für Miroslav Klose geht es heute immerhin um die Torjägerkrone. Nicht mal unbedingt dieses Turniers, sondern die ewige (wobei sich ewig entgegen des Wortsinns natürlich auf die zurückliegende Zeit bezieht). 14 hat Klose auf dem Konto – einen für Ronaldo, zwei zur ganzen Welt. Doch Klose spielt gar nicht mit, hat Rücken, kommt allenfalls als Joker. Stattdessen sehen wir Cacau, auch Jansen und Aogo sind am Start.

Unterstreicht das die Überflüssigkeit des Spiels um Platz 3? Vielleicht. Aber, liebe Leser, liegt das Beiwohnen eines Sportereignisses nicht gerade im Genuss des Überflüssigen, in der Freude am Irrelevanten? Und man denke nur zurück an die WM 2006, an die Gänsehautstimmung in Stuttgart, als einem sogar Oliver Kahn die Augen zum Überlaufen brachte.

Einfach und anders gesagt, in zwei Stunden ist es endlich wieder soweit! Es gibt Fußball! Und beim Restesaufen ist es doch auch so: Der erste Schluck mag noch bitter schmecken, aber dann …

Wir freuen uns auf Ihre Kommentare, bis zum Anstoß um 20.30 Uhr unterhalten wir Sie mit ein paar fußballnostalgischen Takten Musik:

 

Toni, halt den Ball! … Nein!

Hier ist die Auflösung zu Teil 8 unseres Gewinnspiels Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein?, in dem es hierum ging:

© Bongarts/Getty Images
© Bongarts/Getty Images

Das 3:2 Burruchagas im WM-Finale 86 – Markus, unser Sieger, hat noch den O-Ton Rolf Kramers im Ohr: Toni, halt den Ball! … Nein! Auch Carsten Rohlfs erweist sich als geschichtskenntlich: Spul mal bitte jemand vier Jahre vor!

Wir bitten den würd’gen Gewinner um eine Postanschrift an online [at] zeit.de Und hier unser neues Rätsel, liebe Leser, was fällt Ihnen zu diesem Bild ein?

© Roberto Schmidt/AFP/Getty Images
© Roberto Schmidt/AFP/Getty Images

Kommentare bitte ins Feld unten, zu gewinnen gibt es “Das Prinzip Uli Hoeneß” von Christoph Bausenweinn aus dem Werkstatt Verlag. Einsendeschluss ist Sonntag, 20.30 Uhr. Wir sind gespannt! Der Rechtsweg führt Sie ins Abseits.

 

Live Blog Deutschland – Spanien 0:1

Fazit Spanien hat eine titelreife Arbeitsprobe abgegeben. Technisch den Deutschen klar überlegen, taktisch auf alles vorbereitet, sehr aktiv und selbstbewusst, abwehrstark. Busquets, Alonso und Xavi waren die Herrscher des Mittelfelds, Iniesta war nur schwer zu bremsen, nicht mal von Lahm. Fast neunzig Minuten haben sie die Deutschen unter Druck gesetzt und ihr Spiel durchgesetzt, den Ball monopolisiert. Einziger Kritikpunkt: zu wenig Ertrag aus der Überlegenheit, den Ball und die Chance zur Entscheidung gegen Ende leichtsinnig hergegeben.

Deutschland zu passiv, ängstlich, nervös, defensiv. Zwar gut verteidigt, aber das Offensivspiel litt unter unpräzisen Pässen, Ballverlusten im Spielaufbau. Konter wurden in den Sand gesetzt. Ein deutlicher Leistungsabfall gegenüber den beiden vorangegangenen Spielen in der K.o.-Runde. Spanien hingegen mit einer klaren Steigerung.

Die bessere Mannschaft hat gewonnen, und dennoch war die Niederlage nicht zwingend. Ein Gegentor nach einer Ecke, zu einer Zeit, als Deutschland sich gerade vom Druck befreit zu haben schien.

Löw ist für ein sehr gutes Turnier verantwortlich, aber die Meisterprüfung Spanien muss er wiederholen (und wird es hoffentlich versuchen). Spanien hat wie vor zwei Jahren das deutsche Team in die Schranken verwiesen, da ist Löw allenfalls ein Stückchen nähergerückt.

Ein extrem faires Spiel. Keine Gelbe Karte. Über die zwei diskutablen Entscheidungen (Foul an Özil in der ersten Halbzeit? Foul an Schweinsteiger in der zweiten?) diskutiert in Deutschland niemand. Gute Verlierer. Schade halt, dass Müller gefehlt hat.

Was macht eigentlich Michael Ballack?

Endstand Deutschland – Spanien 0:1 Deutschland ist raus. Spanien gewinnt verdient. Viele Parallelen zum EM-Finale 2008.

88′ Die gute alte deutsche Brechstange ist ausgepackt, aber die Deutschen haben es verlernt, sie einzusetzen.

85′ Spanien postiert bei deutschen Angriffen die Armada vor dem Strafraum.

82′ Ob das bestraft wird? Pedro vertendelt eine Konterchance, geht ins Dribbling, statt auf den freien Torres zu spielen.

81′ Gomez für Khedira, Torres für Villa.

73′ Tor für Spanien 1:0 Puyol Eine Ecke bringt Spanien in Führung. Xavi schlägt sie, Piqué blockt Khedira, und Puyol rammt den Ball aus neun Metern rein.

72′ Iniesta setzt sich gegen Lahm durch, aber Schweinsteiger ist da.

69′ Bester Angriff der Deutschen im Spiel: Özil, Jansen und Podolski kombinieren sich auf links gut durch. Podolskis Flanke erreicht Kroos am langen Pfosten, der sich zum Vollspann aber nicht entschließen kann. Seinen Volleyschieber kann Casillas parieren. Ein Signal? Ein Mutmacher.

65′ Zwischenstand in der Löwschen Meisterprüfung: zu verhalten, muss mehr aus sich heraus kommen, aber noch im Spiel. Können seine Wechsel etwas bewirken? Ein Fach, in dem er bislang noch nicht überzeugt hat.

62′ Kroos kommt für Trochowski, der wenig Spuren hinterlassen hat.

58′ Doppelchance für Spanien: Pedro prüft Neuer, den Abpraller kann Mertesacker nicht klären, und Iniesta kann den Ball aufnahmen, dessen Querpass Villa nicht erreicht. Geht nicht mehr lange gut.

52′ Offensiver Wechsel: Jansen, eher Mittelfeldspieler, kommt für Boateng auf der linken Abwehrseite. Jansen war auch im EM-Finale ein guter Wechsel.

50′ Die Einschläge aus der zweiten Reihe von Xabi Alonso kommen näher.

47′ Pedro gegen Friedrich – ein anatomisch ungleiches, wenn nicht sogar unfaires Duell am Ball.

21:29 Der englische Ex-Schiedsrichter Graham Poll twittert zur Özil-Szene: Foul und Rot für Ramos, aber außerhalb.

Halbzeit 0:0 Das sieht ein bisschen aus wie das EM-Finale. Spanien drückt sein Spiel durch, die Deutschen klar unterlegen, zumindest anfangs. Zwar verdichten sie das Zentrum, sind dagegen auf den Außen löchrig. Dazu viele Ballverluste im Mittelfeld und in der Abwehr. Es sind also doch Per Mertesacker und Arne Friedrich, die da in der deutschen Innenverteidigung spielen. Wir vermuteten bereits eine Maskerade.

Das Spiel hat phasenweise Null Tempo, da beide Teams sehr vorsichtig sind, möglichst viele Spieler hinter dem Ball versammeln wollen, Konter vermeiden. Alonso und Busquets sind die Herrscher des Mittelfelds.

Offensichtlich hat Löw seinen Jungs aufgetragen, die Spanier zum Pressing zu locken. Neuer beispielsweise passt fast jeden Ball auf den sehr tief stehenden Lahm, statt, wie sonst, abzuschlagen. Das geht fast immer schief, bis auf die Aktion zum Schluss, die Özil auf den Weg schickt.

45+1′ Beste Szene der Deutschen. Sie überwinden die erste spanische Defensivreihe, Klose passt auf Özil, der in den Strafraum eindringt. Ramos läuft ihm in die Hacken, eher ungestüm als absichtlich. Zu wenig für einen Elfmeter? Özil hätte meinem Empfinden nach nicht fallen lassen müssen. Beim nächsten Mal gibt er einen.

42′ Der Freistoßtrick von Xavi war schriftlich angekündigt, den hat ja sogar Podolski durchschaut.

39′ Die deutsche Elf nach wie vor sehr ungenau, kommen aber zu längeren Ballstafetten bis in die gegnerische Hälfte. Aber noch ohne Gefahr zu verbreiten.

32′ Das nennen wir in Blankenese einen Gewaltroller, doch Trochowskis Linksschuss ist Deutschlands beste Chance. Casillas lenkt zur Ecke.

27′ Spanien dominiert weiterhin klar. Beide Teams mit Respekt voreinander, wollen hohes Tempo vermeiden. Aber die Spanier sind stilsicherer, können offensiver werden, ohne in Gefahr zu raten. Lassen sich nicht auskontern. So sah sich Klose eben im Strafraum fünf Abwehrspielern gegenüber.

20′ Was ich hier und da vor dem Spiel gehört (und gesagt) habe: Wer das erste Tor schießt, gewinnt das Spiel.

13′ Puyol, Spaniens Giftzwerg in der Abwehr, hechtet in eine Iniesta-Flanke und katapultiert den Ball mit dem Kopf in den 2. Rang.

11′ Bisher gehört das Spiel den Spaniern. Dominant im Ballbesitz. Die Deutschen stehen sehr weit hinten, greifen extrem spät an. Große Probleme im Aufbauspiel. Man kann den kalten Schweiß der jungen deutschen Elf fast riechen.

6′ Neuer wird gleich gebraucht, als Pedro den Ball auf Villa durchsteckt und zum Schuss kommt.

4′ Dachte erst, was ist das nun wieder für ein genialer Schachzug Löws? Abwehr hinter der Abwehr? Aber es war nur ein Flitzer.

1′ Spiel beginnt mit einer Neuerkerze.

Letzte Vorbemerkung: Ich gebe wenig auf Prognosen von Journalisten und anderen Wirbellosen.

Aufstellungen

Deutschland Neuer – Lahm, Mertesacker, Friedrich, Boateng – Schweinsteiger, Khedira – Trochowski, Özil, Podolski – Klose
Spanien Casillas – Ramos, Pique, Puyol, Capdevilla – Alonso, Busquets – Iniesta, Xavi, Pedro – Villa

Damit dürfte Iniesta auf Boateng treffen. Das heißt: Luft anhalten!

Live Blogs auch auf allesaussersport und von Jens Weinreich. Wo noch?

20:15 Der Sportschuhforscher @drbieber (Sneaker Story) findet, der Özil-Spot hat einen Haken.

20:10 Blick zur Seite: Auf den Tag genau vor fünfundzwanzig Jahren war ein wichtiger Tag der deutschen Sportgeschichte. Wo warst Du, als Boris Becker erstmals Wimbledon gewann?

19:55 Nike hat ja bei der Auswahl der Testimonials, nun ja, bei dieser WM nicht so viel Glück gehabt. Jetzt versuchen sie auch noch, Özil aus dem Turnier zu nehmen. Hier die Langversion des Spots, der gerade auf der ARD zu sehen war:

Das nenne ich mal eine Korrektur, eine Korrektur des Nike-Spots vor der WM. Tausche einen Özil gegen einen Ronaldo, einen Rooney, einen Ronaldinho und einen Cannavaro. Mein Kollege hält Özil für einen Nachfahren von Hans Rosenthal.

19:40 Trochowski, Bild wusste es wieder mal vorher, kommt für den gesperrten Müller. Bei Trochowski verdrehen manche die Augen, weil er den Ball zu lange hält. Aber Löws Entscheidungen haben bei dieser WM so gesessen, dass die Skeptiker allenfalls ein wenig die Augen verdrehen. Der Mann hat sich Vertrauen erarbeitet.

Aber wie schade, dass Müller nicht dabei ist. Ach, ist der gut! Die FAZ hat ihn heute mit Beckenbauer 66 verglichen, als der 20-Jährige zum Star wurde. Sollte Deutschland weiterhin gewinnen, werden weitere historische Analogien gezogen werden. Ich hab auch schon eine parat.

Für Spanien stürmt Pedro, der formschwache Torres bleibt draußen. „Dann haben wir ja eine Chance“, sagt mir gerade mein ehemaliger spanischer Mitbewohner am Telefon.

19:15 Es ist die Demut, die Joachim Löw auszeichnet. Die Demut gegenüber der Konkurrenz, etwa der aus Spanien. Löw nennt Spanien als sein Vorbild. Wann hat es das in dieser Form gegeben, dass ein deutscher Trainer sich derart an einem ausländischen Leitbild orientiert?

Heute findet, in einer Hinsicht, Löws wichtigstes Spiel der WM statt (ein mögliches Finale eingeschlossen): Vor zwei Jahren verlor sein Team im Wiener EM-Finale gegen Spanien. Im Ergebnis knapp, 0:1, in der Spielanlage chancenlos. Den Spaniern gelang es grandios, den Ball vor den Deutschen zu verstecken. Sie spielten mit Ballack, Schweinsteiger und Frings Blindekuh. „Heiß, Schweini, heiß … jetzt wieder kalt, kälter, Ballack … warm, wärmer, Frings …, fast hättest Du ihn gehabt.“ Ein paar Szenen von damals:

Frings und Ballack sind nicht mehr, Schweini auch nicht. Mit spanischem Blindekuh ist heute nicht zu rechnen. Löw hat in den zwei zurückliegenden Jahren seine Mannschaft auf ein neues Niveau gehievt, er hat sie hispanisiert. Getrieben vom Ehrgeiz, diesem überlegenen spanischen Gegner gewachsen zu sein. Er hat seinen Leuten Spiel ohne Ball, Raumaufteilung und Ballkontrolle beigebracht, dazu taktisches Gespür und den Blick für den richtigen Moment für den Steilpass.

Auf die beiden Mittelfeldreihen wird es heute besonders ankommen. Die deutsche um Schweinsteiger, Khedira, Özil und Podolski gilt ihren Widersachern Xabi, Iniesta, Xabi Alonso und Busquets inzwischen als ebenbürtig. Vermutlich wird es darauf hinauslaufen, dass die Dominanz während des Spiels wechselt.

Bei Löws Meisterprüfung treffen die zwei besten Mannschaften des Turniers aufeinander. Die Holländer sollten es mir nachsehen, sie werden ja am Sonntag die Chance haben, dieses Urteil zu revidieren. (Ich sag übrigens Holland, weil es so ein schönes Wort ist. Das amtlich korrekte Niederlande sag ich erst, wenn die Meisjes und Jongens in Oranje ihr wunderschönes Lied ändern in „Hup, Nederlande, hup!“)

Wir bloggen ab sofort live. Und freuen uns auf Ihre Kommentare und Anregungen.

 

Uruguay – Niederlande 2:3

Fazit: Erstmals seit 32 Jahren stehen unsere niederländischen Nachbarn wieder in einem WM-Finale. 3:2 gegen Uruguay, das hört sich nach einem würdevollen Halbfinale an. Nach einem Spiel voller Tempo und Torchancen – einem Spektakel. War es aber nicht. Die Niederlande spielten sehr kühl, beinahe emotionslos. Vor einiger Zeit hätte man dem niederländischem Spiel dafür das Attribut „Deutsch“ an die orangene Brust geheftet, doch das trifft es nicht mehr. Das liegt an den Deutschen, die mittlerweile niederländisch spielen. Also so niederländisch wie die Niederländer einst gespielt haben. Alles klar? Gegen Brasilien half den Holländern ein bisschen Glück, heute half ein limitierter Gegner. Im Gegensatz zu den beiden anderen Halbfinalisten Deutschland und Spanien konnte man bei den Niederländern bisher keine echte Spielidee erkennen, zumindest keine offensive. Das Defensivspiel organisierte Mark van Bommel wie immer prächtig, die größere Disziplin in der Abwehr scheint aber zu Lasten der Kreativität zu gehen. Wie so oft. Heute mussten ein Sonntagsschuss und ein doppelt abgefälschtes Abseitstor herhalten. Einzig der dritte Treffer, ein Kopfballtor von Arjen Robben, war herausgespielt. Hollands Torwart Maarten Stekelenburg wirkte nicht nur bei Forlans Fernschuss unsicher. Und dass es nach dem 2:3 der Uruguayer tatsächlich noch einmal turbulent im Oranje-Strafraum zuging, spricht eher gegen die Theorie der abgeklärten Niederländer, die wie das viel zitierte Pferd nur so hoch springen, wie sie müssen. Ein besserer Gegner hätte die Verwirrungen in der niederländischen Hintermannschaft ausgenutzt. Mit Verlaub, aber es scheint tatsächlich so, als ob das Spiel der Löw-Elf gegen Spanien morgen das eigentliche WM-Finale sein wird.

Schluss, Aus. Das war knapp am Ende. Die Niederlande stehen im WM-Finale! Da flog der Ball aber in den letzten Sekunde noch einige Male wilder durch den niederländischen Strafraum als es dem Blutdruck Bert van Marwijks gut tun kann. Fazit folgt.

93′ Noch einmal Einwurf für Uruguay.

92′ Tor Maxi Pereira 2:3 Ja geht hier noch was?

86′ Noch eine Konterchance für Arjen Robben. Schön gespielt von van Persie, Robben versucht einen zarten Lupfer. Aber alles was Robben heute schön machen will missglückt. Vielleicht hätte er es mit dem Kopf versuchen sollen.

83′ Das wird wohl nichts mehr. Ein seltsam ereignisloses Halbfinale plätschert seinem Ende entgegen.

Jetzt muss Uruguay mal etwas kreieren. Spielzüge, Torchancen und so.

Dank des ZDF wissen wir, dass Robbens Tor das 2200. der WM-Geschichte war.

73′ Tor Arjen Robben 1:3 Dirk Kuijt hat viel zu viel Platz auf der linken Seite. Seine Flanke findet den Kopf von, ja, Arjen Robben. Und der köpft, als ob er sein Leben lang nichts anderes getan hat, sehr schön aus sieben Metern an den Innenpfosten. Ein Kopfballtor von Robben, komisches Spiel.

69′ Tor Wesley Sneijder 1:2 Auf den ersten Blick ein Abseitstor der Niederländer. Sneijders Schuss wird doppelt abgefälscht, van Persie steht dabei knapp im Abseits und nimmt Muslera die Sicht, der den Ball daraufhin in die lange Ecke trudeln lässt. Ob Abseits oder nicht: Ein Gurkentor!

68′ Große Chance für Holland. Van der Vaart bekommt von van Persie den Ball im Strafraum zugesteckt. Sein Schuss kann Muslera zur Seite abklatschen. Den Nachschuss nimmt Robben mit rechts, drüber aus fünf Metern.

66′ Stekelenburg prüft seine Überhände, weil Forlan sich anschickt, einen Freistoß zu schießen. Stekelenburg klärt zur Ecke.

62′ Mark van Bommel mit seinem Lieblingstrick. Wenn der Zweikampf fast verloren scheint springt er möglichst spektakulär in den Gegenspieler, und bekommt einen Freistoß.

58′ Robben muss seinen Zwillingsbruder geschickt haben, geht schon wieder rechts vorbei. Louis van Gaal stupst seine Truus vor dem heimischen TV vor Freude in die Seite.

Man kann übrigens nicht nur bei den Holländern ins Fettnäpfchen treten. Neige dazu, die Uruguayer der Einfachheit halber Urus zu nennen. Geht aber nicht. Die Urus sind ein indigenes Volk, die auf dem Tiki-Taka-See Titicacasee leben und sich dort, weil sie ja sonst untergehen würden, Inseln aus Schilf gebaut haben. War sogar schon mal da. Gibt dort auch Telefonhäuschen aus Schilf.

51′ Nach einem verkürzten Rückpass von Boulahrouz muss Stekelenburg aus dem Tor, kann nicht richtig klären, den anschließenden Fernschussheber des Urus muss der kleine van Bronckhorst von der Linie köpfen. Dabei hat der doch heute schon genug gemacht (vgl. 18. Minute).

Van der Vaarts Einwechslung bedeutet aber auch: Orange wird offensiver. Obacht, ihr Himmelblauen.

Es geht weiter. Für Demy de Zeeuw kam Rafael van der Vaart, dessen Frau ja bekanntlich das Supertalent sucht. Nun, ihr Mann kann es nicht sein, der würde sonst von Anfang an spielen. Außerdem führt er sich mit einem Fehlpass ein.

Während Oli Kahn irgendetwas von „Überhänden“ erzählt, wurde der ZDF-Praktikant mit dem Bandmaß aufs Feld geschickt. Van Bronckhorst schloss aus 37,6 Metern ab.

Halbzeit Nach 45 Minuten sind wir so schlau wie zuvor. Wenigstens haben wir zwei schöne Weitschuss-Tore gesehen. Uruguay zog sich zurück, bis die Niederlande traf. Dann zog sich die Niederlande zurück, bis Uruguay traf. Wie ein WM-Halbfinale wirkt das Spiel aber beim besten Willen nicht. Eher wie eine Vorrunden-Partie, 2. Spieltag, 13.30 Uhr.

@ben bezeichnet Forlans Tor als Dampframme. Ja, schon.

41′ Tor, 1:1 Diego Forlan Der Jabulani schlägt zurück. Forlan hat vor der gegnerischen Abwehr auf einmal schrecklich viel Platz und hält einfach mal drauf. Der Ball fliegt und fliegt und dreht sich und dreht sich, sein Flug endet knapp unter der Latte. Stekelenburg greift ins Leere. Nun beginnt das Spielchen von vorne, die Uruguayer werden sich wieder zurückziehen. Na, klasse.

Die Niederländer stehen jetzt ihrerseits sehr tief. Alles Spielverderber! Wir freuen uns schon jetzt auf das Spiel morgen.

33′ Orange und Himmelblau haben sich wieder entmischt. Letztere trauen sich jetzt so langsam in die gegnerische Hälfte. Sie scheinen zu ahnen, dass dieses Ergebnis doch nicht zum Weiterkommen reicht.

27′ Rudelbildung. Orange und Himmelblau vermischen sich. Was gibt das eigentlich? Muss ich mal Frau Richter fragen, meine ehemalige Kunstlehrerin.

26′ Mark van Bommel mit einer feinen Körpertäuschung. Zum Dank wird er gefoult.

Es klingt zwar immer blöd, aber dieses Tor kann nur dem Spiel wirklich nur gut tun. Uruguay hatte es sich in der eigenen Hälfte schon wieder verdächtig gemütlich eingerichtet. Jetzt müssen sie zumindest über so etwas wie Offensivspiel nachdenken.

18′ Tor, 0:1 Giovanni van Bronckhorst. Der holländische (hehe) Kapitän hat keine Lust sich durch die uruguayische Abwehr zu spielen, schießt aus gut 25 Metern und der Ball fliegt und fliegt und fliegt und passt gut in den Winkel. So wie der Ball da ganz oben vom Innenpfosten abprallte, erinnerte das an Philipp Lahm gegen Costa Rica 2006.

Falls ich übrigens im Eifer des Gefechts tatsächlich einmal Holland schreiben sollte, so tut mir das leid und ich möchte damit keineswegs die Menschen aus Friesland, Groningen, Drenthe, Overijssel, Gelderland, Nordbrabant, Limburg, Utrecht, Flevoland und Seeland in irgendeiner Form diskriminieren. Sind halt nur noch so drin, die Holländer eben.

12′ Sneijder mit einer guten Schussmöglichkeit, er schießt und trifft den eigenen Mann, Robin van Persie. Sneijder guckt böse.

Ab heute darf übrigens wieder nach Herzenslust getreten werden. Die Gelben Karten aus Vorrunde und den ersten K.O.-Runden wurden gelöscht. Gibt heute also keinen weinenden Gascoigne, oder traurigen Ballack.

4′ Von wegen One Trick Pony. Robben verblüfft sich und die Fußball-Welt, zieht rechts an seinem Gegner vorbei. Seine Flanke drischt Kuijt übers Tor.

1′ Anstoß: Die Oranje spielen in Orange, die Albiceleste (die Himmelblauen) überraschenderweise in Himmelblau.

Es geht dann gleich los.

Bei den Niederländern muss sich Mark van Bommel an ein neues Gesicht neben ihm gewöhnen. Nigel de Jong ist gesperrt, für ihn darf Demy de Zeeuw ran. Und für van der Wiel wird der Stuttgarter Abwehr-Schlächter Khalid Bouhlarouz mitmachen dürfen.

Beide Mannschaften gehen etwas gehandicapt ins Spiel. Den Uruguayern fehlen aus bekannten Gründen Dreifachtorschütze Luis Suarez und, vielleicht ein noch größerer Verlust, Jorge Fucile, einer der bislang besten Linksverteidiger dieses Turniers. Zudem fehlt noch ein Abwehrmann, Senor Lugano.

So spielen sie:

Uruguay: Muslera – Maxi Pereira, Godin, Victorino, Caceres – Perez, Arevalo Rios – Gargano, Alvaro Pereira – Cavani – Forlan

Niederlande: Stekelenburg – Boulahrouz, Heitinga, Mathijsen, van Bronckhorst – van Bommel, de Zeeuw – Robben, Sneijder, Kuijt – van Persie

Vorbemerkungen:

Ehemalige große Fußballer sind, wenn sie nicht gerade im edlen Anzug eine 0:4-Viertelfinal-Niederlage einstecken müssen, gern gesehene Gesprächspartner. Johan Cruyff war ein großer Fußballer. Ab und an wird er deshalb über Fußball befragt und darf deshalb seine Bewunderung respektive seinen Unmut über den Fußball im Allgemeinen und dem niederländischen Fußball im Besonderen äußern. Oft meckerte er in der Vergangenheit, aber diesmal klang es so hart wie nie zuvor. Zu deutsch, spiele die niederländische Nationalelf. So so.

Nun ist es tatsächlich so, dass die „Elftal“ um Bert van Marwijk etwas unterkühlten Fußball spielt. Daran muss man sich in den Niederlanden erst einmal vorsichtig gewöhnen, obwohl die Zeiten des Voetbal Total schon lange vorbei sind, wie der Kollege Raphael Honigstein hier festgestellt hat. Wo König Johan aber völlig falsch liegt: Die Deutschen spielen nicht mehr deutsch. Aber das soll hier und heute nicht das Thema sein.

Wenn die Niederlande auf Uruguay trifft, dann wird nicht nur deutsche Halbfinalgegner gesucht, sondern dann ist das auf jeden Fall auch eine überraschende Halbfinal-Begegnung. Was aber eher an den Uruguayern liegt.

Vor dem Turnier hätten sie wohl keinen Peso darauf gewettet, dass sie das einzig verbliebene südamerikanische Halbfinal-Team sind. Brasilien raus, Argentinien raus, Paraguay und Chile auch. Ja gibts das denn?

Die Erfolgsgeheimnisse heißen: eine stabile Abwehr, ein diszipliniertes, zweikampfstarkes Mittelfeld und in Diego Forlan und Luis Suarez zwei geniale Stürmer. Wobei auch die größten Uruguay-Fans zugeben müssten, dass der Weg ins Halbfinale ein leichter war. Die Gruppe mit Südafrika, Frankreich und Mexiko war machbar, die K.O.-Rundengegner Südkorea und Ghana bei allem Respekt doch eher fußballerische Leichtgewichte.

Und dann gibt es ja noch diese Geschichte des Luis Suarez. Weil er mit einer flinken Faustabwehr auf der eigenen Torlinie den Gegner aus Ghana aus dem Halbfinale heraus- und sein eigenes Team hineinboxte, hat nicht unbedingt zur Verbesserung der uruguayisch-afrikanischen Beziehungen beigetragen. Durch diesen viel diskutierten Vorfall dürften die Sympathien im Green Point Stadium zu Kapstadt relativ klar verteilt sein.

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